Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Drosera rotundifolia. Cap. 3. der Basis der Zelle 1 eine kleine Masse auf einem kurzen Stiel undeine gröszere Masse nahe dem oberen Ende vorhanden, und diese bei- [Abbildung]
Fig. 8. (Drosera rotundifolia) Schematische Darstellung einer und derselben Zolle, die verschie- den schienen ganz getrennt zu sein. Demohngeachtet könnten siedenen, auf einander folgenden, von den zusammengeballten Protoplasma-Massen angenommenen Formen zeigend. durch einen feinen und unsichtbaren Faden von Protoplasma verbun- den gewesen sein; denn bei zwei andern Gelegenheiten war ich im Stande, während die eine Masse schnell wuchs und eine andere Masse in derselben Zelle schnell abnahm, durch Veränderung des Lichtes und den Gebrauch einer starken Vergröszerung einen verbindenden Faden von äuszerster Zartheit zu entdecken, welcher augenscheinlich als Verkehrscanal zwischen den Beiden diente. Auf der andern Seite sieht man manchmal, dasz solche verbindenden Fäden reiszen und ihre Enden werden dann schnell keulenförmig. Die andern Skizzen in Fig. S zeigen die Formen, welche das Protoplasma nach einander annahm. Bald nachdem die purpurne Flüssigkeit in den Zellen zusammen- Drosera rotundifolia. Cap. 3. der Basis der Zelle 1 eine kleine Masse auf einem kurzen Stiel undeine gröszere Masse nahe dem oberen Ende vorhanden, und diese bei- [Abbildung]
Fig. 8. (Drosera rotundifolia) Schematische Darstellung einer und derselben Zolle, die verschie- den schienen ganz getrennt zu sein. Demohngeachtet könnten siedenen, auf einander folgenden, von den zusammengeballten Protoplasma-Massen angenommenen Formen zeigend. durch einen feinen und unsichtbaren Faden von Protoplasma verbun- den gewesen sein; denn bei zwei andern Gelegenheiten war ich im Stande, während die eine Masse schnell wuchs und eine andere Masse in derselben Zelle schnell abnahm, durch Veränderung des Lichtes und den Gebrauch einer starken Vergröszerung einen verbindenden Faden von äuszerster Zartheit zu entdecken, welcher augenscheinlich als Verkehrscanal zwischen den Beiden diente. Auf der andern Seite sieht man manchmal, dasz solche verbindenden Fäden reiszen und ihre Enden werden dann schnell keulenförmig. Die andern Skizzen in Fig. S zeigen die Formen, welche das Protoplasma nach einander annahm. Bald nachdem die purpurne Flüssigkeit in den Zellen zusammen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="36"/><fw place="top" type="header">Drosera rotundifolia. Cap. 3.</fw><lb/> der Basis der Zelle 1 eine kleine Masse auf einem kurzen Stiel und<lb/> eine gröszere Masse nahe dem oberen Ende vorhanden, und diese bei-<lb/><figure><head><hi rendition="#c">Fig. 8. <hi rendition="#i">(Drosera rotundifolia)</hi> Schematische Darstellung einer und derselben Zolle, die verschie-<lb/> denen, auf einander folgenden, von den zusammengeballten Protoplasma-Massen angenommenen<lb/> Formen zeigend.</hi></head></figure><lb/> den schienen ganz getrennt zu sein. Demohngeachtet könnten sie<lb/> durch einen feinen und unsichtbaren Faden von Protoplasma verbun-<lb/> den gewesen sein; denn bei zwei andern Gelegenheiten war ich im<lb/> Stande, während die eine Masse schnell wuchs und eine andere Masse<lb/> in derselben Zelle schnell abnahm, durch Veränderung des Lichtes<lb/> und den Gebrauch einer starken Vergröszerung einen verbindenden<lb/> Faden von äuszerster Zartheit zu entdecken, welcher augenscheinlich<lb/> als Verkehrscanal zwischen den Beiden diente. Auf der andern Seite<lb/> sieht man manchmal, dasz solche verbindenden Fäden reiszen und ihre<lb/> Enden werden dann schnell keulenförmig. Die andern Skizzen in Fig. S<lb/> zeigen die Formen, welche das Protoplasma nach einander annahm.</p><lb/> <p>Bald nachdem die purpurne Flüssigkeit in den Zellen zusammen-<lb/> geballt worden ist, schwimmen die kleinen Massen in einer farblosen<lb/> oder beinahe farblosen Flüssigkeit umher und die Schicht weiszen<lb/> körnigen Protoplasmas, welche entlang den Wänden flieszt, kann nun<lb/> viel deutlicher gesehen werden. Der Strom flieszt mit unregelmäsziger<lb/> Schnelligkeit die eine Wand hinauf und die andere wieder hinunter,<lb/> gewöhnlich in langsamerem Tempo über die schmalen Enden der ver-<lb/> längerten Zellen, und so immer fort rund um. Aber der Strom hört<lb/> manchmal auf. Die Bewegung ist oft in Wellen und ihre Gipfel<lb/> strecken sich manchmal beinahe über die ganze Breite der Zelle, und<lb/> sinken dann wieder nieder. Kleine Kugeln von Protoplasma, augen-<lb/> scheinlich ganz frei, werden oft durch den Strom in den Zellen umher<lb/> getrieben; an die centralen Massen geheftete Filamente werden hin<lb/> und her geschwungen, als ob sie zu entfliehen suchten. Alles zu-<lb/> sammen genommen bietet eine dieser Zellen, mit den sich immer ver-<lb/> ändernden centralen Massen und mit der den Wänden entlang flieszen-<lb/> den Schicht von Protoplasma, ein wunderbares Bild einer lebendi-<lb/> gen Thätigkeit dar.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [36/0050]
Drosera rotundifolia. Cap. 3.
der Basis der Zelle 1 eine kleine Masse auf einem kurzen Stiel und
eine gröszere Masse nahe dem oberen Ende vorhanden, und diese bei-
[Abbildung Fig. 8. (Drosera rotundifolia) Schematische Darstellung einer und derselben Zolle, die verschie-
denen, auf einander folgenden, von den zusammengeballten Protoplasma-Massen angenommenen
Formen zeigend.]
den schienen ganz getrennt zu sein. Demohngeachtet könnten sie
durch einen feinen und unsichtbaren Faden von Protoplasma verbun-
den gewesen sein; denn bei zwei andern Gelegenheiten war ich im
Stande, während die eine Masse schnell wuchs und eine andere Masse
in derselben Zelle schnell abnahm, durch Veränderung des Lichtes
und den Gebrauch einer starken Vergröszerung einen verbindenden
Faden von äuszerster Zartheit zu entdecken, welcher augenscheinlich
als Verkehrscanal zwischen den Beiden diente. Auf der andern Seite
sieht man manchmal, dasz solche verbindenden Fäden reiszen und ihre
Enden werden dann schnell keulenförmig. Die andern Skizzen in Fig. S
zeigen die Formen, welche das Protoplasma nach einander annahm.
Bald nachdem die purpurne Flüssigkeit in den Zellen zusammen-
geballt worden ist, schwimmen die kleinen Massen in einer farblosen
oder beinahe farblosen Flüssigkeit umher und die Schicht weiszen
körnigen Protoplasmas, welche entlang den Wänden flieszt, kann nun
viel deutlicher gesehen werden. Der Strom flieszt mit unregelmäsziger
Schnelligkeit die eine Wand hinauf und die andere wieder hinunter,
gewöhnlich in langsamerem Tempo über die schmalen Enden der ver-
längerten Zellen, und so immer fort rund um. Aber der Strom hört
manchmal auf. Die Bewegung ist oft in Wellen und ihre Gipfel
strecken sich manchmal beinahe über die ganze Breite der Zelle, und
sinken dann wieder nieder. Kleine Kugeln von Protoplasma, augen-
scheinlich ganz frei, werden oft durch den Strom in den Zellen umher
getrieben; an die centralen Massen geheftete Filamente werden hin
und her geschwungen, als ob sie zu entfliehen suchten. Alles zu-
sammen genommen bietet eine dieser Zellen, mit den sich immer ver-
ändernden centralen Massen und mit der den Wänden entlang flieszen-
den Schicht von Protoplasma, ein wunderbares Bild einer lebendi-
gen Thätigkeit dar.
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