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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.

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Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
plan zur Seite geworfen wurde, "nach Leon Battistas Rat", und
der neue grandiose konzipiert, den wir genugsam kennen. --

Hier ist der Ort, auf einige der Aufklärung noch bedürftige
Momente in Manettis Darstellung zurückzukommen. Der Lob-
redner schließt seine Parallele zwischen Nikolaus V. und König
Salomo, welcher zum Tempel den Werkmeister Hirams von Tyrus
benötigt habe, mit den Worten (S. 938): "um wieviel lauter müssen
wir Nikolaus preisen, der, seinem eigenen Ingenium folgend,
Aufseher und Bauführer bestellte und ihnen allen unsern treff-
lichen Bernardo von Florenz als Oberbaumeister vorstehen hieß."
-- Bevor wir uns dem ersten Teile des Satzes zuwenden, sind ein
paar Bemerkungen über Meister Bernardo zu erledigen. Man hat
die Wahl, in diesem den Bernardo, Sohn des Lorenzo, zu sehen,
-- oder den Sohn des Matteo Gamberelli, genannt Rossellino;
sie ist bekanntlich jüngst zugunsten des letzteren definitiv ent-
schieden, und hiermit wieder einmal ein Punkt in der stark an-
gefochtenen Glaubwürdigkeit Vasaris gerettet. Weiter ist Ros-
sellino neuerdings auch als der Techniker erkannt worden, der
unmittelbar vor der Übersiedelung nach Rom beim Palazzo Ru-
cellai in Florenz als Albertis Bauführer fungiert hat. Man be-
merke, daß gerade wie in Rom, so auch hier, die Baurechnungen
nur den Namen des ausführenden Meisters, Rossellinos, verzeichnen,
von Alberti aber, dem Planleger, schweigen. Nimmt man hinzu,
daß Rossellino in Rom zuerst im Dezember 1451 auftaucht (Müntz),
gleichzeitig mit seinem bisherigen Meister oder wenig früher nur1),
so wird man wohl das Richtige treffen, wenn man annimmt, daß
er nicht selbständig, sondern als Gefolgsgenosse Albertis auf den
neuen größeren Schauplatz befördert worden, und daß das Ver-
hältnis zwischen den beiden dasselbe geblieben sei, wie früher
in Florenz, -- oder richtiger: in Zukunft bleiben sollte.

Ich sage: bleiben sollte. Denn ich bin der Meinung, daß
kaum ein erheblicher Schritt zur Ausführung des großen Planes

1) Das von Palmieri öberlieferte Datum 1452 bezieht sich nur auf
die Überreichung der X libri. Alberti muß aber um einige Zeit früher
in Rom eingetroffen sein, da er die von ihm geleitete Hebung der in den
Nemi-See versunkenen Prachtgaleere Trajans (näher beschrieben von Biondo)
in seinem Buche bereits erwähnt. I. V, c. 12.

Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti
plan zur Seite geworfen wurde, »nach Leon Battistas Rat«, und
der neue grandiose konzipiert, den wir genugsam kennen. —

Hier ist der Ort, auf einige der Aufklärung noch bedürftige
Momente in Manettis Darstellung zurückzukommen. Der Lob-
redner schließt seine Parallele zwischen Nikolaus V. und König
Salomo, welcher zum Tempel den Werkmeister Hirams von Tyrus
benötigt habe, mit den Worten (S. 938): »um wieviel lauter müssen
wir Nikolaus preisen, der, seinem eigenen Ingenium folgend,
Aufseher und Bauführer bestellte und ihnen allen unsern treff-
lichen Bernardo von Florenz als Oberbaumeister vorstehen hieß.«
— Bevor wir uns dem ersten Teile des Satzes zuwenden, sind ein
paar Bemerkungen über Meister Bernardo zu erledigen. Man hat
die Wahl, in diesem den Bernardo, Sohn des Lorenzo, zu sehen,
— oder den Sohn des Matteo Gamberelli, genannt Rossellino;
sie ist bekanntlich jüngst zugunsten des letzteren definitiv ent-
schieden, und hiermit wieder einmal ein Punkt in der stark an-
gefochtenen Glaubwürdigkeit Vasaris gerettet. Weiter ist Ros-
sellino neuerdings auch als der Techniker erkannt worden, der
unmittelbar vor der Übersiedelung nach Rom beim Palazzo Ru-
cellai in Florenz als Albertis Bauführer fungiert hat. Man be-
merke, daß gerade wie in Rom, so auch hier, die Baurechnungen
nur den Namen des ausführenden Meisters, Rossellinos, verzeichnen,
von Alberti aber, dem Planleger, schweigen. Nimmt man hinzu,
daß Rossellino in Rom zuerst im Dezember 1451 auftaucht (Müntz),
gleichzeitig mit seinem bisherigen Meister oder wenig früher nur1),
so wird man wohl das Richtige treffen, wenn man annimmt, daß
er nicht selbständig, sondern als Gefolgsgenosse Albertis auf den
neuen größeren Schauplatz befördert worden, und daß das Ver-
hältnis zwischen den beiden dasselbe geblieben sei, wie früher
in Florenz, — oder richtiger: in Zukunft bleiben sollte.

Ich sage: bleiben sollte. Denn ich bin der Meinung, daß
kaum ein erheblicher Schritt zur Ausführung des großen Planes

1) Das von Palmieri öberlieferte Datum 1452 bezieht sich nur auf
die Überreichung der X libri. Alberti muß aber um einige Zeit früher
in Rom eingetroffen sein, da er die von ihm geleitete Hebung der in den
Nemi-See versunkenen Prachtgaleere Trajans (näher beschrieben von Biondo)
in seinem Buche bereits erwähnt. I. V, c. 12.
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[180/0222] Die Bauprojekte Nikolaus V. und L. B. Alberti plan zur Seite geworfen wurde, »nach Leon Battistas Rat«, und der neue grandiose konzipiert, den wir genugsam kennen. — Hier ist der Ort, auf einige der Aufklärung noch bedürftige Momente in Manettis Darstellung zurückzukommen. Der Lob- redner schließt seine Parallele zwischen Nikolaus V. und König Salomo, welcher zum Tempel den Werkmeister Hirams von Tyrus benötigt habe, mit den Worten (S. 938): »um wieviel lauter müssen wir Nikolaus preisen, der, seinem eigenen Ingenium folgend, Aufseher und Bauführer bestellte und ihnen allen unsern treff- lichen Bernardo von Florenz als Oberbaumeister vorstehen hieß.« — Bevor wir uns dem ersten Teile des Satzes zuwenden, sind ein paar Bemerkungen über Meister Bernardo zu erledigen. Man hat die Wahl, in diesem den Bernardo, Sohn des Lorenzo, zu sehen, — oder den Sohn des Matteo Gamberelli, genannt Rossellino; sie ist bekanntlich jüngst zugunsten des letzteren definitiv ent- schieden, und hiermit wieder einmal ein Punkt in der stark an- gefochtenen Glaubwürdigkeit Vasaris gerettet. Weiter ist Ros- sellino neuerdings auch als der Techniker erkannt worden, der unmittelbar vor der Übersiedelung nach Rom beim Palazzo Ru- cellai in Florenz als Albertis Bauführer fungiert hat. Man be- merke, daß gerade wie in Rom, so auch hier, die Baurechnungen nur den Namen des ausführenden Meisters, Rossellinos, verzeichnen, von Alberti aber, dem Planleger, schweigen. Nimmt man hinzu, daß Rossellino in Rom zuerst im Dezember 1451 auftaucht (Müntz), gleichzeitig mit seinem bisherigen Meister oder wenig früher nur 1), so wird man wohl das Richtige treffen, wenn man annimmt, daß er nicht selbständig, sondern als Gefolgsgenosse Albertis auf den neuen größeren Schauplatz befördert worden, und daß das Ver- hältnis zwischen den beiden dasselbe geblieben sei, wie früher in Florenz, — oder richtiger: in Zukunft bleiben sollte. Ich sage: bleiben sollte. Denn ich bin der Meinung, daß kaum ein erheblicher Schritt zur Ausführung des großen Planes 1) Das von Palmieri öberlieferte Datum 1452 bezieht sich nur auf die Überreichung der X libri. Alberti muß aber um einige Zeit früher in Rom eingetroffen sein, da er die von ihm geleitete Hebung der in den Nemi-See versunkenen Prachtgaleere Trajans (näher beschrieben von Biondo) in seinem Buche bereits erwähnt. I. V, c. 12.

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Zitationshilfe: Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/222>, abgerufen am 04.05.2024.