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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
esset mutatus & translatus in spiritualem vitam, tam non sentiens dolorem
aliquem, quam non sentit aperiri corpus, & eximi costam cum carne. Luth.
in Gen. p. m.
29.

Also ist auch die Christosophia die Kunst der Unsterblichkeit/ pharmakon
athanasias. Joh. 6, 56. sagt Christus: Euere Vätter haben Manna
gegessen/ und sind gestorben/ aber wer mein Fleisch isset/ und
mein Blut trincket/ der bleibet in mir/ und ich in ihme/ wie
mich gesandt hat der lebendige Vater/ und ich lebe um des
Vaters willen/ also wer mich isset/ der wird auch leben um mei-
net willen.
Daher kein glaubiger Christ eigentlich stirbet/ Christus
sagt von dem verstorbenen Töchterlein Jairi/ das Kind ist nicht todt/
sondern es schläfft.
Marc. 5, 39. und von Lazaro: Lazarus unser
Freund schläfft.
Joh. 11, 11. Und das meynet der Herr eigentlich/
wann er sagt: Maria hab erwehlet bonum anaphaireton, ein solches Gut/
das nicht soll von ihr genommen werden/ nicht absolute und
schlechter dings/ sondern per vim extrinsecam, durch äusserliche Gewalt/
auff welche weiß/ nemlich Christo/ niemand kein Schaaf auß seinen
Händen reissen kan/ Joh. 10, 29. Wann durch die Unmüglichkeit eine
solche Artzney in der Welt wäre/ die wider den Tod gewachsen/ wie zwar
viel Phantasten mit solcher Phantasi umgegangen/ die ihre Kunst durch
eigenes Exempel vernichtet/ so würde es doch den Verstand haben; Die-
se Artzney ist gut und bewährt/ sie verwahret für dem Tod/ es seye dann/
daß der Mensch selbs Hand anlege/ ihm Gifft beybringe/ und zu sich
nemme/ und also freventlicher und muthwilliger weiß den Lebens-Faden
abschneide. Also hat auch die Maria die asulian gehabt/ sie ist in den
Baum des Lebens dergestalt eingepfropfft gewesen/ daß sie keine Macht
noch Gewalt kunte herauß reissen/ verstehe/ so lang sie in der Diät/ Taxi,
Gebet und Gebrauch der heylsamen Mittel/ die Gott zur Seligkeit ver-
ordnet/ geblieben. St. Paulus schreibet den besten Commentarium
hierüber/ Rom. 8, 38. da er aller äusserlichen Creaturen gedencket/ allein
die Sünde hat er excipirt. Jch bin gewiß/ daß weder Tod noch
Leben/ weder Engel noch Fürstenthum/ noch Gewalt/ weder
Gegenwärtiges noch Zukünfftiges/ weder Hohes noch Tief-
fes/ noch keine andere Creatur mag uns scheiden von der Liebe
GOttes die da ist in Christo JEsu unserm HErrn.
Nicht
der allererschröcklichste Märtyrer-Tod/ nicht das allermühsamste Leben/
wann man mich auch wolte Vogel-frey machen/ nicht die böse Engel/
kein Tyranney/ weder gegenwärtige noch zukünfftige Gefahr/ weder die

Höhe
Neunter Theil. Q q q
Predigt.
eſſet mutatus & translatus in ſpiritualem vitam, tàm non ſentiens dolorem
aliquem, quàm non ſentit aperiri corpus, & eximi coſtam cum carne. Luth.
in Gen. p. m.
29.

Alſo iſt auch die Chriſtoſophia die Kunſt der Unſterblichkeit/ φάρμακον
ἀθανασίας. Joh. 6, 56. ſagt Chriſtus: Euere Vaͤtter haben Manna
gegeſſen/ und ſind geſtorben/ aber wer mein Fleiſch iſſet/ und
mein Blut trincket/ der bleibet in mir/ und ich in ihme/ wie
mich geſandt hat der lebendige Vater/ und ich lebe um des
Vaters willen/ alſo wer mich iſſet/ der wird auch leben um mei-
net willen.
Daher kein glaubiger Chriſt eigentlich ſtirbet/ Chriſtus
ſagt von dem verſtorbenen Toͤchterlein Jairi/ das Kind iſt nicht todt/
ſondern es ſchlaͤfft.
Marc. 5, 39. und von Lazaro: Lazarus unſer
Freund ſchlaͤfft.
Joh. 11, 11. Und das meynet der Herr eigentlich/
wann er ſagt: Maria hab erwehlet bonum ἀναφαίρετον, ein ſolches Gut/
das nicht ſoll von ihr genommen werden/ nicht abſolutè und
ſchlechter dings/ ſondern per vim extrinſecam, durch aͤuſſerliche Gewalt/
auff welche weiß/ nemlich Chriſto/ niemand kein Schaaf auß ſeinen
Haͤnden reiſſen kan/ Joh. 10, 29. Wann durch die Unmuͤglichkeit eine
ſolche Artzney in der Welt waͤre/ die wider den Tod gewachſen/ wie zwar
viel Phantaſten mit ſolcher Phantaſi umgegangen/ die ihre Kunſt durch
eigenes Exempel vernichtet/ ſo wuͤrde es doch den Verſtand haben; Die-
ſe Artzney iſt gut und bewaͤhrt/ ſie verwahret fuͤr dem Tod/ es ſeye dann/
daß der Menſch ſelbs Hand anlege/ ihm Gifft beybringe/ und zu ſich
nemme/ und alſo freventlicher und muthwilliger weiß den Lebens-Faden
abſchneide. Alſo hat auch die Maria die ἀσυλίαν gehabt/ ſie iſt in den
Baum des Lebens dergeſtalt eingepfropfft geweſen/ daß ſie keine Macht
noch Gewalt kunte herauß reiſſen/ verſtehe/ ſo lang ſie in der Diaͤt/ Taxi,
Gebet und Gebrauch der heylſamen Mittel/ die Gott zur Seligkeit ver-
ordnet/ geblieben. St. Paulus ſchreibet den beſten Commentarium
hieruͤber/ Rom. 8, 38. da er aller aͤuſſerlichen Creaturen gedencket/ allein
die Suͤnde hat er excipirt. Jch bin gewiß/ daß weder Tod noch
Leben/ weder Engel noch Fuͤrſtenthum/ noch Gewalt/ weder
Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnfftiges/ weder Hohes noch Tief-
fes/ noch keine andere Creatur mag uns ſcheiden von der Liebe
GOttes die da iſt in Chriſto JEſu unſerm HErꝛn.
Nicht
der allererſchroͤcklichſte Maͤrtyrer-Tod/ nicht das allermuͤhſamſte Leben/
wann man mich auch wolte Vogel-frey machen/ nicht die boͤſe Engel/
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Neunter Theil. Q q q
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[489/0509] Predigt. eſſet mutatus & translatus in ſpiritualem vitam, tàm non ſentiens dolorem aliquem, quàm non ſentit aperiri corpus, & eximi coſtam cum carne. Luth. in Gen. p. m. 29. Alſo iſt auch die Chriſtoſophia die Kunſt der Unſterblichkeit/ φάρμακον ἀθανασίας. Joh. 6, 56. ſagt Chriſtus: Euere Vaͤtter haben Manna gegeſſen/ und ſind geſtorben/ aber wer mein Fleiſch iſſet/ und mein Blut trincket/ der bleibet in mir/ und ich in ihme/ wie mich geſandt hat der lebendige Vater/ und ich lebe um des Vaters willen/ alſo wer mich iſſet/ der wird auch leben um mei- net willen. Daher kein glaubiger Chriſt eigentlich ſtirbet/ Chriſtus ſagt von dem verſtorbenen Toͤchterlein Jairi/ das Kind iſt nicht todt/ ſondern es ſchlaͤfft. Marc. 5, 39. und von Lazaro: Lazarus unſer Freund ſchlaͤfft. Joh. 11, 11. Und das meynet der Herr eigentlich/ wann er ſagt: Maria hab erwehlet bonum ἀναφαίρετον, ein ſolches Gut/ das nicht ſoll von ihr genommen werden/ nicht abſolutè und ſchlechter dings/ ſondern per vim extrinſecam, durch aͤuſſerliche Gewalt/ auff welche weiß/ nemlich Chriſto/ niemand kein Schaaf auß ſeinen Haͤnden reiſſen kan/ Joh. 10, 29. Wann durch die Unmuͤglichkeit eine ſolche Artzney in der Welt waͤre/ die wider den Tod gewachſen/ wie zwar viel Phantaſten mit ſolcher Phantaſi umgegangen/ die ihre Kunſt durch eigenes Exempel vernichtet/ ſo wuͤrde es doch den Verſtand haben; Die- ſe Artzney iſt gut und bewaͤhrt/ ſie verwahret fuͤr dem Tod/ es ſeye dann/ daß der Menſch ſelbs Hand anlege/ ihm Gifft beybringe/ und zu ſich nemme/ und alſo freventlicher und muthwilliger weiß den Lebens-Faden abſchneide. Alſo hat auch die Maria die ἀσυλίαν gehabt/ ſie iſt in den Baum des Lebens dergeſtalt eingepfropfft geweſen/ daß ſie keine Macht noch Gewalt kunte herauß reiſſen/ verſtehe/ ſo lang ſie in der Diaͤt/ Taxi, Gebet und Gebrauch der heylſamen Mittel/ die Gott zur Seligkeit ver- ordnet/ geblieben. St. Paulus ſchreibet den beſten Commentarium hieruͤber/ Rom. 8, 38. da er aller aͤuſſerlichen Creaturen gedencket/ allein die Suͤnde hat er excipirt. Jch bin gewiß/ daß weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fuͤrſtenthum/ noch Gewalt/ weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnfftiges/ weder Hohes noch Tief- fes/ noch keine andere Creatur mag uns ſcheiden von der Liebe GOttes die da iſt in Chriſto JEſu unſerm HErꝛn. Nicht der allererſchroͤcklichſte Maͤrtyrer-Tod/ nicht das allermuͤhſamſte Leben/ wann man mich auch wolte Vogel-frey machen/ nicht die boͤſe Engel/ kein Tyranney/ weder gegenwaͤrtige noch zukuͤnfftige Gefahr/ weder die Hoͤhe Neunter Theil. Q q q

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/509>, abgerufen am 22.11.2024.