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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die sieben und zwantzigste
dern/ als des Herrn Christi Scepter/ darin er je und allezeit seinen Pracht
gesucht/ die gröste Wercke durch die allergeringste und verachtete Mittel
durchzudringen und außzuführen. Prostravit calamo decimum, non
Ense, Leonem.
Sprichstu: Was soll das so groß Wunder seyn/
daß so viel Nationen sich verführen lassen/ durch ein so sanfft und süsses
Evangelium/ dadurch dem Fleisch wol geschehen/ und die vorige strenge
Disciplin, Ordnungen/ Gelübde/ Fasten und Bussen auffgehebet wor-
den: Hat nicht auch Mahomet durch seinen Alcoran viel Nationen ver-
führt/ und ihm einen grossen Anhang gemacht? Antwort: Was
Mahomet gethan/ das hat er durch weltlichen Arm/ Tyranney/ Furi und
Gewaltsamkeit gethan/ wird auch durch denselben noch heutiges Tages
gewaltsamer Weise erhalten/ und fortgeführet/ ist mit Lutheri Sache nicht
zuvergleichen/ dessen Lehre das Creutz mit sich gebracht. Sprichstu:
Es bedarff hie nicht viel beweisens oder leugnens/ die Widerrede sey um-
sonst/ wo der Tag selbst redet/ und der Augenschein da ligt. Es sey ja die
also genannte Catholische Römische Kirche mit dieser Gnaden-Gabe der
Wunder beständig von Seculis zu Seculis beseliget gewesen/ und seyen die
Exempel in der Menge fürhanden. Antwort: Eben darum/ weil sie
in der Menge geschehen/ und es im Pabstum solche Zeichen schneiet und
regnet/ sind sie verdächtig. Verdächtig die Warheit der Historia von sol-
chen Wundern; Zwar am Pralen mangelts nicht/ aber ob die Relato-
res
allewege der Warheit gemäß/ oder darneben hin spatziret/ ob zum Ex-
empel die Personen allezeit warhafftig besessen geweßt/ die man mit dem
Exorcismo geplagt/ oder ob es nur eine Einbildung oder Schalckheit mit
untergelauffen? Daran hat man nicht gering Ursach zu zweifflen/ Au-
gen und Ohren wollen hie nicht gnugsam seyn zum Zeugnüß/ deren jene
manchmal mit aber glaubischem Wahn/ als mit einem ctero oder Gelb-
sucht dermassen gefärbt/ daß sie ihnen einbilden/ sie haben gesehen/ was sie
nicht gesehen haben. Zum Exempel/ das wahre Blut Christi/ und
Christi Erscheinung in der Hostia/ in der Gestalt eines Knäbleins/ da es
doch ein fremd Blut und Bild gewesen (wie Tannerus berichtet) ja täg-
lich sehen die Papisten mit sehenden Augen die Substantz des Brods/ der
Hostien/ begleitet mit der unabsonderlichen Grösse/ Farbe/ Geruch/ Ge-
schmack einer Hostien: Noch gleichwol müssen sie glauben/ die Substantz
deß Brods sey verwandelt in den Leib Christi. Diesen/ nemlich den Oh-
ren/ ist offt viel weniger zu trauen. Fama ist ein Vogel/ der auff seinen Fit-
tigen so wol die Lugen als die Warheit über Land trägt. Es ist (belan-
gend die alten Exempla) mehrmal geschehen/ daß man eine alte verjährte

Histo-

Die ſieben und zwantzigſte
dern/ als des Herꝛn Chriſti Scepter/ darin er je und allezeit ſeinen Pracht
geſucht/ die groͤſte Wercke durch die allergeringſte und verachtete Mittel
durchzudringen und außzufuͤhren. Proſtravit calamo decimum, non
Enſe, Leonem.
Sprichſtu: Was ſoll das ſo groß Wunder ſeyn/
daß ſo viel Nationen ſich verfuͤhren laſſen/ durch ein ſo ſanfft und ſuͤſſes
Evangelium/ dadurch dem Fleiſch wol geſchehen/ und die vorige ſtrenge
Diſciplin, Ordnungen/ Geluͤbde/ Faſten und Buſſen auffgehebet wor-
den: Hat nicht auch Mahomet durch ſeinen Alcoran viel Nationen ver-
fuͤhrt/ und ihm einen groſſen Anhang gemacht? Antwort: Was
Mahomet gethan/ das hat er durch weltlichen Arm/ Tyranney/ Furi und
Gewaltſamkeit gethan/ wird auch durch denſelben noch heutiges Tages
gewaltſamer Weiſe erhalten/ und fortgefuͤhret/ iſt mit Lutheri Sache nicht
zuvergleichen/ deſſen Lehre das Creutz mit ſich gebracht. Sprichſtu:
Es bedarff hie nicht viel beweiſens oder leugnens/ die Widerrede ſey um-
ſonſt/ wo der Tag ſelbſt redet/ und der Augenſchein da ligt. Es ſey ja die
alſo genannte Catholiſche Roͤmiſche Kirche mit dieſer Gnaden-Gabe der
Wunder beſtaͤndig von Seculis zu Seculis beſeliget geweſen/ und ſeyen die
Exempel in der Menge fuͤrhanden. Antwort: Eben darum/ weil ſie
in der Menge geſchehen/ und es im Pabſtum ſolche Zeichen ſchneiet und
regnet/ ſind ſie verdaͤchtig. Verdaͤchtig die Warheit der Hiſtoria von ſol-
chen Wundern; Zwar am Pralen mangelts nicht/ aber ob die Relato-
res
allewege der Warheit gemaͤß/ oder darneben hin ſpatziret/ ob zum Ex-
empel die Perſonen allezeit warhafftig beſeſſen geweßt/ die man mit dem
Exorciſmo geplagt/ oder ob es nur eine Einbildung oder Schalckheit mit
untergelauffen? Daran hat man nicht gering Urſach zu zweifflen/ Au-
gen und Ohren wollen hie nicht gnugſam ſeyn zum Zeugnüß/ deren jene
manchmal mit aber glaubiſchem Wahn/ als mit einem ctero oder Gelb-
ſucht dermaſſen gefaͤrbt/ daß ſie ihnen einbilden/ ſie haben geſehen/ was ſie
nicht geſehen haben. Zum Exempel/ das wahre Blut Chriſti/ und
Chriſti Erſcheinung in der Hoſtia/ in der Geſtalt eines Knaͤbleins/ da es
doch ein fremd Blut und Bild geweſen (wie Tannerus berichtet) ja taͤg-
lich ſehen die Papiſten mit ſehenden Augen die Subſtantz des Brods/ der
Hoſtien/ begleitet mit der unabſonderlichen Groͤſſe/ Farbe/ Geruch/ Ge-
ſchmack einer Hoſtien: Noch gleichwol muͤſſen ſie glauben/ die Subſtantz
deß Brods ſey verwandelt in den Leib Chriſti. Dieſen/ nemlich den Oh-
ren/ iſt offt viel weniger zu trauen. Fama iſt ein Vogel/ der auff ſeinen Fit-
tigen ſo wol die Lugen als die Warheit uͤber Land traͤgt. Es iſt (belan-
gend die alten Exempla) mehrmal geſchehen/ daß man eine alte verjaͤhrte

Hiſto-
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[804/0828] Die ſieben und zwantzigſte dern/ als des Herꝛn Chriſti Scepter/ darin er je und allezeit ſeinen Pracht geſucht/ die groͤſte Wercke durch die allergeringſte und verachtete Mittel durchzudringen und außzufuͤhren. Proſtravit calamo decimum, non Enſe, Leonem. Sprichſtu: Was ſoll das ſo groß Wunder ſeyn/ daß ſo viel Nationen ſich verfuͤhren laſſen/ durch ein ſo ſanfft und ſuͤſſes Evangelium/ dadurch dem Fleiſch wol geſchehen/ und die vorige ſtrenge Diſciplin, Ordnungen/ Geluͤbde/ Faſten und Buſſen auffgehebet wor- den: Hat nicht auch Mahomet durch ſeinen Alcoran viel Nationen ver- fuͤhrt/ und ihm einen groſſen Anhang gemacht? Antwort: Was Mahomet gethan/ das hat er durch weltlichen Arm/ Tyranney/ Furi und Gewaltſamkeit gethan/ wird auch durch denſelben noch heutiges Tages gewaltſamer Weiſe erhalten/ und fortgefuͤhret/ iſt mit Lutheri Sache nicht zuvergleichen/ deſſen Lehre das Creutz mit ſich gebracht. Sprichſtu: Es bedarff hie nicht viel beweiſens oder leugnens/ die Widerrede ſey um- ſonſt/ wo der Tag ſelbſt redet/ und der Augenſchein da ligt. Es ſey ja die alſo genannte Catholiſche Roͤmiſche Kirche mit dieſer Gnaden-Gabe der Wunder beſtaͤndig von Seculis zu Seculis beſeliget geweſen/ und ſeyen die Exempel in der Menge fuͤrhanden. Antwort: Eben darum/ weil ſie in der Menge geſchehen/ und es im Pabſtum ſolche Zeichen ſchneiet und regnet/ ſind ſie verdaͤchtig. Verdaͤchtig die Warheit der Hiſtoria von ſol- chen Wundern; Zwar am Pralen mangelts nicht/ aber ob die Relato- res allewege der Warheit gemaͤß/ oder darneben hin ſpatziret/ ob zum Ex- empel die Perſonen allezeit warhafftig beſeſſen geweßt/ die man mit dem Exorciſmo geplagt/ oder ob es nur eine Einbildung oder Schalckheit mit untergelauffen? Daran hat man nicht gering Urſach zu zweifflen/ Au- gen und Ohren wollen hie nicht gnugſam ſeyn zum Zeugnüß/ deren jene manchmal mit aber glaubiſchem Wahn/ als mit einem ctero oder Gelb- ſucht dermaſſen gefaͤrbt/ daß ſie ihnen einbilden/ ſie haben geſehen/ was ſie nicht geſehen haben. Zum Exempel/ das wahre Blut Chriſti/ und Chriſti Erſcheinung in der Hoſtia/ in der Geſtalt eines Knaͤbleins/ da es doch ein fremd Blut und Bild geweſen (wie Tannerus berichtet) ja taͤg- lich ſehen die Papiſten mit ſehenden Augen die Subſtantz des Brods/ der Hoſtien/ begleitet mit der unabſonderlichen Groͤſſe/ Farbe/ Geruch/ Ge- ſchmack einer Hoſtien: Noch gleichwol muͤſſen ſie glauben/ die Subſtantz deß Brods ſey verwandelt in den Leib Chriſti. Dieſen/ nemlich den Oh- ren/ iſt offt viel weniger zu trauen. Fama iſt ein Vogel/ der auff ſeinen Fit- tigen ſo wol die Lugen als die Warheit uͤber Land traͤgt. Es iſt (belan- gend die alten Exempla) mehrmal geſchehen/ daß man eine alte verjaͤhrte Hiſto-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/828>, abgerufen am 23.11.2024.