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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
ben anhangenden Umstand der prodition und Verrathung. Jst eben
das jenige davon wir dieses mal zu reden und zu handeln/ dann nachdem
wir nächst den stylum der H. Evangelisten erwogen/ also wollen wir nun
erwegen den ersten Umstand/ die Zeit/ wann dieses H. Testament einge-
setzet worden. Der Herr verleihe zu unserm Vorhaben Liecht/ Krafft
und Beystand des H. Geistes/ Amen.

GEliebte in Christo. Drey Umständ haben wir allhie
zu betrachten 1. Tempus, 2. Temporis progressionem,
3. Temporis memorabile adjunctum. I. Tempus ipsum,

die Zeit an sich belangend/ das war nun eine Nacht/ wir müssen aber der
Sach fleissiger nachdencken/ als an deren nicht wenig gelegen/ und erwe-
gen das Jahr/ so ist nun solches geschehen im Jahr der Welt 3983. im
Jahr Christi 33. unter der Regierung des Kaysers Tiberii, der Land-
Pflegerey Pilati, und dem Hohen Priesterthum Caiphae, den Monat/
das war der Hebräische Abib, der Chaldäische Nisan, ohngefähr in un-
serm Mertzen theils/ theils im Aprillen/ welcher Monat seinen Anfang
genommen in aequinoctio verno, da Tag und Nacht zur Frühlings Zeit
einander gleich geweßt. Den Tag/ das war zu End des 14. Tags zu Abend/
darauff der 15. Tag und also der erste Tag der süssen Brod nach Jüdischem
Gebrauch angebrochen/ wie erhellet Lev. XXIII, 5. Am vier zehenden
Tag des ersten Monden zwischen Abends/ ist des HErrn
Passah/ und am fünffzehenden desselben Monden ist das Fest
der ungesäuerten Brod des HErrn/ da solt ihr sieben Tage
ungesäuert Brod essen.
Zu unserer Zeit gerechnet am grünen Don-
nerstag/ des Tags Zeit war inter duas vesperas, zwischen zween Abenden.

Varie quidem a Rabinis & aliis interpretibus circumstantia illa
temporis inter duas vesperas exponitur 1. Rabbi Nathan. R. Si-
meon filius Johai. R. Salomon. R. Levi. R. D. Kimchi. R. Moses
Gerundensis, Lyranus, Abulensis &c. Primam vesperam dicunt
esse declinationem solis a meridie versus occasum, secundum ipsum solis
occasum.
Sed illorum sententiam refellit Aben-Ezra cum inso-
lens sit, totum tempus pomeridianum vocari vesperam. 2. Aben-
Ezra, Oleaster, Jacobus Faber Stapulensis, & alii statuunt, pri
mam vesperam esse solis occasum, secundum esse initium noctis sive tene-
brarum. Inter has enim intercedit crepusculum, puta aliquid temporis,
quo lumen aliquod solis post ejus occasum in aere adhuc apparet, per-

inde
Z iij

Predigt.
ben anhangenden Umſtand der prodition und Verrathung. Jſt eben
das jenige davon wir dieſes mal zu reden und zu handeln/ dann nachdem
wir naͤchſt den ſtylum der H. Evangeliſten erwogen/ alſo wollen wir nun
erwegen den erſten Umſtand/ die Zeit/ wann dieſes H. Teſtament einge-
ſetzet worden. Der Herr verleihe zu unſerm Vorhaben Liecht/ Krafft
und Beyſtand des H. Geiſtes/ Amen.

GEliebte in Chriſto. Drey Umſtaͤnd haben wir allhie
zu betrachten 1. Tempus, 2. Temporis progreſſionem,
3. Temporis memorabile adjunctum. I. Tempus ipſum,

die Zeit an ſich belangend/ das war nun eine Nacht/ wir muͤſſen aber der
Sach fleiſſiger nachdencken/ als an deren nicht wenig gelegen/ und erwe-
gen das Jahr/ ſo iſt nun ſolches geſchehen im Jahr der Welt 3983. im
Jahr Chriſti 33. unter der Regierung des Kayſers Tiberii, der Land-
Pflegerey Pilati, und dem Hohen Prieſterthum Caiphæ, den Monat/
das war der Hebraͤiſche Abib, der Chaldaͤiſche Niſan, ohngefaͤhr in un-
ſerm Mertzen theils/ theils im Aprillen/ welcher Monat ſeinen Anfang
genommen in æquinoctio verno, da Tag und Nacht zur Fruͤhlings Zeit
einander gleich geweßt. Den Tag/ das war zu End des 14. Tags zu Abend/
darauff der 15. Tag und alſo der erſte Tag der ſuͤſſen Brod nach Juͤdiſchem
Gebrauch angebrochen/ wie erhellet Lev. XXIII, 5. Am vier zehenden
Tag des erſten Monden zwiſchen Abends/ iſt des HErꝛn
Paſſah/ und am fuͤnffzehenden deſſelben Monden iſt das Feſt
der ungeſaͤuerten Brod des HErꝛn/ da ſolt ihr ſieben Tage
ungeſaͤuert Brod eſſen.
Zu unſerer Zeit gerechnet am gruͤnen Don-
nerſtag/ des Tags Zeit war inter duas veſperas, zwiſchen zween Abenden.

Variè quidem à Rabinis & aliis interpretibus circumſtantia illa
temporis inter duas veſperas exponitur 1. Rabbi Nathan. R. Si-
meon filius Johai. R. Salomon. R. Levi. R. D. Kimchi. R. Moſes
Gerundenſis, Lyranus, Abulenſis &c. Primam veſperam dicunt
eſſe declinationem ſolis à meridie verſus occaſum, ſecundum ipſum ſolis
occaſum.
Sed illorum ſententiam refellit Aben-Ezra cum inſo-
lens ſit, totum tempus pomeridianum vocari veſperam. 2. Aben-
Ezra, Oleaſter, Jacobus Faber Stapulenſis, & alii ſtatuunt, pri
mam veſperam eſſe ſolis occaſum, ſecundum eſſe initium noctis ſive tene-
brarum. Inter has enim intercedit crepuſculum, puta aliquid temporis,
quo lumen aliquod ſolis poſt ejus occaſum in aëre adhuc apparet, per-

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[181/0201] Predigt. ben anhangenden Umſtand der prodition und Verrathung. Jſt eben das jenige davon wir dieſes mal zu reden und zu handeln/ dann nachdem wir naͤchſt den ſtylum der H. Evangeliſten erwogen/ alſo wollen wir nun erwegen den erſten Umſtand/ die Zeit/ wann dieſes H. Teſtament einge- ſetzet worden. Der Herr verleihe zu unſerm Vorhaben Liecht/ Krafft und Beyſtand des H. Geiſtes/ Amen. GEliebte in Chriſto. Drey Umſtaͤnd haben wir allhie zu betrachten 1. Tempus, 2. Temporis progreſſionem, 3. Temporis memorabile adjunctum. I. Tempus ipſum, die Zeit an ſich belangend/ das war nun eine Nacht/ wir muͤſſen aber der Sach fleiſſiger nachdencken/ als an deren nicht wenig gelegen/ und erwe- gen das Jahr/ ſo iſt nun ſolches geſchehen im Jahr der Welt 3983. im Jahr Chriſti 33. unter der Regierung des Kayſers Tiberii, der Land- Pflegerey Pilati, und dem Hohen Prieſterthum Caiphæ, den Monat/ das war der Hebraͤiſche Abib, der Chaldaͤiſche Niſan, ohngefaͤhr in un- ſerm Mertzen theils/ theils im Aprillen/ welcher Monat ſeinen Anfang genommen in æquinoctio verno, da Tag und Nacht zur Fruͤhlings Zeit einander gleich geweßt. Den Tag/ das war zu End des 14. Tags zu Abend/ darauff der 15. Tag und alſo der erſte Tag der ſuͤſſen Brod nach Juͤdiſchem Gebrauch angebrochen/ wie erhellet Lev. XXIII, 5. Am vier zehenden Tag des erſten Monden zwiſchen Abends/ iſt des HErꝛn Paſſah/ und am fuͤnffzehenden deſſelben Monden iſt das Feſt der ungeſaͤuerten Brod des HErꝛn/ da ſolt ihr ſieben Tage ungeſaͤuert Brod eſſen. Zu unſerer Zeit gerechnet am gruͤnen Don- nerſtag/ des Tags Zeit war inter duas veſperas, zwiſchen zween Abenden. Variè quidem à Rabinis & aliis interpretibus circumſtantia illa temporis inter duas veſperas exponitur 1. Rabbi Nathan. R. Si- meon filius Johai. R. Salomon. R. Levi. R. D. Kimchi. R. Moſes Gerundenſis, Lyranus, Abulenſis &c. Primam veſperam dicunt eſſe declinationem ſolis à meridie verſus occaſum, ſecundum ipſum ſolis occaſum. Sed illorum ſententiam refellit Aben-Ezra cum inſo- lens ſit, totum tempus pomeridianum vocari veſperam. 2. Aben- Ezra, Oleaſter, Jacobus Faber Stapulenſis, & alii ſtatuunt, pri mam veſperam eſſe ſolis occaſum, ſecundum eſſe initium noctis ſive tene- brarum. Inter has enim intercedit crepuſculum, puta aliquid temporis, quo lumen aliquod ſolis poſt ejus occaſum in aëre adhuc apparet, per- inde Z iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/201>, abgerufen am 24.11.2024.