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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
das Getränck und Gefässe etlicher massen ein Ding ist/ so
triffts zugleich/ ja fürnemlich das Geträncke.

Auß welchem allem so viel folget/ daß es wahr seye/ was jenes junge
vier-jährige Herrlein/ Landgraf Moritz in Hessen sich vernehmen lassen/
als er einsmals einem discurs vom H. Abendmahl zugehört/ zwischen
seinem Herrn Vater Wilhelm und Superintendenten D. Jacob. An-
dreae,
welches D. Andreae selbst sub dato Ziegenheim den 8. Augusti
1576. ad Elect. Augustum also beschreibt/ daß er vor dem Tisch gestan-
den/ und sie beyde ernstlich angesehen/ darauff Landgraff Wilhelm ihn
angeredt/ er solle sein Bedencken auch anzeigen/ dessen er sich zwar zum
drittenmal geweigert/ als aber der Herr Vater angehalten/ hat das junge
Herrlein gesagt: Jch rathe/ wir bleiben bey dem Buchstaben
im Wort.
Auch solches auff den Abend über Tisch wiederholt/ und
als S. F. Gn. solches erzehlten/ seines Herrn Vaters Reden corrigirt/
weil S. F. Gn. solche Wort geändert/ nemlich er hätte gesagt/ man solle
bleiben bey dem Wort/ nein/ sagte das junge Herrlein: Jch habe ge-
sagt/ im Wort. Die [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]pikrisis D. Jacob. Andreae lautet also: Diß
ist in Warheit nicht ohngefähr geschehen/ und hat ohne Zweiffel Gott
zum Nachdencken diß junge Kind/ wie Matth. 18. fürgestellt/ daß man
bey dem einfältigen Wort bleibe/ und da solches geschehe/ die Einigkeit
richtig wäre. vid. D. Hutter. Concord. p. 357. So habe nun acht
auff dich selbst/ und auff die Lehre/ beharre in diesen Stü-
cken.
Cum Testamentum prolatum fuerit in publicum, tacent
omnes, ut tabulae aperiantur & recitentur. Judex intentus audit,
Advocati silent, praecones silentium faciunt, universus populus su-
spensns est, ut legantur verba mortui non sentientis in monumento.
Ille sine sensu jacet in monumento, & valent verba ipsius, August.
in Psalm.
21. Das ist: Wann ein Testament offentlich für-
gebracht wird/ so schweiget jederman/ daß der letste Will er-
öffnet und vorgelesen werde/ der Richter höret genau zu/ die
Fürsprech schweigen still/ die Herolden machen eine Stille/
das gantze Volck wartet mit Verlangen/ daß die Wort des
Verstorbenen/ so in dem Grab weder hören/ sehen noch re-
denkan/ möchten vorgelesen werden. Jener ligt zwar in
dem Grab tod/ doch gelten seine Wort.
Wie vielmehr soll das
bey dem Testament Christi gelten/ der nicht tod/ noch in dem Grab/ ohne
Rede und Verstand da lieget/ sondern sitzt droben im Himmel zur rechten

Hand

Predigt.
das Getraͤnck und Gefaͤſſe etlicher maſſen ein Ding iſt/ ſo
triffts zugleich/ ja fuͤrnemlich das Getraͤncke.

Auß welchem allem ſo viel folget/ daß es wahr ſeye/ was jenes junge
vier-jaͤhrige Herꝛlein/ Landgraf Moritz in Heſſen ſich vernehmen laſſen/
als er einsmals einem diſcurs vom H. Abendmahl zugehoͤrt/ zwiſchen
ſeinem Herꝛn Vater Wilhelm und Superintendenten D. Jacob. An-
dreæ,
welches D. Andreæ ſelbſt ſub dato Ziegenheim den 8. Auguſti
1576. ad Elect. Auguſtum alſo beſchreibt/ daß er vor dem Tiſch geſtan-
den/ und ſie beyde ernſtlich angeſehen/ darauff Landgraff Wilhelm ihn
angeredt/ er ſolle ſein Bedencken auch anzeigen/ deſſen er ſich zwar zum
drittenmal geweigert/ als aber der Herꝛ Vater angehalten/ hat das junge
Herꝛlein geſagt: Jch rathe/ wir bleiben bey dem Buchſtaben
im Wort.
Auch ſolches auff den Abend uͤber Tiſch wiederholt/ und
als S. F. Gn. ſolches erzehlten/ ſeines Herꝛn Vaters Reden corrigirt/
weil S. F. Gn. ſolche Wort geaͤndert/ nemlich er haͤtte geſagt/ man ſolle
bleiben bey dem Wort/ nein/ ſagte das junge Herꝛlein: Jch habe ge-
ſagt/ im Wort. Die [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]πίκρισις D. Jacob. Andreæ lautet alſo: Diß
iſt in Warheit nicht ohngefaͤhr geſchehen/ und hat ohne Zweiffel Gott
zum Nachdencken diß junge Kind/ wie Matth. 18. fuͤrgeſtellt/ daß man
bey dem einfaͤltigen Wort bleibe/ und da ſolches geſchehe/ die Einigkeit
richtig waͤre. vid. D. Hutter. Concord. p. 357. So habe nun acht
auff dich ſelbſt/ und auff die Lehre/ beharre in dieſen Stuͤ-
cken.
Cum Teſtamentum prolatum fuerit in publicum, tacent
omnes, ut tabulæ aperiantur & recitentur. Judex intentus audit,
Advocati ſilent, præcones ſilentium faciunt, univerſus populus ſu-
ſpenſns eſt, ut legantur verba mortui non ſentientis in monumento.
Ille ſine ſenſu jacet in monumento, & valent verba ipſius, Auguſt.
in Pſalm.
21. Das iſt: Wann ein Teſtament offentlich fuͤr-
gebracht wird/ ſo ſchweiget jederman/ daß der letſte Will er-
oͤffnet und vorgeleſen werde/ der Richter hoͤret genau zu/ die
Fuͤrſprech ſchweigen ſtill/ die Herolden machen eine Stille/
das gantze Volck wartet mit Verlangen/ daß die Wort des
Verſtorbenen/ ſo in dem Grab weder hoͤren/ ſehen noch re-
denkan/ moͤchten vorgeleſen werden. Jener ligt zwar in
dem Grab tod/ doch gelten ſeine Wort.
Wie vielmehr ſoll das
bey dem Teſtament Chriſti gelten/ der nicht tod/ noch in dem Grab/ ohne
Rede und Verſtand da lieget/ ſondern ſitzt droben im Himmel zur rechten

Hand
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[175/0195] Predigt. das Getraͤnck und Gefaͤſſe etlicher maſſen ein Ding iſt/ ſo triffts zugleich/ ja fuͤrnemlich das Getraͤncke. Auß welchem allem ſo viel folget/ daß es wahr ſeye/ was jenes junge vier-jaͤhrige Herꝛlein/ Landgraf Moritz in Heſſen ſich vernehmen laſſen/ als er einsmals einem diſcurs vom H. Abendmahl zugehoͤrt/ zwiſchen ſeinem Herꝛn Vater Wilhelm und Superintendenten D. Jacob. An- dreæ, welches D. Andreæ ſelbſt ſub dato Ziegenheim den 8. Auguſti 1576. ad Elect. Auguſtum alſo beſchreibt/ daß er vor dem Tiſch geſtan- den/ und ſie beyde ernſtlich angeſehen/ darauff Landgraff Wilhelm ihn angeredt/ er ſolle ſein Bedencken auch anzeigen/ deſſen er ſich zwar zum drittenmal geweigert/ als aber der Herꝛ Vater angehalten/ hat das junge Herꝛlein geſagt: Jch rathe/ wir bleiben bey dem Buchſtaben im Wort. Auch ſolches auff den Abend uͤber Tiſch wiederholt/ und als S. F. Gn. ſolches erzehlten/ ſeines Herꝛn Vaters Reden corrigirt/ weil S. F. Gn. ſolche Wort geaͤndert/ nemlich er haͤtte geſagt/ man ſolle bleiben bey dem Wort/ nein/ ſagte das junge Herꝛlein: Jch habe ge- ſagt/ im Wort. Die _πίκρισις D. Jacob. Andreæ lautet alſo: Diß iſt in Warheit nicht ohngefaͤhr geſchehen/ und hat ohne Zweiffel Gott zum Nachdencken diß junge Kind/ wie Matth. 18. fuͤrgeſtellt/ daß man bey dem einfaͤltigen Wort bleibe/ und da ſolches geſchehe/ die Einigkeit richtig waͤre. vid. D. Hutter. Concord. p. 357. So habe nun acht auff dich ſelbſt/ und auff die Lehre/ beharre in dieſen Stuͤ- cken. Cum Teſtamentum prolatum fuerit in publicum, tacent omnes, ut tabulæ aperiantur & recitentur. Judex intentus audit, Advocati ſilent, præcones ſilentium faciunt, univerſus populus ſu- ſpenſns eſt, ut legantur verba mortui non ſentientis in monumento. Ille ſine ſenſu jacet in monumento, & valent verba ipſius, Auguſt. in Pſalm. 21. Das iſt: Wann ein Teſtament offentlich fuͤr- gebracht wird/ ſo ſchweiget jederman/ daß der letſte Will er- oͤffnet und vorgeleſen werde/ der Richter hoͤret genau zu/ die Fuͤrſprech ſchweigen ſtill/ die Herolden machen eine Stille/ das gantze Volck wartet mit Verlangen/ daß die Wort des Verſtorbenen/ ſo in dem Grab weder hoͤren/ ſehen noch re- denkan/ moͤchten vorgeleſen werden. Jener ligt zwar in dem Grab tod/ doch gelten ſeine Wort. Wie vielmehr ſoll das bey dem Teſtament Chriſti gelten/ der nicht tod/ noch in dem Grab/ ohne Rede und Verſtand da lieget/ ſondern ſitzt droben im Himmel zur rechten Hand

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/195>, abgerufen am 17.05.2024.