Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Erkanntnuß und Glauben an Christum. Wir seind nach dem Fall wiebekandt/ allerhand geistlichen Schwachheiten und Seuchen unterworf- fen/ den geistlichen Lebens-Safft/ das rechtschaffene Leben auß Gott und dessen Erstlinge haben wir empfangen in der Gnad der Widergeburt in der H. Tauff/ soll aber dieselbe fovirt und erhalten werden/ da gehöret geistli- cher Lebens-Safft zu/ die febris hectica, die innerliche Seelen-Pest/ die Erb-Lust/ die Erb-Sünd/ klebet uns allen an/ wir können derselben nicht loß werden: darauß kommen die Früchten der würcklichen Sünden/ manchmal hauet ihm der Mensch selbs schmertzliche/ unheilsame/ tödli- che Wunden in sein Hertz und Gewissen hinein/ in denselben und auß der ungeheylten Fäule wird hernach gezeuget ein beissender/ nagender Wurm/ der unsterbliche Gewissens-Wurm/ die feurige Schlang/ darauff endlich nichts folgen kan/ als der Sünden Sold/ der ewige Tod/ Höll und Ver- dammnuß. Wo nun Rath? wo Artzney? Christus und seine sophia ist die Panacea und alexikakon, antidoton toun me apothaneinn, dein Wort/ dein Evan- gelium/ O HErr JEsu/ die Verheissung/ von dem glaubigen Anblick der ehrnen Schlangen heilet allen Schaden/ Sap. 16, 13. dein edles Balsam- Blut/ das wir geniessen und trincken im H. Abendmahl/ heilet alle Wun- den der Seelen/ der glaubige Anblick deiner/ als des ehrnen Schlängleins/ gilt wider alle gifftige Bisse der höllischen Schlangen/ dein Blut ist ein bewährtes Mittel für allen Sünden-Schaden/ 1. Joh. 1, 7. Das Blut JEsu Christi als des Sohns macht uns rein von allen Sün- den. Hebr. 9, 14. Das Blut JEsu Christi/ der sich selbst ohn allen Wandel/ durch den H. Geist/ GOtt geopffert hat/ rei- niget unsere Gewissen von den todten Wercken/ zu dienen dem lebendigen GOtt. Cap. 10, 22 Durch die Besprengung des Bluts Christi werden wir loß vom bösen Gewissen. Wiewol tödliche Wunden sind kommen von der Sünden/ ist doch ein Artzt gege- ben/ der selber ist das Leben. Christus für uns gestorben/ der hat das Heyl erworben. Sein Wort/ sein Tauff/ sein Nachtmahl/ dient wider al- len Unfall/ der Heilige Geist im Glauben/ lehrt uns darauff vertrauen. Diß ist nun prima portio, das erste gute Theil/ das Maria erwehlet/ auß der Rede Christi/ damit sie sich getröstet wider die Sünde und Tod. II. Bonum hilaritatis, vitae laetae & laetificae. Das gute Theil eines heit
Predigt. Erkanntnuß und Glauben an Chriſtum. Wir ſeind nach dem Fall wiebekandt/ allerhand geiſtlichen Schwachheiten und Seuchen unterworf- fen/ den geiſtlichen Lebens-Safft/ das rechtſchaffene Leben auß Gott und deſſen Erſtlinge haben wir empfangen in der Gnad der Widergeburt in der H. Tauff/ ſoll aber dieſelbe fovirt und erhalten werden/ da gehoͤret geiſtli- cher Lebens-Safft zu/ die febris hectica, die innerliche Seelen-Peſt/ die Erb-Luſt/ die Erb-Suͤnd/ klebet uns allen an/ wir koͤnnen derſelben nicht loß werden: darauß kommen die Fruͤchten der wuͤrcklichen Suͤnden/ manchmal hauet ihm der Menſch ſelbs ſchmertzliche/ unheilſame/ toͤdli- che Wunden in ſein Hertz und Gewiſſen hinein/ in denſelben und auß der ungeheylten Faͤule wird hernach gezeuget ein beiſſender/ nagender Wurm/ der unſterbliche Gewiſſens-Wurm/ die feurige Schlang/ darauff endlich nichts folgen kan/ als der Suͤnden Sold/ der ewige Tod/ Hoͤll und Ver- dam̃nuß. Wo nun Rath? wo Artzney? Chriſtus und ſeine σοφία iſt die Panacea und ἀλεξίκακον, ἀντίδοτον του̃ μὴ ἀϖοθανει̃ν, dein Wort/ dein Evan- gelium/ O HErꝛ JEſu/ die Verheiſſung/ von dem glaubigen Anblick der ehrnen Schlangen heilet allen Schaden/ Sap. 16, 13. dein edles Balſam- Blut/ das wir genieſſen und trincken im H. Abendmahl/ heilet alle Wun- den der Seelen/ der glaubige Anblick deiner/ als des ehrnen Schlaͤngleins/ gilt wider alle gifftige Biſſe der hoͤlliſchen Schlangen/ dein Blut iſt ein bewaͤhrtes Mittel fuͤr allen Suͤnden-Schaden/ 1. Joh. 1, 7. Das Blut JEſu Chriſti als des Sohns macht uns rein von allen Suͤn- den. Hebr. 9, 14. Das Blut JEſu Chriſti/ der ſich ſelbſt ohn allen Wandel/ durch den H. Geiſt/ GOtt geopffert hat/ rei- niget unſere Gewiſſen von den todten Wercken/ zu dienen dem lebendigen GOtt. Cap. 10, 22 Durch die Beſprengung des Bluts Chriſti werden wir loß vom boͤſen Gewiſſen. Wiewol toͤdliche Wunden ſind kommen von der Suͤnden/ iſt doch ein Artzt gege- ben/ der ſelber iſt das Leben. Chriſtus fuͤr uns geſtorben/ der hat das Heyl erworben. Sein Wort/ ſein Tauff/ ſein Nachtmahl/ dient wider al- len Unfall/ der Heilige Geiſt im Glauben/ lehrt uns darauff vertrauen. Diß iſt nun prima portio, das erſte gute Theil/ das Maria erwehlet/ auß der Rede Chriſti/ damit ſie ſich getroͤſtet wider die Suͤnde und Tod. II. Bonum hilaritatis, vitæ lætæ & lætificæ. Das gute Theil eines heit
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Predigt.
Erkanntnuß und Glauben an Chriſtum. Wir ſeind nach dem Fall wie
bekandt/ allerhand geiſtlichen Schwachheiten und Seuchen unterworf-
fen/ den geiſtlichen Lebens-Safft/ das rechtſchaffene Leben auß Gott und
deſſen Erſtlinge haben wir empfangen in der Gnad der Widergeburt in der
H. Tauff/ ſoll aber dieſelbe fovirt und erhalten werden/ da gehoͤret geiſtli-
cher Lebens-Safft zu/ die febris hectica, die innerliche Seelen-Peſt/ die
Erb-Luſt/ die Erb-Suͤnd/ klebet uns allen an/ wir koͤnnen derſelben nicht
loß werden: darauß kommen die Fruͤchten der wuͤrcklichen Suͤnden/
manchmal hauet ihm der Menſch ſelbs ſchmertzliche/ unheilſame/ toͤdli-
che Wunden in ſein Hertz und Gewiſſen hinein/ in denſelben und auß der
ungeheylten Faͤule wird hernach gezeuget ein beiſſender/ nagender Wurm/
der unſterbliche Gewiſſens-Wurm/ die feurige Schlang/ darauff endlich
nichts folgen kan/ als der Suͤnden Sold/ der ewige Tod/ Hoͤll und Ver-
dam̃nuß. Wo nun Rath? wo Artzney? Chriſtus und ſeine σοφία iſt die
Panacea und ἀλεξίκακον, ἀντίδοτον του̃ μὴ ἀϖοθανει̃ν, dein Wort/ dein Evan-
gelium/ O HErꝛ JEſu/ die Verheiſſung/ von dem glaubigen Anblick der
ehrnen Schlangen heilet allen Schaden/ Sap. 16, 13. dein edles Balſam-
Blut/ das wir genieſſen und trincken im H. Abendmahl/ heilet alle Wun-
den der Seelen/ der glaubige Anblick deiner/ als des ehrnen Schlaͤngleins/
gilt wider alle gifftige Biſſe der hoͤlliſchen Schlangen/ dein Blut iſt ein
bewaͤhrtes Mittel fuͤr allen Suͤnden-Schaden/ 1. Joh. 1, 7. Das Blut
JEſu Chriſti als des Sohns macht uns rein von allen Suͤn-
den. Hebr. 9, 14. Das Blut JEſu Chriſti/ der ſich ſelbſt ohn
allen Wandel/ durch den H. Geiſt/ GOtt geopffert hat/ rei-
niget unſere Gewiſſen von den todten Wercken/ zu dienen dem
lebendigen GOtt. Cap. 10, 22 Durch die Beſprengung des
Bluts Chriſti werden wir loß vom boͤſen Gewiſſen. Wiewol
toͤdliche Wunden ſind kommen von der Suͤnden/ iſt doch ein Artzt gege-
ben/ der ſelber iſt das Leben. Chriſtus fuͤr uns geſtorben/ der hat das
Heyl erworben. Sein Wort/ ſein Tauff/ ſein Nachtmahl/ dient wider al-
len Unfall/ der Heilige Geiſt im Glauben/ lehrt uns darauff vertrauen.
Diß iſt nun prima portio, das erſte gute Theil/ das Maria erwehlet/ auß
der Rede Chriſti/ damit ſie ſich getroͤſtet wider die Suͤnde und Tod.
II. Bonum hilaritatis, vitæ lætæ & lætificæ. Das gute Theil eines
froͤlichen und froͤlich-machenden Lebens. Non eſt vivere, ſed valere vitâ.
Wer lebet/ und lebet nicht mit Freuden/ froͤlich und luſtig/ der lebet nicht/
das Leben iſt ihm ein Straff und Tod/ der Tod das Leben und ein Troſt.
Hat nun Adam von dem Genuß des Lebens-Baums Leben und Geſund-
heit
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