Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.Der Meister des Gemmingendenkmals im Mainzer Dom 1909 Diese Eigentümlichkeit besteht darin, daß der Rücken eines Falten-zuges an einigen Stellen in zitternde, kräuselnde Bewegung gerät, ferner daß am Anfang eines Faltentales ein mehrfach geteilter Knick in Form eines Zweiblatts entsteht, ein Beispiel von der Maria der zweiten Frankfurter Kreuzigung, womit man etwa den Mantel Gemmingens vergleichen wolle. Etwas dieser Behandlungs- [Abbildung]
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Von der Gruppe des Peterskirchhofs in Frankfurt. [Abbildung]
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Vom Ottensteindenkmal in Oberwesel. weise Ähnliches findet sich zuerst bei den Malern und Zeich-nern; bei Dürer z. B. schon in der Apokalypse und der großen Passion; bei den Bildhauern kommt es nach 1520 in Mode; vorher habe ich es nirgends als in dem uns eben beschäftigenden Denk- mälerkreis gefunden. Meines Erachtens kann schon an diesem Punkte der Unter- Erst das Gemmingendenkmal gibt von der Kunst Backofens Der Meister des Gemmingendenkmals im Mainzer Dom 1909 Diese Eigentümlichkeit besteht darin, daß der Rücken eines Falten-zuges an einigen Stellen in zitternde, kräuselnde Bewegung gerät, ferner daß am Anfang eines Faltentales ein mehrfach geteilter Knick in Form eines Zweiblatts entsteht, ein Beispiel von der Maria der zweiten Frankfurter Kreuzigung, womit man etwa den Mantel Gemmingens vergleichen wolle. Etwas dieser Behandlungs- [Abbildung]
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Von der Gruppe des Peterskirchhofs in Frankfurt. [Abbildung]
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Vom Ottensteindenkmal in Oberwesel. weise Ähnliches findet sich zuerst bei den Malern und Zeich-nern; bei Dürer z. B. schon in der Apokalypse und der großen Passion; bei den Bildhauern kommt es nach 1520 in Mode; vorher habe ich es nirgends als in dem uns eben beschäftigenden Denk- mälerkreis gefunden. Meines Erachtens kann schon an diesem Punkte der Unter- Erst das Gemmingendenkmal gibt von der Kunst Backofens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="136"/><fw place="top" type="header">Der Meister des Gemmingendenkmals im Mainzer Dom 1909</fw><lb/> Diese Eigentümlichkeit besteht darin, daß der Rücken eines Falten-<lb/> zuges an einigen Stellen in zitternde, kräuselnde Bewegung gerät,<lb/> ferner daß am Anfang eines Faltentales ein mehrfach geteilter<lb/> Knick in Form eines Zweiblatts entsteht, ein Beispiel von der<lb/> Maria der zweiten Frankfurter<lb/> Kreuzigung, womit man etwa den<lb/> Mantel Gemmingens vergleichen<lb/> wolle. Etwas dieser Behandlungs-<lb/><figure/><figure><head>Von der Gruppe des Peterskirchhofs in Frankfurt.</head></figure><lb/><figure/><figure><head>Vom Ottensteindenkmal in Oberwesel.</head></figure><lb/> weise Ähnliches findet sich zuerst bei den Malern und Zeich-<lb/> nern; bei Dürer z. B. schon in der Apokalypse und der großen<lb/> Passion; bei den Bildhauern kommt es nach 1520 in Mode; vorher<lb/> habe ich es nirgends als in dem uns eben beschäftigenden Denk-<lb/> mälerkreis gefunden.</p><lb/> <p>Meines Erachtens kann schon an diesem Punkte der Unter-<lb/> suchung als Urheber des Gemmingendenkmals mit Bestimmtheit<lb/> Backofen genannt werden. Abschließende Bestätigung bringt der<lb/> Vergleich der Kruzifixe: sie sind alle vier so gut wie identisch.<lb/> Man nehme selbst eine so geringfügige Einzelheit, wie am Lenden-<lb/> tuch den in der Richtung auf den Nabel nach oben gezogenen<lb/> Bausch.</p><lb/> <p>Erst das Gemmingendenkmal gibt von der Kunst Backofens<lb/> einen vollen Begriff. Es zeigt, verglichen mit den Kreuzigungen,<lb/> innerhalb der Stilgleichheit die höhere Frische und Unmittelbar-<lb/> keit. Gerade die beiden urkundlich beglaubigten Stücke, die zweite<lb/> Frankfurter Kreuzigung und die Mainzer, sehen am meisten nach Ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0168]
Der Meister des Gemmingendenkmals im Mainzer Dom 1909
Diese Eigentümlichkeit besteht darin, daß der Rücken eines Falten-
zuges an einigen Stellen in zitternde, kräuselnde Bewegung gerät,
ferner daß am Anfang eines Faltentales ein mehrfach geteilter
Knick in Form eines Zweiblatts entsteht, ein Beispiel von der
Maria der zweiten Frankfurter
Kreuzigung, womit man etwa den
Mantel Gemmingens vergleichen
wolle. Etwas dieser Behandlungs-
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[Abbildung Von der Gruppe des Peterskirchhofs in Frankfurt.]
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[Abbildung Vom Ottensteindenkmal in Oberwesel.]
weise Ähnliches findet sich zuerst bei den Malern und Zeich-
nern; bei Dürer z. B. schon in der Apokalypse und der großen
Passion; bei den Bildhauern kommt es nach 1520 in Mode; vorher
habe ich es nirgends als in dem uns eben beschäftigenden Denk-
mälerkreis gefunden.
Meines Erachtens kann schon an diesem Punkte der Unter-
suchung als Urheber des Gemmingendenkmals mit Bestimmtheit
Backofen genannt werden. Abschließende Bestätigung bringt der
Vergleich der Kruzifixe: sie sind alle vier so gut wie identisch.
Man nehme selbst eine so geringfügige Einzelheit, wie am Lenden-
tuch den in der Richtung auf den Nabel nach oben gezogenen
Bausch.
Erst das Gemmingendenkmal gibt von der Kunst Backofens
einen vollen Begriff. Es zeigt, verglichen mit den Kreuzigungen,
innerhalb der Stilgleichheit die höhere Frische und Unmittelbar-
keit. Gerade die beiden urkundlich beglaubigten Stücke, die zweite
Frankfurter Kreuzigung und die Mainzer, sehen am meisten nach Ge-
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