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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Neunzehende Predigt
300. fl. vermögen/ wer wolte mit ihr zurecht kommen? das ist armer Leute
Hoffart. Ein manches Bäurlein ist stöltzer in seinem Hüttlein/ als der
Römische Kayser in seinem Pallast. Mancher hat etwas vom Schul-
sack gefressen/ da wirfft er mit Latein/ wie mit gantzen Quater-Stücken/ um
sich/ wie Lutherus redet. Manche Tochter hat ein paar Zinß-Briefflein/
wie thut sie sich herfür/ da ist kein schlechter Werber gut genug. Manche
Bettler schlagen sich um den Vorsitz Mancher höret sich selbs gern reden/
erhebt seine Stimme wie ein Marckt-Schreyer, ist alles armer Leute Hof-
fart. Es stincket auch nach Thorheit/ wann andere prangen. 2. in re inva-
lida,
in solchen Sachen/ die nicht vielmehr gelten/ als wie falsche
Kipper/ die wunder meynen/ wie reich sie seyen/ aber wie sie es außgeben/
müssen sie es auch wieder einnehmen; wuchern im Sinn/ wie ein armer
Jud. Mancher pocht auff seinen Adel/ ist aber darbey blut-arm/ oder voll
Laster. Gleich wie nun jener ohne Gelt bey der Welt nichts gilt/ also auch
dieser nichts bey ehrlichen Leuten. 3. In re mendicata & aliena, in frem-
den Federn/ wie jener Raab beym AEsopo. Wie manchmal hat ein ar-
mer Betler Hochzeit/ isset/ trincket/ tantzet/ und macht sich lustig und guter
ding? ein mancher pranget in einem gelehnten Kleid/ hat etwa ein paar
Lackeyen nach gehen/ daß er nur in der Leute Augen groß scheine. 4. In re
plane nihili,
der gröste und höchste Grad der Narrheit ist/ wann
einer stoltz ist ohne einiges Fundament/ nur auß bloßer Einbildung/
wie jener/ dessen Euphormio lcon. anim. c. 7. gedencket/ der/ als er sterben
wolte/ und von seinem Sohn gefraget worden/ was sein letzter Will/
und Befehl/ die Antwort gegeben; memineris, ut in majestatem assurgas
familia tua dignam,
sey eingedenck/ daß du nach Hoheit trachtest/
die deinem Geschlecht wohl anstehet.

So nun die weltliche Hoffart für unsern Augen ein solcher Greuel ist/
ein Gestänck/ und Gelächter verursacht/ was für ein unaußsprechlicher
Greuel muß dann vor Gott/ und allen H. Englen die geistliche Hoffart
seyn/ wann der Mensch/ quo nihil miserius, nullum simul superbius,
über welchen nichs elenders und auch nichts hoffärtigers ist/
in seiner Fromkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit für Gott pranget. Das
ist ja freylich armer Leute Hoffart/ es stincket. Dann es ist dieselbe vilis,
wie ein beflecktes Tuch/ Cento ein Bettlers-Mantel und Flickwerck/ Esa.
64, 6. Invalida, sie gilt vor GOttes Gericht nicht/ sie zerschmeltzet/ wie
Butter an der Sonnen; mendicata, eytel Betteley/ dann was hast du/
Mensch/ das du nicht empfangen/ so du es aber empfangen/
was rühmest du dich dann/ als der es nicht empfangen hätte?

1. Cor.

Die Neunzehende Predigt
300. fl. vermoͤgen/ wer wolte mit ihr zurecht kommen? das iſt armer Leute
Hoffart. Ein manches Baͤurlein iſt ſtoͤltzer in ſeinem Huͤttlein/ als der
Roͤmiſche Kayſer in ſeinem Pallaſt. Mancher hat etwas vom Schul-
ſack gefreſſen/ da wirfft er mit Latein/ wie mit gantzen Quater-Stuͤcken/ um
ſich/ wie Lutherus redet. Manche Tochter hat ein paar Zinß-Briefflein/
wie thut ſie ſich herfuͤr/ da iſt kein ſchlechter Werber gut genug. Manche
Bettler ſchlagen ſich um den Vorſitz Mancher hoͤret ſich ſelbs gern reden/
erhebt ſeine Stimme wie ein Marckt-Schreyer, iſt alles armer Leute Hof-
fart. Es ſtincket auch nach Thorheit/ wann andere prangen. 2. in re inva-
lida,
in ſolchen Sachen/ die nicht vielmehr gelten/ als wie falſche
Kipper/ die wunder meynen/ wie reich ſie ſeyen/ aber wie ſie es außgeben/
muͤſſen ſie es auch wieder einnehmen; wuchern im Sinn/ wie ein armer
Jud. Mancher pocht auff ſeinen Adel/ iſt aber darbey blut-arm/ oder voll
Laſter. Gleich wie nun jener ohne Gelt bey der Welt nichts gilt/ alſo auch
dieſer nichts bey ehrlichen Leuten. 3. In re mendicata & aliena, in frem-
den Federn/ wie jener Raab beym Æſopo. Wie manchmal hat ein ar-
mer Betler Hochzeit/ iſſet/ trincket/ tantzet/ und macht ſich luſtig und guter
ding? ein mancher pranget in einem gelehnten Kleid/ hat etwa ein paar
Lackeyen nach gehen/ daß er nur in der Leute Augen groß ſcheine. 4. In re
planè nihili,
der groͤſte und hoͤchſte Grad der Narꝛheit iſt/ wann
einer ſtoltz iſt ohne einiges Fundament/ nur auß bloßer Einbildung/
wie jener/ deſſen Euphormio lcon. anim. c. 7. gedencket/ der/ als er ſterben
wolte/ und von ſeinem Sohn gefraget worden/ was ſein letzter Will/
und Befehl/ die Antwort gegeben; memineris, ut in majeſtatem aſſurgas
familiâ tuâ dignam,
ſey eingedenck/ daß du nach Hoheit trachteſt/
die deinem Geſchlecht wohl anſtehet.

So nun die weltliche Hoffart fuͤr unſern Augen ein ſolcher Greuel iſt/
ein Geſtaͤnck/ und Gelaͤchter verurſacht/ was fuͤr ein unaußſprechlicher
Greuel muß dann vor Gott/ und allen H. Englen die geiſtliche Hoffart
ſeyn/ wann der Menſch/ quo nihil miſerius, nullum ſimul ſuperbius,
uͤber welchen nichs elenders und auch nichts hoffaͤrtigers iſt/
in ſeiner Fromkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit fuͤr Gott pranget. Das
iſt ja freylich armer Leute Hoffart/ es ſtincket. Dann es iſt dieſelbe vilis,
wie ein beflecktes Tuch/ Cento ein Bettlers-Mantel und Flickwerck/ Eſa.
64, 6. Invalida, ſie gilt vor GOttes Gericht nicht/ ſie zerſchmeltzet/ wie
Butter an der Sonnen; mendicata, eytel Betteley/ dann was haſt du/
Menſch/ das du nicht empfangen/ ſo du es aber empfangen/
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1. Cor.
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[164/0182] Die Neunzehende Predigt 300. fl. vermoͤgen/ wer wolte mit ihr zurecht kommen? das iſt armer Leute Hoffart. Ein manches Baͤurlein iſt ſtoͤltzer in ſeinem Huͤttlein/ als der Roͤmiſche Kayſer in ſeinem Pallaſt. Mancher hat etwas vom Schul- ſack gefreſſen/ da wirfft er mit Latein/ wie mit gantzen Quater-Stuͤcken/ um ſich/ wie Lutherus redet. Manche Tochter hat ein paar Zinß-Briefflein/ wie thut ſie ſich herfuͤr/ da iſt kein ſchlechter Werber gut genug. Manche Bettler ſchlagen ſich um den Vorſitz Mancher hoͤret ſich ſelbs gern reden/ erhebt ſeine Stimme wie ein Marckt-Schreyer, iſt alles armer Leute Hof- fart. Es ſtincket auch nach Thorheit/ wann andere prangen. 2. in re inva- lida, in ſolchen Sachen/ die nicht vielmehr gelten/ als wie falſche Kipper/ die wunder meynen/ wie reich ſie ſeyen/ aber wie ſie es außgeben/ muͤſſen ſie es auch wieder einnehmen; wuchern im Sinn/ wie ein armer Jud. Mancher pocht auff ſeinen Adel/ iſt aber darbey blut-arm/ oder voll Laſter. Gleich wie nun jener ohne Gelt bey der Welt nichts gilt/ alſo auch dieſer nichts bey ehrlichen Leuten. 3. In re mendicata & aliena, in frem- den Federn/ wie jener Raab beym Æſopo. Wie manchmal hat ein ar- mer Betler Hochzeit/ iſſet/ trincket/ tantzet/ und macht ſich luſtig und guter ding? ein mancher pranget in einem gelehnten Kleid/ hat etwa ein paar Lackeyen nach gehen/ daß er nur in der Leute Augen groß ſcheine. 4. In re planè nihili, der groͤſte und hoͤchſte Grad der Narꝛheit iſt/ wann einer ſtoltz iſt ohne einiges Fundament/ nur auß bloßer Einbildung/ wie jener/ deſſen Euphormio lcon. anim. c. 7. gedencket/ der/ als er ſterben wolte/ und von ſeinem Sohn gefraget worden/ was ſein letzter Will/ und Befehl/ die Antwort gegeben; memineris, ut in majeſtatem aſſurgas familiâ tuâ dignam, ſey eingedenck/ daß du nach Hoheit trachteſt/ die deinem Geſchlecht wohl anſtehet. So nun die weltliche Hoffart fuͤr unſern Augen ein ſolcher Greuel iſt/ ein Geſtaͤnck/ und Gelaͤchter verurſacht/ was fuͤr ein unaußſprechlicher Greuel muß dann vor Gott/ und allen H. Englen die geiſtliche Hoffart ſeyn/ wann der Menſch/ quo nihil miſerius, nullum ſimul ſuperbius, uͤber welchen nichs elenders und auch nichts hoffaͤrtigers iſt/ in ſeiner Fromkeit/ Heiligkeit und Gerechtigkeit fuͤr Gott pranget. Das iſt ja freylich armer Leute Hoffart/ es ſtincket. Dann es iſt dieſelbe vilis, wie ein beflecktes Tuch/ Cento ein Bettlers-Mantel und Flickwerck/ Eſa. 64, 6. Invalida, ſie gilt vor GOttes Gericht nicht/ ſie zerſchmeltzet/ wie Butter an der Sonnen; mendicata, eytel Betteley/ dann was haſt du/ Menſch/ das du nicht empfangen/ ſo du es aber empfangen/ was ruͤhmeſt du dich dann/ als der es nicht empfangen haͤtte? 1. Cor.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/182>, abgerufen am 25.11.2024.