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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
Die Eilffte Predigt.
Von
Der Kirchen-Buß/ als dem dritten Grad
der Buß-Zucht.

GEliebte im HErrn. Ein grosses Glück und Vortheil
hat das Königreich Engelland vor allen Nationen in Eu-
ropa,
daß in demselben kein Wolff soll anzutreffen seyn/ son-
dern die Schaaffe ihrer Weyde ungehindert pflegen können/
wie hievon bey Camerario l. 1. op. subcisiv. c. 28. zu lesen.
Die Ursach komt nicht her von der Natur/ wie irgend etliche
Länder auß natürlicher Eygenschafft keine Mäuße/ Schlangen/ und an-
dere vergifftete Thiere nicht leyden können/ sondern zum theil von der Ge-
legenheit des Orts/ zum theil von der Königlichen Fürsichtigkeit. Von
der Gelegenheit des Orts zwar/ dieweil dasselbe Königreich eine beschlos-
sene Jnsul ist/ daß dannenhero auß andern Försten/ Wäldern und Län-
dern keine Wölffe ankommen können/ sie müßten dann über See und
Wasser schwimmen gegen Schott-Land/ da das feste Land in einem Win-
ckel ligt. Es ist aber leicht zu verstehen/ daß kein Wolff durch kommen
kan/ und ein solches Land mit Festungen und Hunden wol verwahret ist.
Von der Klugheit aber der vorigen Könige/ die zum theil durch die Engli-
sche Hunde und Docken das Ungezieffer erößen lassen/ theils den Vortheil
gebraucht/ daß/ wann Ubelthäter vorhanden geweßt/ man ihnen mit der
condition das Leben geschencket/ daß sie 10. 20. oder mehr Wolffs-Köpff
oder Zungen bringen müssen. Daher es gekommen/ daß sie in den Wäl-
den ihr Leben gewagt/ und also das Ungeziffer erößt. Dieses ist/ M. L.
wol ein sonderbares Kleinod/ Glück und Vortheil eines Königreichs/
sonderlich da man Schaaff und Weyde in grosser Menge hat. Wün-
schen möchten wir/ daß dergleichen Glückseligkeit auch die Christliche
Kirch habe/ und für geistlichen Wölffen sicher seyn möchte/ so wolten wir
in einem rechten Engelland/ ja Englischen Land wohnen. Aber es bleibt
beym Wünschen/ und ist nicht zu hoffen/ der Satan/ der erste Wolff gön-
net uns dieses Glück nicht. Der streitenden Kirchen ist propheceyet
worden/ sie werde mit Wölffen zu thun haben/ in dem Evangelio/ Johan.
10. Jch bin ein guter Hirt/ ein guter Hirt lässet sein Leben für

die
O o iij
Vom Gewalt der Schluͤſſel.
Die Eilffte Predigt.
Von
Der Kirchen-Buß/ als dem dritten Grad
der Buß-Zucht.

GEliebte im HErꝛn. Ein groſſes Gluͤck und Vortheil
hat das Koͤnigreich Engelland vor allen Nationen in Eu-
ropa,
daß in demſelben kein Wolff ſoll anzutreffen ſeyn/ ſon-
dern die Schaaffe ihrer Weyde ungehindert pflegen koͤnnen/
wie hievon bey Camerario l. 1. op. ſubciſiv. c. 28. zu leſen.
Die Urſach komt nicht her von der Natur/ wie irgend etliche
Laͤnder auß natuͤrlicher Eygenſchafft keine Maͤuße/ Schlangen/ und an-
dere vergifftete Thiere nicht leyden koͤnnen/ ſondern zum theil von der Ge-
legenheit des Orts/ zum theil von der Koͤniglichen Fuͤrſichtigkeit. Von
der Gelegenheit des Orts zwar/ dieweil daſſelbe Koͤnigreich eine beſchloſ-
ſene Jnſul iſt/ daß dannenhero auß andern Foͤrſten/ Waͤldern und Laͤn-
dern keine Woͤlffe ankommen koͤnnen/ ſie muͤßten dann uͤber See und
Waſſer ſchwimmen gegen Schott-Land/ da das feſte Land in einem Win-
ckel ligt. Es iſt aber leicht zu verſtehen/ daß kein Wolff durch kommen
kan/ und ein ſolches Land mit Feſtungen und Hunden wol verwahret iſt.
Von der Klugheit aber der vorigen Koͤnige/ die zum theil durch die Engli-
ſche Hunde und Docken das Ungezieffer eroͤßen laſſen/ theils den Vortheil
gebraucht/ daß/ wann Ubelthaͤter vorhanden geweßt/ man ihnen mit der
condition das Leben geſchencket/ daß ſie 10. 20. oder mehr Wolffs-Koͤpff
oder Zungen bringen muͤſſen. Daher es gekommen/ daß ſie in den Waͤl-
den ihr Leben gewagt/ und alſo das Ungeziffer eroͤßt. Dieſes iſt/ M. L.
wol ein ſonderbares Kleinod/ Gluͤck und Vortheil eines Koͤnigreichs/
ſonderlich da man Schaaff und Weyde in groſſer Menge hat. Wuͤn-
ſchen moͤchten wir/ daß dergleichen Gluͤckſeligkeit auch die Chriſtliche
Kirch habe/ und fuͤr geiſtlichen Woͤlffen ſicher ſeyn moͤchte/ ſo wolten wir
in einem rechten Engelland/ ja Engliſchen Land wohnen. Aber es bleibt
beym Wuͤnſchen/ und iſt nicht zu hoffen/ der Satan/ der erſte Wolff goͤn-
net uns dieſes Gluͤck nicht. Der ſtreitenden Kirchen iſt propheceyet
worden/ ſie werde mit Woͤlffen zu thun haben/ in dem Evangelio/ Johan.
10. Jch bin ein guter Hirt/ ein guter Hirt laͤſſet ſein Leben fuͤr

die
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[293/0311] Vom Gewalt der Schluͤſſel. Die Eilffte Predigt. Von Der Kirchen-Buß/ als dem dritten Grad der Buß-Zucht. GEliebte im HErꝛn. Ein groſſes Gluͤck und Vortheil hat das Koͤnigreich Engelland vor allen Nationen in Eu- ropa, daß in demſelben kein Wolff ſoll anzutreffen ſeyn/ ſon- dern die Schaaffe ihrer Weyde ungehindert pflegen koͤnnen/ wie hievon bey Camerario l. 1. op. ſubciſiv. c. 28. zu leſen. Die Urſach komt nicht her von der Natur/ wie irgend etliche Laͤnder auß natuͤrlicher Eygenſchafft keine Maͤuße/ Schlangen/ und an- dere vergifftete Thiere nicht leyden koͤnnen/ ſondern zum theil von der Ge- legenheit des Orts/ zum theil von der Koͤniglichen Fuͤrſichtigkeit. Von der Gelegenheit des Orts zwar/ dieweil daſſelbe Koͤnigreich eine beſchloſ- ſene Jnſul iſt/ daß dannenhero auß andern Foͤrſten/ Waͤldern und Laͤn- dern keine Woͤlffe ankommen koͤnnen/ ſie muͤßten dann uͤber See und Waſſer ſchwimmen gegen Schott-Land/ da das feſte Land in einem Win- ckel ligt. Es iſt aber leicht zu verſtehen/ daß kein Wolff durch kommen kan/ und ein ſolches Land mit Feſtungen und Hunden wol verwahret iſt. Von der Klugheit aber der vorigen Koͤnige/ die zum theil durch die Engli- ſche Hunde und Docken das Ungezieffer eroͤßen laſſen/ theils den Vortheil gebraucht/ daß/ wann Ubelthaͤter vorhanden geweßt/ man ihnen mit der condition das Leben geſchencket/ daß ſie 10. 20. oder mehr Wolffs-Koͤpff oder Zungen bringen muͤſſen. Daher es gekommen/ daß ſie in den Waͤl- den ihr Leben gewagt/ und alſo das Ungeziffer eroͤßt. Dieſes iſt/ M. L. wol ein ſonderbares Kleinod/ Gluͤck und Vortheil eines Koͤnigreichs/ ſonderlich da man Schaaff und Weyde in groſſer Menge hat. Wuͤn- ſchen moͤchten wir/ daß dergleichen Gluͤckſeligkeit auch die Chriſtliche Kirch habe/ und fuͤr geiſtlichen Woͤlffen ſicher ſeyn moͤchte/ ſo wolten wir in einem rechten Engelland/ ja Engliſchen Land wohnen. Aber es bleibt beym Wuͤnſchen/ und iſt nicht zu hoffen/ der Satan/ der erſte Wolff goͤn- net uns dieſes Gluͤck nicht. Der ſtreitenden Kirchen iſt propheceyet worden/ ſie werde mit Woͤlffen zu thun haben/ in dem Evangelio/ Johan. 10. Jch bin ein guter Hirt/ ein guter Hirt laͤſſet ſein Leben fuͤr die O o iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/311>, abgerufen am 24.11.2024.