Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Und ich kam zum Raths-Barbierer, einem alten Mann und Frau; hatten eine einige, erwachsene Tochter. Ich war kaum zwei Tage dort, daß mir der alte Mann nicht die Gelegenheit anbote, indem er alt und seine Frau alt und sie der Tochter die Barbier-Stube mit allem übergeben wollten, wann sie einen guten Menschen, wie sie mich dafür ansähen, dazu bekommen könnten. Unter seinen Gesellen wäre keiner; denn sie wären liederliche Kerl in Saufen und Spielen, welches sie von mir nicht sähen etc. Ich gab zur Antwort: Das könnte wohl angehen; wiewohl, ich war noch jung und müßte noch was erfahren. - "Wohl, sagte der alte Herr, es muß auch nicht gleich sein." - Ich machte mich auf der alten Mutter Geheiß an die Tochter, zu hören. Allein die war nach der Hamburger Art so 'ne Put', daß ich nicht wußte, wie ich mit ihr daran war. Doch machte ich mir nicht viel draus. Acht Tage darnach bekam ich Rekommandation, ich weiß nicht, von wem, nach Itzehoe in Holstein an ein'n Regiments-Feldscher unter dem König von Dänemark. Und weil es eine austrägliche Kondition war, wollte ich selbige nicht ausschlagen und nahm es an. Als ich solches meinem alten Herrn vermeldete, war er nicht wohl damit zufrieden. Hätten mich gerne länger bei sich behalten und wollten den ältesten Gesellen meinethalben abschaffen. Welches ich nicht thun wollte, einen andern vertreiben. Ich mußte ihm versprechen, im halben Jahr wieder zu kommen. Und da sollte unsere Sache gewiß werden. Und damit ging es fort. Ich nahm Abschied und setzte mich auf die Elbe auf ein Schmack-Schiff, umb mit nach Glückstadt und dann nach Itzehoe zu fahren. Und ich kam zum Raths-Barbierer, einem alten Mann und Frau; hatten eine einige, erwachsene Tochter. Ich war kaum zwei Tage dort, daß mir der alte Mann nicht die Gelegenheit anbote, indem er alt und seine Frau alt und sie der Tochter die Barbier-Stube mit allem übergeben wollten, wann sie einen guten Menschen, wie sie mich dafür ansähen, dazu bekommen könnten. Unter seinen Gesellen wäre keiner; denn sie wären liederliche Kerl in Saufen und Spielen, welches sie von mir nicht sähen etc. Ich gab zur Antwort: Das könnte wohl angehen; wiewohl, ich war noch jung und müßte noch was erfahren. – „Wohl, sagte der alte Herr, es muß auch nicht gleich sein.“ – Ich machte mich auf der alten Mutter Geheiß an die Tochter, zu hören. Allein die war nach der Hamburger Art so ’ne Put’, daß ich nicht wußte, wie ich mit ihr daran war. Doch machte ich mir nicht viel draus. Acht Tage darnach bekam ich Rekommandation, ich weiß nicht, von wem, nach Itzehoe in Holstein an ein’n Regiments-Feldscher unter dem König von Dänemark. Und weil es eine austrägliche Kondition war, wollte ich selbige nicht ausschlagen und nahm es an. Als ich solches meinem alten Herrn vermeldete, war er nicht wohl damit zufrieden. Hätten mich gerne länger bei sich behalten und wollten den ältesten Gesellen meinethalben abschaffen. Welches ich nicht thun wollte, einen andern vertreiben. Ich mußte ihm versprechen, im halben Jahr wieder zu kommen. Und da sollte unsere Sache gewiß werden. Und damit ging es fort. Ich nahm Abschied und setzte mich auf die Elbe auf ein Schmack-Schiff, umb mit nach Glückstadt und dann nach Itzehoe zu fahren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0105"/> <p><hi rendition="#in">U</hi>nd ich kam zum Raths-Barbierer, einem alten Mann und Frau; hatten eine einige, erwachsene Tochter.</p> <p>Ich war kaum zwei Tage dort, daß mir der alte Mann nicht die Gelegenheit anbote, indem er alt und seine Frau alt und sie der Tochter die Barbier-Stube mit allem übergeben wollten, wann sie einen guten Menschen, wie sie mich dafür ansähen, dazu bekommen könnten. Unter seinen Gesellen wäre keiner; denn sie wären liederliche Kerl in Saufen und Spielen, welches sie von mir nicht sähen etc.</p> <p>Ich gab zur Antwort: Das könnte wohl angehen; wiewohl, ich war noch jung und müßte noch was erfahren. – „Wohl, sagte der alte Herr, es muß auch nicht gleich sein.“ – Ich machte mich auf der alten Mutter Geheiß an die Tochter, zu hören. 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Und ich kam zum Raths-Barbierer, einem alten Mann und Frau; hatten eine einige, erwachsene Tochter.
Ich war kaum zwei Tage dort, daß mir der alte Mann nicht die Gelegenheit anbote, indem er alt und seine Frau alt und sie der Tochter die Barbier-Stube mit allem übergeben wollten, wann sie einen guten Menschen, wie sie mich dafür ansähen, dazu bekommen könnten. Unter seinen Gesellen wäre keiner; denn sie wären liederliche Kerl in Saufen und Spielen, welches sie von mir nicht sähen etc.
Ich gab zur Antwort: Das könnte wohl angehen; wiewohl, ich war noch jung und müßte noch was erfahren. – „Wohl, sagte der alte Herr, es muß auch nicht gleich sein.“ – Ich machte mich auf der alten Mutter Geheiß an die Tochter, zu hören. Allein die war nach der Hamburger Art so ’ne Put’, daß ich nicht wußte, wie ich mit ihr daran war. Doch machte ich mir nicht viel draus.
Acht Tage darnach bekam ich Rekommandation, ich weiß nicht, von wem, nach Itzehoe in Holstein an ein’n Regiments-Feldscher unter dem König von Dänemark. Und weil es eine austrägliche Kondition war, wollte ich selbige nicht ausschlagen und nahm es an.
Als ich solches meinem alten Herrn vermeldete, war er nicht wohl damit zufrieden. Hätten mich gerne länger bei sich behalten und wollten den ältesten Gesellen meinethalben abschaffen. Welches ich nicht thun wollte, einen andern vertreiben. Ich mußte ihm versprechen, im halben Jahr wieder zu kommen. Und da sollte unsere Sache gewiß werden. Und damit ging es fort. Ich nahm Abschied und setzte mich auf die Elbe auf ein Schmack-Schiff, umb mit nach Glückstadt und dann nach Itzehoe zu fahren.
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