Bedienung ungemein verliert. Hat man keine eingeübte Leute, so instruire man sie vorher gehörig, worüber ich das Wesent- lichste zu bemerken mir erlaube.
Vorab mache ich aufmerksam darauf, daß die Bedienung sich recht proper kleide und sich mit leichten Schuhen versehe. Die Schüsseln und Saucieren werden beim Präsentiren mit einer feinen Serviette, und bei ganz feinen Essen nicht mit der blo- ßen Hand, sondern mit weißen, baumwollenen Handschuhen angefaßt.
Das Präsentiren geschieht an der linken Seite der Gäste mit der linken Hand, weil dies die Gäste am wenigsten genirt, be- hutsam, damit Keiner belästigt werde. Besonders empfehle man die größte Achtsamkeit beim Herumreichen der Saucen, da diese leicht unangenehme Situationen herbei führen können. Beim Wegnehmen der Suppenteller wird ein Teller in die rechte Hand genommen, worauf jedesmal der Löffel gelegt wird, die Teller werden mit dem Arm an sich haltend gefaßt und aufeinander gesetzt; doch nicht zu viel, damit das Abnehmen nicht schwerfällig von Statten gehe. Das Zusammengehörende z. B. Gemüse und Beilage, Braten und Sauce wird von Zweien so schnell nacheinander folgend gereicht, als geschähe es von einer Hand, damit das Erstgenommene nicht kalt oder geges- sen werde, ehe die Speise vollständig präsentirt worden ist. Sind alle Gäste bedient, so muß gut darauf geachtet werden, wo noch etwas angebracht werden könne, zum dritten Male aber wird nicht gefragt.
Bei jedem Gericht werden die Teller und bei feinen Essen auch jedes Mal Gabeln und Messer gewechselt, die dann nicht wie beim Decken zu beiden Seiten, sondern auf dem Teller liegend, hingestellt werden, weil jenes zu lange aufhalten und die Gäste belästigen würde. So wird zu Cremes auch zugleich der Löffel auf dem Teller liegend, hingesetzt. Zugleich empfehle man, beim Bedienen zwar recht rasch, doch sinnig zu verfah- ren, beim Aus- und Eingehen die Thüre geräuschlos zuzuma- chen und beim Dessert sich zu entfernen.
Nach aufgehobener Tafel führt die Wirthin die Damen aus dem Speisesal in ein Cabinet, wo der Kaffee servirt wird, wäh- rend die Herren an der Tafel noch verweilen. So bald die Damen versorgt sind, wird von der Bedienung ein Kaffeebrett mit eingeschenkten Tassen, Zucker, Sahne und Arrac oder Rum
Arrangements für Geſellſchaften.
Bedienung ungemein verliert. Hat man keine eingeübte Leute, ſo inſtruire man ſie vorher gehörig, worüber ich das Weſent- lichſte zu bemerken mir erlaube.
Vorab mache ich aufmerkſam darauf, daß die Bedienung ſich recht proper kleide und ſich mit leichten Schuhen verſehe. Die Schüſſeln und Saucièren werden beim Präſentiren mit einer feinen Serviette, und bei ganz feinen Eſſen nicht mit der blo- ßen Hand, ſondern mit weißen, baumwollenen Handſchuhen angefaßt.
Das Präſentiren geſchieht an der linken Seite der Gäſte mit der linken Hand, weil dies die Gäſte am wenigſten genirt, be- hutſam, damit Keiner beläſtigt werde. Beſonders empfehle man die größte Achtſamkeit beim Herumreichen der Saucen, da dieſe leicht unangenehme Situationen herbei führen können. Beim Wegnehmen der Suppenteller wird ein Teller in die rechte Hand genommen, worauf jedesmal der Löffel gelegt wird, die Teller werden mit dem Arm an ſich haltend gefaßt und aufeinander geſetzt; doch nicht zu viel, damit das Abnehmen nicht ſchwerfällig von Statten gehe. Das Zuſammengehörende z. B. Gemüſe und Beilage, Braten und Sauce wird von Zweien ſo ſchnell nacheinander folgend gereicht, als geſchähe es von einer Hand, damit das Erſtgenommene nicht kalt oder gegeſ- ſen werde, ehe die Speiſe vollſtändig präſentirt worden iſt. Sind alle Gäſte bedient, ſo muß gut darauf geachtet werden, wo noch etwas angebracht werden könne, zum dritten Male aber wird nicht gefragt.
Bei jedem Gericht werden die Teller und bei feinen Eſſen auch jedes Mal Gabeln und Meſſer gewechſelt, die dann nicht wie beim Decken zu beiden Seiten, ſondern auf dem Teller liegend, hingeſtellt werden, weil jenes zu lange aufhalten und die Gäſte beläſtigen würde. So wird zu Crêmes auch zugleich der Löffel auf dem Teller liegend, hingeſetzt. Zugleich empfehle man, beim Bedienen zwar recht raſch, doch ſinnig zu verfah- ren, beim Aus- und Eingehen die Thüre geräuſchlos zuzuma- chen und beim Deſſert ſich zu entfernen.
Nach aufgehobener Tafel führt die Wirthin die Damen aus dem Speiſeſal in ein Cabinet, wo der Kaffee ſervirt wird, wäh- rend die Herren an der Tafel noch verweilen. So bald die Damen verſorgt ſind, wird von der Bedienung ein Kaffeebrett mit eingeſchenkten Taſſen, Zucker, Sahne und Arrac oder Rum
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Arrangements für Geſellſchaften.
Bedienung ungemein verliert. Hat man keine eingeübte Leute,
ſo inſtruire man ſie vorher gehörig, worüber ich das Weſent-
lichſte zu bemerken mir erlaube.
Vorab mache ich aufmerkſam darauf, daß die Bedienung
ſich recht proper kleide und ſich mit leichten Schuhen verſehe. Die
Schüſſeln und Saucièren werden beim Präſentiren mit einer
feinen Serviette, und bei ganz feinen Eſſen nicht mit der blo-
ßen Hand, ſondern mit weißen, baumwollenen Handſchuhen
angefaßt.
Das Präſentiren geſchieht an der linken Seite der Gäſte mit
der linken Hand, weil dies die Gäſte am wenigſten genirt, be-
hutſam, damit Keiner beläſtigt werde. Beſonders empfehle
man die größte Achtſamkeit beim Herumreichen der Saucen,
da dieſe leicht unangenehme Situationen herbei führen können.
Beim Wegnehmen der Suppenteller wird ein Teller in die
rechte Hand genommen, worauf jedesmal der Löffel gelegt wird,
die Teller werden mit dem Arm an ſich haltend gefaßt und
aufeinander geſetzt; doch nicht zu viel, damit das Abnehmen
nicht ſchwerfällig von Statten gehe. Das Zuſammengehörende
z. B. Gemüſe und Beilage, Braten und Sauce wird von Zweien
ſo ſchnell nacheinander folgend gereicht, als geſchähe es von
einer Hand, damit das Erſtgenommene nicht kalt oder gegeſ-
ſen werde, ehe die Speiſe vollſtändig präſentirt worden iſt.
Sind alle Gäſte bedient, ſo muß gut darauf geachtet werden,
wo noch etwas angebracht werden könne, zum dritten Male
aber wird nicht gefragt.
Bei jedem Gericht werden die Teller und bei feinen Eſſen
auch jedes Mal Gabeln und Meſſer gewechſelt, die dann nicht
wie beim Decken zu beiden Seiten, ſondern auf dem Teller
liegend, hingeſtellt werden, weil jenes zu lange aufhalten und
die Gäſte beläſtigen würde. So wird zu Crêmes auch zugleich
der Löffel auf dem Teller liegend, hingeſetzt. Zugleich empfehle
man, beim Bedienen zwar recht raſch, doch ſinnig zu verfah-
ren, beim Aus- und Eingehen die Thüre geräuſchlos zuzuma-
chen und beim Deſſert ſich zu entfernen.
Nach aufgehobener Tafel führt die Wirthin die Damen aus
dem Speiſeſal in ein Cabinet, wo der Kaffee ſervirt wird, wäh-
rend die Herren an der Tafel noch verweilen. So bald die
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Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Osnabrück u.d.T. "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche. […]". In der der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main konnte kein sicherer Nachweis auf ein verfügbares Exemplar der Erstausgabe ermittelt werden. Daher wurde für das DTA die 4., vermehrte u. verbesserte Auflage aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zur Digitalisierung herangezogen.
Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/462>, abgerufen am 23.11.2024.
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