Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Vierzehende Predigt das ist/ das Fleisch Christi/ ohne welches wir nicht erscheinen dörffen fürdem grossen heiligen GOTT/ als einem verzehrenden Feur. Jch bin mitten unter ihnen/ mit meiner warhafften/ wesentli- bettelt/
Die Vierzehende Predigt das iſt/ das Fleiſch Chriſti/ ohne welches wir nicht erſcheinen doͤrffen fuͤrdem groſſen heiligen GOTT/ als einem verzehrenden Feur. Jch bin mitten unter ihnen/ mit meiner warhafften/ weſentli- bettelt/
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Die Vierzehende Predigt
das iſt/ das Fleiſch Chriſti/ ohne welches wir nicht erſcheinen doͤrffen fuͤr
dem groſſen heiligen GOTT/ als einem verzehrenden Feur.
Jch bin mitten unter ihnen/ mit meiner warhafften/ weſentli-
chen/ allernaͤchſten Gegenwart/ und was eigentlich gegenwaͤrtig ſeyn iſt
und heißt: Es ſagt zwar auch St. Paulus von ſich/ er ſey bey ſeinen Co-
loſſern im Geiſt/ im Sinn/ nach den Affecten, im Gedaͤchtnuß: Ob ich
wol nach dem Fleiſch nicht da bin/ ſo bin ich aber im Geiſt bey
euch. Col. 2, 5. Gleicher weiße ſagt er auch 1. Cor. 5, 3. Jch zwar/ als
der ich mit dem Leibe nicht da bin/ doch mit dem Geiſt gegenwaͤr-
tig. Das iſt aber noch lang keine warhafftige/ ſondern nur figuͤrliche/ met-
onymiſche Gegenwart; hie aber iſt keine determinatio in ſpiritu, oder
ſolche Gegenwart/ die allein im Geiſt geſchicht/ ſondern es ſagt der Herr
ſchlecht dahin/ εἰμὶ, Jch bin mitten unter ihnen. In medio, nicht von wei-
tem wie David/ 2. Sam. 18, 3. c. 21, 17. Nicht muͤſſig und ohnkraͤfftig/ ſon-
dern kraͤfftig/ thaͤtig und wuͤrckend/ maſſen dazumal auß ſolcher Gegenwart
gefloſſen das holdſelige und gnadenreiche Anhauchen des H. Geiſtes/ die
Gewalt Suͤnde zu vergeben und zu behalten/ zu binden und zu loͤſen/ zu troͤ-
ſten und zu ſtraffen/ den Himmel auff- und zu zuſchlieſſen. Bey wem aber?
bey zween oder dreyen. Welche Wort keines wegs excluſivè zu ver-
ſtehen/ als wann Chriſtus bey einer mehrern oder mindern Zahl nicht wol-
te beywohnen/ ſondern nur allein/ wo ihrer zween oder drey ſeynd. Nein! ſon-
dern es iſt eine proverbialis locutio, und Sprichworts weiß zu verſtehen
von ihrer wenigen/ auff ſolche Art und Weiß/ wie zween oder drey Zeugen
genugſam in einer ſtreittigen Sache die Warheit zu beſtaͤttigen; Nicht in
dem Verſtand/ daß/ wañ viel zuſammen ſtimmen/ und zeugen/ ſolche Zeug-
nuß unkraͤfftig/ ſondern vielmehr deſto kraͤfftiger: alſo auch hie. Auch
wird nicht außgeſchloſſen einer allein/ dann ja der Herr ſo wol bey Daniel
in der Loͤwen-Gruben/ als bey Sadrach/ Meſach und Abednego im Ba-
byloniſchen Feur-Ofen. Er war bey Jſaac auff dem Feld/ bey Joſeph im
Kercker/ bey Jona im Wallfiſch/ bey Gideon/ bey Paulo/ und andern
mehr/ ſondern ἐξοχικῶς, quoad ſuavius & fortius, wo viel beyſammen/ da
iſt ſeine Gegenwart deſto ſtaͤrcker und troͤſtlicher. Und gibt der Herr
damit ſeine affection zu den Collegiis zu verſtehen/ wo gantze Collegia
und Zuſammenkunfften beyſammen ſeynd/ wo man etwas in Kirchen/
Schulen/ und auff der Pfaltz collegialiter tractirt und handelt. Eine
liebliche Stimm iſt zwar angenehm/ aber viel angenehmer/ wann viel Stim-
men zuſammen ſtimmen/ klingen/ ſingen/ und eine Muſic bringen; Doch
ſagt er auch/ ἐὰν συμφωνήσωσι, wann ein armes Kind auff der Gaſſen
bettelt/
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