Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 15. über die Droseraceen. Thieren. Diese Thatsache ebenso wie die, dasz der motorische Im-puls nicht speciell nach gewissen Punkten hingerichtet wird, sind ohne Zweifel beide eine Folge des Fehlens von Nerven. Demungeachtet können wir vielleicht eine Vorbildung eigentlicher Nervenentwickelung bei Thieren darin erblicken, dasz der motorische Impuls in dem be- schränkten Raume innerhalb der Tentakeln der Drosera so viel rapi- der abwärts geleitet wird als irgendwo anders, und etwas schneller in einer Längsrichtung als in der Richtung quer über die Scheibe. Noch deutlicher lassen diese Pflanzen ihre niedrigere Entwickelung den Thieren gegenüber in dem Fehlen jeder Reflexthätigkeit erkennen, den Fall ausgenommen, wo die Drüsen der Drosera, wenn sie aus einer gewissen Entfernung gereizt werden, einen Reiz zurücksenden, welcher es verursacht, dasz der Inhalt der Zellen hinab bis zu den Basen der Tentakeln zusammengeballt wird. Aber der bedeutendste Beweis dieser Inferiorität unter allen ist die Abwesenheit eines Centralorgans, welches fähig wäre, Eindrücke von allen Punkten her aufzunehmen, deren Wirkungen in bestimmten Richtungen fortzuleiten, sie aufzu- sammeln und sie zu reproduciren. Cap. 15. über die Droseraceen. Thieren. Diese Thatsache ebenso wie die, dasz der motorische Im-puls nicht speciell nach gewissen Punkten hingerichtet wird, sind ohne Zweifel beide eine Folge des Fehlens von Nerven. Demungeachtet können wir vielleicht eine Vorbildung eigentlicher Nervenentwickelung bei Thieren darin erblicken, dasz der motorische Impuls in dem be- schränkten Raume innerhalb der Tentakeln der Drosera so viel rapi- der abwärts geleitet wird als irgendwo anders, und etwas schneller in einer Längsrichtung als in der Richtung quer über die Scheibe. Noch deutlicher lassen diese Pflanzen ihre niedrigere Entwickelung den Thieren gegenüber in dem Fehlen jeder Reflexthätigkeit erkennen, den Fall ausgenommen, wo die Drüsen der Drosera, wenn sie aus einer gewissen Entfernung gereizt werden, einen Reiz zurücksenden, welcher es verursacht, dasz der Inhalt der Zellen hinab bis zu den Basen der Tentakeln zusammengeballt wird. Aber der bedeutendste Beweis dieser Inferiorität unter allen ist die Abwesenheit eines Centralorgans, welches fähig wäre, Eindrücke von allen Punkten her aufzunehmen, deren Wirkungen in bestimmten Richtungen fortzuleiten, sie aufzu- sammeln und sie zu reproduciren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0345" n="331"/><fw place="top" type="header">Cap. 15. über die Droseraceen.</fw><lb/> Thieren. Diese Thatsache ebenso wie die, dasz der motorische Im-<lb/> puls nicht speciell nach gewissen Punkten hingerichtet wird, sind<lb/> ohne Zweifel beide eine Folge des Fehlens von Nerven. Demungeachtet<lb/> können wir vielleicht eine Vorbildung eigentlicher Nervenentwickelung<lb/> bei Thieren darin erblicken, dasz der motorische Impuls in dem be-<lb/> schränkten Raume innerhalb der Tentakeln der <hi rendition="#i">Drosera</hi> so viel rapi-<lb/> der abwärts geleitet wird als irgendwo anders, und etwas schneller<lb/> in einer Längsrichtung als in der Richtung quer über die Scheibe.<lb/> Noch deutlicher lassen diese Pflanzen ihre niedrigere Entwickelung<lb/> den Thieren gegenüber in dem Fehlen jeder Reflexthätigkeit erkennen,<lb/> den Fall ausgenommen, wo die Drüsen der <hi rendition="#i">Drosera</hi>, wenn sie aus einer<lb/> gewissen Entfernung gereizt werden, einen Reiz zurücksenden, welcher<lb/> es verursacht, dasz der Inhalt der Zellen hinab bis zu den Basen der<lb/> Tentakeln zusammengeballt wird. Aber der bedeutendste Beweis<lb/> dieser Inferiorität unter allen ist die Abwesenheit eines Centralorgans,<lb/> welches fähig wäre, Eindrücke von allen Punkten her aufzunehmen,<lb/> deren Wirkungen in bestimmten Richtungen fortzuleiten, sie aufzu-<lb/> sammeln und sie zu reproduciren.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [331/0345]
Cap. 15. über die Droseraceen.
Thieren. Diese Thatsache ebenso wie die, dasz der motorische Im-
puls nicht speciell nach gewissen Punkten hingerichtet wird, sind
ohne Zweifel beide eine Folge des Fehlens von Nerven. Demungeachtet
können wir vielleicht eine Vorbildung eigentlicher Nervenentwickelung
bei Thieren darin erblicken, dasz der motorische Impuls in dem be-
schränkten Raume innerhalb der Tentakeln der Drosera so viel rapi-
der abwärts geleitet wird als irgendwo anders, und etwas schneller
in einer Längsrichtung als in der Richtung quer über die Scheibe.
Noch deutlicher lassen diese Pflanzen ihre niedrigere Entwickelung
den Thieren gegenüber in dem Fehlen jeder Reflexthätigkeit erkennen,
den Fall ausgenommen, wo die Drüsen der Drosera, wenn sie aus einer
gewissen Entfernung gereizt werden, einen Reiz zurücksenden, welcher
es verursacht, dasz der Inhalt der Zellen hinab bis zu den Basen der
Tentakeln zusammengeballt wird. Aber der bedeutendste Beweis
dieser Inferiorität unter allen ist die Abwesenheit eines Centralorgans,
welches fähig wäre, Eindrücke von allen Punkten her aufzunehmen,
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Zitationshilfe: | Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/345>, abgerufen am 23.07.2024. |