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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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und schwache Menschen.
CAPUT. III.
Zwey Gebet üm ein seliges Sterbstündlein.
Das erste.

OGütiger Gott/ du hast dem Menschen ein Ziel
gesetzt zu leben/ welches er nicht kan übergehen
denn er hat seine bestimte Zeit/ die Zahl seiner
Monat steht bey dir/ alle unsere Tage hastu gezehlet
welche doch schnelle dahin fahren/ wie ein Strohm/
nicht anders als flogen wir dahin/ alle unsere Jahr
seind wie ein Rauch oder Schatten/ der plötzlich ver-
gehet/ der Mensch ist doch wie Graß/ welches bald
verdorret/ und wie ein Blum auf dem Felde verwel-
cket/ So lehre mich nun erkennen/ und zu Gemüthe
führen/ daß es ein Ende mit mir haben muß/ und
mein Leben ein Ziel hat/ und ich davon muß/ siehe
meine Tage sind einer Hand breit bey dir/ wir gar
nichts sind alle Menschen die doch so sicher dahin le-
ben/ Herr lehre mich bedencken/ daß ich sterben muß
und allhie in dieser Pilgerschafft keine bleibende
Statt habe/ Thue mir kund mein kurtzes und ver-
gängliches Wesen/ daß ich oft und viel gedencke an
mein Ende/ auf daß ich in dieser Welt nicht mir selbst
sondern dir lebe und sterbe/ damit ich im Glauben
wacker und frölich erwarte den Tag meiner Heim-
fahrt/ und der Erscheinung deines lieben Sohns

Jesu
und ſchwache Menſchen.
CAPUT. III.
Zwey Gebet üm ein ſeliges Sterbſtündlein.
Das erſte.

OGütiger Gott/ du haſt dem Menſchen ein Ziel
geſetzt zu leben/ welches er nicht kan übergehen
denn er hat ſeine beſtimte Zeit/ die Zahl ſeiner
Monat ſteht bey dir/ alle unſere Tage haſtu gezehlet
welche doch ſchnelle dahin fahren/ wie ein Strohm/
nicht anders als flogen wir dahin/ alle unſere Jahr
ſeind wie ein Rauch oder Schatten/ der plötzlich ver-
gehet/ der Menſch iſt doch wie Graß/ welches bald
verdorret/ und wie ein Blum auf dem Felde verwel-
cket/ So lehre mich nun erkennen/ und zu Gemüthe
führen/ daß es ein Ende mit mir haben muß/ und
mein Leben ein Ziel hat/ und ich davon muß/ ſiehe
meine Tage ſind einer Hand breit bey dir/ wir gar
nichts ſind alle Menſchen die doch ſo ſicher dahin le-
ben/ Herr lehre mich bedencken/ daß ich ſterben muß
und allhie in dieſer Pilgerſchafft keine bleibende
Statt habe/ Thue mir kund mein kurtzes und ver-
gängliches Weſen/ daß ich oft und viel gedencke an
mein Ende/ auf daß ich in dieſer Welt nicht mir ſelbſt
ſondern dir lebe und ſterbe/ damit ich im Glauben
wacker und frölich erwarte den Tag meiner Heim-
fahrt/ und der Erſcheinung deines lieben Sohns

Jeſu
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[60/0403] und ſchwache Menſchen. CAPUT. III. Zwey Gebet üm ein ſeliges Sterbſtündlein. Das erſte. OGütiger Gott/ du haſt dem Menſchen ein Ziel geſetzt zu leben/ welches er nicht kan übergehen denn er hat ſeine beſtimte Zeit/ die Zahl ſeiner Monat ſteht bey dir/ alle unſere Tage haſtu gezehlet welche doch ſchnelle dahin fahren/ wie ein Strohm/ nicht anders als flogen wir dahin/ alle unſere Jahr ſeind wie ein Rauch oder Schatten/ der plötzlich ver- gehet/ der Menſch iſt doch wie Graß/ welches bald verdorret/ und wie ein Blum auf dem Felde verwel- cket/ So lehre mich nun erkennen/ und zu Gemüthe führen/ daß es ein Ende mit mir haben muß/ und mein Leben ein Ziel hat/ und ich davon muß/ ſiehe meine Tage ſind einer Hand breit bey dir/ wir gar nichts ſind alle Menſchen die doch ſo ſicher dahin le- ben/ Herr lehre mich bedencken/ daß ich ſterben muß und allhie in dieſer Pilgerſchafft keine bleibende Statt habe/ Thue mir kund mein kurtzes und ver- gängliches Weſen/ daß ich oft und viel gedencke an mein Ende/ auf daß ich in dieſer Welt nicht mir ſelbſt ſondern dir lebe und ſterbe/ damit ich im Glauben wacker und frölich erwarte den Tag meiner Heim- fahrt/ und der Erſcheinung deines lieben Sohns Jeſu

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/403>, abgerufen am 27.06.2024.