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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die zwey und zwantzigste
und wäre bereit im ewigen Leben/ Joh. 17. aber nichts schwerers ist auff Er-
den/ denn daß man solches in der Anfechtung thun könte. Et Tom. 3 Witteb.
pag. 36. f.
2. Man lehret die Kunst die Schrifft recht zu verstehen nicht balde aus/
so kan man sie auch mit speculiren und vergeblichen Gedancken nicht begreiffen;
sondern es wil von nöthen seyn/ daß man sie mit täglicher Vbung und Brauch
lerne/ eben denn/ wenn wir mitten in der Anfechtung der Welt/ deß Teuffels und
unsers Fleisches/ als in Verzweiffelung/ Buglauben/ und andern unzehlichen
Sünden stecken. Denn ohne solche Anfechtung und Vbung kan man diese Leh-
re nicht fassen/ noch begreiffen/ derhalben betriegen sich diese närrische Leute.
selbst/ so da meinen/ wann sie ein Blat oder zwey in der heiligen Schrifft durch-
lesen/ oder eine Predigt gehört/ daß sie die himmlische Kunst bald wissen/ und
gantz außgelernet haben/ so sie doch sehen/ daß in andern geringern Künsten/
nur von Menschen erdacht/ nicht müglich ist/ daß wir balde drinnen Meister
werden/ wil schweigen/ daß es in dieser grösten und schweresten Lehre geschehen
solte/ daß wir von gantzem Hertzen GOtt vertrauen/ alle Fährligkeit der Welt/
deß Todes und des Teuffels verachten solten. Das läst sich fürwahr in einem
Tag nicht außlernen/ sondern es gehöret eine grosse lange Vbung und eine son-
derliche Gabe Gottes dazu.

Tractant fab ilia fabri, ait Hieron. ad Paulin. Sola Scriptur arum ars
est, quam sibi passim omnes vendicant. Hanc garrula anus, hanc delirus senex,
hanc sophista verbosus, hanc universi praesumunt, lacerant, docent, antequam
discant &c. Alii, cum ad Scripturas sacras post seculares liter as venerint, &
sermone composito au es populi mulserint, quicquid dixerint, hoc legem Dei
putant: nec scire dignantur, quid Prophetae, quid Apostoli senserint, sed ad
sensum suum incongrua aptant testimonia, quasi grande sit, & non vitiosissi-
mum dicendi genus, depravare sententias, & ad voluntatem suam scripturam
trahere repugnantem
.


Dieweil aber auch die Pflicht-Leistung in unsern Kräfften nicht stehet/
sondern eine Gabe Gottes ist/ so muß abermal das liebe Gebet das beste
thun/ daß der Vater deß Liechts erleuchtete Augen beschehren wolle/ in sol-
chem Augen-Liecht zu sehen das Göttliche Liecht in der Schrifft scheinend/
ohne Febler und Wandel. Lutheri Wunsch ist mein Wunsch Tom. 6.
V Vitt. p.
243. Das ist mein Fleiß/ daß ich die Gewissen gerne
rüsten und stärcken wolte/ wider Sathanam in der Stunde
deß Todes/ wenn es sterbens gilt/ und daß ich dieselbe lerne
bestehen/ wenn sie sollen stehen für dem Richter-Stuhl Christi
deß Menschen Sohns. Laß die Menschen rasen und toben/
wie sie wollen/ am Tode werden sie müssen auffhören/ und
entweder über winden/ oder überwunden seyn. Aber für dem
ernstlichen Gericht Gottes/ und für dem Teuffel zu beste-
hen/ das wird mehr/ denn Menschen-Stärcke dürffen/ da

wird

Die zwey und zwantzigſte
und waͤre bereit im ewigen Leben/ Joh. 17. aber nichts ſchwerers iſt auff Er-
den/ denn daß man ſolches in der Anfechtung thun koͤnte. Et Tom. 3 Witteb.
pag. 36. f.
2. Man lehret die Kunſt die Schrifft recht zu verſtehen nicht balde aus/
ſo kan man ſie auch mit ſpeculiren und vergeblichen Gedancken nicht begreiffen;
ſondern es wil von noͤthen ſeyn/ daß man ſie mit taͤglicher Vbung und Brauch
lerne/ eben denn/ wenn wir mitten in der Anfechtung der Welt/ deß Teuffels und
unſers Fleiſches/ als in Verzweiffelung/ Buglauben/ und andern unzehlichen
Suͤnden ſtecken. Denn ohne ſolche Anfechtung und Vbung kan man dieſe Leh-
re nicht faſſen/ noch begreiffen/ derhalben betriegen ſich dieſe naͤrriſche Leute.
ſelbſt/ ſo da meinen/ wann ſie ein Blat oder zwey in der heiligen Schrifft durch-
leſen/ oder eine Predigt gehoͤrt/ daß ſie die himmliſche Kunſt bald wiſſen/ und
gantz außgelernet haben/ ſo ſie doch ſehen/ daß in andern geringern Kuͤnſten/
nur von Menſchen erdacht/ nicht muͤglich iſt/ daß wir balde drinnen Meiſter
werden/ wil ſchweigen/ daß es in dieſer groͤſten und ſchwereſten Lehre geſchehen
ſolte/ daß wir von gantzem Hertzen GOtt vertrauen/ alle Faͤhrligkeit der Welt/
deß Todes und des Teuffels verachten ſolten. Das laͤſt ſich fuͤrwahr in einem
Tag nicht außlernen/ ſondern es gehoͤret eine groſſe lange Vbung und eine ſon-
derliche Gabe Gottes dazu.

Tractant fab ilia fabri, ait Hieron. ad Paulin. Sola Scriptur arum ars
est, quam ſibi paſſim omnes vendicant. Hanc garrula anus, hanc delirus ſenex,
hanc ſophiſta verboſus, hanc univerſi præſumunt, lacerant, docent, antequam
diſcant &c. Alii, cùm ad Scripturas ſacras post ſeculares liter as venerint, &
ſermone compoſito au es populi mulſerint, quicquid dixerint, hoc legem Dei
putant: nec ſcire dignantur, quid Prophetæ, quid Apoſtoli ſenſerint, ſed ad
ſenſum ſuum incongrua aptant teſtimonia, quaſi grande ſit, & non vitioſiſſi-
mum dicendi genus, depravare ſententias, & ad voluntatem ſuam ſcripturam
trahere repugnantem
.


Dieweil aber auch die Pflicht-Leiſtung in unſern Kraͤfften nicht ſtehet/
ſondern eine Gabe Gottes iſt/ ſo muß abermal das liebe Gebet das beſte
thun/ daß der Vater deß Liechts erleuchtete Augen beſchehren wolle/ in ſol-
chem Augen-Liecht zu ſehen das Goͤttliche Liecht in der Schrifft ſcheinend/
ohne Febler und Wandel. Lutheri Wunſch iſt mein Wunſch Tom. 6.
V Vitt. p.
243. Das iſt mein Fleiß/ daß ich die Gewiſſen gerne
ruͤſten und ſtaͤrcken wolte/ wider Sathanam in der Stunde
deß Todes/ wenn es ſterbens gilt/ und daß ich dieſelbe lerne
beſtehen/ wenn ſie ſollen ſtehen fuͤr dem Richter-Stuhl Chriſti
deß Menſchen Sohns. Laß die Menſchen raſen und toben/
wie ſie wollen/ am Tode werden ſie muͤſſen auffhoͤren/ und
entweder uͤber winden/ oder uͤberwunden ſeyn. Aber fuͤr dem
ernſtlichen Gericht Gottes/ und fuͤr dem Teuffel zu beſte-
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[698/0722] Die zwey und zwantzigſte und waͤre bereit im ewigen Leben/ Joh. 17. aber nichts ſchwerers iſt auff Er- den/ denn daß man ſolches in der Anfechtung thun koͤnte. Et Tom. 3 Witteb. pag. 36. f. 2. Man lehret die Kunſt die Schrifft recht zu verſtehen nicht balde aus/ ſo kan man ſie auch mit ſpeculiren und vergeblichen Gedancken nicht begreiffen; ſondern es wil von noͤthen ſeyn/ daß man ſie mit taͤglicher Vbung und Brauch lerne/ eben denn/ wenn wir mitten in der Anfechtung der Welt/ deß Teuffels und unſers Fleiſches/ als in Verzweiffelung/ Buglauben/ und andern unzehlichen Suͤnden ſtecken. Denn ohne ſolche Anfechtung und Vbung kan man dieſe Leh- re nicht faſſen/ noch begreiffen/ derhalben betriegen ſich dieſe naͤrriſche Leute. ſelbſt/ ſo da meinen/ wann ſie ein Blat oder zwey in der heiligen Schrifft durch- leſen/ oder eine Predigt gehoͤrt/ daß ſie die himmliſche Kunſt bald wiſſen/ und gantz außgelernet haben/ ſo ſie doch ſehen/ daß in andern geringern Kuͤnſten/ nur von Menſchen erdacht/ nicht muͤglich iſt/ daß wir balde drinnen Meiſter werden/ wil ſchweigen/ daß es in dieſer groͤſten und ſchwereſten Lehre geſchehen ſolte/ daß wir von gantzem Hertzen GOtt vertrauen/ alle Faͤhrligkeit der Welt/ deß Todes und des Teuffels verachten ſolten. Das laͤſt ſich fuͤrwahr in einem Tag nicht außlernen/ ſondern es gehoͤret eine groſſe lange Vbung und eine ſon- derliche Gabe Gottes dazu. Tractant fab ilia fabri, ait Hieron. ad Paulin. Sola Scriptur arum ars est, quam ſibi paſſim omnes vendicant. Hanc garrula anus, hanc delirus ſenex, hanc ſophiſta verboſus, hanc univerſi præſumunt, lacerant, docent, antequam diſcant &c. Alii, cùm ad Scripturas ſacras post ſeculares liter as venerint, & ſermone compoſito au es populi mulſerint, quicquid dixerint, hoc legem Dei putant: nec ſcire dignantur, quid Prophetæ, quid Apoſtoli ſenſerint, ſed ad ſenſum ſuum incongrua aptant teſtimonia, quaſi grande ſit, & non vitioſiſſi- mum dicendi genus, depravare ſententias, & ad voluntatem ſuam ſcripturam trahere repugnantem. Dieweil aber auch die Pflicht-Leiſtung in unſern Kraͤfften nicht ſtehet/ ſondern eine Gabe Gottes iſt/ ſo muß abermal das liebe Gebet das beſte thun/ daß der Vater deß Liechts erleuchtete Augen beſchehren wolle/ in ſol- chem Augen-Liecht zu ſehen das Goͤttliche Liecht in der Schrifft ſcheinend/ ohne Febler und Wandel. Lutheri Wunſch iſt mein Wunſch Tom. 6. V Vitt. p. 243. Das iſt mein Fleiß/ daß ich die Gewiſſen gerne ruͤſten und ſtaͤrcken wolte/ wider Sathanam in der Stunde deß Todes/ wenn es ſterbens gilt/ und daß ich dieſelbe lerne beſtehen/ wenn ſie ſollen ſtehen fuͤr dem Richter-Stuhl Chriſti deß Menſchen Sohns. Laß die Menſchen raſen und toben/ wie ſie wollen/ am Tode werden ſie muͤſſen auffhoͤren/ und entweder uͤber winden/ oder uͤberwunden ſeyn. Aber fuͤr dem ernſtlichen Gericht Gottes/ und fuͤr dem Teuffel zu beſte- hen/ das wird mehr/ denn Menſchen-Staͤrcke duͤrffen/ da wird

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/722>, abgerufen am 22.11.2024.