Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
II.

Das alte Rom als weltliche Basis und Vorstufe des Papstthums.
Nachweisung der eigenthümlichen Mystik, Spaltung und Befriedigungs-
losigkeit in sich selbst, mit welcher es über sich hinaus auf ein
dunkles Jenseits der Zukunft weist.

Wir haben bemerkt, daß das geistliche Rom nicht bloß,
wie protestantische Historiker wollen, als eine Erneuerung
und Wiederholung des alten, weltlichen in geistlicher Form
zu fassen sei; daß im Letzteren vielmehr schon das Erstere
wunderbar angelegt und im Keime vorhanden gewesen.
Wir lassen hiemit eine nähere Erörterung dieses merkwür-
digen Verhältnisses folgen, das uns den Blick in die ge-
heimsten Zusammenhänge der Dinge und in die staunens-
würdigsten Tiefen der göttlichen Weltregierung zu eröffnen
im Stande ist.

Wer das alte Rom nur oberflächlich, seiner äußerlichen
Erscheinungsform und Schale nach, d. h. als einen kriege-
rischen, erobernden, Alles allmählig unter sich zwingenden,
sich auf diese Weise zu einem ausgedehnten, despotischen
Weltreiche gestaltenden und endlich bei überhand nehmen-
dem Verderben naturgemäß wieder auflösenden Staat von

II.

Das alte Rom als weltliche Baſis und Vorſtufe des Papſtthums.
Nachweiſung der eigenthümlichen Myſtik, Spaltung und Befriedigungs-
loſigkeit in ſich ſelbſt, mit welcher es über ſich hinaus auf ein
dunkles Jenſeits der Zukunft weiſt.

Wir haben bemerkt, daß das geiſtliche Rom nicht bloß,
wie proteſtantiſche Hiſtoriker wollen, als eine Erneuerung
und Wiederholung des alten, weltlichen in geiſtlicher Form
zu faſſen ſei; daß im Letzteren vielmehr ſchon das Erſtere
wunderbar angelegt und im Keime vorhanden geweſen.
Wir laſſen hiemit eine nähere Erörterung dieſes merkwür-
digen Verhältniſſes folgen, das uns den Blick in die ge-
heimſten Zuſammenhänge der Dinge und in die ſtaunens-
würdigſten Tiefen der göttlichen Weltregierung zu eröffnen
im Stande iſt.

Wer das alte Rom nur oberflächlich, ſeiner äußerlichen
Erſcheinungsform und Schale nach, d. h. als einen kriege-
riſchen, erobernden, Alles allmählig unter ſich zwingenden,
ſich auf dieſe Weiſe zu einem ausgedehnten, deſpotiſchen
Weltreiche geſtaltenden und endlich bei überhand nehmen-
dem Verderben naturgemäß wieder auflöſenden Staat von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0032" n="[10]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Das alte Rom als weltliche Ba&#x017F;is und Vor&#x017F;tufe des Pap&#x017F;tthums.<lb/>
Nachwei&#x017F;ung der eigenthümlichen My&#x017F;tik, Spaltung und Befriedigungs-<lb/>
lo&#x017F;igkeit in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, mit welcher es über &#x017F;ich hinaus auf ein<lb/>
dunkles Jen&#x017F;eits der Zukunft wei&#x017F;t.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ir haben bemerkt, daß das gei&#x017F;tliche Rom nicht bloß,<lb/>
wie prote&#x017F;tanti&#x017F;che Hi&#x017F;toriker wollen, als eine Erneuerung<lb/>
und Wiederholung des alten, weltlichen in gei&#x017F;tlicher Form<lb/>
zu fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei; daß im Letzteren vielmehr &#x017F;chon das Er&#x017F;tere<lb/>
wunderbar angelegt und im Keime vorhanden gewe&#x017F;en.<lb/>
Wir la&#x017F;&#x017F;en hiemit eine nähere Erörterung die&#x017F;es merkwür-<lb/>
digen Verhältni&#x017F;&#x017F;es folgen, das uns den Blick in die ge-<lb/>
heim&#x017F;ten Zu&#x017F;ammenhänge der Dinge und in die &#x017F;taunens-<lb/>
würdig&#x017F;ten Tiefen der göttlichen Weltregierung zu eröffnen<lb/>
im Stande i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Wer das alte Rom nur oberflächlich, &#x017F;einer äußerlichen<lb/>
Er&#x017F;cheinungsform und Schale nach, d. h. als einen kriege-<lb/>
ri&#x017F;chen, erobernden, Alles allmählig unter &#x017F;ich zwingenden,<lb/>
&#x017F;ich auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e zu einem ausgedehnten, de&#x017F;poti&#x017F;chen<lb/>
Weltreiche ge&#x017F;taltenden und endlich bei überhand nehmen-<lb/>
dem Verderben naturgemäß wieder auflö&#x017F;enden Staat von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[10]/0032] II. Das alte Rom als weltliche Baſis und Vorſtufe des Papſtthums. Nachweiſung der eigenthümlichen Myſtik, Spaltung und Befriedigungs- loſigkeit in ſich ſelbſt, mit welcher es über ſich hinaus auf ein dunkles Jenſeits der Zukunft weiſt. Wir haben bemerkt, daß das geiſtliche Rom nicht bloß, wie proteſtantiſche Hiſtoriker wollen, als eine Erneuerung und Wiederholung des alten, weltlichen in geiſtlicher Form zu faſſen ſei; daß im Letzteren vielmehr ſchon das Erſtere wunderbar angelegt und im Keime vorhanden geweſen. Wir laſſen hiemit eine nähere Erörterung dieſes merkwür- digen Verhältniſſes folgen, das uns den Blick in die ge- heimſten Zuſammenhänge der Dinge und in die ſtaunens- würdigſten Tiefen der göttlichen Weltregierung zu eröffnen im Stande iſt. Wer das alte Rom nur oberflächlich, ſeiner äußerlichen Erſcheinungsform und Schale nach, d. h. als einen kriege- riſchen, erobernden, Alles allmählig unter ſich zwingenden, ſich auf dieſe Weiſe zu einem ausgedehnten, deſpotiſchen Weltreiche geſtaltenden und endlich bei überhand nehmen- dem Verderben naturgemäß wieder auflöſenden Staat von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/32
Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/32>, abgerufen am 19.04.2024.