Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Vierte
Schutz-Schaaf. 3. Ex Christi explicatione & [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]pilusei, der es also
erklärt Joh. X. da Er sich einen guten Hirten nennet/ aber darneben der
Schaaf nicht vergißt; sondern deren mit Ehren gedenckt/ deren Elogia
und Tugenden er herauß streicht/ pascit manifestis, exercet obscuris,
Aug. tract. 45. in Joh. IV.
Sonderlich ex Davidis ipsius agnitione,
David hats selbsten erkennet/ der sein lang Alphabeth den 119. Psalm
mit diesem bedencklichen Wort beschlossen: Jch bin wie ein verir-
ret und verlohren Schaaf/ HErr suche deinen Knecht.
Ani,
Ani,
ach ich armseliger/ exulirender Reichs-Bandit. Jch werde dort
durchächtet leiblich von dem wütenden Wolff/ dem König Saul/ ich
werde in allerhand Jrrsahl getrieben/ gejaget über Berg und Thal/ von
einer Wildnüß/ Einöde/ Klufft und Höle in die andere/ und suchet wie
er mich möge zerreissen/ hie der wütige/ grimmige Löw/ gehet um mich
her zu verschlingen. O wehe mir. O Edler Hirt/ verlaß mich nicht/
suche mich/ sonst verdirb ich/ ruffe mir durch deine liebliche Hirten-Pfeiff.
Votum Catholicum, Davids flehender Mund alle Manns Mund.
Davids Wunsch/ aller und jeder Menschen Wunsch. Wir gehen
alle in der Jrre wie Schaafe/ wir wissen weder Weg noch Steg/ wohin
und wodurch wir gehen sollen/ wir blöcken und schreyen alle auß dem
Propheten Esai. LIII, 6. Wir giengen alle in der Jrre/ alle/ alle/
deren Sünde auff den Hirten geleget worden/ wir sind alle verirrte
Schaafe/ ein Jrrwisch fladert daher/ der ander dorther/ einer rufft da-
her/ der ander dorthin/ und müsten wir uns gelassen alle in die höllische
Wolffsgrube fallen. Ach so suche deinen Knecht/ bring ihn wieder zu
recht/ durch dein süsses Evangelium und theures Ministerium. Jst
demnach Christus Pastor Catholicus, ein allgemeiner Hirt/ und ist von
dieser Hirten-Genoßschafft und Gemeinschafft niemand absolute und
bloß außgeschlossen/ juxta voluntatem & intentionem antecedentem,
nach dem vorgehenden Willen und Meynung GOttes. Christus der
allgemeine Hirt/ der sein Leben für alle gegeben/ auff welchen alle unsere
Sünde geworffen worden/ ist kommen zu suchen das Verlohrne/ nun
sind wir alle verlohren/ aller unser Sünd ist auff Jhn geworffen. Nicht
sind bloß außgeschlossen die stinckende Böck/ dann der verlohrne Sohn
war derselben einer/ aber seines Vaters Huld und Gunst wieder gewür-
diget/ nicht die fremde Hunde/ dann das Cananeische Weiblin war der-
selben eine/ und doch begnadet. Er hab noch andere Schaaf
draussen/
sagt Er selbst/ Joh. X. Nicht die wutende Wölffe/ denn

Paulus

Die Vierte
Schutz-Schaaf. 3. Ex Chriſti explicatione & [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]πιλύσει, der es alſo
erklaͤrt Joh. X. da Er ſich einen guten Hirten nennet/ aber darneben der
Schaaf nicht vergißt; ſondern deren mit Ehren gedenckt/ deren Elogia
und Tugenden er herauß ſtreicht/ paſcit manifeſtis, exercet obſcuris,
Aug. tract. 45. in Joh. IV.
Sonderlich ex Davidis ipſius agnitione,
David hats ſelbſten erkennet/ der ſein lang Alphabeth den 119. Pſalm
mit dieſem bedencklichen Wort beſchloſſen: Jch bin wie ein verir-
ret und verlohren Schaaf/ HErꝛ ſuche deinen Knecht.
Ani,
Ani,
ach ich armſeliger/ exulirender Reichs-Bandit. Jch werde dort
durchaͤchtet leiblich von dem wuͤtenden Wolff/ dem Koͤnig Saul/ ich
werde in allerhand Jrꝛſahl getrieben/ gejaget uͤber Berg und Thal/ von
einer Wildnuͤß/ Einoͤde/ Klufft und Hoͤle in die andere/ und ſuchet wie
er mich moͤge zerreiſſen/ hie der wuͤtige/ grimmige Loͤw/ gehet um mich
her zu verſchlingen. O wehe mir. O Edler Hirt/ verlaß mich nicht/
ſuche mich/ ſonſt verdirb ich/ ruffe mir durch deine liebliche Hirten-Pfeiff.
Votum Catholicum, Davids flehender Mund alle Manns Mund.
Davids Wunſch/ aller und jeder Menſchen Wunſch. Wir gehen
alle in der Jrre wie Schaafe/ wir wiſſen weder Weg noch Steg/ wohin
und wodurch wir gehen ſollen/ wir bloͤcken und ſchreyen alle auß dem
Propheten Eſai. LIII, 6. Wir giengen alle in der Jrre/ alle/ alle/
deren Suͤnde auff den Hirten geleget worden/ wir ſind alle verirꝛte
Schaafe/ ein Jrꝛwiſch fladert daher/ der ander dorther/ einer rufft da-
her/ der ander dorthin/ und muͤſten wir uns gelaſſen alle in die hoͤlliſche
Wolffsgrube fallen. Ach ſo ſuche deinen Knecht/ bring ihn wieder zu
recht/ durch dein ſuͤſſes Evangelium und theures Miniſterium. Jſt
demnach Chriſtus Paſtor Catholicus, ein allgemeiner Hirt/ und iſt von
dieſer Hirten-Genoßſchafft und Gemeinſchafft niemand abſolutè und
bloß außgeſchloſſen/ juxta voluntatem & intentionem antecedentem,
nach dem vorgehenden Willen und Meynung GOttes. Chriſtus der
allgemeine Hirt/ der ſein Leben fuͤr alle gegeben/ auff welchen alle unſere
Suͤnde geworffen worden/ iſt kommen zu ſuchen das Verlohrne/ nun
ſind wir alle verlohren/ aller unſer Suͤnd iſt auff Jhn geworffen. Nicht
ſind bloß außgeſchloſſen die ſtinckende Boͤck/ dann der verlohrne Sohn
war derſelben einer/ aber ſeines Vaters Huld und Gunſt wieder gewuͤr-
diget/ nicht die fremde Hunde/ dann das Cananeiſche Weiblin war der-
ſelben eine/ und doch begnadet. Er hab noch andere Schaaf
drauſſen/
ſagt Er ſelbſt/ Joh. X. Nicht die wutende Woͤlffe/ denn

Paulus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Vierte</hi></fw><lb/>
Schutz-Schaaf. 3. <hi rendition="#aq">Ex Chri&#x017F;ti explicatione &amp;</hi> <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03C0;&#x03B9;&#x03BB;&#x03CD;&#x03C3;&#x03B5;&#x03B9;, der es al&#x017F;o<lb/>
erkla&#x0364;rt <hi rendition="#aq">Joh. X.</hi> da Er &#x017F;ich einen guten Hirten nennet/ aber darneben der<lb/>
Schaaf nicht vergißt; &#x017F;ondern deren mit Ehren gedenckt/ deren <hi rendition="#aq">Elogia</hi><lb/>
und Tugenden er herauß &#x017F;treicht/ <hi rendition="#aq">pa&#x017F;cit manife&#x017F;tis, exercet ob&#x017F;curis,<lb/>
Aug. tract. 45. in Joh. IV.</hi> Sonderlich <hi rendition="#aq">ex Davidis ip&#x017F;ius agnitione,</hi><lb/>
David hats &#x017F;elb&#x017F;ten erkennet/ der &#x017F;ein lang <hi rendition="#aq">Alphabeth</hi> den 119. P&#x017F;alm<lb/>
mit die&#x017F;em bedencklichen Wort be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Jch bin wie ein verir-<lb/>
ret und verlohren Schaaf/ HEr&#xA75B; &#x017F;uche deinen Knecht.</hi> <hi rendition="#aq">Ani,<lb/>
Ani,</hi> ach ich arm&#x017F;eliger/ <hi rendition="#aq">exuli</hi>render Reichs-Bandit. Jch werde dort<lb/>
durcha&#x0364;chtet leiblich von dem wu&#x0364;tenden Wolff/ dem Ko&#x0364;nig Saul/ ich<lb/>
werde in allerhand Jr&#xA75B;&#x017F;ahl getrieben/ gejaget u&#x0364;ber Berg und Thal/ von<lb/>
einer Wildnu&#x0364;ß/ Eino&#x0364;de/ Klufft und Ho&#x0364;le in die andere/ und &#x017F;uchet wie<lb/>
er mich mo&#x0364;ge zerrei&#x017F;&#x017F;en/ hie der wu&#x0364;tige/ grimmige Lo&#x0364;w/ gehet um mich<lb/>
her zu ver&#x017F;chlingen. O wehe mir. O Edler Hirt/ verlaß mich nicht/<lb/>
&#x017F;uche mich/ &#x017F;on&#x017F;t verdirb ich/ ruffe mir durch deine liebliche Hirten-Pfeiff.<lb/><hi rendition="#aq">Votum Catholicum,</hi> Davids flehender Mund alle Manns Mund.<lb/>
Davids Wun&#x017F;ch/ aller und jeder Men&#x017F;chen Wun&#x017F;ch. Wir gehen<lb/>
alle in der Jrre wie Schaafe/ wir wi&#x017F;&#x017F;en weder Weg noch Steg/ wohin<lb/>
und wodurch wir gehen &#x017F;ollen/ wir blo&#x0364;cken und &#x017F;chreyen alle auß dem<lb/>
Propheten <hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. LIII,</hi> 6. <hi rendition="#fr">Wir giengen alle in der Jrre/</hi> alle/ alle/<lb/>
deren Su&#x0364;nde auff den Hirten geleget worden/ wir &#x017F;ind alle verir&#xA75B;te<lb/>
Schaafe/ ein Jr&#xA75B;wi&#x017F;ch fladert daher/ der ander dorther/ einer rufft da-<lb/>
her/ der ander dorthin/ und mu&#x0364;&#x017F;ten wir uns gela&#x017F;&#x017F;en alle in die ho&#x0364;lli&#x017F;che<lb/>
Wolffsgrube fallen. Ach &#x017F;o &#x017F;uche deinen Knecht/ bring ihn wieder zu<lb/>
recht/ durch dein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Evangelium und theures <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terium.</hi> J&#x017F;t<lb/>
demnach Chri&#x017F;tus <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tor Catholicus,</hi> ein allgemeiner Hirt/ und i&#x017F;t von<lb/>
die&#x017F;er Hirten-Genoß&#x017F;chafft und Gemein&#x017F;chafft niemand <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutè</hi> und<lb/>
bloß außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">juxta voluntatem &amp; intentionem antecedentem,</hi><lb/>
nach dem vorgehenden Willen und Meynung GOttes. Chri&#x017F;tus der<lb/>
allgemeine Hirt/ der &#x017F;ein Leben fu&#x0364;r alle gegeben/ auff welchen alle un&#x017F;ere<lb/>
Su&#x0364;nde geworffen worden/ i&#x017F;t kommen zu &#x017F;uchen das Verlohrne/ nun<lb/>
&#x017F;ind wir alle verlohren/ aller un&#x017F;er Su&#x0364;nd i&#x017F;t auff Jhn geworffen. Nicht<lb/>
&#x017F;ind bloß außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die &#x017F;tinckende Bo&#x0364;ck/ dann der verlohrne Sohn<lb/>
war der&#x017F;elben einer/ aber &#x017F;eines Vaters Huld und Gun&#x017F;t wieder gewu&#x0364;r-<lb/>
diget/ nicht die fremde Hunde/ dann das Cananei&#x017F;che Weiblin war der-<lb/>
&#x017F;elben eine/ und doch begnadet. <hi rendition="#fr">Er hab noch andere Schaaf<lb/>
drau&#x017F;&#x017F;en/</hi> &#x017F;agt Er &#x017F;elb&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">Joh. X.</hi> Nicht die wutende Wo&#x0364;lffe/ denn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Paulus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0066] Die Vierte Schutz-Schaaf. 3. Ex Chriſti explicatione & _πιλύσει, der es alſo erklaͤrt Joh. X. da Er ſich einen guten Hirten nennet/ aber darneben der Schaaf nicht vergißt; ſondern deren mit Ehren gedenckt/ deren Elogia und Tugenden er herauß ſtreicht/ paſcit manifeſtis, exercet obſcuris, Aug. tract. 45. in Joh. IV. Sonderlich ex Davidis ipſius agnitione, David hats ſelbſten erkennet/ der ſein lang Alphabeth den 119. Pſalm mit dieſem bedencklichen Wort beſchloſſen: Jch bin wie ein verir- ret und verlohren Schaaf/ HErꝛ ſuche deinen Knecht. Ani, Ani, ach ich armſeliger/ exulirender Reichs-Bandit. Jch werde dort durchaͤchtet leiblich von dem wuͤtenden Wolff/ dem Koͤnig Saul/ ich werde in allerhand Jrꝛſahl getrieben/ gejaget uͤber Berg und Thal/ von einer Wildnuͤß/ Einoͤde/ Klufft und Hoͤle in die andere/ und ſuchet wie er mich moͤge zerreiſſen/ hie der wuͤtige/ grimmige Loͤw/ gehet um mich her zu verſchlingen. O wehe mir. O Edler Hirt/ verlaß mich nicht/ ſuche mich/ ſonſt verdirb ich/ ruffe mir durch deine liebliche Hirten-Pfeiff. Votum Catholicum, Davids flehender Mund alle Manns Mund. Davids Wunſch/ aller und jeder Menſchen Wunſch. Wir gehen alle in der Jrre wie Schaafe/ wir wiſſen weder Weg noch Steg/ wohin und wodurch wir gehen ſollen/ wir bloͤcken und ſchreyen alle auß dem Propheten Eſai. LIII, 6. Wir giengen alle in der Jrre/ alle/ alle/ deren Suͤnde auff den Hirten geleget worden/ wir ſind alle verirꝛte Schaafe/ ein Jrꝛwiſch fladert daher/ der ander dorther/ einer rufft da- her/ der ander dorthin/ und muͤſten wir uns gelaſſen alle in die hoͤlliſche Wolffsgrube fallen. Ach ſo ſuche deinen Knecht/ bring ihn wieder zu recht/ durch dein ſuͤſſes Evangelium und theures Miniſterium. Jſt demnach Chriſtus Paſtor Catholicus, ein allgemeiner Hirt/ und iſt von dieſer Hirten-Genoßſchafft und Gemeinſchafft niemand abſolutè und bloß außgeſchloſſen/ juxta voluntatem & intentionem antecedentem, nach dem vorgehenden Willen und Meynung GOttes. Chriſtus der allgemeine Hirt/ der ſein Leben fuͤr alle gegeben/ auff welchen alle unſere Suͤnde geworffen worden/ iſt kommen zu ſuchen das Verlohrne/ nun ſind wir alle verlohren/ aller unſer Suͤnd iſt auff Jhn geworffen. Nicht ſind bloß außgeſchloſſen die ſtinckende Boͤck/ dann der verlohrne Sohn war derſelben einer/ aber ſeines Vaters Huld und Gunſt wieder gewuͤr- diget/ nicht die fremde Hunde/ dann das Cananeiſche Weiblin war der- ſelben eine/ und doch begnadet. Er hab noch andere Schaaf drauſſen/ ſagt Er ſelbſt/ Joh. X. Nicht die wutende Woͤlffe/ denn Paulus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/66
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/66>, abgerufen am 17.05.2024.