Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 6. Verdauung.
"dissout d'abord, et qui, par sa liquefaction, desagrege les fibrilles.
"Celles-ci se dissolvent ensuite en grande partie, mais, avant do passer
"a l'etat liquide, elles tendent a se briser en petits fragments trans-
"versaux. Les "sarcous elements" de Bowman, qui ne sont autre chose que
"les produits de cette division transversale des fibrilles elementaires, peu-
"vent etre prepares et isoles a l'aide du suc gastrique, pourvu qu'on
"n'attend pas jusqu'a la liquefaction complete du muscle."

Nach Verlauf von 72 Stunden von der Zeit an, wo die fünf Wür-
fel auf die Blätter gelegt worden waren, öffnete ich die übrigen vier.
Auf zweien war Nichts weiter zu sehen, als geringe Mengen durchsich-
tiger klebriger Flüssigkeit; als diese aber unter starker Vergrösserung
untersucht wurde, lieszen sich darin Fettkügelchen, Stückchen elasti-
schen Fasergewebes und einige wenige Parallelogramme von Fleisch-
substanz unterscheiden, aber nicht eine Spur von Querstreifen. Auf
den andern beiden Blättern waren nur äuszerst kleine Kügelchen theil-
weise verdauten Fleisches mitten in reichlicher durchsichtiger Flüssig-
keit vorhanden.

Fibrin. -- Stückchen Fibrin wurden vier Tage lang in Wasser
gelassen, während die folgenden Experimente angestellt wurden; es
fand aber nicht im Mindesten eine Einwirkung auf sie statt. Das
Fibrin, welches ich zuerst anwandte, war nicht rein, sondern schlosz
dunkle Theilchen ein; es war entweder nicht gut dargestellt worden,
oder hatte später eine Umwandlung erlitten. Dünne, ungefähr
Quadratzoll grosse Stückchen wurden auf mehrere Blätter gelegt, und
obgleich das Fibrin bald verflüssigt wurde, wurde doch niemals das
Ganze aufgelöst. Es wurden dann kleinere Theilchen auf vier Blätter
gebracht und Tropfen von Salzsäure (ein Theil auf 437 Theile Wasser)
hinzugefügt; dies schien den Procesz der Verdauung zu beschleunigen,
denn auf einem Blatte war nach 20 Stunden Alles verflüssigt und
aufgesogen; aber auf den drei andern Blättern blieb nach 48 Stunden
noch etwas unaufgelöster Rückstand. Es ist merkwürdig, dasz in allen
den obigen sowie in den folgenden Experimenten, ebenso auch wenn
gröszere Stückchen Fibrin angewandt wurden, die Blätter sehr wenig
gereizt wurden; zuweilen war es nothwendig, ein wenig Speichel hinzu-
zufügen, um vollständige Einbiegung zu veranlassen. Überdies be-
gannen die Blätter sich nach nur 48 Stunden wieder auszubreiten,
während sie eine viel längere Zeit eingebogen geblieben wären, wenn
Insecten, Fleisch, Knorpel, Eiweisz u. s. w. auf sie gelegt worden
wären.

Cap. 6. Verdauung.
„dissout d’abord, et qui, par sa liquéfaction, désagrége les fibrilles.
„Celles-ci se dissolvent ensuite en grande partie, mais, avant do passer
„à l’état liquide, elles tendent à se briser en petits fragments trans-
„versaux. Les „sarcous elements‟ de Bowman, qui ne sont autre chose que
„les produits de cette division transversale des fibrilles élémentaires, peu-
„vent être préparés et isolés à l’aide du suc gastrique, pourvu qu’on
„n’attend pas jusqu’à la liquéfaction complète du muscle.»

Nach Verlauf von 72 Stunden von der Zeit an, wo die fünf Wür-
fel auf die Blätter gelegt worden waren, öffnete ich die übrigen vier.
Auf zweien war Nichts weiter zu sehen, als geringe Mengen durchsich-
tiger klebriger Flüssigkeit; als diese aber unter starker Vergrösserung
untersucht wurde, lieszen sich darin Fettkügelchen, Stückchen elasti-
schen Fasergewebes und einige wenige Parallelogramme von Fleisch-
substanz unterscheiden, aber nicht eine Spur von Querstreifen. Auf
den andern beiden Blättern waren nur äuszerst kleine Kügelchen theil-
weise verdauten Fleisches mitten in reichlicher durchsichtiger Flüssig-
keit vorhanden.

Fibrin. — Stückchen Fibrin wurden vier Tage lang in Wasser
gelassen, während die folgenden Experimente angestellt wurden; es
fand aber nicht im Mindesten eine Einwirkung auf sie statt. Das
Fibrin, welches ich zuerst anwandte, war nicht rein, sondern schlosz
dunkle Theilchen ein; es war entweder nicht gut dargestellt worden,
oder hatte später eine Umwandlung erlitten. Dünne, ungefähr
Quadratzoll grosse Stückchen wurden auf mehrere Blätter gelegt, und
obgleich das Fibrin bald verflüssigt wurde, wurde doch niemals das
Ganze aufgelöst. Es wurden dann kleinere Theilchen auf vier Blätter
gebracht und Tropfen von Salzsäure (ein Theil auf 437 Theile Wasser)
hinzugefügt; dies schien den Procesz der Verdauung zu beschleunigen,
denn auf einem Blatte war nach 20 Stunden Alles verflüssigt und
aufgesogen; aber auf den drei andern Blättern blieb nach 48 Stunden
noch etwas unaufgelöster Rückstand. Es ist merkwürdig, dasz in allen
den obigen sowie in den folgenden Experimenten, ebenso auch wenn
gröszere Stückchen Fibrin angewandt wurden, die Blätter sehr wenig
gereizt wurden; zuweilen war es nothwendig, ein wenig Speichel hinzu-
zufügen, um vollständige Einbiegung zu veranlassen. Überdies be-
gannen die Blätter sich nach nur 48 Stunden wieder auszubreiten,
während sie eine viel längere Zeit eingebogen geblieben wären, wenn
Insecten, Fleisch, Knorpel, Eiweisz u. s. w. auf sie gelegt worden
wären.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0103" n="89"/><fw place="top" type="header">Cap. 6. Verdauung.</fw><lb/>
&#x201E;dissout d&#x2019;abord, et qui, par sa liquéfaction, désagrége les fibrilles.<lb/>
&#x201E;Celles-ci se dissolvent ensuite en grande partie, mais, avant do passer<lb/>
&#x201E;à l&#x2019;état liquide, elles tendent à se briser en petits fragments trans-<lb/>
&#x201E;versaux. Les <hi rendition="#i">&#x201E;sarcous elements&#x201F;</hi> de <hi rendition="#k">Bowman,</hi> qui ne sont autre chose que<lb/>
&#x201E;les produits de cette division transversale des fibrilles élémentaires, peu-<lb/>
&#x201E;vent être préparés et isolés à l&#x2019;aide du suc gastrique, pourvu qu&#x2019;on<lb/>
&#x201E;n&#x2019;attend pas jusqu&#x2019;à la liquéfaction complète du muscle.»</quote>
          </cit><lb/>
          <p>Nach Verlauf von 72 Stunden von der Zeit an, wo die fünf Wür-<lb/>
fel auf die Blätter gelegt worden waren, öffnete ich die übrigen vier.<lb/>
Auf zweien war Nichts weiter zu sehen, als geringe Mengen durchsich-<lb/>
tiger klebriger Flüssigkeit; als diese aber unter starker Vergrösserung<lb/>
untersucht wurde, lieszen sich darin Fettkügelchen, Stückchen elasti-<lb/>
schen Fasergewebes und einige wenige Parallelogramme von Fleisch-<lb/>
substanz unterscheiden, aber nicht eine Spur von Querstreifen. Auf<lb/>
den andern beiden Blättern waren nur äuszerst kleine Kügelchen theil-<lb/>
weise verdauten Fleisches mitten in reichlicher durchsichtiger Flüssig-<lb/>
keit vorhanden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Fibrin.</hi> &#x2014; Stückchen Fibrin wurden vier Tage lang in Wasser<lb/>
gelassen, während die folgenden Experimente angestellt wurden; es<lb/>
fand aber nicht im Mindesten eine Einwirkung auf sie statt. Das<lb/>
Fibrin, welches ich zuerst anwandte, war nicht rein, sondern schlosz<lb/>
dunkle Theilchen ein; es war entweder nicht gut dargestellt worden,<lb/>
oder hatte später eine Umwandlung erlitten. Dünne, ungefähr <formula notation="TeX">\frac {1}{10}</formula><lb/>
Quadratzoll grosse Stückchen wurden auf mehrere Blätter gelegt, und<lb/>
obgleich das Fibrin bald verflüssigt wurde, wurde doch niemals das<lb/>
Ganze aufgelöst. Es wurden dann kleinere Theilchen auf vier Blätter<lb/>
gebracht und Tropfen von Salzsäure (ein Theil auf 437 Theile Wasser)<lb/>
hinzugefügt; dies schien den Procesz der Verdauung zu beschleunigen,<lb/>
denn auf einem Blatte war nach 20 Stunden Alles verflüssigt und<lb/>
aufgesogen; aber auf den drei andern Blättern blieb nach 48 Stunden<lb/>
noch etwas unaufgelöster Rückstand. Es ist merkwürdig, dasz in allen<lb/>
den obigen sowie in den folgenden Experimenten, ebenso auch wenn<lb/>
gröszere Stückchen Fibrin angewandt wurden, die Blätter sehr wenig<lb/>
gereizt wurden; zuweilen war es nothwendig, ein wenig Speichel hinzu-<lb/>
zufügen, um vollständige Einbiegung zu veranlassen. Überdies be-<lb/>
gannen die Blätter sich nach nur 48 Stunden wieder auszubreiten,<lb/>
während sie eine viel längere Zeit eingebogen geblieben wären, wenn<lb/>
Insecten, Fleisch, Knorpel, Eiweisz u. s. w. auf sie gelegt worden<lb/>
wären.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0103] Cap. 6. Verdauung. „dissout d’abord, et qui, par sa liquéfaction, désagrége les fibrilles. „Celles-ci se dissolvent ensuite en grande partie, mais, avant do passer „à l’état liquide, elles tendent à se briser en petits fragments trans- „versaux. Les „sarcous elements‟ de Bowman, qui ne sont autre chose que „les produits de cette division transversale des fibrilles élémentaires, peu- „vent être préparés et isolés à l’aide du suc gastrique, pourvu qu’on „n’attend pas jusqu’à la liquéfaction complète du muscle.» Nach Verlauf von 72 Stunden von der Zeit an, wo die fünf Wür- fel auf die Blätter gelegt worden waren, öffnete ich die übrigen vier. Auf zweien war Nichts weiter zu sehen, als geringe Mengen durchsich- tiger klebriger Flüssigkeit; als diese aber unter starker Vergrösserung untersucht wurde, lieszen sich darin Fettkügelchen, Stückchen elasti- schen Fasergewebes und einige wenige Parallelogramme von Fleisch- substanz unterscheiden, aber nicht eine Spur von Querstreifen. Auf den andern beiden Blättern waren nur äuszerst kleine Kügelchen theil- weise verdauten Fleisches mitten in reichlicher durchsichtiger Flüssig- keit vorhanden. Fibrin. — Stückchen Fibrin wurden vier Tage lang in Wasser gelassen, während die folgenden Experimente angestellt wurden; es fand aber nicht im Mindesten eine Einwirkung auf sie statt. Das Fibrin, welches ich zuerst anwandte, war nicht rein, sondern schlosz dunkle Theilchen ein; es war entweder nicht gut dargestellt worden, oder hatte später eine Umwandlung erlitten. Dünne, ungefähr [FORMEL] Quadratzoll grosse Stückchen wurden auf mehrere Blätter gelegt, und obgleich das Fibrin bald verflüssigt wurde, wurde doch niemals das Ganze aufgelöst. Es wurden dann kleinere Theilchen auf vier Blätter gebracht und Tropfen von Salzsäure (ein Theil auf 437 Theile Wasser) hinzugefügt; dies schien den Procesz der Verdauung zu beschleunigen, denn auf einem Blatte war nach 20 Stunden Alles verflüssigt und aufgesogen; aber auf den drei andern Blättern blieb nach 48 Stunden noch etwas unaufgelöster Rückstand. Es ist merkwürdig, dasz in allen den obigen sowie in den folgenden Experimenten, ebenso auch wenn gröszere Stückchen Fibrin angewandt wurden, die Blätter sehr wenig gereizt wurden; zuweilen war es nothwendig, ein wenig Speichel hinzu- zufügen, um vollständige Einbiegung zu veranlassen. Überdies be- gannen die Blätter sich nach nur 48 Stunden wieder auszubreiten, während sie eine viel längere Zeit eingebogen geblieben wären, wenn Insecten, Fleisch, Knorpel, Eiweisz u. s. w. auf sie gelegt worden wären.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/103
Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/103>, abgerufen am 05.05.2024.