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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die neun und zwantzigste
len hievon hat Christus geoffenbahret/ Matth. 18/14. Für euerm himm-
lischen Vater
(sagt Christus) ist nicht der Wille/ daß jemand
von diesen kleinen verlohren werde.
Christi Befehl lautet uni-
versaliter,
tauffet alle Völcker/ alle Creaturen. Jsts nicht also/
wann ein König einer Landschafft allen auff seinem Grund und Boden/
da die Leute alle/ Jung und Alt/ ohne Unterscheid mit dem erblichen Aussatz
behafft wären/ er hätte aber solche geschickte Aertzte erkundiget/ die allen
Aussatz heilen könten/ dingte dieselbe/ und sendete sie aus/ mit diesem Be-
fehl: Gehet aus in alle meine Länder/ zu allen darinnen wohnenden
Völckern und Häusern/ heilet sie/ und machet sie rein von ihrer schädlichen
Seuche. Würde auch wol hie einiger Artzt/ oder sonst vernünfftiger
Mensch den Königlichen Befehl exceptive dahin verstehen können oder
wollen/ allein von den alten und erlebten Patienten/ und nicht eben so
wol/ oder vielmehr von den zarten angesteckten unmündigen Kindern?
Wie mag dann einiger Außleger der Wort Christi dieselbe particuliren/
in die Enge ziehen/ und allein von den Alten und nicht eben so wol und viel-
mehr von jungen unmündigen Kindern annehmen und verstehen? Und
damit ja kein Zweiffel sey/ daß diese Befehls-Wort auff die unmündige
Kinder auch zu ziehen/ ladet der HErr dieselbe gantz holdseliglich zu sich/
läßt sie ihm bringen/ als die nicht selbst gehen können/ und nimmt sie in die
Hände/ Marc. 10/16. und sagt Matth. 19/3. Da wurden Kindlein zu
ihm bracht/ daß er die Hände auff sie leget/ und betet/ die
Jünger aber fuhren sie an. Aber JEsus sprach: Lasset die
Kindlein/ und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen/ denn
solcher ist das Himmelreich.
Da zwar das Wort paidia stehet/
wird aber in dem Parallelo S. Lucae 18, 16. durch das Wort brephe erkläret.
Welches neugebohrne Kinder/ 1. Petr. 2/2. so noch in Wiegen liegen/
Act. 7/19. anders wo bedeutet. To arti gegonos paidion to trephomenon upo
tethes, ut Eustathius Iliad. th. p. 727. interpretatur. Welche nun Chri-
stus so freundlich zu sich ladet/ die wil er auch zu sich in sein Gnaden-Reich
gebracht haben/ als deren das Himmelreich ist/ und gleichwie dieselbe
Jüd. Knäblein/ die dazumal Christo in die Arme gelieffert wurden/ durch
die Gnaden-Thür der Beschneidung zu Christi Reich gelangen: Also wil
er/ daß fort und fort auch nach begrabener Synagog/ gleicher Gestalt die
Kinder/ durch die Gnadenthür des N. Testaments der Tauffe/ dem Herrn
Christo auf den Armen sollen entgegen getragen/ und also die Weissagung
Es. 49/22. erfüllet werden. So spricht der HErr HErr/ sihe/ ich
wil meine Hand zu den Heyden aufheben/ und zu den Völ-

ckern

Die neun und zwantzigſte
len hievon hat Chriſtus geoffenbahret/ Matth. 18/14. Fuͤr euerm him̃-
liſchen Vater
(ſagt Chriſtus) iſt nicht der Wille/ daß jemand
von dieſen kleinen verlohren werde.
Chriſti Befehl lautet uni-
verſaliter,
tauffet alle Voͤlcker/ alle Creaturen. Jſts nicht alſo/
wann ein Koͤnig einer Landſchafft allen auff ſeinem Grund und Boden/
da die Leute alle/ Jung und Alt/ ohne Unterſcheid mit dem erblichen Auſſatz
behafft waͤren/ er haͤtte aber ſolche geſchickte Aertzte erkundiget/ die allen
Auſſatz heilen koͤnten/ dingte dieſelbe/ und ſendete ſie aus/ mit dieſem Be-
fehl: Gehet aus in alle meine Laͤnder/ zu allen darinnen wohnenden
Voͤlckern und Haͤuſern/ heilet ſie/ und machet ſie rein von ihrer ſchaͤdlichen
Seuche. Wuͤrde auch wol hie einiger Artzt/ oder ſonſt vernuͤnfftiger
Menſch den Koͤniglichen Befehl exceptivè dahin verſtehen koͤnnen oder
wollen/ allein von den alten und erlebten Patienten/ und nicht eben ſo
wol/ oder vielmehr von den zarten angeſteckten unmuͤndigen Kindern?
Wie mag dann einiger Außleger der Wort Chriſti dieſelbe particuliren/
in die Enge ziehen/ und allein von den Alten und nicht eben ſo wol und viel-
mehr von jungen unmuͤndigen Kindern annehmen und verſtehen? Und
damit ja kein Zweiffel ſey/ daß dieſe Befehls-Wort auff die unmuͤndige
Kinder auch zu ziehen/ ladet der HErꝛ dieſelbe gantz holdſeliglich zu ſich/
laͤßt ſie ihm bringen/ als die nicht ſelbſt gehen koͤnnen/ und nimmt ſie in die
Haͤnde/ Marc. 10/16. und ſagt Matth. 19/3. Da wurden Kindlein zu
ihm bracht/ daß er die Haͤnde auff ſie leget/ und betet/ die
Juͤnger aber fuhren ſie an. Aber JEſus ſprach: Laſſet die
Kindlein/ und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen/ denn
ſolcher iſt das Himmelreich.
Da zwar das Wort παιδία ſtehet/
wird aber in dem Parallelo S. Lucæ 18, 16. durch das Wort βρέϕη erklaͤret.
Welches neugebohrne Kinder/ 1. Petr. 2/2. ſo noch in Wiegen liegen/
Act. 7/19. anders wo bedeutet. Τὸ ἄρτι γεγονὸς παιδίον τὸ τρεϕόμενον ὑπὸ
τηθῆς, ut Euſtathius Iliad. θ. p. 727. interpretatur. Welche nun Chri-
ſtus ſo freundlich zu ſich ladet/ die wil er auch zu ſich in ſein Gnaden-Reich
gebracht haben/ als deren das Himmelreich iſt/ und gleichwie dieſelbe
Juͤd. Knaͤblein/ die dazumal Chriſto in die Arme gelieffert wurden/ durch
die Gnaden-Thuͤr der Beſchneidung zu Chriſti Reich gelangen: Alſo wil
er/ daß fort und fort auch nach begrabener Synagog/ gleicher Geſtalt die
Kinder/ durch die Gnadenthuͤr des N. Teſtaments der Tauffe/ dem Herꝛn
Chriſto auf den Armen ſollen entgegen getragen/ und alſo die Weiſſagung
Eſ. 49/22. erfuͤllet werden. So ſpricht der HErꝛ HErꝛ/ ſihe/ ich
wil meine Hand zu den Heyden aufheben/ und zu den Voͤl-

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[838/0862] Die neun und zwantzigſte len hievon hat Chriſtus geoffenbahret/ Matth. 18/14. Fuͤr euerm him̃- liſchen Vater (ſagt Chriſtus) iſt nicht der Wille/ daß jemand von dieſen kleinen verlohren werde. Chriſti Befehl lautet uni- verſaliter, tauffet alle Voͤlcker/ alle Creaturen. Jſts nicht alſo/ wann ein Koͤnig einer Landſchafft allen auff ſeinem Grund und Boden/ da die Leute alle/ Jung und Alt/ ohne Unterſcheid mit dem erblichen Auſſatz behafft waͤren/ er haͤtte aber ſolche geſchickte Aertzte erkundiget/ die allen Auſſatz heilen koͤnten/ dingte dieſelbe/ und ſendete ſie aus/ mit dieſem Be- fehl: Gehet aus in alle meine Laͤnder/ zu allen darinnen wohnenden Voͤlckern und Haͤuſern/ heilet ſie/ und machet ſie rein von ihrer ſchaͤdlichen Seuche. Wuͤrde auch wol hie einiger Artzt/ oder ſonſt vernuͤnfftiger Menſch den Koͤniglichen Befehl exceptivè dahin verſtehen koͤnnen oder wollen/ allein von den alten und erlebten Patienten/ und nicht eben ſo wol/ oder vielmehr von den zarten angeſteckten unmuͤndigen Kindern? Wie mag dann einiger Außleger der Wort Chriſti dieſelbe particuliren/ in die Enge ziehen/ und allein von den Alten und nicht eben ſo wol und viel- mehr von jungen unmuͤndigen Kindern annehmen und verſtehen? Und damit ja kein Zweiffel ſey/ daß dieſe Befehls-Wort auff die unmuͤndige Kinder auch zu ziehen/ ladet der HErꝛ dieſelbe gantz holdſeliglich zu ſich/ laͤßt ſie ihm bringen/ als die nicht ſelbſt gehen koͤnnen/ und nimmt ſie in die Haͤnde/ Marc. 10/16. und ſagt Matth. 19/3. Da wurden Kindlein zu ihm bracht/ daß er die Haͤnde auff ſie leget/ und betet/ die Juͤnger aber fuhren ſie an. Aber JEſus ſprach: Laſſet die Kindlein/ und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen/ denn ſolcher iſt das Himmelreich. Da zwar das Wort παιδία ſtehet/ wird aber in dem Parallelo S. Lucæ 18, 16. durch das Wort βρέϕη erklaͤret. Welches neugebohrne Kinder/ 1. Petr. 2/2. ſo noch in Wiegen liegen/ Act. 7/19. anders wo bedeutet. Τὸ ἄρτι γεγονὸς παιδίον τὸ τρεϕόμενον ὑπὸ τηθῆς, ut Euſtathius Iliad. θ. p. 727. interpretatur. Welche nun Chri- ſtus ſo freundlich zu ſich ladet/ die wil er auch zu ſich in ſein Gnaden-Reich gebracht haben/ als deren das Himmelreich iſt/ und gleichwie dieſelbe Juͤd. Knaͤblein/ die dazumal Chriſto in die Arme gelieffert wurden/ durch die Gnaden-Thuͤr der Beſchneidung zu Chriſti Reich gelangen: Alſo wil er/ daß fort und fort auch nach begrabener Synagog/ gleicher Geſtalt die Kinder/ durch die Gnadenthuͤr des N. Teſtaments der Tauffe/ dem Herꝛn Chriſto auf den Armen ſollen entgegen getragen/ und alſo die Weiſſagung Eſ. 49/22. erfuͤllet werden. So ſpricht der HErꝛ HErꝛ/ ſihe/ ich wil meine Hand zu den Heyden aufheben/ und zu den Voͤl- ckern

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/862>, abgerufen am 23.11.2024.