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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Er hat ein Gedächtnuß gestifftet seiner Wunder/ der gnädige
und barmhertzige HErr.
Versteht sich zwar vom Oster-Lamm/ wir
mögens aber gar wol deuten auff das Sacrament des Abendmahls/ da
Gott justa funebria gestifftet/ frische Wunder zu erwecken/ da sich eine
rechte s[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]drome admirandorum und Zusammenfliessung der herrlichsten
Wunder erzeiget. Wann wir dann biß dato auch solche admiranda Eu-
charistica
in 20. Predigten durch Gottes Gnade betrachtet/ und angezei-
get/ wie wir in bußfertiger/ glaubiger Gedächtnuß und Reverentz dieselbe
ansehen und betrachten sollen/ so wollen wir sie anjetzo in einen fasciculum
zusammen fassen/ und also auch mit unserm Lob-Spruch der Lehre vom
H. Abendmahl ein Ende machen/ zuvor aber eine kurtze Repetition an-
stellen/ dessen was biß daher gehandelt worden. Jch stimme den Lob-
Gesang an. E. L. gebühret nachzusingen. Wir bitten abermal/ man
wolle den Esel der Vernunfft unten am Berg stehen/ und durch die blin-
den und lahmen Vernunffts-Götzen sich nicht blenden lassen/ Fleisch und
Blut ihre Phantasien verbieten/ mirando non rimando zu diesem my-
sterio
tretten/ so werden wir reichen Nutzen davon haben. Amen.

GEliebte in Christo. So bestehet demnach der gantze
Panegyricus Eucharisticus und Lob-Gesang des H. Abend-
mahls I. in Objecto hymni. II. Hymnodia & laudatione ipsa.
Belangend das Erste. So lassen wir anfangs den Päbstlern ihre erdich-
tete falsche admiranda, sonderlich das admirandum der transsubstantia-
tion,
und Brod-Verwandlung/ als welche ein pur lauteres Schul-Ge-
dicht/ so in Gottes Wort kein Fundament/ dann Krafft solcher transsub-
stantiation
soll es kommen seyn/ daß/ als Anno 1273. (wie Thomas Bozius
berichtet) zu Aufidi in Piceno ein Weib die Oblat über Kohlen gelegt/
dieselbe in Fleisch verwandelt worden seye/ und Blut habe von sich fliessen
lassen/ darauff in ein Leinwad eingewickelt/ und unter den Mist begraben/
darunter es sieben Jahr lang gelegen/ und grosse Wunder gethan/ biß sie
es endlich dem Priester gebeicht/ so alsobald von ihm auffgehaben/ und
noch heutiges Tages gewiesen werden solle. Anderer kräfftigen Jrrthum
und Zeichen des Anti Christs zu geschweigen: Wir wenden uns vielmehr
zur Wiederholung der warhafften/ in Gottes Wort und in der Einsatz-
ung fundirten und gegründeten Admiranden. Da dann das

I. Thaumason, Hospes & idem cibus ipse. Der wunderbare Herr
und Wirth. Wunderbar ist seine Gegenwart/ daß er da warhafftig am
Tisch sichtbar gesessen/ mit seinem warhafften natürlichen Leibe/ und doch

gleichwol
H h h iij

Predigt.
Er hat ein Gedaͤchtnuß geſtifftet ſeiner Wunder/ der gnaͤdige
und barmhertzige HErꝛ.
Verſteht ſich zwar vom Oſter-Lamm/ wir
moͤgens aber gar wol deuten auff das Sacrament des Abendmahls/ da
Gott juſta funebria geſtifftet/ friſche Wunder zu erwecken/ da ſich eine
rechte σ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]δρομὴ admirandorum und Zuſammenflieſſung der herꝛlichſten
Wunder erzeiget. Wann wir dann biß dato auch ſolche admiranda Eu-
chariſtica
in 20. Predigten durch Gottes Gnade betrachtet/ und angezei-
get/ wie wir in bußfertiger/ glaubiger Gedaͤchtnuß und Reverentz dieſelbe
anſehen und betrachten ſollen/ ſo wollen wir ſie anjetzo in einen faſciculum
zuſammen faſſen/ und alſo auch mit unſerm Lob-Spruch der Lehre vom
H. Abendmahl ein Ende machen/ zuvor aber eine kurtze Repetition an-
ſtellen/ deſſen was biß daher gehandelt worden. Jch ſtimme den Lob-
Geſang an. E. L. gebuͤhret nachzuſingen. Wir bitten abermal/ man
wolle den Eſel der Vernunfft unten am Berg ſtehen/ und durch die blin-
den und lahmen Vernunffts-Goͤtzen ſich nicht blenden laſſen/ Fleiſch und
Blut ihre Phantaſien verbieten/ mirando non rimando zu dieſem my-
ſterio
tretten/ ſo werden wir reichen Nutzen davon haben. Amen.

GEliebte in Chriſto. So beſtehet demnach der gantze
Panegyricus Euchariſticus und Lob-Geſang des H. Abend-
mahls I. in Objecto hymni. II. Hymnodiâ & laudatione ipsâ.
Belangend das Erſte. So laſſen wir anfangs den Paͤbſtlern ihre erdich-
tete falſche admiranda, ſonderlich das admirandum der transſubſtantia-
tion,
und Brod-Verwandlung/ als welche ein pur lauteres Schul-Ge-
dicht/ ſo in Gottes Wort kein Fundament/ dann Krafft ſolcher tranſſub-
ſtantiation
ſoll es kom̃en ſeyn/ daß/ als Anno 1273. (wie Thomas Bozius
berichtet) zu Aufidi in Piceno ein Weib die Oblat uͤber Kohlen gelegt/
dieſelbe in Fleiſch verwandelt worden ſeye/ und Blut habe von ſich flieſſen
laſſen/ darauff in ein Leinwad eingewickelt/ und unter den Miſt begraben/
darunter es ſieben Jahr lang gelegen/ und groſſe Wunder gethan/ biß ſie
es endlich dem Prieſter gebeicht/ ſo alſobald von ihm auffgehaben/ und
noch heutiges Tages gewieſen werden ſolle. Anderer kraͤfftigen Jrꝛthum
und Zeichen des Anti Chriſts zu geſchweigen: Wir wenden uns vielmehr
zur Wiederholung der warhafften/ in Gottes Wort und in der Einſatz-
ung fundirten und gegruͤndeten Admiranden. Da dann das

I. Θαυμαςὸν, Hoſpes & idem cibus ipſe. Der wunderbare Herr
und Wirth. Wunderbar iſt ſeine Gegenwart/ daß er da warhafftig am
Tiſch ſichtbar geſeſſen/ mit ſeinem warhafften natuͤrlichen Leibe/ und doch

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[429/0449] Predigt. Er hat ein Gedaͤchtnuß geſtifftet ſeiner Wunder/ der gnaͤdige und barmhertzige HErꝛ. Verſteht ſich zwar vom Oſter-Lamm/ wir moͤgens aber gar wol deuten auff das Sacrament des Abendmahls/ da Gott juſta funebria geſtifftet/ friſche Wunder zu erwecken/ da ſich eine rechte σ_δρομὴ admirandorum und Zuſammenflieſſung der herꝛlichſten Wunder erzeiget. Wann wir dann biß dato auch ſolche admiranda Eu- chariſtica in 20. Predigten durch Gottes Gnade betrachtet/ und angezei- get/ wie wir in bußfertiger/ glaubiger Gedaͤchtnuß und Reverentz dieſelbe anſehen und betrachten ſollen/ ſo wollen wir ſie anjetzo in einen faſciculum zuſammen faſſen/ und alſo auch mit unſerm Lob-Spruch der Lehre vom H. Abendmahl ein Ende machen/ zuvor aber eine kurtze Repetition an- ſtellen/ deſſen was biß daher gehandelt worden. Jch ſtimme den Lob- Geſang an. E. L. gebuͤhret nachzuſingen. Wir bitten abermal/ man wolle den Eſel der Vernunfft unten am Berg ſtehen/ und durch die blin- den und lahmen Vernunffts-Goͤtzen ſich nicht blenden laſſen/ Fleiſch und Blut ihre Phantaſien verbieten/ mirando non rimando zu dieſem my- ſterio tretten/ ſo werden wir reichen Nutzen davon haben. Amen. GEliebte in Chriſto. So beſtehet demnach der gantze Panegyricus Euchariſticus und Lob-Geſang des H. Abend- mahls I. in Objecto hymni. II. Hymnodiâ & laudatione ipsâ. Belangend das Erſte. So laſſen wir anfangs den Paͤbſtlern ihre erdich- tete falſche admiranda, ſonderlich das admirandum der transſubſtantia- tion, und Brod-Verwandlung/ als welche ein pur lauteres Schul-Ge- dicht/ ſo in Gottes Wort kein Fundament/ dann Krafft ſolcher tranſſub- ſtantiation ſoll es kom̃en ſeyn/ daß/ als Anno 1273. (wie Thomas Bozius berichtet) zu Aufidi in Piceno ein Weib die Oblat uͤber Kohlen gelegt/ dieſelbe in Fleiſch verwandelt worden ſeye/ und Blut habe von ſich flieſſen laſſen/ darauff in ein Leinwad eingewickelt/ und unter den Miſt begraben/ darunter es ſieben Jahr lang gelegen/ und groſſe Wunder gethan/ biß ſie es endlich dem Prieſter gebeicht/ ſo alſobald von ihm auffgehaben/ und noch heutiges Tages gewieſen werden ſolle. Anderer kraͤfftigen Jrꝛthum und Zeichen des Anti Chriſts zu geſchweigen: Wir wenden uns vielmehr zur Wiederholung der warhafften/ in Gottes Wort und in der Einſatz- ung fundirten und gegruͤndeten Admiranden. Da dann das I. Θαυμαςὸν, Hoſpes & idem cibus ipſe. Der wunderbare Herr und Wirth. Wunderbar iſt ſeine Gegenwart/ daß er da warhafftig am Tiſch ſichtbar geſeſſen/ mit ſeinem warhafften natuͤrlichen Leibe/ und doch gleichwol H h h iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/449>, abgerufen am 16.06.2024.