Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.Die selige Sterb-Kunst. und müheseeligen Leben abgehet/ das gehet uns amEwigen desto reichlicher zu. Das wissen und gläu- ben fromme Christen/ von Hertzen/ darüm erschre- cken sie nicht/ wenn gleich der Todt bey ihnen an- klopffet/ sondern freuen sich vielmehr/ daß sie einen so guten Wechsel thun sollen/ und sagen mit S. Pau- lo: Mors mihi lucrum, Der Tod ist mein Gewinn. Cupio dissolvi & esse cum Christo, Jch begehre aufge- löst zu werden/ und bey Christo zu seyn. Jst es nicht war/ mein Christ/ wenn du eine arme und geringe Hütten hättest/ voller Hungers und Kummers/ und einer wolte dir dieselbige einreissen/ und ein köstlich Schloß mit grossem Reichthum dafür geben/ wä- restu nicht ein grosser Narr/ wenn du das nicht an- nehmest? Also sind wir auch Narren über alle Nar- ren/ wenn wir es bedencken wollen/ daß wir das zeit- liche so ungern übergeben/ und wissen doch/ daß wir dagegen die ewigen Güter und die Seeligkeit zu hof- fen und zu gewarten haben. Der vierdte Nutz. Es sol auch ein Christ für dem Tode nicht setzt/ Ccccc ij
Die ſelige Sterb-Kunſt. und müheſeeligen Leben abgehet/ das gehet uns amEwigen deſto reichlicher zu. Das wiſſen und gläu- ben fromme Chriſten/ von Hertzen/ darüm erſchre- cken ſie nicht/ wenn gleich der Todt bey ihnen an- klopffet/ ſondern freuen ſich vielmehr/ daß ſie einen ſo guten Wechſel thun ſollen/ und ſagen mit S. Pau- lo: Mors mihi lucrum, Der Tod iſt mein Gewinn. Cupio diſſolvi & eſſe cum Chriſto, Jch begehre aufge- löſt zu werden/ und bey Chriſto zu ſeyn. Jſt es nicht war/ mein Chriſt/ wenn du eine arme und geringe Hütten hätteſt/ voller Hungers und Kummers/ und einer wolte dir dieſelbige einreiſſen/ und ein köſtlich Schloß mit groſſem Reichthum dafür geben/ wä- reſtu nicht ein groſſer Narr/ wenn du das nicht an- nehmeſt? Alſo ſind wir auch Narren über alle Nar- ren/ wenn wir es bedencken wollen/ daß wir das zeit- liche ſo ungern übergeben/ und wiſſen doch/ daß wir dagegen die ewigen Güter und die Seeligkeit zu hof- fen und zu gewarten haben. Der vierdte Nutz. Es ſol auch ein Chriſt für dem Tode nicht ſetzt/ Ccccc ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0359" n="16"/><fw place="top" type="header">Die ſelige Sterb-Kunſt.</fw><lb/> und müheſeeligen Leben abgehet/ das gehet uns am<lb/> Ewigen deſto reichlicher zu. Das wiſſen und gläu-<lb/> ben fromme Chriſten/ von Hertzen/ darüm erſchre-<lb/> cken ſie nicht/ wenn gleich der Todt bey ihnen an-<lb/> klopffet/ ſondern freuen ſich vielmehr/ daß ſie einen<lb/> ſo guten Wechſel thun ſollen/ und ſagen mit S. Pau-<lb/> lo: <hi rendition="#aq">Mors mihi lucrum,</hi> Der Tod iſt mein Gewinn.<lb/><hi rendition="#aq">Cupio diſſolvi & eſſe cum Chriſto,</hi> Jch begehre aufge-<lb/> löſt zu werden/ und bey Chriſto zu ſeyn. Jſt es nicht<lb/> war/ mein Chriſt/ wenn du eine arme und geringe<lb/> Hütten hätteſt/ voller Hungers und Kummers/ und<lb/> einer wolte dir dieſelbige einreiſſen/ und ein köſtlich<lb/> Schloß mit groſſem Reichthum dafür geben/ wä-<lb/> reſtu nicht ein groſſer Narr/ wenn du das nicht an-<lb/> nehmeſt? Alſo ſind wir auch Narren über alle Nar-<lb/> ren/ wenn wir es bedencken wollen/ daß wir das zeit-<lb/> liche ſo ungern übergeben/ und wiſſen doch/ daß wir<lb/> dagegen die ewigen Güter und die Seeligkeit zu hof-<lb/> fen und zu gewarten haben.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>Der vierdte Nutz.</head><lb/> <p>Es ſol auch ein Chriſt für dem Tode nicht<lb/> erſchrecken/ ob er gleich zu Zeiten zimlich zeit-<lb/> lich bey ihme möge anklopffen/ denn niemand<lb/> den Todt mag übergeben/ oder deſſelben über-<lb/> haben ſeyn kan. Denn es ſtehet geſchrieben:<lb/><hi rendition="#aq">Omnibus ſtatutum eſt ſemel mori,</hi> Es iſt uns allen ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Ccccc ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſetzt/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0359]
Die ſelige Sterb-Kunſt.
und müheſeeligen Leben abgehet/ das gehet uns am
Ewigen deſto reichlicher zu. Das wiſſen und gläu-
ben fromme Chriſten/ von Hertzen/ darüm erſchre-
cken ſie nicht/ wenn gleich der Todt bey ihnen an-
klopffet/ ſondern freuen ſich vielmehr/ daß ſie einen
ſo guten Wechſel thun ſollen/ und ſagen mit S. Pau-
lo: Mors mihi lucrum, Der Tod iſt mein Gewinn.
Cupio diſſolvi & eſſe cum Chriſto, Jch begehre aufge-
löſt zu werden/ und bey Chriſto zu ſeyn. Jſt es nicht
war/ mein Chriſt/ wenn du eine arme und geringe
Hütten hätteſt/ voller Hungers und Kummers/ und
einer wolte dir dieſelbige einreiſſen/ und ein köſtlich
Schloß mit groſſem Reichthum dafür geben/ wä-
reſtu nicht ein groſſer Narr/ wenn du das nicht an-
nehmeſt? Alſo ſind wir auch Narren über alle Nar-
ren/ wenn wir es bedencken wollen/ daß wir das zeit-
liche ſo ungern übergeben/ und wiſſen doch/ daß wir
dagegen die ewigen Güter und die Seeligkeit zu hof-
fen und zu gewarten haben.
Der vierdte Nutz.
Es ſol auch ein Chriſt für dem Tode nicht
erſchrecken/ ob er gleich zu Zeiten zimlich zeit-
lich bey ihme möge anklopffen/ denn niemand
den Todt mag übergeben/ oder deſſelben über-
haben ſeyn kan. Denn es ſtehet geſchrieben:
Omnibus ſtatutum eſt ſemel mori, Es iſt uns allen ge-
ſetzt/
Ccccc ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |