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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Am Sonnabend.
Und ob es wol genung wäre/ wenn man GOtt allein die Sünde
bekennet/ iedoch weil Christus die Absolution hat selbst eingesetzt/
und das nicht vergeblich/ so kan man sie nicht verwerffen denn es
ist GOttes Ordnung. Nu kan man niemand absolviren/ man
wisse denn daß ihme seine Sünde leid seyn/ daß er an Christum
gläube/ und Gnade begehre. Derohalben muß ein Bekäntnüs
der Sünden vorher gehen/ das ist denn recht gebeichtet.

Gleich wie aber niemand schuldig ist alle seine Sünde zu er-
zehlen/ es vermags auch kein Mensch/ wie David im 19. Psalmen
wieder des Bapsts unträgliche Last/ welches er den armen Gewissen
auffgelegt/ redet: Eben also kan man auch in der Beicht mit gu-
tem Gewissen nicht allemahl verschweigen was man wil. Denn
es kömmt unterweilen/ das einer eine Sünde auff sich hat/ die ihn zur
Verzweifflung dringen wil/ daß er also gedencket/ alle meine Sün-
de können mir vergeben werden/ allein die nicht/ denn sie ist zu groß:
Da soll der Sünder wissen/ gleich wie er schuldig wär/ so er ein töd-
liche Wunden hat/ bey Verlust Leibes und Lebens/ dem Wundartzt
den Schaden zu entdecken: Also ist er bey seiner Seelen Seelig-
keit schuldig/ die Sünde/ darüber er sonst muste verzweiffeln/ dem
Priester zu offenbahren und Rath zu begehren/ ursach/ geschicht das
nicht/ so wird der Mensch zum Seelen-Mörder an ihm selbst/ und
verwarlost sich gutwillig/ da ihm mit GOttes Hülff wol köndte ge-
holffen werden. Ja eben umb solcher beschwerter Gewissen wil-
len/ hat Gott die Absolution also verordnet.

Es dienet aber die Beicht fürnemlich zu dreyen Stücken.

1. Erstlich zur Unterweisung/ das man sehe/ was ein ieder aus der
Predigt lerne/ wie er geschickt sey/ und woran es ihme fehle.
2. Die verzagten Hertzen zu trösten mit dem Evangelio/ auff daß
die Verzweiffelung nicht überhand nehme.
3. Rath zu begehren in Schwermuth des Hertzens/ in Anfechtung
grosser
K k

Am Sonnabend.
Und ob es wol genung wäre/ wenn man GOtt allein die Sünde
bekennet/ iedoch weil Chriſtus die Abſolution hat ſelbſt eingeſetzt/
und das nicht vergeblich/ ſo kan man ſie nicht verwerffen denn es
iſt GOttes Ordnung. Nu kan man niemand abſolviren/ man
wiſſe denn daß ihme ſeine Sünde leid ſeyn/ daß er an Chriſtum
gläube/ und Gnade begehre. Derohalben muß ein Bekäntnüs
der Sünden vorher gehen/ das iſt denn recht gebeichtet.

Gleich wie aber niemand ſchuldig iſt alle ſeine Sünde zu er-
zehlen/ es vermags auch kein Menſch/ wie David im 19. Pſalmen
wieder des Bapſts unträgliche Laſt/ welches er den armen Gewiſſen
auffgelegt/ redet: Eben alſo kan man auch in der Beicht mit gu-
tem Gewiſſen nicht allemahl verſchweigen was man wil. Denn
es köm̃t unterweilen/ das einer eine Sünde auff ſich hat/ die ihn zur
Verzweifflung dringen wil/ daß er alſo gedencket/ alle meine Sün-
de können mir vergeben werden/ allein die nicht/ denn ſie iſt zu groß:
Da ſoll der Sünder wiſſen/ gleich wie er ſchuldig wär/ ſo er ein töd-
liche Wunden hat/ bey Verluſt Leibes und Lebens/ dem Wundartzt
den Schaden zu entdecken: Alſo iſt er bey ſeiner Seelen Seelig-
keit ſchuldig/ die Sünde/ darüber er ſonſt muſte verzweiffeln/ dem
Prieſter zu offenbahren und Rath zu begehren/ urſach/ geſchicht das
nicht/ ſo wird der Menſch zum Seelen-Mörder an ihm ſelbſt/ und
verwarloſt ſich gutwillig/ da ihm mit GOttes Hülff wol köndte ge-
holffen werden. Ja eben umb ſolcher beſchwerter Gewiſſen wil-
len/ hat Gott die Abſolution alſo verordnet.

Es dienet aber die Beicht fürnemlich zu dreyen Stücken.

1. Erſtlich zur Unterweiſung/ das man ſehe/ was ein ieder aus der
Predigt lerne/ wie er geſchickt ſey/ und woran es ihme fehle.
2. Die verzagten Hertzen zu tröſten mit dem Evangelio/ auff daß
die Verzweiffelung nicht überhand nehme.
3. Rath zu begehren in Schwermuth des Hertzens/ in Anfechtung
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[71/0145] Am Sonnabend. Und ob es wol genung wäre/ wenn man GOtt allein die Sünde bekennet/ iedoch weil Chriſtus die Abſolution hat ſelbſt eingeſetzt/ und das nicht vergeblich/ ſo kan man ſie nicht verwerffen denn es iſt GOttes Ordnung. Nu kan man niemand abſolviren/ man wiſſe denn daß ihme ſeine Sünde leid ſeyn/ daß er an Chriſtum gläube/ und Gnade begehre. Derohalben muß ein Bekäntnüs der Sünden vorher gehen/ das iſt denn recht gebeichtet. Gleich wie aber niemand ſchuldig iſt alle ſeine Sünde zu er- zehlen/ es vermags auch kein Menſch/ wie David im 19. Pſalmen wieder des Bapſts unträgliche Laſt/ welches er den armen Gewiſſen auffgelegt/ redet: Eben alſo kan man auch in der Beicht mit gu- tem Gewiſſen nicht allemahl verſchweigen was man wil. Denn es köm̃t unterweilen/ das einer eine Sünde auff ſich hat/ die ihn zur Verzweifflung dringen wil/ daß er alſo gedencket/ alle meine Sün- de können mir vergeben werden/ allein die nicht/ denn ſie iſt zu groß: Da ſoll der Sünder wiſſen/ gleich wie er ſchuldig wär/ ſo er ein töd- liche Wunden hat/ bey Verluſt Leibes und Lebens/ dem Wundartzt den Schaden zu entdecken: Alſo iſt er bey ſeiner Seelen Seelig- keit ſchuldig/ die Sünde/ darüber er ſonſt muſte verzweiffeln/ dem Prieſter zu offenbahren und Rath zu begehren/ urſach/ geſchicht das nicht/ ſo wird der Menſch zum Seelen-Mörder an ihm ſelbſt/ und verwarloſt ſich gutwillig/ da ihm mit GOttes Hülff wol köndte ge- holffen werden. Ja eben umb ſolcher beſchwerter Gewiſſen wil- len/ hat Gott die Abſolution alſo verordnet. Es dienet aber die Beicht fürnemlich zu dreyen Stücken. 1. Erſtlich zur Unterweiſung/ das man ſehe/ was ein ieder aus der Predigt lerne/ wie er geſchickt ſey/ und woran es ihme fehle. 2. Die verzagten Hertzen zu tröſten mit dem Evangelio/ auff daß die Verzweiffelung nicht überhand nehme. 3. Rath zu begehren in Schwermuth des Hertzens/ in Anfechtung groſſer K k

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/145>, abgerufen am 24.11.2024.