Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Seiten. Es sollte aber keiner schießen, er hätte denn zuvor geschossen. Ich hatte mich mit meiner Flinte hinter einen Stein gekrochen, und kamen mir die graulichen Thiere so dicht auf den Hals, daß sie mich anschnarchten. Und lief keins vor uns weg. Bis endlich der Kommandeur anschlug und schießen wollte. Als ihm aber die Flinte wohl dreimal versaget, wollte ich nicht länger warten und schoß drein mit Kugeln und gehauenen Kugeln. Davon einer gleich zur Erden stürzte, der andere aber im rechten Lauf, bei der Hüft, getroffen war, davon er rumhinkete. Sie liefen darum nicht, noch scheueten sich. Da ging es an ein Schießen, umb und umb, daß wohl acht bis neun Stück fielen. Der Kommandeur wollte sich immer zerreißen. Noch mehr aber wurde er heftig bös, als er sähe, daß ich aufsprang und das lahme Thier, das immer nahe bei mir herumging, beim Halse kriegete und ihm mit meinem großen, holländischen Messer die Gurgel abstieß. Da warden die Thiere scheu und liefen mit schnellem Lauf fort! Der Kommandeur fluchte sehr auf mich, daß ich ihm den Kram verdorben; sonst hätte er sie alle bekommen wollen. Allein ich lachte drüber, fragend: was er mit so vielen machen wollen? - Er aber sagte: es war das delikateste Wildbret; könnte es in Tonnen salzen und die Fell teuer verkaufen. - Doch mußte er sich gnügen lassen, was da war. Vier und vier packten eins auf stangen und Bootshaken und trugen's nach dem Schiff. Gab Ordre: wieder zu kommen! - Ich und der Kommandeur blieben allein und gingen, die Thier wieder zu suchen; allein, wir fanden solche nicht wieder. Und weil es allzeit Tag war, waren wir wohl drei Tage ins Land hinein; fanden lauter Einöden, kein Bäumlein oder Sträuchlein, außer oftgedachten Schlath, als wovon die Thiere und Vögel sich nähren und so fett werden. Seiten. Es sollte aber keiner schießen, er hätte denn zuvor geschossen. Ich hatte mich mit meiner Flinte hinter einen Stein gekrochen, und kamen mir die graulichen Thiere so dicht auf den Hals, daß sie mich anschnarchten. Und lief keins vor uns weg. Bis endlich der Kommandeur anschlug und schießen wollte. Als ihm aber die Flinte wohl dreimal versaget, wollte ich nicht länger warten und schoß drein mit Kugeln und gehauenen Kugeln. Davon einer gleich zur Erden stürzte, der andere aber im rechten Lauf, bei der Hüft, getroffen war, davon er rumhinkete. Sie liefen darum nicht, noch scheueten sich. Da ging es an ein Schießen, umb und umb, daß wohl acht bis neun Stück fielen. Der Kommandeur wollte sich immer zerreißen. Noch mehr aber wurde er heftig bös, als er sähe, daß ich aufsprang und das lahme Thier, das immer nahe bei mir herumging, beim Halse kriegete und ihm mit meinem großen, holländischen Messer die Gurgel abstieß. Da warden die Thiere scheu und liefen mit schnellem Lauf fort! Der Kommandeur fluchte sehr auf mich, daß ich ihm den Kram verdorben; sonst hätte er sie alle bekommen wollen. Allein ich lachte drüber, fragend: was er mit so vielen machen wollen? – Er aber sagte: es war das delikateste Wildbret; könnte es in Tonnen salzen und die Fell teuer verkaufen. – Doch mußte er sich gnügen lassen, was da war. Vier und vier packten eins auf stangen und Bootshaken und trugen’s nach dem Schiff. Gab Ordre: wieder zu kommen! – Ich und der Kommandeur blieben allein und gingen, die Thier wieder zu suchen; allein, wir fanden solche nicht wieder. Und weil es allzeit Tag war, waren wir wohl drei Tage ins Land hinein; fanden lauter Einöden, kein Bäumlein oder Sträuchlein, außer oftgedachten Schlath, als wovon die Thiere und Vögel sich nähren und so fett werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0144"/> Seiten. Es sollte aber keiner schießen, er hätte denn zuvor geschossen. Ich hatte mich mit meiner Flinte hinter einen Stein gekrochen, und kamen mir die graulichen Thiere so dicht auf den Hals, daß sie mich anschnarchten. Und lief keins vor uns weg. Bis endlich der Kommandeur anschlug und schießen wollte. Als ihm aber die Flinte wohl dreimal versaget, wollte ich nicht länger warten und schoß drein mit Kugeln und gehauenen Kugeln. Davon einer gleich zur Erden stürzte, der andere aber im rechten Lauf, bei der Hüft, getroffen war, davon er rumhinkete. Sie liefen darum nicht, noch scheueten sich. Da ging es an ein Schießen, umb und umb, daß wohl acht bis neun Stück fielen. Der Kommandeur wollte sich immer zerreißen. Noch mehr aber wurde er heftig bös, als er sähe, daß ich aufsprang und das lahme Thier, das immer nahe bei mir herumging, beim Halse kriegete und ihm mit meinem großen, holländischen Messer die Gurgel abstieß. Da warden die Thiere scheu und liefen mit schnellem Lauf fort!</p> <p>Der Kommandeur fluchte sehr auf mich, daß ich ihm den Kram verdorben; sonst hätte er sie alle bekommen wollen. Allein ich lachte drüber, fragend: was er mit so vielen machen wollen? – Er aber sagte: es war das delikateste Wildbret; könnte es in Tonnen salzen und die Fell teuer verkaufen. – Doch mußte er sich gnügen lassen, was da war. Vier und vier packten eins auf stangen und Bootshaken und trugen’s nach dem Schiff. Gab Ordre: wieder zu kommen! – Ich und der Kommandeur blieben allein und gingen, die Thier wieder zu suchen; allein, wir fanden solche nicht wieder. Und weil es allzeit Tag war, waren wir wohl drei Tage ins Land hinein; fanden lauter Einöden, kein Bäumlein oder Sträuchlein, außer oftgedachten Schlath, als wovon die Thiere und Vögel sich nähren und so fett werden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
Seiten. Es sollte aber keiner schießen, er hätte denn zuvor geschossen. Ich hatte mich mit meiner Flinte hinter einen Stein gekrochen, und kamen mir die graulichen Thiere so dicht auf den Hals, daß sie mich anschnarchten. Und lief keins vor uns weg. Bis endlich der Kommandeur anschlug und schießen wollte. Als ihm aber die Flinte wohl dreimal versaget, wollte ich nicht länger warten und schoß drein mit Kugeln und gehauenen Kugeln. Davon einer gleich zur Erden stürzte, der andere aber im rechten Lauf, bei der Hüft, getroffen war, davon er rumhinkete. Sie liefen darum nicht, noch scheueten sich. Da ging es an ein Schießen, umb und umb, daß wohl acht bis neun Stück fielen. Der Kommandeur wollte sich immer zerreißen. Noch mehr aber wurde er heftig bös, als er sähe, daß ich aufsprang und das lahme Thier, das immer nahe bei mir herumging, beim Halse kriegete und ihm mit meinem großen, holländischen Messer die Gurgel abstieß. Da warden die Thiere scheu und liefen mit schnellem Lauf fort!
Der Kommandeur fluchte sehr auf mich, daß ich ihm den Kram verdorben; sonst hätte er sie alle bekommen wollen. Allein ich lachte drüber, fragend: was er mit so vielen machen wollen? – Er aber sagte: es war das delikateste Wildbret; könnte es in Tonnen salzen und die Fell teuer verkaufen. – Doch mußte er sich gnügen lassen, was da war. Vier und vier packten eins auf stangen und Bootshaken und trugen’s nach dem Schiff. Gab Ordre: wieder zu kommen! – Ich und der Kommandeur blieben allein und gingen, die Thier wieder zu suchen; allein, wir fanden solche nicht wieder. Und weil es allzeit Tag war, waren wir wohl drei Tage ins Land hinein; fanden lauter Einöden, kein Bäumlein oder Sträuchlein, außer oftgedachten Schlath, als wovon die Thiere und Vögel sich nähren und so fett werden.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/144>, abgerufen am 16.02.2025. |