Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Eiffer! O übel gethan! wil der Herr sagen. Von Rechtswegengehöret dieses Schaaf in Stall/ weil es durch die rechte und echte Thür eingegangen/ ihr Phariseer aber die ihr wie die Sodomiten verblendet/ und die Thür nicht finden könnet/ steigt anderswo hinein/ durch unge- weyhete Thüren und Thor/ da ihr selbst einbrecht/ ihr gehöret hinauß/ als Dieb und Mörder/ als Wölff und Unthier. Jst also die Quaestio an sit? außgemacht und erörtert. Tis? Wer ist aber dieselbe Thür zum Schaaf-Stall? Wo finden von K ij
Predigt. Eiffer! O uͤbel gethan! wil der Herr ſagen. Von Rechtswegengehoͤret dieſes Schaaf in Stall/ weil es durch die rechte und echte Thuͤr eingegangen/ ihr Phariſeer aber die ihr wie die Sodomiten verblendet/ und die Thuͤr nicht finden koͤnnet/ ſteigt anderswo hinein/ durch unge- weyhete Thuͤren und Thor/ da ihr ſelbſt einbrecht/ ihr gehoͤret hinauß/ als Dieb und Moͤrder/ als Woͤlff und Unthier. Jſt alſo die Quæſtio an ſit? außgemacht und eroͤrtert. Τίς? Wer iſt aber dieſelbe Thuͤr zum Schaaf-Stall? Wo finden von K ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> Eiffer! O uͤbel gethan! wil der <hi rendition="#k">Herr</hi> ſagen. Von Rechtswegen<lb/> gehoͤret dieſes Schaaf in Stall/ weil es durch die rechte und echte Thuͤr<lb/> eingegangen/ ihr Phariſeer aber die ihr wie die Sodomiten verblendet/<lb/> und die Thuͤr nicht finden koͤnnet/ ſteigt anderswo hinein/ durch unge-<lb/> weyhete Thuͤren und Thor/ da ihr ſelbſt einbrecht/ ihr gehoͤret hinauß/<lb/> als Dieb und Moͤrder/ als Woͤlff und Unthier. Jſt alſo die <hi rendition="#aq">Quæſtio<lb/> an ſit?</hi> außgemacht und eroͤrtert.</p><lb/> <p>Τίς? Wer iſt aber dieſelbe Thuͤr zum Schaaf-Stall? Wo finden<lb/> wir dieſelbe? Da darff es nicht viel <hi rendition="#aq">divini</hi>rens/ fragens und rathens/<lb/> der Mund und Grund aller Warheit tritt ſelbſt auff/ ſagt klar und duͤrꝛ<lb/> herauß/ und bekraͤfftigets mit einem zweyfachen Warlich: Jch bin die<lb/> rechte/ himmliſche/ guldene Gluͤcks-Port/ wer durch mich eingehet/ der<lb/> wird ſelig werden/ gleich wie ich zugleich der Prieſter und das Opffer<lb/> bin/ im H. Abendmal zugleich die Speiß und der Gaſtgeb/ der Hertzog<lb/> deß Lebens/ der <hi rendition="#aq">Hodegeta</hi> und Wegweiſer/ und zugleich der Weg/ die<lb/> Warheit und das Leben: Alſo bin ich zugleich Hirt und Thor. Und<lb/> damit niemand zu zweiffeln Anlaß bekommen/ damit nicht die Phariſeer<lb/> einwenden moͤchten: <hi rendition="#aq">Tu es teſtis de domo, propria laus ſordet,</hi> dein<lb/> Zeugnuͤß iſt nicht wahr/ dann du zeugeſt von dir ſelbſt. <hi rendition="#aq">Joh. VIII, 13.</hi><lb/> ſo weißt Er ſie anders wohin/ in die heilige Schrifft/ darin werdet ihr<lb/> meine Weihe/ und dero ſatten Beweiß gnug finden/ und erkennen/ daß<lb/> ich nicht liege/ gleichwie das Thor deß <hi rendition="#aq">Sanctuarii</hi> und Heiligthums mit<lb/> Opffer und Gebet geweihet worden. <hi rendition="#aq">Nehem, III, 1.</hi> Alſo bin ich auch<lb/> durch das Wort der Propheten und dero Weiſſagung verſigelt und<lb/><hi rendition="#aq">conſecr</hi>irt worden. Sonderlich bey dem Propheten <hi rendition="#aq">Eſaia c. LIV, 12.</hi><lb/> Da der Prophet gezeuget von einem Bau/ ſo in den Zeiten deß N. Teſta-<lb/> ments/ und Erſcheinung deß Meſſiaͤ ſoll auffgerichtet werden/ daß deſ-<lb/> ſelben Thuͤr mit Edelgeſteinen und Rubin ſolle verſetzet werden/ was ſind<lb/> das anders/ als die Gaben des Geiſtes/ damit Chriſtus ohne maß iſt ge-<lb/> ſalbet worden/ die ſich unvergleichlich augenſcheinlich erzeigt in Worten<lb/> und Thaten. <hi rendition="#aq">Eſa. LX, 11.</hi> wird gedacht eines immer offenen Thors.<lb/><hi rendition="#fr">Deine Thor ſollen ſtets offen ſtehen/ weder Tag noch Nacht<lb/> zugeſchloſſen werden/ daß der Heyden Macht zu dir gebracht/<lb/> und ihre Koͤnige herzu gefuͤhret werden.</hi> Das alte Kirch-Thor<lb/> mußte beſchloſſen bleiben/ der Fuͤrhang war fuͤr dem Allerheiligſten;<lb/> aber jetzt alles Angel-weit offen/ die Schiedwand iſt abgethan/ und al-<lb/> lenthalben Paß und Platz. Was iſt das anders/ als das <hi rendition="#aq">Myſterium</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K ij</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0095]
Predigt.
Eiffer! O uͤbel gethan! wil der Herr ſagen. Von Rechtswegen
gehoͤret dieſes Schaaf in Stall/ weil es durch die rechte und echte Thuͤr
eingegangen/ ihr Phariſeer aber die ihr wie die Sodomiten verblendet/
und die Thuͤr nicht finden koͤnnet/ ſteigt anderswo hinein/ durch unge-
weyhete Thuͤren und Thor/ da ihr ſelbſt einbrecht/ ihr gehoͤret hinauß/
als Dieb und Moͤrder/ als Woͤlff und Unthier. Jſt alſo die Quæſtio
an ſit? außgemacht und eroͤrtert.
Τίς? Wer iſt aber dieſelbe Thuͤr zum Schaaf-Stall? Wo finden
wir dieſelbe? Da darff es nicht viel divinirens/ fragens und rathens/
der Mund und Grund aller Warheit tritt ſelbſt auff/ ſagt klar und duͤrꝛ
herauß/ und bekraͤfftigets mit einem zweyfachen Warlich: Jch bin die
rechte/ himmliſche/ guldene Gluͤcks-Port/ wer durch mich eingehet/ der
wird ſelig werden/ gleich wie ich zugleich der Prieſter und das Opffer
bin/ im H. Abendmal zugleich die Speiß und der Gaſtgeb/ der Hertzog
deß Lebens/ der Hodegeta und Wegweiſer/ und zugleich der Weg/ die
Warheit und das Leben: Alſo bin ich zugleich Hirt und Thor. Und
damit niemand zu zweiffeln Anlaß bekommen/ damit nicht die Phariſeer
einwenden moͤchten: Tu es teſtis de domo, propria laus ſordet, dein
Zeugnuͤß iſt nicht wahr/ dann du zeugeſt von dir ſelbſt. Joh. VIII, 13.
ſo weißt Er ſie anders wohin/ in die heilige Schrifft/ darin werdet ihr
meine Weihe/ und dero ſatten Beweiß gnug finden/ und erkennen/ daß
ich nicht liege/ gleichwie das Thor deß Sanctuarii und Heiligthums mit
Opffer und Gebet geweihet worden. Nehem, III, 1. Alſo bin ich auch
durch das Wort der Propheten und dero Weiſſagung verſigelt und
conſecrirt worden. Sonderlich bey dem Propheten Eſaia c. LIV, 12.
Da der Prophet gezeuget von einem Bau/ ſo in den Zeiten deß N. Teſta-
ments/ und Erſcheinung deß Meſſiaͤ ſoll auffgerichtet werden/ daß deſ-
ſelben Thuͤr mit Edelgeſteinen und Rubin ſolle verſetzet werden/ was ſind
das anders/ als die Gaben des Geiſtes/ damit Chriſtus ohne maß iſt ge-
ſalbet worden/ die ſich unvergleichlich augenſcheinlich erzeigt in Worten
und Thaten. Eſa. LX, 11. wird gedacht eines immer offenen Thors.
Deine Thor ſollen ſtets offen ſtehen/ weder Tag noch Nacht
zugeſchloſſen werden/ daß der Heyden Macht zu dir gebracht/
und ihre Koͤnige herzu gefuͤhret werden. Das alte Kirch-Thor
mußte beſchloſſen bleiben/ der Fuͤrhang war fuͤr dem Allerheiligſten;
aber jetzt alles Angel-weit offen/ die Schiedwand iſt abgethan/ und al-
lenthalben Paß und Platz. Was iſt das anders/ als das Myſterium
von
K ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/95 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/95>, abgerufen am 16.02.2025. |