Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. sie solche Spiele wolten nachthun/ daß sie sie mußten straffen. Eben wiees uns Teutschen auch ergangen/ nachdem wir die Englische/ die Welsche/ die Frantzösische Mascarada/ Täntze/ Mummereyen und Faßnacht- Spiel nachgeäfft. Jedoch aber/ wann Comödien und Spiele nach der Christlichen Pru- Buß F ij
Vom verlohrnen Sohn. ſie ſolche Spiele wolten nachthun/ daß ſie ſie mußten ſtraffen. Eben wiees uns Teutſchen auch ergangen/ nachdem wir die Engliſche/ die Welſche/ die Frantzoͤſiſche Maſcarada/ Taͤntze/ Mummereyen und Faßnacht- Spiel nachgeaͤfft. Jedoch aber/ wann Comoͤdien und Spiele nach der Chriſtlichen Pru- Buß F ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0061" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom verlohrnen Sohn.</hi></fw><lb/> ſie ſolche Spiele wolten nachthun/ daß ſie ſie mußten ſtraffen. Eben wie<lb/> es uns Teutſchen auch ergangen/ nachdem wir die Engliſche/ die Welſche/<lb/> die Frantzoͤſiſche Maſcarada/ Taͤntze/ Mummereyen und Faßnacht-<lb/> Spiel nachgeaͤfft.</p><lb/> <p>Jedoch aber/ wann Comoͤdien und Spiele nach der Chriſtlichen <hi rendition="#aq">Pru-<lb/> den</hi>tz/ ohne Aergernuß/ zu ſeiner Zeit/ mit gebuͤhrender Beſcheidenheit<lb/> angeſtellet werden/ ſo werden ſie in H. Schrifft gar nicht verdammet/ ſon-<lb/> dern ſeind 1. <hi rendition="#aq">conſecrati à Spiritu S.</hi> von dem H. Geiſt geweihet/ und gut<lb/> geheiſſen/ <hi rendition="#aq">exemplis,</hi> mit Exempeln/ als da iſt das Weiber- und Sing-<lb/> Spiel/ welches die Weiber David zu Ehren angeſtellet 1. Sam. 18/ 7. das<lb/> Kinder-Spiel auff den Gaſſen/ Zach. 8/ 5. <hi rendition="#aq">Similitudinibus,</hi> mit Gleich-<lb/> nuſſen/ Prov. 8/ 30. da die Himmliſche Weißheit ſpricht/ ſie habe fuͤr<lb/> GOtt geſpielet. Matth. 11/ 17. da ſich Chriſtus den Kindlein ver-<lb/> gleicht/ die auff dem Marckt ſitzen und gegen ihre Geſellen ruffen: Wir<lb/> haben euch gepfiffen/ und ihr wolt nicht tantzen/ wir haben euch<lb/> geklagt/ und ihr wolt nicht weinen. Ja was wollen wir ſagen<lb/> von der gantzen Offenbarung Johannis/ die wird anderſt nicht als eine<lb/> Comoͤdie praͤſentirt? 2. <hi rendition="#aq">Uſitati in populo DEI,</hi> unter dem Volck GOt-<lb/> tes geuͤbet. Wie dann Lutherus in der Meynung begriffen/ es ſeye das<lb/> Buch Judith keine warhafftige Geſchicht/ ſondern ein politiſch Gedicht<lb/> geweßt/ das ſie geſpielet/ und darinnen den Zuſtand der Juͤdiſchen Kirch-<lb/> en entworffen/ und der Jugend fuͤrgehalten/ Judith ſeye eine Tragoͤdi/<lb/> Tobias aber eine Comoͤdi. 3. Seind ſie <hi rendition="#aq">ornamenta pacis & otii negotia,</hi><lb/> die zum Frieden wol ſtehen/ und fuͤr den Muͤſſiggang ſeyn. Zu Kriegs-<lb/> Zeiten/ wann man mit Canonen ſpielt/ laßt ſichs nicht thun/ da muß das<lb/><hi rendition="#aq">Theatrum</hi> feyren. Nun <hi rendition="#k">Gott</hi> mit uns die Tragoͤdi angefangen zu<lb/> ſpielen/ ſo noch nicht außgeſpielt/ muͤſſen wir inhalten; Und wer weiß/<lb/> ob nicht das letſte Feurwerck bald nachfolgen und der Welt abdancken<lb/> wird. 4. Seind ſie <hi rendition="#aq">ſalutares in Republica,</hi> nutzlich/ nicht nur die Ge-<lb/> muͤther auffzumuntern/ ſchoͤne Hiſtorien <hi rendition="#aq">ad vivum</hi> zu praͤſentiren/ ſon-<lb/> dern auch ſonderlich die <hi rendition="#aq">affecten</hi> zu erwecken und zu gewinnen/ nach dem<lb/> eines jeden Stands und Handels/ Sitten und Eigenſchafften moͤgen<lb/> gar artig gewieſen werden. Und eben zu ſolchem Ende haben wir neulich<lb/> auffs <hi rendition="#aq">Theatrum produc</hi>irt den verlohrnen Sohn/ und bißher in der Hi-<lb/> ſtori den erſten <hi rendition="#aq">Actum</hi> geendet/ der geheiſſen/ <hi rendition="#aq">Filius impius, iniquus, pro-<lb/> digus, perditus & mortuus;</hi> folget nun der andere <hi rendition="#aq">Actus,</hi> der uns <hi rendition="#aq">præ-<lb/> ſent</hi>irt <hi rendition="#aq">Filium peccatorem pœnitentiarum,</hi> den reuenden Sohn; nicht<lb/> die Ohren dadurch kuͤtzlend zu machen/ ſondern die hohe Lehr von der<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Buß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0061]
Vom verlohrnen Sohn.
ſie ſolche Spiele wolten nachthun/ daß ſie ſie mußten ſtraffen. Eben wie
es uns Teutſchen auch ergangen/ nachdem wir die Engliſche/ die Welſche/
die Frantzoͤſiſche Maſcarada/ Taͤntze/ Mummereyen und Faßnacht-
Spiel nachgeaͤfft.
Jedoch aber/ wann Comoͤdien und Spiele nach der Chriſtlichen Pru-
dentz/ ohne Aergernuß/ zu ſeiner Zeit/ mit gebuͤhrender Beſcheidenheit
angeſtellet werden/ ſo werden ſie in H. Schrifft gar nicht verdammet/ ſon-
dern ſeind 1. conſecrati à Spiritu S. von dem H. Geiſt geweihet/ und gut
geheiſſen/ exemplis, mit Exempeln/ als da iſt das Weiber- und Sing-
Spiel/ welches die Weiber David zu Ehren angeſtellet 1. Sam. 18/ 7. das
Kinder-Spiel auff den Gaſſen/ Zach. 8/ 5. Similitudinibus, mit Gleich-
nuſſen/ Prov. 8/ 30. da die Himmliſche Weißheit ſpricht/ ſie habe fuͤr
GOtt geſpielet. Matth. 11/ 17. da ſich Chriſtus den Kindlein ver-
gleicht/ die auff dem Marckt ſitzen und gegen ihre Geſellen ruffen: Wir
haben euch gepfiffen/ und ihr wolt nicht tantzen/ wir haben euch
geklagt/ und ihr wolt nicht weinen. Ja was wollen wir ſagen
von der gantzen Offenbarung Johannis/ die wird anderſt nicht als eine
Comoͤdie praͤſentirt? 2. Uſitati in populo DEI, unter dem Volck GOt-
tes geuͤbet. Wie dann Lutherus in der Meynung begriffen/ es ſeye das
Buch Judith keine warhafftige Geſchicht/ ſondern ein politiſch Gedicht
geweßt/ das ſie geſpielet/ und darinnen den Zuſtand der Juͤdiſchen Kirch-
en entworffen/ und der Jugend fuͤrgehalten/ Judith ſeye eine Tragoͤdi/
Tobias aber eine Comoͤdi. 3. Seind ſie ornamenta pacis & otii negotia,
die zum Frieden wol ſtehen/ und fuͤr den Muͤſſiggang ſeyn. Zu Kriegs-
Zeiten/ wann man mit Canonen ſpielt/ laßt ſichs nicht thun/ da muß das
Theatrum feyren. Nun Gott mit uns die Tragoͤdi angefangen zu
ſpielen/ ſo noch nicht außgeſpielt/ muͤſſen wir inhalten; Und wer weiß/
ob nicht das letſte Feurwerck bald nachfolgen und der Welt abdancken
wird. 4. Seind ſie ſalutares in Republica, nutzlich/ nicht nur die Ge-
muͤther auffzumuntern/ ſchoͤne Hiſtorien ad vivum zu praͤſentiren/ ſon-
dern auch ſonderlich die affecten zu erwecken und zu gewinnen/ nach dem
eines jeden Stands und Handels/ Sitten und Eigenſchafften moͤgen
gar artig gewieſen werden. Und eben zu ſolchem Ende haben wir neulich
auffs Theatrum producirt den verlohrnen Sohn/ und bißher in der Hi-
ſtori den erſten Actum geendet/ der geheiſſen/ Filius impius, iniquus, pro-
digus, perditus & mortuus; folget nun der andere Actus, der uns præ-
ſentirt Filium peccatorem pœnitentiarum, den reuenden Sohn; nicht
die Ohren dadurch kuͤtzlend zu machen/ ſondern die hohe Lehr von der
Buß
F ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |