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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die drey und dreissigste
und Geistloser Welt-Mensch ist lebendig todt/ gleichwie von dem verlohr-
nen Sohn gesagt wird Luc. 15/ 13. Hingegen ist das jetztgerühmte geistliche
Gnaden-Leben ein Leben aus Gott/ mit Gott/ in Gott/ zu Gott/ ein Gött-
liches Leben gegen GOtt wegen deß guten Gewissens/ ein gerechtes Leben
gegen dem Nächsten/ ein mässiges Leben an sich selbst. Summa/ die
Heil. Tauff macht aus dem alten todten Menschen ein neuen lebendigen
Tom. 4.
Witt. pag.
354.
Joh.
3, 5.
heiligen; wie Lutherus davon redet und schreibet.

II. Virtus Regeneratrix, Die widergebärende Krafft. Dar-
auff Christus deutet/ Es sey dann daß jemand von neuem geboren
werde/ aus Wasser und Geist/ kan er das Reich Gottes nicht
sehen;
Welche Krafft S. Paulus auch wil verstanden haben Tit. 3/ 5. da
er das Bad der Widergeburt rühmet. Gleichwie Moses zwar ein na-
türlicher Mensch von Vatter und Mutter geboren/ aber als ein Außwürff-
ling in einem Kästlein exponirt und außgesetzt worden ins Wasser/ im
Schilff Nili, aber durch wunderbare Göttliche Providentz aus dem
Wasser gezogen/ und daher als ein Findling oder Findel-Kind/ von der
Tochter Pharao der Thermutis/ aus grosser Erbärmde und Mitleiden zu
einem Sohn und Stuhl-Erben willkührlich angewünscht worden/ und
gleichsam als ein Wasser-Geburt/ ohne zuthun einiges Mannes/ politi-
scher Weise wiedergebohren/ und das Sohns und Erb-Recht erlangt/ wie
Josephus lib. 2. Antiq. cap. 5. hiervon zeuget. Also ist und wird auch
der Mensch von Mann und Weib geboren/ als ein Kind deß Zorns ins
1. Pet. 1, 3.grosse Welt-Meer hinauß geworffen; Aber aus grosser Barmhertzigkeit
Gottes (kata ton autoun eleon Tit. 3.) wird er von Gottes gnädiger Provi-
(*) Davon
Lutherus
schreibt T.
6. Witt. p.
133. & p.
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dentz durch die Kirch als Hebamme (*) wiederumb herauß gezogen/ und
aus dem fruchtbaren Saamen deß Wassers widergebohren/ erlangt als
ein adoptivus und angewünschtes Kind das Göttliche Kinds-Recht/
wird ein Erb deß Himmelreichs und ewigen Lebens/ und dasselbe ohne zu-
thun menschlicher Krafft/ allein durch die Uberkunfft deß H. Geistes.
Gleichwie der ewige Sohn Gottes ein Mensch geboren worden/ nicht
von Manns-Blut noch vom Fleisch/ sondern durch Uberschattung deß
H. Geistes/ der den keuschen edlen Saamen Abrahams geheiliget/ mit dem
Sohn Gottes vereinbahret/ und also durch die H. Jungfrau Mariam als
puerperam & obstetricem, Kindbetterin und Hebamm gebohren wor-
den: Also hat auch der Täuffling Macht bekommen ein Kind
Gottes zu werden/ nicht von dem Geblüt/ noch von Will-
kühr deß Fleisches/ oder Willen eines Mannes/ sondern
ver-
mittelst der Christl. Kirche/ als Kindbetterin und Hebamm/ durch die Heil.

Tauffe

Die drey und dreiſſigſte
und Geiſtloſer Welt-Menſch iſt lebendig todt/ gleichwie von dem verlohr-
nen Sohn geſagt wird Luc. 15/ 13. Hingegen iſt das jetztgeruͤhmte geiſtliche
Gnaden-Leben ein Leben aus Gott/ mit Gott/ in Gott/ zu Gott/ ein Goͤtt-
liches Leben gegen GOtt wegen deß guten Gewiſſens/ ein gerechtes Leben
gegen dem Naͤchſten/ ein maͤſſiges Leben an ſich ſelbſt. Summa/ die
Heil. Tauff macht aus dem alten todten Menſchen ein neuen lebendigen
Tom. 4.
Witt. pag.
354.
Joh.
3, 5.
heiligen; wie Lutherus davon redet und ſchreibet.

II. Virtus Regeneratrix, Die widergebaͤrende Krafft. Dar-
auff Chriſtus deutet/ Es ſey dañ daß jemand von neuem geboren
werde/ aus Waſſer und Geiſt/ kan er das Reich Gottes nicht
ſehen;
Welche Krafft S. Paulus auch wil verſtanden haben Tit. 3/ 5. da
er das Bad der Widergeburt ruͤhmet. Gleichwie Moſes zwar ein na-
tuͤrlicher Menſch von Vatter und Mutter geboren/ aber als ein Außwuͤrff-
ling in einem Kaͤſtlein exponirt und außgeſetzt worden ins Waſſer/ im
Schilff Nili, aber durch wunderbare Goͤttliche Providentz aus dem
Waſſer gezogen/ und daher als ein Findling oder Findel-Kind/ von der
Tochter Pharao der Thermutis/ aus groſſer Erbaͤrmde und Mitleiden zu
einem Sohn und Stuhl-Erben willkuͤhrlich angewuͤnſcht worden/ und
gleichſam als ein Waſſer-Geburt/ ohne zuthun einiges Mannes/ politi-
ſcher Weiſe wiedergebohren/ und das Sohns und Erb-Recht erlangt/ wie
Joſephus lib. 2. Antiq. cap. 5. hiervon zeuget. Alſo iſt und wird auch
der Menſch von Mann und Weib geboren/ als ein Kind deß Zorns ins
1. Pet. 1, 3.groſſe Welt-Meer hinauß geworffen; Aber aus groſſer Barmhertzigkeit
Gottes (κατὰ τὸν ἁυτου̃ ἔλεον Tit. 3.) wird er von Gottes gnaͤdiger Provi-
(*) Davon
Lutherus
ſchreibt T.
6. Witt. p.
133. & p.
136
dentz durch die Kirch als Hebamme (*) wiederumb herauß gezogen/ und
aus dem fruchtbaren Saamen deß Waſſers widergebohren/ erlangt als
ein adoptivus und angewuͤnſchtes Kind das Goͤttliche Kinds-Recht/
wird ein Erb deß Himmelreichs und ewigen Lebens/ und daſſelbe ohne zu-
thun menſchlicher Krafft/ allein durch die Uberkunfft deß H. Geiſtes.
Gleichwie der ewige Sohn Gottes ein Menſch geboren worden/ nicht
von Manns-Blut noch vom Fleiſch/ ſondern durch Uberſchattung deß
H. Geiſtes/ der den keuſchen edlen Saamen Abrahams geheiliget/ mit dem
Sohn Gottes vereinbahret/ und alſo durch die H. Jungfrau Mariam als
puerperam & obſtetricem, Kindbetterin und Hebamm gebohren wor-
den: Alſo hat auch der Taͤuffling Macht bekommen ein Kind
Gottes zu werden/ nicht von dem Gebluͤt/ noch von Will-
kuͤhr deß Fleiſches/ oder Willen eines Mannes/ ſondern
ver-
mittelſt der Chriſtl. Kirche/ als Kindbetterin und Hebam̃/ durch die Heil.

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[912/0936] Die drey und dreiſſigſte und Geiſtloſer Welt-Menſch iſt lebendig todt/ gleichwie von dem verlohr- nen Sohn geſagt wird Luc. 15/ 13. Hingegen iſt das jetztgeruͤhmte geiſtliche Gnaden-Leben ein Leben aus Gott/ mit Gott/ in Gott/ zu Gott/ ein Goͤtt- liches Leben gegen GOtt wegen deß guten Gewiſſens/ ein gerechtes Leben gegen dem Naͤchſten/ ein maͤſſiges Leben an ſich ſelbſt. Summa/ die Heil. Tauff macht aus dem alten todten Menſchen ein neuen lebendigen heiligen; wie Lutherus davon redet und ſchreibet. Tom. 4. Witt. pag. 354. Joh. 3, 5. II. Virtus Regeneratrix, Die widergebaͤrende Krafft. Dar- auff Chriſtus deutet/ Es ſey dañ daß jemand von neuem geboren werde/ aus Waſſer und Geiſt/ kan er das Reich Gottes nicht ſehen; Welche Krafft S. Paulus auch wil verſtanden haben Tit. 3/ 5. da er das Bad der Widergeburt ruͤhmet. Gleichwie Moſes zwar ein na- tuͤrlicher Menſch von Vatter und Mutter geboren/ aber als ein Außwuͤrff- ling in einem Kaͤſtlein exponirt und außgeſetzt worden ins Waſſer/ im Schilff Nili, aber durch wunderbare Goͤttliche Providentz aus dem Waſſer gezogen/ und daher als ein Findling oder Findel-Kind/ von der Tochter Pharao der Thermutis/ aus groſſer Erbaͤrmde und Mitleiden zu einem Sohn und Stuhl-Erben willkuͤhrlich angewuͤnſcht worden/ und gleichſam als ein Waſſer-Geburt/ ohne zuthun einiges Mannes/ politi- ſcher Weiſe wiedergebohren/ und das Sohns und Erb-Recht erlangt/ wie Joſephus lib. 2. Antiq. cap. 5. hiervon zeuget. Alſo iſt und wird auch der Menſch von Mann und Weib geboren/ als ein Kind deß Zorns ins groſſe Welt-Meer hinauß geworffen; Aber aus groſſer Barmhertzigkeit Gottes (κατὰ τὸν ἁυτου̃ ἔλεον Tit. 3.) wird er von Gottes gnaͤdiger Provi- dentz durch die Kirch als Hebamme (*) wiederumb herauß gezogen/ und aus dem fruchtbaren Saamen deß Waſſers widergebohren/ erlangt als ein adoptivus und angewuͤnſchtes Kind das Goͤttliche Kinds-Recht/ wird ein Erb deß Himmelreichs und ewigen Lebens/ und daſſelbe ohne zu- thun menſchlicher Krafft/ allein durch die Uberkunfft deß H. Geiſtes. Gleichwie der ewige Sohn Gottes ein Menſch geboren worden/ nicht von Manns-Blut noch vom Fleiſch/ ſondern durch Uberſchattung deß H. Geiſtes/ der den keuſchen edlen Saamen Abrahams geheiliget/ mit dem Sohn Gottes vereinbahret/ und alſo durch die H. Jungfrau Mariam als puerperam & obſtetricem, Kindbetterin und Hebamm gebohren wor- den: Alſo hat auch der Taͤuffling Macht bekommen ein Kind Gottes zu werden/ nicht von dem Gebluͤt/ noch von Will- kuͤhr deß Fleiſches/ oder Willen eines Mannes/ ſondern ver- mittelſt der Chriſtl. Kirche/ als Kindbetterin und Hebam̃/ durch die Heil. Tauffe 1. Pet. 1, 3. (*) Davon Lutherus ſchreibt T. 6. Witt. p. 133. & p. 136

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 912. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/936>, abgerufen am 23.11.2024.