Und wie die Heyden ihre mysteria gar geheim gehalten/ und nicht jederman dieselbe communicirt, also haben auch die H. Kirchen-Väter die Christliche Lehr abgetheilet in ta ekphora, die sie vor allen und jeden dörfften außsagen/ und ta apoRReta, die sie in geheim gehalten/ davon sie weder in gemeinen Gesprächen/ noch offentlichen Unterricht in bey sein der Heyden/ und anderer/ so nicht zum Gottesdienst eingeladen worden/ etwas sich lassen vernehmen. Und dannenhero haben die Patres die H. Sacramenta genennet/ mueseis, teletas, teleioseis, epopteias, und dergleichen mehr.
Nun dieser Catalogus oder onomathesia soll uns auffmuntern ad desiderium. Ein Praeceptor der ein Schul anfangen will/ derselbe reitzt seine discipul mit dem programmate das er anschlägt/ darinnen er namhafft macht/ was er dociren will: Also hat der H. Geist uns nicht um sonst mit so viel Gleichnüssen und Namen diese Lehr wollen insinui- ren und andeuten/ sondern ad excitandum desiderium ein Verlangen und Begierd zuerwecken/ daher das H. Abendmahl desiderata genennet worden/ dieweil die Catachumeni ein Verlangen hatten nach dem para- kupsai, nach der völligen Erkandtnüß und schau in dieses Geheimnüß. Catechumenis sacramenta fidelium non produntur, non ideo quod ea ferre non possint, sed ut ab iis tanto ardentius concupiscantur, quanto honorabilius occultantur. August Tract. in Johann. 96. Und wäre wol zu wünschen daß die Leute die sublimitatem mysterii die Hoheit dieses Geheimnüß recht betrachteten und vor recht lerneten/ was es sey/ als daß sie es geniesseten/ die Verachtung würde nicht so groß seyn. Es würde mancher nicht so leichtlich auß Gewohnheit/ wie ein Schwein zum Trog hinlauffen. Jst nun das Verlangen recht/ so ist auch eine brünstige Begierde recht zulernen/ welches dann hie die jenige Tugend/ damit ein jeglicher Sacrament-Schüler begabt sein solle/ Faulheit ist das schädli- che und schändliche extremum, das sie fliehen sollen/ und denen gilt der Verweiß Pauli/ Hebr. V, 11.Davon hätten wir zwar viel zu re- den/ aber es ist schwer/ weil ihr so unverständig seyd/ und die ihr soltet längst Meister seyn/ bedörfft ihr wiederum daß man euch die ersten Buchstaben der Göttlichen Wort lehre/ und daß man euch Milch gebe und nicht starcke Speise. Welcher Faulheit aber auffzuhelffen/ im Gegentheil die Lernbegierde zu sufflami- niren ihnen die arcanisten und simplicisten müglichst lassen angelegen seyn/ und schützen vor. 1. Mysterii elevationem.
In sa-
Die Erſte
Und wie die Heyden ihre myſteria gar geheim gehalten/ und nicht jederman dieſelbe communicirt, alſo haben auch die H. Kirchen-Vaͤter die Chriſtliche Lehr abgetheilet in τὰ ἔκφορα, die ſie vor allen und jeden doͤrfften außſagen/ und τὰ ἀπόῤῥητα, die ſie in geheim gehalten/ davon ſie weder in gemeinen Geſpraͤchen/ noch offentlichen Unterricht in bey ſein der Heyden/ und anderer/ ſo nicht zum Gottesdienſt eingeladen worden/ etwas ſich laſſen vernehmen. Und dannenhero haben die Patres die H. Sacramenta genennet/ μυήσεις, τελετὰς, τελειώσεις, ἐποπτείας, und dergleichen mehr.
Nun dieſer Catalogus oder ὀνομαϑεσία ſoll uns auffmuntern ad deſiderium. Ein Præceptor der ein Schul anfangen will/ derſelbe reitzt ſeine diſcipul mit dem programmate das er anſchlaͤgt/ darinnen er namhafft macht/ was er dociren will: Alſo hat der H. Geiſt uns nicht um ſonſt mit ſo viel Gleichnuͤſſen und Namen dieſe Lehr wollen inſinui- ren und andeuten/ ſondern ad excitandum deſiderium ein Verlangen und Begierd zuerwecken/ daher das H. Abendmahl deſiderata genennet worden/ dieweil die Catachumeni ein Verlangen hatten nach dem παρα- κύψαι, nach der voͤlligen Erkandtnuͤß und ſchau in dieſes Geheimnuͤß. Catechumenis ſacramenta fidelium non produntur, non ideò quod ea ferre non poſſint, ſed ut ab iis tantò ardentius concupiſcantur, quantò honorabilius occultantur. Auguſt Tract. in Johann. 96. Und waͤre wol zu wuͤnſchen daß die Leute die ſublimitatem myſterii die Hoheit dieſes Geheimnuͤß recht betrachteten und vor recht lerneten/ was es ſey/ als daß ſie es genieſſeten/ die Verachtung wuͤrde nicht ſo groß ſeyn. Es wuͤrde mancher nicht ſo leichtlich auß Gewohnheit/ wie ein Schwein zum Trog hinlauffen. Jſt nun das Verlangen recht/ ſo iſt auch eine bruͤnſtige Begierde recht zulernen/ welches dann hie die jenige Tugend/ damit ein jeglicher Sacrament-Schuͤler begabt ſein ſolle/ Faulheit iſt das ſchaͤdli- che und ſchaͤndliche extremum, das ſie fliehen ſollen/ und denen gilt der Verweiß Pauli/ Hebr. V, 11.Davon haͤtten wir zwar viel zu re- den/ aber es iſt ſchwer/ weil ihr ſo unverſtaͤndig ſeyd/ und die ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn/ bedoͤrfft ihr wiederum daß man euch die erſten Buchſtaben der Goͤttlichen Wort lehre/ und daß man euch Milch gebe und nicht ſtarcke Speiſe. Welcher Faulheit aber auffzuhelffen/ im Gegentheil die Lernbegierde zu ſufflami- niren ihnen die arcaniſten und ſimpliciſten muͤglichſt laſſen angelegen ſeyn/ und ſchuͤtzen vor. 1. Myſterii elevationem.
In ſa-
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Die Erſte
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jederman dieſelbe communicirt, alſo haben auch die H. Kirchen-Vaͤter
die Chriſtliche Lehr abgetheilet in τὰ ἔκφορα, die ſie vor allen und jeden
doͤrfften außſagen/ und τὰ ἀπόῤῥητα, die ſie in geheim gehalten/ davon
ſie weder in gemeinen Geſpraͤchen/ noch offentlichen Unterricht in bey ſein
der Heyden/ und anderer/ ſo nicht zum Gottesdienſt eingeladen worden/
etwas ſich laſſen vernehmen. Und dannenhero haben die Patres die
H. Sacramenta genennet/ μυήσεις, τελετὰς, τελειώσεις, ἐποπτείας, und
dergleichen mehr.
Nun dieſer Catalogus oder ὀνομαϑεσία ſoll uns auffmuntern ad
deſiderium. Ein Præceptor der ein Schul anfangen will/ derſelbe
reitzt ſeine diſcipul mit dem programmate das er anſchlaͤgt/ darinnen er
namhafft macht/ was er dociren will: Alſo hat der H. Geiſt uns nicht
um ſonſt mit ſo viel Gleichnuͤſſen und Namen dieſe Lehr wollen inſinui-
ren und andeuten/ ſondern ad excitandum deſiderium ein Verlangen
und Begierd zuerwecken/ daher das H. Abendmahl deſiderata genennet
worden/ dieweil die Catachumeni ein Verlangen hatten nach dem παρα-
κύψαι, nach der voͤlligen Erkandtnuͤß und ſchau in dieſes Geheimnuͤß.
Catechumenis ſacramenta fidelium non produntur, non ideò quod
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quantò honorabilius occultantur. Auguſt Tract. in Johann. 96. Und
waͤre wol zu wuͤnſchen daß die Leute die ſublimitatem myſterii die Hoheit
dieſes Geheimnuͤß recht betrachteten und vor recht lerneten/ was es ſey/
als daß ſie es genieſſeten/ die Verachtung wuͤrde nicht ſo groß ſeyn. Es
wuͤrde mancher nicht ſo leichtlich auß Gewohnheit/ wie ein Schwein zum
Trog hinlauffen. Jſt nun das Verlangen recht/ ſo iſt auch eine bruͤnſtige
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jeglicher Sacrament-Schuͤler begabt ſein ſolle/ Faulheit iſt das ſchaͤdli-
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Verweiß Pauli/ Hebr. V, 11. Davon haͤtten wir zwar viel zu re-
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ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn/ bedoͤrfft ihr wiederum daß man
euch die erſten Buchſtaben der Goͤttlichen Wort lehre/ und
daß man euch Milch gebe und nicht ſtarcke Speiſe. Welcher
Faulheit aber auffzuhelffen/ im Gegentheil die Lernbegierde zu ſufflami-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/164>, abgerufen am 25.11.2024.
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