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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Andere
Moria reisset sich ums wol sitzen in der Kirch/ und zerpalgt und zerzanckt
sich wol um die Stühle/ aber zu was End? Sedet ut dormiat, sie sitzet/ daß
sie schlaffen kan. Zwar es gehet auch Schwachheit mit unter bey den klu-
gen Jungfrauen/ sie entschlieffen auch. Eutyches hat sich gesetzt und vom
Schlaff übereilen lassen/ ist aber dadurch des Gnaden-Schooß GOttes
nicht entsetzet worden/ wo aber vorsetzlich Anlaß gegeben wird/ da man
wol zuvor fasten/ und den Leib casteyen könte/ das ist nicht verantwortlich.

3. Kathisate ad pedes. Das Haupt ist uns zu hoch/ die Füsse seind
Lehrer und Prediger/ zu denen soll man sich setzen/ und sich dessen nicht
schämen. Keiner soll ihm zu wol trauen. Paulus selbs ist gesessen zu den
Füssen Ananiä/ die edle Römische Weiber zu den Füssen Hieronymi/
und haben Brieff mit ihm gewechselt. Die grosse Creutz-Schwester Ma-
ria Königin in Ungarn zu den Füssen Lutheri/ wann sie seinen Com-
mentarium
über die vier/ 37. 62. 99. 109. Psalmen mit Gnaden-Danck
Saubert.
mirac. A.
Conf. p.
140.
angenommen/ und mit einem schönen Echo beantwortet. Von Johanne
Friderico,
Churfürsten Johannis Sohn/ so hernach Magnanimus, der
Großmütige genennet worden/ wird zu ewigem Ruhm nachgeschrieben/
daß er in seiner Jugend/ als er 9. Jahr alt gewesen/ seinen Herrn Vater
hoch gebetten habe/ er wolle ihm vergönnen/ daß er mit andern gemeinen
Kindern der Stadt Torgau/ in die Kinderlehr gehen dörffte/ da man den
Catechismum nicht allein geprediget/ sondern auch examinirt/ da er dann
in wahrer Gottesforcht und Erkanntnus der reinen Evangelischen Re-
ligion dermassen prosicirt und zugenommen/ daß er mit hohem Verstand
preciosum a vili, das Gute von dem Bösen unterscheiden/ und von Reli-
gions-Sachen/ gründlich urtheilen/ und Gespräch halten können/ daher
er auch auff dem Reichs-Tag zu Augspurg/ als er mit seinem Herrn
Vater dahin kommen/ etlich mal mit den Papistischen Theologis in ei-
ne Conferentz sich eingelassen/ und sie schamroth gemacht. Zum Exem-
pel: als jene auff eine Zeit über der Frag/ ob man den Layen nur die eine
Gestalt des Abendmahls/ oder aber beyde Stuck reichen solte? starck be-
haupten wolten/ daß nur die eine Gestalt den Layen gebürte: da hat Jo-
hann Friderich ihnen ihre Gründe richtig abgelehnet; und dargegen die
Wort der Einsatzung starck vorgehalten: bibite ex hoc omnes: Trin-
cket alle darauß auß Matth. 26. Worbey jene keine andere Außflucht
nehmen können/ als daß sie geruffen: Omnes, omnes, i. e. Sacerdotes
non Laici.
Alle/ alle/ das ist/ die Priester/ nicht die Layen/ der Fürst hin-
gegen sagte mit grosser Bescheidenheit/ er könte nicht absehen/ auß was
Ursachen das Wörtlein omnes, Alle/ eben so viel heissen solte/ als nur die

Priester/

Die Andere
Moria reiſſet ſich ums wol ſitzen in der Kirch/ und zerpalgt und zerzanckt
ſich wol um die Stuͤhle/ aber zu was End? Sedet ut dormiat, ſie ſitzet/ daß
ſie ſchlaffen kan. Zwar es gehet auch Schwachheit mit unter bey den klu-
gen Jungfrauen/ ſie entſchlieffen auch. Eutyches hat ſich geſetzt und vom
Schlaff uͤbereilen laſſen/ iſt aber dadurch des Gnaden-Schooß GOttes
nicht entſetzet worden/ wo aber vorſetzlich Anlaß gegeben wird/ da man
wol zuvor faſten/ und den Leib caſteyen koͤnte/ das iſt nicht verantwortlich.

3. Καθίσατε ad pedes. Das Haupt iſt uns zu hoch/ die Fuͤſſe ſeind
Lehrer und Prediger/ zu denen ſoll man ſich ſetzen/ und ſich deſſen nicht
ſchaͤmen. Keiner ſoll ihm zu wol trauen. Paulus ſelbs iſt geſeſſen zu den
Fuͤſſen Ananiaͤ/ die edle Roͤmiſche Weiber zu den Fuͤſſen Hieronymi/
und haben Brieff mit ihm gewechſelt. Die groſſe Creutz-Schweſter Ma-
ria Koͤnigin in Ungarn zu den Fuͤſſen Lutheri/ wann ſie ſeinen Com-
mentarium
uͤber die vier/ 37. 62. 99. 109. Pſalmen mit Gnaden-Danck
Saubert.
mirac. A.
Cõf. p.
140.
angenommen/ und mit einem ſchoͤnen Echo beantwortet. Von Johanne
Friderico,
Churfuͤrſten Johannis Sohn/ ſo hernach Magnanimus, der
Großmuͤtige genennet worden/ wird zu ewigem Ruhm nachgeſchrieben/
daß er in ſeiner Jugend/ als er 9. Jahr alt geweſen/ ſeinen Herꝛn Vater
hoch gebetten habe/ er wolle ihm vergoͤnnen/ daß er mit andern gemeinen
Kindern der Stadt Torgau/ in die Kinderlehr gehen doͤrffte/ da man den
Catechiſmum nicht allein geprediget/ ſondern auch examinirt/ da er dann
in wahrer Gottesforcht und Erkanntnus der reinen Evangeliſchen Re-
ligion dermaſſen proſicirt und zugenommen/ daß er mit hohem Verſtand
precioſum à vili, das Gute von dem Boͤſen unterſcheiden/ und von Reli-
gions-Sachen/ gruͤndlich urtheilen/ und Geſpraͤch halten koͤnnen/ daher
er auch auff dem Reichs-Tag zu Augſpurg/ als er mit ſeinem Herꝛn
Vater dahin kommen/ etlich mal mit den Papiſtiſchen Theologis in ei-
ne Conferentz ſich eingelaſſen/ und ſie ſchamroth gemacht. Zum Exem-
pel: als jene auff eine Zeit uͤber der Frag/ ob man den Layen nur die eine
Geſtalt des Abendmahls/ oder aber beyde Stuck reichen ſolte? ſtarck be-
haupten wolten/ daß nur die eine Geſtalt den Layen gebuͤrte: da hat Jo-
hann Friderich ihnen ihre Gruͤnde richtig abgelehnet; und dargegen die
Wort der Einſatzung ſtarck vorgehalten: bibite ex hoc omnes: Trin-
cket alle darauß auß Matth. 26. Worbey jene keine andere Außflucht
nehmen koͤnnen/ als daß ſie geruffen: Omnes, omnes, i. e. Sacerdotes
non Laici.
Alle/ alle/ das iſt/ die Prieſter/ nicht die Layen/ der Fuͤrſt hin-
gegen ſagte mit groſſer Beſcheidenheit/ er koͤnte nicht abſehen/ auß was
Urſachen das Woͤrtlein omnes, Alle/ eben ſo viel heiſſen ſolte/ als nur die

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[460/0480] Die Andere Moria reiſſet ſich ums wol ſitzen in der Kirch/ und zerpalgt und zerzanckt ſich wol um die Stuͤhle/ aber zu was End? Sedet ut dormiat, ſie ſitzet/ daß ſie ſchlaffen kan. Zwar es gehet auch Schwachheit mit unter bey den klu- gen Jungfrauen/ ſie entſchlieffen auch. Eutyches hat ſich geſetzt und vom Schlaff uͤbereilen laſſen/ iſt aber dadurch des Gnaden-Schooß GOttes nicht entſetzet worden/ wo aber vorſetzlich Anlaß gegeben wird/ da man wol zuvor faſten/ und den Leib caſteyen koͤnte/ das iſt nicht verantwortlich. 3. Καθίσατε ad pedes. Das Haupt iſt uns zu hoch/ die Fuͤſſe ſeind Lehrer und Prediger/ zu denen ſoll man ſich ſetzen/ und ſich deſſen nicht ſchaͤmen. Keiner ſoll ihm zu wol trauen. Paulus ſelbs iſt geſeſſen zu den Fuͤſſen Ananiaͤ/ die edle Roͤmiſche Weiber zu den Fuͤſſen Hieronymi/ und haben Brieff mit ihm gewechſelt. Die groſſe Creutz-Schweſter Ma- ria Koͤnigin in Ungarn zu den Fuͤſſen Lutheri/ wann ſie ſeinen Com- mentarium uͤber die vier/ 37. 62. 99. 109. Pſalmen mit Gnaden-Danck angenommen/ und mit einem ſchoͤnen Echo beantwortet. Von Johanne Friderico, Churfuͤrſten Johannis Sohn/ ſo hernach Magnanimus, der Großmuͤtige genennet worden/ wird zu ewigem Ruhm nachgeſchrieben/ daß er in ſeiner Jugend/ als er 9. Jahr alt geweſen/ ſeinen Herꝛn Vater hoch gebetten habe/ er wolle ihm vergoͤnnen/ daß er mit andern gemeinen Kindern der Stadt Torgau/ in die Kinderlehr gehen doͤrffte/ da man den Catechiſmum nicht allein geprediget/ ſondern auch examinirt/ da er dann in wahrer Gottesforcht und Erkanntnus der reinen Evangeliſchen Re- ligion dermaſſen proſicirt und zugenommen/ daß er mit hohem Verſtand precioſum à vili, das Gute von dem Boͤſen unterſcheiden/ und von Reli- gions-Sachen/ gruͤndlich urtheilen/ und Geſpraͤch halten koͤnnen/ daher er auch auff dem Reichs-Tag zu Augſpurg/ als er mit ſeinem Herꝛn Vater dahin kommen/ etlich mal mit den Papiſtiſchen Theologis in ei- ne Conferentz ſich eingelaſſen/ und ſie ſchamroth gemacht. Zum Exem- pel: als jene auff eine Zeit uͤber der Frag/ ob man den Layen nur die eine Geſtalt des Abendmahls/ oder aber beyde Stuck reichen ſolte? ſtarck be- haupten wolten/ daß nur die eine Geſtalt den Layen gebuͤrte: da hat Jo- hann Friderich ihnen ihre Gruͤnde richtig abgelehnet; und dargegen die Wort der Einſatzung ſtarck vorgehalten: bibite ex hoc omnes: Trin- cket alle darauß auß Matth. 26. Worbey jene keine andere Außflucht nehmen koͤnnen/ als daß ſie geruffen: Omnes, omnes, i. e. Sacerdotes non Laici. Alle/ alle/ das iſt/ die Prieſter/ nicht die Layen/ der Fuͤrſt hin- gegen ſagte mit groſſer Beſcheidenheit/ er koͤnte nicht abſehen/ auß was Urſachen das Woͤrtlein omnes, Alle/ eben ſo viel heiſſen ſolte/ als nur die Prieſter/ Saubert. mirac. A. Cõf. p. 140.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/480>, abgerufen am 22.11.2024.