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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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pflegt und schon so manche derselben aus ihnen hinaus in
den Schooß der alten, poetischen, gemüthvollen und kunst-
freundlichen Mutterkirche zurückgetrieben hat. *)

Und hiemit hätten wir nun auch den dritten der Be-
standtheile genannt, die jene im Eingange vorläufig charak-
terisirte Totalität des römisch-katholischen Kirchen- und
Priesterthums bilden. Damit ist die Sache vollständig
erschöpft, und es gibt Nichts, was weiter von Nöthen
wäre und vermißt werden könnte. Das Himmlische, die
Grenzen des Irdischen und Menschlichen Ueberschreitende,
und die zwei wesentlichsten Seiten des Irdischen und
Menschlichen, wie sie durch Rom und Griechenland vertre-
ten sind, verbinden sich hier, um das allseitigste, gehaltvollste
und concreteste Ganze zu formiren, das sich denken läßt.
Ein Hinzukommen noch anderer Momente könnte nur ta-
delhaft, verfälschend und verunreinigend sein, sofern es
barbarische, unmenschliche und ungöttliche wären und nur
wieder ausgeschieden werden müßten. Die drei, die der
Katholicismus, um Alles in Allem zu sein, in der That
in sich schließt und seinen Zwecken gemäß in Anwendung
bringt, können nun allerdings auch in einer Trennung und
mit einer vorwiegenden Geltung einzelner Momente hervor-
treten, durch welche die Totalität ihrer Erscheinung mo-
mentan beeinträchtigt, ja gänzlich aufgehoben wird. Es
kann dies in der Nothwendigkeit der Zeitumstände und der
historischen Entwicklung liegen; es mag auch wohl zum
Theil auf individuelle und persönliche Ursachen zurückge-
führt werden können -- jene drei großen, wesentlichen und
weltwichtigen Momente sind doch immer da, und ihre Ver-
knüpfung zu nothwendig und unentbehrlich, als daß eines
davon vollständig und für immer aufgegeben werden könnte.

*) Vergl. Beilage A.

pflegt und ſchon ſo manche derſelben aus ihnen hinaus in
den Schooß der alten, poetiſchen, gemüthvollen und kunſt-
freundlichen Mutterkirche zurückgetrieben hat. *)

Und hiemit hätten wir nun auch den dritten der Be-
ſtandtheile genannt, die jene im Eingange vorläufig charak-
teriſirte Totalität des römiſch-katholiſchen Kirchen- und
Prieſterthums bilden. Damit iſt die Sache vollſtändig
erſchöpft, und es gibt Nichts, was weiter von Nöthen
wäre und vermißt werden könnte. Das Himmliſche, die
Grenzen des Irdiſchen und Menſchlichen Ueberſchreitende,
und die zwei weſentlichſten Seiten des Irdiſchen und
Menſchlichen, wie ſie durch Rom und Griechenland vertre-
ten ſind, verbinden ſich hier, um das allſeitigſte, gehaltvollſte
und concreteſte Ganze zu formiren, das ſich denken läßt.
Ein Hinzukommen noch anderer Momente könnte nur ta-
delhaft, verfälſchend und verunreinigend ſein, ſofern es
barbariſche, unmenſchliche und ungöttliche wären und nur
wieder ausgeſchieden werden müßten. Die drei, die der
Katholicismus, um Alles in Allem zu ſein, in der That
in ſich ſchließt und ſeinen Zwecken gemäß in Anwendung
bringt, können nun allerdings auch in einer Trennung und
mit einer vorwiegenden Geltung einzelner Momente hervor-
treten, durch welche die Totalität ihrer Erſcheinung mo-
mentan beeinträchtigt, ja gänzlich aufgehoben wird. Es
kann dies in der Nothwendigkeit der Zeitumſtände und der
hiſtoriſchen Entwicklung liegen; es mag auch wohl zum
Theil auf individuelle und perſönliche Urſachen zurückge-
führt werden können — jene drei großen, weſentlichen und
weltwichtigen Momente ſind doch immer da, und ihre Ver-
knüpfung zu nothwendig und unentbehrlich, als daß eines
davon vollſtändig und für immer aufgegeben werden könnte.

*) Vergl. Beilage A.
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[8/0030] pflegt und ſchon ſo manche derſelben aus ihnen hinaus in den Schooß der alten, poetiſchen, gemüthvollen und kunſt- freundlichen Mutterkirche zurückgetrieben hat. *) Und hiemit hätten wir nun auch den dritten der Be- ſtandtheile genannt, die jene im Eingange vorläufig charak- teriſirte Totalität des römiſch-katholiſchen Kirchen- und Prieſterthums bilden. Damit iſt die Sache vollſtändig erſchöpft, und es gibt Nichts, was weiter von Nöthen wäre und vermißt werden könnte. Das Himmliſche, die Grenzen des Irdiſchen und Menſchlichen Ueberſchreitende, und die zwei weſentlichſten Seiten des Irdiſchen und Menſchlichen, wie ſie durch Rom und Griechenland vertre- ten ſind, verbinden ſich hier, um das allſeitigſte, gehaltvollſte und concreteſte Ganze zu formiren, das ſich denken läßt. Ein Hinzukommen noch anderer Momente könnte nur ta- delhaft, verfälſchend und verunreinigend ſein, ſofern es barbariſche, unmenſchliche und ungöttliche wären und nur wieder ausgeſchieden werden müßten. Die drei, die der Katholicismus, um Alles in Allem zu ſein, in der That in ſich ſchließt und ſeinen Zwecken gemäß in Anwendung bringt, können nun allerdings auch in einer Trennung und mit einer vorwiegenden Geltung einzelner Momente hervor- treten, durch welche die Totalität ihrer Erſcheinung mo- mentan beeinträchtigt, ja gänzlich aufgehoben wird. Es kann dies in der Nothwendigkeit der Zeitumſtände und der hiſtoriſchen Entwicklung liegen; es mag auch wohl zum Theil auf individuelle und perſönliche Urſachen zurückge- führt werden können — jene drei großen, weſentlichen und weltwichtigen Momente ſind doch immer da, und ihre Ver- knüpfung zu nothwendig und unentbehrlich, als daß eines davon vollſtändig und für immer aufgegeben werden könnte. *) Vergl. Beilage A.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/30>, abgerufen am 28.03.2024.