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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.

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Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
getan gewesen sein kann, als schon der vorzeitige Tod des Papstes
alles weitere abschnitt. Ich übersehe nicht, daß ich mich hierdurch
zu der geläufigen Ansicht in Widerspruch setze. Man bezeichnet
allgemein jenes Fragment der Chortribuna, welches nachmals
zur Zeit Bramantes und Raphaels in der Baugeschichte des
St. Peter eine so verhängnisvolle Rolle spielen sollte, als das Werk
Rossellinos. Und allerdings kann man nicht nur Vasari, sondern
auch Grimaldi (Müntz I, 118) dafür anrufen. Ich glaube jedoch:
beide irren; und zwar durch die vieldeutige Ausdrucksweise Ma-
nettis zu diesem Fehlschluß verleitet. Wir wissen durch Palmieri,
daß bereits vor der Ankunft Albertis (und Rossellinos) an einem
Teil der Kirche die Fundamente erneuert und die Mauern bis zu
13 Ellen Höhe gefördert waren: offenbar diese sind es, die den
Dombaumeistern des 16. Jahrhunderts im Wege standen und
die seitdem unter dem falschen Namen "Fundamente Rossellinos"
in die Kunstgeschichte eingeführt sind. Als ihren wahren Urheber
muß man vielmehr jenen Antonio di Francesco annehmen, den
wir erst durch Eugen Müntzs Entdeckungen kennen gelernt haben.
Noch im Jahre 1454 empfing derselbe 50 Dukaten "per parte di
pianele deba fare per la trebuna di santo Pietro" (Müntz 124).
So spricht auch im Jahre 1453 Pietro de' Godi (1. c. p. 21), indem
er die Bauunternehmungen Nikolaus' V. aufzählt, nur vom "tri-
bunal magnificum ac sumptuosum basilise S. Petri", -- von dem
Plane der allgemeinen Erneuerung weiß er nichts. Es ist also
einstweilen nach dem alten Plane fortgebaut worden, vermutlich
in der Absicht, ihn irgendwie in den neuen Albertischen aufzu-
nehmen. Daß aber dieser überhaupt schon in Angriff genommen
worden sei, zeigt sich nirgends. Bernardo Rossellino, der
zur Leitung der Ausführungsarbeiten bestimmt war, wurde,
wie die Rechnungsbücher zeigen, bis auf weiteres anders ver-
wandt, am Palast und bei der Restauration von S. Stefano
Rotondo.

Wir vermögen nun darüber abzuschließen, wieviel in Vasaris
Bericht wahr, und wieviel falsch ist. Er übertreibt, indem
er im Leben Rossellinos diesem auch den Entwurf des von
Manetti geschilderten Planes zuzählt; aber er folgt einer wahr-

Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
getan gewesen sein kann, als schon der vorzeitige Tod des Papstes
alles weitere abschnitt. Ich übersehe nicht, daß ich mich hierdurch
zu der geläufigen Ansicht in Widerspruch setze. Man bezeichnet
allgemein jenes Fragment der Chortribuna, welches nachmals
zur Zeit Bramantes und Raphaels in der Baugeschichte des
St. Peter eine so verhängnisvolle Rolle spielen sollte, als das Werk
Rossellinos. Und allerdings kann man nicht nur Vasari, sondern
auch Grimaldi (Müntz I, 118) dafür anrufen. Ich glaube jedoch:
beide irren; und zwar durch die vieldeutige Ausdrucksweise Ma-
nettis zu diesem Fehlschluß verleitet. Wir wissen durch Palmieri,
daß bereits vor der Ankunft Albertis (und Rossellinos) an einem
Teil der Kirche die Fundamente erneuert und die Mauern bis zu
13 Ellen Höhe gefördert waren: offenbar diese sind es, die den
Dombaumeistern des 16. Jahrhunderts im Wege standen und
die seitdem unter dem falschen Namen »Fundamente Rossellinos«
in die Kunstgeschichte eingeführt sind. Als ihren wahren Urheber
muß man vielmehr jenen Antonio di Francesco annehmen, den
wir erst durch Eugen Müntzs Entdeckungen kennen gelernt haben.
Noch im Jahre 1454 empfing derselbe 50 Dukaten »per parte di
pianele deba fare per la trebuna di santo Pietro« (Müntz 124).
So spricht auch im Jahre 1453 Pietro de' Godi (1. c. p. 21), indem
er die Bauunternehmungen Nikolaus' V. aufzählt, nur vom »tri-
bunal magnificum ac sumptuosum basilise S. Petri«, — von dem
Plane der allgemeinen Erneuerung weiß er nichts. Es ist also
einstweilen nach dem alten Plane fortgebaut worden, vermutlich
in der Absicht, ihn irgendwie in den neuen Albertischen aufzu-
nehmen. Daß aber dieser überhaupt schon in Angriff genommen
worden sei, zeigt sich nirgends. Bernardo Rossellino, der
zur Leitung der Ausführungsarbeiten bestimmt war, wurde,
wie die Rechnungsbücher zeigen, bis auf weiteres anders ver-
wandt, am Palast und bei der Restauration von S. Stefano
Rotondo.

Wir vermögen nun darüber abzuschließen, wieviel in Vasaris
Bericht wahr, und wieviel falsch ist. Er übertreibt, indem
er im Leben Rossellinos diesem auch den Entwurf des von
Manetti geschilderten Planes zuzählt; aber er folgt einer wahr-

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[181/0223] Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti getan gewesen sein kann, als schon der vorzeitige Tod des Papstes alles weitere abschnitt. Ich übersehe nicht, daß ich mich hierdurch zu der geläufigen Ansicht in Widerspruch setze. Man bezeichnet allgemein jenes Fragment der Chortribuna, welches nachmals zur Zeit Bramantes und Raphaels in der Baugeschichte des St. Peter eine so verhängnisvolle Rolle spielen sollte, als das Werk Rossellinos. Und allerdings kann man nicht nur Vasari, sondern auch Grimaldi (Müntz I, 118) dafür anrufen. Ich glaube jedoch: beide irren; und zwar durch die vieldeutige Ausdrucksweise Ma- nettis zu diesem Fehlschluß verleitet. Wir wissen durch Palmieri, daß bereits vor der Ankunft Albertis (und Rossellinos) an einem Teil der Kirche die Fundamente erneuert und die Mauern bis zu 13 Ellen Höhe gefördert waren: offenbar diese sind es, die den Dombaumeistern des 16. Jahrhunderts im Wege standen und die seitdem unter dem falschen Namen »Fundamente Rossellinos« in die Kunstgeschichte eingeführt sind. Als ihren wahren Urheber muß man vielmehr jenen Antonio di Francesco annehmen, den wir erst durch Eugen Müntzs Entdeckungen kennen gelernt haben. Noch im Jahre 1454 empfing derselbe 50 Dukaten »per parte di pianele deba fare per la trebuna di santo Pietro« (Müntz 124). So spricht auch im Jahre 1453 Pietro de' Godi (1. c. p. 21), indem er die Bauunternehmungen Nikolaus' V. aufzählt, nur vom »tri- bunal magnificum ac sumptuosum basilise S. Petri«, — von dem Plane der allgemeinen Erneuerung weiß er nichts. Es ist also einstweilen nach dem alten Plane fortgebaut worden, vermutlich in der Absicht, ihn irgendwie in den neuen Albertischen aufzu- nehmen. Daß aber dieser überhaupt schon in Angriff genommen worden sei, zeigt sich nirgends. Bernardo Rossellino, der zur Leitung der Ausführungsarbeiten bestimmt war, wurde, wie die Rechnungsbücher zeigen, bis auf weiteres anders ver- wandt, am Palast und bei der Restauration von S. Stefano Rotondo. Wir vermögen nun darüber abzuschließen, wieviel in Vasaris Bericht wahr, und wieviel falsch ist. Er übertreibt, indem er im Leben Rossellinos diesem auch den Entwurf des von Manetti geschilderten Planes zuzählt; aber er folgt einer wahr-

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Zitationshilfe: Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/223>, abgerufen am 22.11.2024.