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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Fünffte Predigt
20/ 28. Des Menschen Sohn ist nicht kommen/ daß Er ihm
dienen lasse/ sondern daß er diene/ und gebe sein Leben zu einer
Erlösung für viele. Also schreibet St. Paulus Rom. 3/ 24. Wir
werden ohne Verdienst gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch
die Erlösung/ so durch Jesum Christum geschehen ist/ welchen
Gott hat fürgestellet zu einem Gnaden-Stuhl/ durch den Glau-
ben in seinem Blut. 1. Johan. 1/ 8. Das Blut Jesu Christi des
Sohns GOttes macht uns rein von allen Sünden. 1. Petr. 1,
18. Jhr seyd nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset/
sondern mit dem theuren Blut Christi/ als eines unschuldigen
und unbefleckten Lamms. Das ist die Verkündigung/ aber dabey
bleibt es nicht/ es kommt dazu

II. Lutrou individualis applicatio, die absonderliche Zueig-
nung des Löß-Gelds. Welchen ihr die Sünde verziehet/ saget
Christus. Derowegen muß die Zueignung auff einen jeden in seiner ey-
genen person gehen. Wann der Raths-Bott einem Maleficanten die Er-
lösung intimirt, und anzeiget/ so folget darauff die admotio clavis, daß der
Thurn-Hüter den Schlüssel in das Mahlschloß hineinthut/ und auffschlies-
set/ gleichsam Hand anleget/ und den Gefangenen herauß führet. Also
auch/ wann der Prediger spricht: So verkündige ich euch/ als ein
ordentlicher Kirchendiener/ Vergebung aller euerer Sünden
hie auff Erden/ so ist es nicht nur zuverstehen declarative, und auff sol-
che weise/ wie der Priester im Alten Testament die jenige/ die vom Außsatz
rein geweßt/ rein gesprochen/ sondern de reali & diaconica solutione, von
einer würcklichen/ thätlichen/ dienstlichen Aufflösung. Zu gleicher weise/
wie die Apostel mit ihrer Hand/ Stimme und Worten würcklich Wunder
gethan/ Marc. 16/ 17. Jn meinem Namen werden sie Teuffel
außtreiben/ Schlangen vertreiben. Auff die Krancken wer-
den sie die Hände legen/ so wirds besser mit ihnen werden. Act.
3, 6. Petrus sprach (zum Lahmen für des Tempels Thür) im Nah-
men JEsu Christi von Nazareth stehe auff und wandele/ und
griff ihn bey der Hand/ und richtet ihn auff. Act. 9, 40. Da
Petrus sie alle hinauß getrieben hatte/ kniet er nider/ bettet/
und wandte sich zu dem Leichnam/ und sprach: Tabea stehe
auff. Act. 14, 9. 10 Paulus sahe ihn an/ und sprach mit lauter
Stimme/ stehe auffrichtig auff deine Füsse/ und er sprang auff
und wandelte. Und wie das Predig-Ampt warhafftig würcket per

eleva-

Die Fuͤnffte Predigt
20/ 28. Des Menſchen Sohn iſt nicht kommen/ daß Er ihm
dienen laſſe/ ſondern daß er diene/ und gebe ſein Leben zu einer
Erloͤſung fuͤr viele. Alſo ſchreibet St. Paulus Rom. 3/ 24. Wir
werden ohne Verdienſt gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch
die Erloͤſung/ ſo durch Jeſum Chriſtum geſchehen iſt/ welchen
Gott hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnaden-Stuhl/ durch den Glau-
ben in ſeinem Blut. 1. Johan. 1/ 8. Das Blut Jeſu Chriſti des
Sohns GOttes macht uns rein von allen Suͤnden. 1. Petr. 1,
18. Jhr ſeyd nicht mit vergaͤnglichem Silber oder Gold erloͤſet/
ſondern mit dem theuren Blut Chriſti/ als eines unſchuldigen
und unbefleckten Lamms. Das iſt die Verkuͤndigung/ aber dabey
bleibt es nicht/ es kommt dazu

II. Λύτρου individualis applicatio, die abſonderliche Zueig-
nung des Loͤß-Gelds. Welchen ihr die Suͤnde verziehet/ ſaget
Chriſtus. Derowegen muß die Zueignung auff einen jeden in ſeiner ey-
genen perſon gehen. Wann der Raths-Bott einem Maleficanten die Er-
loͤſung intimirt, und anzeiget/ ſo folget darauff die admotio clavis, daß der
Thurn-Huͤter den Schluͤſſel in das Mahlſchloß hineinthut/ und auffſchlieſ-
ſet/ gleichſam Hand anleget/ und den Gefangenen herauß fuͤhret. Alſo
auch/ wann der Prediger ſpricht: So verkuͤndige ich euch/ als ein
ordentlicher Kirchendiener/ Vergebung aller euerer Suͤnden
hie auff Erden/ ſo iſt es nicht nur zuverſtehen declarativè, und auff ſol-
che weiſe/ wie der Prieſter im Alten Teſtament die jenige/ die vom Außſatz
rein geweßt/ rein geſprochen/ ſondern de reali & diaconicâ ſolutione, von
einer wuͤrcklichen/ thaͤtlichen/ dienſtlichen Auffloͤſung. Zu gleicher weiſe/
wie die Apoſtel mit ihrer Hand/ Stimme und Worten wuͤrcklich Wunder
gethan/ Marc. 16/ 17. Jn meinem Namen werden ſie Teuffel
außtreiben/ Schlangen vertreiben. Auff die Krancken wer-
den ſie die Haͤnde legen/ ſo wirds beſſer mit ihnen werden. Act.
3, 6. Petrus ſprach (zum Lahmen fuͤr des Tempels Thuͤr) im Nah-
men JEſu Chriſti von Nazareth ſtehe auff und wandele/ und
griff ihn bey der Hand/ und richtet ihn auff. Act. 9, 40. Da
Petrus ſie alle hinauß getrieben hatte/ kniet er nider/ bettet/
und wandte ſich zu dem Leichnam/ und ſprach: Tabea ſtehe
auff. Act. 14, 9. 10 Paulus ſahe ihn an/ und ſprach mit lauter
Stimme/ ſtehe auffrichtig auff deine Fuͤſſe/ und er ſprang auff
und wandelte. Und wie das Predig-Ampt warhafftig wuͤrcket per

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[232/0250] Die Fuͤnffte Predigt 20/ 28. Des Menſchen Sohn iſt nicht kommen/ daß Er ihm dienen laſſe/ ſondern daß er diene/ und gebe ſein Leben zu einer Erloͤſung fuͤr viele. Alſo ſchreibet St. Paulus Rom. 3/ 24. Wir werden ohne Verdienſt gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch die Erloͤſung/ ſo durch Jeſum Chriſtum geſchehen iſt/ welchen Gott hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnaden-Stuhl/ durch den Glau- ben in ſeinem Blut. 1. Johan. 1/ 8. Das Blut Jeſu Chriſti des Sohns GOttes macht uns rein von allen Suͤnden. 1. Petr. 1, 18. Jhr ſeyd nicht mit vergaͤnglichem Silber oder Gold erloͤſet/ ſondern mit dem theuren Blut Chriſti/ als eines unſchuldigen und unbefleckten Lamms. Das iſt die Verkuͤndigung/ aber dabey bleibt es nicht/ es kommt dazu II. Λύτρου individualis applicatio, die abſonderliche Zueig- nung des Loͤß-Gelds. Welchen ihr die Suͤnde verziehet/ ſaget Chriſtus. Derowegen muß die Zueignung auff einen jeden in ſeiner ey- genen perſon gehen. Wann der Raths-Bott einem Maleficanten die Er- loͤſung intimirt, und anzeiget/ ſo folget darauff die admotio clavis, daß der Thurn-Huͤter den Schluͤſſel in das Mahlſchloß hineinthut/ und auffſchlieſ- ſet/ gleichſam Hand anleget/ und den Gefangenen herauß fuͤhret. Alſo auch/ wann der Prediger ſpricht: So verkuͤndige ich euch/ als ein ordentlicher Kirchendiener/ Vergebung aller euerer Suͤnden hie auff Erden/ ſo iſt es nicht nur zuverſtehen declarativè, und auff ſol- che weiſe/ wie der Prieſter im Alten Teſtament die jenige/ die vom Außſatz rein geweßt/ rein geſprochen/ ſondern de reali & diaconicâ ſolutione, von einer wuͤrcklichen/ thaͤtlichen/ dienſtlichen Auffloͤſung. Zu gleicher weiſe/ wie die Apoſtel mit ihrer Hand/ Stimme und Worten wuͤrcklich Wunder gethan/ Marc. 16/ 17. Jn meinem Namen werden ſie Teuffel außtreiben/ Schlangen vertreiben. Auff die Krancken wer- den ſie die Haͤnde legen/ ſo wirds beſſer mit ihnen werden. Act. 3, 6. Petrus ſprach (zum Lahmen fuͤr des Tempels Thuͤr) im Nah- men JEſu Chriſti von Nazareth ſtehe auff und wandele/ und griff ihn bey der Hand/ und richtet ihn auff. Act. 9, 40. Da Petrus ſie alle hinauß getrieben hatte/ kniet er nider/ bettet/ und wandte ſich zu dem Leichnam/ und ſprach: Tabea ſtehe auff. Act. 14, 9. 10 Paulus ſahe ihn an/ und ſprach mit lauter Stimme/ ſtehe auffrichtig auff deine Fuͤſſe/ und er ſprang auff und wandelte. Und wie das Predig-Ampt warhafftig wuͤrcket per eleva-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/250>, abgerufen am 23.11.2024.