Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Gewalt der Schlüssel
aber hat Petrus/ da er noch gelebet/ und sein Papsts-Ampt
getragen/ die Antiochenische Kirch verlassen/ und zu Rom sei-
nen Stuhl auffgerichtet. Jst also klar/ daß der Römische
Bischoff/ der nach dem Tod Petri an seine Stelle gekommen/
auch zugleich seine Ehre und Gewalt geerbet. Tannerus part.
3. Theolog. ditpu[unleserliches Material - Zeichen fehlt] 1. q. 4. dub. 3. n.
147. fasset die Sach in diesen Syl-
logismum. Infallibilis Petri potestas & auctoritas regendi universam
Ecclesiam fuit ordinaria, ac in Ecclesia permanens, adeoque non in
solo Petro, sed & in ejus post mortem legitimis successoribus perpetuo
ad finem usque mundi perdurans. Sed nulli alii praeter Rom. Pontifi-
ces fuerunt Petri post mortem ejus legitimi successores. Ergo potestas
illa infallibilis Petri, regendi universam Ecclesiam, perdurat usque ad
finem mundi in Pontificibus Romanis.
das ist: Petri unfehlbare
Gewalt und Ansehen die gantze Kirch zu regieren ist ordent-
lich und beständig in der Kirch anzutreffen/ und dauret also
nicht nur in Petro/ sondern auch in seinen rechtmässigen Nach-
folgern/ nach seinem Tod/ biß an das Ende der Welt. Nun
aber seind ohne die Römische Päpste keine andere Nachfolger
St. Petri. Derowegen dauret diese unfehlbare Gewalt/ die
gantze Kirche zu regieren/ biß ans Ende der Welt/ in der Rö-
mischen Päpsten. Aber wo Siegel und Brieff? wo Testament und
Vermächnuß? Was haben die Bischöffe zu Antiochia Petro Leyds ge-
than/ daß er sie nicht zu Successoren geordnet? da doch bekantlich Petrus
zu Antiochia geweßt/ daselbs Cathedram Episcopalem fundirt, Evo-
dium
und Ignatium ordinirt, wie Eusebius und Theodoretus bezeugen.
Ob er zu Rom einen Bischoffs-Stuhl auff gerichtet/ ist nicht offenbar/
noch ausser allem Streit/ oder doch so wohl dort als hie. Warum soll der
Ort/ da Petrus gestorben/ mehr Krafft haben/ als da er in seinem Leben ge-
weßt? Wie kommts/ daß/ so die Päpste zu Rom Petri Stuhl-Erben
sich schreiben/ keiner unter ihnen niemahl Petri Nahmen gebrauchet? da
doch Christus beydes gesagt: Du bist Petrus/ und dir will ich des
Himmelreichs Schlüssel geben. Geschichts ex modestia, solten
sie vielmehr sich des Nahmens Mariae entäussern/ als die eine grössere
Heilige/ und in dero Nahmen sie mehr mysteria suchen. Vielleicht ge-
schichts nicht ohne sonderbare Göttliche Vorsehung/ daß/ weil keiner un-
ter ihnen Petri rechtmässiger Successor und Schlüssel-Erb/ also auch kei-
ner seinen Nahmen trage.

III. Cha-

Vom Gewalt der Schluͤſſel
aber hat Petrus/ da er noch gelebet/ und ſein Papſts-Ampt
getragen/ die Antiocheniſche Kirch verlaſſen/ und zu Rom ſei-
nen Stuhl auffgerichtet. Jſt alſo klar/ daß der Roͤmiſche
Biſchoff/ der nach dem Tod Petri an ſeine Stelle gekommen/
auch zugleich ſeine Ehre und Gewalt geerbet. Tannerus part.
3. Theolog. ditpu[unleserliches Material – Zeichen fehlt] 1. q. 4. dub. 3. n.
147. faſſet die Sach in dieſen Syl-
logiſmum. Infallibilis Petri poteſtas & auctoritas regendi univerſam
Eccleſiam fuit ordinaria, ac in Eccleſia permanens, adeoque non in
ſolo Petro, ſed & in ejus poſt mortem legitimis ſucceſſoribus perpetuò
ad finem usque mundi perdurans. Sed nulli alii præter Rom. Pontifi-
ces fuerunt Petri poſt mortem ejus legitimi ſucceſſores. Ergò poteſtas
illa infallibilis Petri, regendi univerſam Eccleſiam, perdurat uſque ad
finem mundi in Pontificibus Romanis.
das iſt: Petri unfehlbare
Gewalt und Anſehen die gantze Kirch zu regieren iſt ordent-
lich und beſtaͤndig in der Kirch anzutreffen/ und dauret alſo
nicht nur in Petro/ ſondern auch in ſeinen rechtmaͤſſigen Nach-
folgern/ nach ſeinem Tod/ biß an das Ende der Welt. Nun
aber ſeind ohne die Roͤmiſche Paͤpſte keine andere Nachfolger
St. Petri. Derowegen dauret dieſe unfehlbare Gewalt/ die
gantze Kirche zu regieren/ biß ans Ende der Welt/ in der Roͤ-
miſchen Paͤpſten. Aber wo Siegel und Brieff? wo Teſtament und
Vermaͤchnuß? Was haben die Biſchoͤffe zu Antiochia Petro Leyds ge-
than/ daß er ſie nicht zu Succeſſoren geordnet? da doch bekantlich Petrus
zu Antiochia geweßt/ daſelbs Cathedram Epiſcopalem fundirt, Evo-
dium
und Ignatium ordinirt, wie Euſebius und Theodoretus bezeugen.
Ob er zu Rom einen Biſchoffs-Stuhl auff gerichtet/ iſt nicht offenbar/
noch auſſer allem Streit/ oder doch ſo wohl dort als hie. Warum ſoll der
Ort/ da Petrus geſtorben/ mehr Krafft haben/ als da er in ſeinem Leben ge-
weßt? Wie kommts/ daß/ ſo die Paͤpſte zu Rom Petri Stuhl-Erben
ſich ſchreiben/ keiner unter ihnen niemahl Petri Nahmen gebrauchet? da
doch Chriſtus beydes geſagt: Du biſt Petrus/ und dir will ich des
Himmelreichs Schluͤſſel geben. Geſchichts ex modeſtia, ſolten
ſie vielmehr ſich des Nahmens Mariæ entaͤuſſern/ als die eine groͤſſere
Heilige/ und in dero Nahmen ſie mehr myſteria ſuchen. Vielleicht ge-
ſchichts nicht ohne ſonderbare Goͤttliche Vorſehung/ daß/ weil keiner un-
ter ihnen Petri rechtmaͤſſiger Succeſſor und Schluͤſſel-Erb/ alſo auch kei-
ner ſeinen Nahmen trage.

III. Cha-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0241" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Gewalt der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el</hi></fw><lb/>
aber hat Petrus/ da er noch gelebet/ und &#x017F;ein Pap&#x017F;ts-Ampt<lb/>
getragen/ die Antiocheni&#x017F;che Kirch verla&#x017F;&#x017F;en/ und zu Rom &#x017F;ei-<lb/>
nen Stuhl auffgerichtet. J&#x017F;t al&#x017F;o klar/ daß der Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Bi&#x017F;choff/ der nach dem Tod Petri an &#x017F;eine Stelle gekommen/<lb/>
auch zugleich &#x017F;eine Ehre und Gewalt geerbet. <hi rendition="#aq">Tannerus part.<lb/>
3. Theolog. ditpu<gap reason="illegible" unit="chars"/> 1. q. 4. dub. 3. n.</hi> 147. fa&#x017F;&#x017F;et die Sach in die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Syl-<lb/>
logi&#x017F;mum. Infallibilis Petri pote&#x017F;tas &amp; auctoritas regendi univer&#x017F;am<lb/>
Eccle&#x017F;iam fuit ordinaria, ac in Eccle&#x017F;ia permanens, adeoque non in<lb/>
&#x017F;olo Petro, &#x017F;ed &amp; in ejus po&#x017F;t mortem legitimis &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;oribus perpetuò<lb/>
ad finem usque mundi perdurans. Sed nulli alii præter Rom. Pontifi-<lb/>
ces fuerunt Petri po&#x017F;t mortem ejus legitimi &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ores. Ergò pote&#x017F;tas<lb/>
illa infallibilis Petri, regendi univer&#x017F;am Eccle&#x017F;iam, perdurat u&#x017F;que ad<lb/>
finem mundi in Pontificibus Romanis.</hi> das i&#x017F;t: Petri unfehlbare<lb/>
Gewalt und An&#x017F;ehen die gantze Kirch zu regieren i&#x017F;t ordent-<lb/>
lich und be&#x017F;ta&#x0364;ndig in der Kirch anzutreffen/ und dauret al&#x017F;o<lb/>
nicht nur in Petro/ &#x017F;ondern auch in &#x017F;einen rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Nach-<lb/>
folgern/ nach &#x017F;einem Tod/ biß an das Ende der Welt. Nun<lb/>
aber &#x017F;eind ohne die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Pa&#x0364;p&#x017F;te keine andere Nachfolger<lb/>
St. Petri. Derowegen dauret die&#x017F;e unfehlbare Gewalt/ die<lb/>
gantze Kirche zu regieren/ biß ans Ende der Welt/ in der Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Pa&#x0364;p&#x017F;ten. Aber wo Siegel und Brieff? wo Te&#x017F;tament und<lb/>
Verma&#x0364;chnuß? Was haben die Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe zu Antiochia Petro Leyds ge-<lb/>
than/ daß er &#x017F;ie nicht zu <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;or</hi>en geordnet<hi rendition="#i">?</hi> da doch bekantlich Petrus<lb/>
zu Antiochia geweßt/ da&#x017F;elbs <hi rendition="#aq">Cathedram Epi&#x017F;copalem fundi</hi>rt, <hi rendition="#aq">Evo-<lb/>
dium</hi> und <hi rendition="#aq">Ignatium ordini</hi>rt, wie <hi rendition="#aq">Eu&#x017F;ebius</hi> und <hi rendition="#aq">Theodoretus</hi> bezeugen.<lb/>
Ob er zu Rom einen Bi&#x017F;choffs-Stuhl auff gerichtet/ i&#x017F;t nicht offenbar/<lb/>
noch au&#x017F;&#x017F;er allem Streit/ oder doch &#x017F;o wohl dort als hie. Warum &#x017F;oll der<lb/>
Ort/ da Petrus ge&#x017F;torben/ mehr Krafft haben/ als da er in &#x017F;einem Leben ge-<lb/>
weßt? Wie kommts/ daß/ &#x017F;o die Pa&#x0364;p&#x017F;te zu Rom Petri Stuhl-Erben<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chreiben/ keiner unter ihnen niemahl Petri Nahmen gebrauchet? da<lb/>
doch Chri&#x017F;tus beydes ge&#x017F;agt: Du bi&#x017F;t Petrus/ und dir will ich des<lb/>
Himmelreichs Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el geben. Ge&#x017F;chichts <hi rendition="#aq">ex mode&#x017F;tia,</hi> &#x017F;olten<lb/>
&#x017F;ie vielmehr &#x017F;ich des Nahmens Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> enta&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern/ als die eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Heilige/ und in dero Nahmen &#x017F;ie mehr <hi rendition="#aq">my&#x017F;teria</hi> &#x017F;uchen. Vielleicht ge-<lb/>
&#x017F;chichts nicht ohne &#x017F;onderbare Go&#x0364;ttliche Vor&#x017F;ehung/ daß/ weil keiner un-<lb/>
ter ihnen Petri rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;or</hi> und Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-Erb/ al&#x017F;o auch kei-<lb/>
ner &#x017F;einen Nahmen trage.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">III. Cha-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0241] Vom Gewalt der Schluͤſſel aber hat Petrus/ da er noch gelebet/ und ſein Papſts-Ampt getragen/ die Antiocheniſche Kirch verlaſſen/ und zu Rom ſei- nen Stuhl auffgerichtet. Jſt alſo klar/ daß der Roͤmiſche Biſchoff/ der nach dem Tod Petri an ſeine Stelle gekommen/ auch zugleich ſeine Ehre und Gewalt geerbet. Tannerus part. 3. Theolog. ditpu_ 1. q. 4. dub. 3. n. 147. faſſet die Sach in dieſen Syl- logiſmum. Infallibilis Petri poteſtas & auctoritas regendi univerſam Eccleſiam fuit ordinaria, ac in Eccleſia permanens, adeoque non in ſolo Petro, ſed & in ejus poſt mortem legitimis ſucceſſoribus perpetuò ad finem usque mundi perdurans. Sed nulli alii præter Rom. Pontifi- ces fuerunt Petri poſt mortem ejus legitimi ſucceſſores. Ergò poteſtas illa infallibilis Petri, regendi univerſam Eccleſiam, perdurat uſque ad finem mundi in Pontificibus Romanis. das iſt: Petri unfehlbare Gewalt und Anſehen die gantze Kirch zu regieren iſt ordent- lich und beſtaͤndig in der Kirch anzutreffen/ und dauret alſo nicht nur in Petro/ ſondern auch in ſeinen rechtmaͤſſigen Nach- folgern/ nach ſeinem Tod/ biß an das Ende der Welt. Nun aber ſeind ohne die Roͤmiſche Paͤpſte keine andere Nachfolger St. Petri. Derowegen dauret dieſe unfehlbare Gewalt/ die gantze Kirche zu regieren/ biß ans Ende der Welt/ in der Roͤ- miſchen Paͤpſten. Aber wo Siegel und Brieff? wo Teſtament und Vermaͤchnuß? Was haben die Biſchoͤffe zu Antiochia Petro Leyds ge- than/ daß er ſie nicht zu Succeſſoren geordnet? da doch bekantlich Petrus zu Antiochia geweßt/ daſelbs Cathedram Epiſcopalem fundirt, Evo- dium und Ignatium ordinirt, wie Euſebius und Theodoretus bezeugen. Ob er zu Rom einen Biſchoffs-Stuhl auff gerichtet/ iſt nicht offenbar/ noch auſſer allem Streit/ oder doch ſo wohl dort als hie. Warum ſoll der Ort/ da Petrus geſtorben/ mehr Krafft haben/ als da er in ſeinem Leben ge- weßt? Wie kommts/ daß/ ſo die Paͤpſte zu Rom Petri Stuhl-Erben ſich ſchreiben/ keiner unter ihnen niemahl Petri Nahmen gebrauchet? da doch Chriſtus beydes geſagt: Du biſt Petrus/ und dir will ich des Himmelreichs Schluͤſſel geben. Geſchichts ex modeſtia, ſolten ſie vielmehr ſich des Nahmens Mariæ entaͤuſſern/ als die eine groͤſſere Heilige/ und in dero Nahmen ſie mehr myſteria ſuchen. Vielleicht ge- ſchichts nicht ohne ſonderbare Goͤttliche Vorſehung/ daß/ weil keiner un- ter ihnen Petri rechtmaͤſſiger Succeſſor und Schluͤſſel-Erb/ alſo auch kei- ner ſeinen Nahmen trage. III. Cha-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/241
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/241>, abgerufen am 24.11.2024.