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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die zwey und zwantzigste
Warhafftigen/ und sind in dem Warhafftigen/ in seinem
Esa. 54, 13.
Joh.
6. 45.
Sohn JEsu Christo. Esa. 54/13. Alle deine Kinder werden ge-
lehrt von dem HErrn.
Joh. 6/45. Es stehet geschrieben in den
Propheten/ sie werden alle von GOtt gelehrt seyn.
Es hat
hiemit eben eine Beschaffenheit/ wie mit dem lieben Gebet. Es hat GOtt
der HErr zu erhören nirgend bloß zugesagt/ sondern mit Bedingung/ so ihr
nach seinem Willen betet/ allererst der Göttl. Erhörung sich zu versichern.
Also kan ich auch die kräfftige Schluß-Rede in meinem Hertzen machen:
Welchen Verstand ich nach Göttlicher Ordnung/ in dieser und jener mir
zur Seligkeit nützlichen Stelle/ gefunden/ der ist laut Göttlicher Verheis-
sung der rechte/ gewisse und unfehlbare Verstand. Nun habe ich (der ich
mich selbst nicht betrüge/ dann der Geist deß Menschen weiß/ was in ihm
ist) diesen Verstand nach Gottes Ordnung gefunden. Darum bin ich nun-
mehr desselben in meinem Hertzen versichert/ ob schon der Mensch selbst
gelassen lügen und betriegen kan/ nach den Worten Davids/ alle Men-
schen sind Lügner/ doch hat er die Verheissung/ wann er Gottes Ordnung
nachgehet/ wolle ihn Gottes Geist in alle Warheit leiten/ und solchen
Seelen-gefährlichen Betrug nicht zulassen. Alles pros to sumpheron, daß
die Christliche Kirche dadurch reichlich erbauet werde/ darumb dann fer-
ner auch die Illustration und Erläuterung durch Figuren/ Parabeln/
Gleichnüssen/ Exempla von nöthen/ auff daß auch der gemeine Mann
den rechten Verstand fassen und begreiffen möge; es gehet den Außlegern
der Schrifft wie den Wanders-Leuten/ wann sie ein Berg oder Thurn
von ferne sehen/ so scheinet er klein und niedrig/ je weiter/ je kleiner/ je
näher/ je grösser. Also ist der Verstand der Schrifft im ersten Anblick
manchmal gar subtil/ tieff und klein/ tringt man aber näher hinzu/ und
erkläret ihn mit Figuren und Bildern/ so wird er grösser/ und in gesundem
Verstand/ gröber und deutlicher.

Wie wir nun abermal dem Vater deß Liechts/ und Geber aller gu-
ten und vollkommenen Gaben/ nicht genugsam dancken können/ pro lu-
mine prophetico redaccenso,
für das edle Liecht der Weissagung und
Außlegung der H. Schrifft/ damit er diesen letzten Welt-Abend begna-
det und beseliget/ nachdem auch dieses Liecht im Römischen Babyloni-
schen Gefängnüß lang und erbärmlich verdunckelt geblieben. Anders als
mancher Welt-Klügling und undanckbahrer Gesell tudirt/ und sich be-
düncken läßt/ es solten die starcken Speisen (sonderlich die Lehre von der
Salve. pag.
400.
ewigen Gnadenwahl und Zornverstossung) dem gemeinen Mann gar
nicht von der Cantzel herab fürgetragen werden. Aber Antwort. Jsts

eine

Die zwey und zwantzigſte
Warhafftigen/ und ſind in dem Warhafftigen/ in ſeinem
Eſa. 54, 13.
Joh.
6. 45.
Sohn JEſu Chriſto. Eſa. 54/13. Alle deine Kinder werden ge-
lehrt von dem HErrn.
Joh. 6/45. Es ſtehet geſchrieben in den
Propheten/ ſie werden alle von GOtt gelehrt ſeyn.
Es hat
hiemit eben eine Beſchaffenheit/ wie mit dem lieben Gebet. Es hat GOtt
der HErr zu erhoͤren nirgend bloß zugeſagt/ ſondern mit Bedingung/ ſo ihr
nach ſeinem Willen betet/ allererſt der Goͤttl. Erhoͤrung ſich zu verſichern.
Alſo kan ich auch die kraͤfftige Schluß-Rede in meinem Hertzen machen:
Welchen Verſtand ich nach Goͤttlicher Ordnung/ in dieſer und jener mir
zur Seligkeit nuͤtzlichen Stelle/ gefunden/ der iſt laut Goͤttlicher Verheiſ-
ſung der rechte/ gewiſſe und unfehlbare Verſtand. Nun habe ich (der ich
mich ſelbſt nicht betruͤge/ dann der Geiſt deß Menſchen weiß/ was in ihm
iſt) dieſen Verſtand nach Gottes Ordnung gefunden. Darum bin ich nun-
mehr deſſelben in meinem Hertzen verſichert/ ob ſchon der Menſch ſelbſt
gelaſſen luͤgen und betriegen kan/ nach den Worten Davids/ alle Men-
ſchen ſind Luͤgner/ doch hat er die Verheiſſung/ wann er Gottes Ordnung
nachgehet/ wolle ihn Gottes Geiſt in alle Warheit leiten/ und ſolchen
Seelen-gefaͤhrlichen Betrug nicht zulaſſen. Alles πϱὸς τὸ συμϕέϱον, daß
die Chriſtliche Kirche dadurch reichlich erbauet werde/ darumb dann fer-
ner auch die Illuſtration und Erlaͤuterung durch Figuren/ Parabeln/
Gleichnuͤſſen/ Exempla von noͤthen/ auff daß auch der gemeine Mann
den rechten Verſtand faſſen und begreiffen moͤge; es gehet den Außlegern
der Schrifft wie den Wanders-Leuten/ wann ſie ein Berg oder Thurn
von ferne ſehen/ ſo ſcheinet er klein und niedrig/ je weiter/ je kleiner/ je
naͤher/ je groͤſſer. Alſo iſt der Verſtand der Schrifft im erſten Anblick
manchmal gar ſubtil/ tieff und klein/ tringt man aber naͤher hinzu/ und
erklaͤret ihn mit Figuren und Bildern/ ſo wird er groͤſſer/ und in geſundem
Verſtand/ groͤber und deutlicher.

Wie wir nun abermal dem Vater deß Liechts/ und Geber aller gu-
ten und vollkommenen Gaben/ nicht genugſam dancken koͤnnen/ pro lu-
mine prophetico redaccenſo,
fuͤr das edle Liecht der Weiſſagung und
Außlegung der H. Schrifft/ damit er dieſen letzten Welt-Abend begna-
det und beſeliget/ nachdem auch dieſes Liecht im Roͤmiſchen Babyloni-
ſchen Gefaͤngnuͤß lang und erbaͤrmlich verdunckelt geblieben. Anders als
mancher Welt-Kluͤgling und undanckbahrer Geſell tudirt/ und ſich be-
duͤncken laͤßt/ es ſolten die ſtarcken Speiſen (ſonderlich die Lehre von der
Salve. pag.
400.
ewigen Gnadenwahl und Zornverſtoſſung) dem gemeinen Mann gar
nicht von der Cantzel herab fuͤrgetragen werden. Aber Antwort. Jſts

eine
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[690/0714] Die zwey und zwantzigſte Warhafftigen/ und ſind in dem Warhafftigen/ in ſeinem Sohn JEſu Chriſto. Eſa. 54/13. Alle deine Kinder werden ge- lehrt von dem HErrn. Joh. 6/45. Es ſtehet geſchrieben in den Propheten/ ſie werden alle von GOtt gelehrt ſeyn. Es hat hiemit eben eine Beſchaffenheit/ wie mit dem lieben Gebet. Es hat GOtt der HErr zu erhoͤren nirgend bloß zugeſagt/ ſondern mit Bedingung/ ſo ihr nach ſeinem Willen betet/ allererſt der Goͤttl. Erhoͤrung ſich zu verſichern. Alſo kan ich auch die kraͤfftige Schluß-Rede in meinem Hertzen machen: Welchen Verſtand ich nach Goͤttlicher Ordnung/ in dieſer und jener mir zur Seligkeit nuͤtzlichen Stelle/ gefunden/ der iſt laut Goͤttlicher Verheiſ- ſung der rechte/ gewiſſe und unfehlbare Verſtand. Nun habe ich (der ich mich ſelbſt nicht betruͤge/ dann der Geiſt deß Menſchen weiß/ was in ihm iſt) dieſen Verſtand nach Gottes Ordnung gefunden. Darum bin ich nun- mehr deſſelben in meinem Hertzen verſichert/ ob ſchon der Menſch ſelbſt gelaſſen luͤgen und betriegen kan/ nach den Worten Davids/ alle Men- ſchen ſind Luͤgner/ doch hat er die Verheiſſung/ wann er Gottes Ordnung nachgehet/ wolle ihn Gottes Geiſt in alle Warheit leiten/ und ſolchen Seelen-gefaͤhrlichen Betrug nicht zulaſſen. Alles πϱὸς τὸ συμϕέϱον, daß die Chriſtliche Kirche dadurch reichlich erbauet werde/ darumb dann fer- ner auch die Illuſtration und Erlaͤuterung durch Figuren/ Parabeln/ Gleichnuͤſſen/ Exempla von noͤthen/ auff daß auch der gemeine Mann den rechten Verſtand faſſen und begreiffen moͤge; es gehet den Außlegern der Schrifft wie den Wanders-Leuten/ wann ſie ein Berg oder Thurn von ferne ſehen/ ſo ſcheinet er klein und niedrig/ je weiter/ je kleiner/ je naͤher/ je groͤſſer. Alſo iſt der Verſtand der Schrifft im erſten Anblick manchmal gar ſubtil/ tieff und klein/ tringt man aber naͤher hinzu/ und erklaͤret ihn mit Figuren und Bildern/ ſo wird er groͤſſer/ und in geſundem Verſtand/ groͤber und deutlicher. Eſa. 54, 13. Joh. 6. 45. Wie wir nun abermal dem Vater deß Liechts/ und Geber aller gu- ten und vollkommenen Gaben/ nicht genugſam dancken koͤnnen/ pro lu- mine prophetico redaccenſo, fuͤr das edle Liecht der Weiſſagung und Außlegung der H. Schrifft/ damit er dieſen letzten Welt-Abend begna- det und beſeliget/ nachdem auch dieſes Liecht im Roͤmiſchen Babyloni- ſchen Gefaͤngnuͤß lang und erbaͤrmlich verdunckelt geblieben. Anders als mancher Welt-Kluͤgling und undanckbahrer Geſell tudirt/ und ſich be- duͤncken laͤßt/ es ſolten die ſtarcken Speiſen (ſonderlich die Lehre von der ewigen Gnadenwahl und Zornverſtoſſung) dem gemeinen Mann gar nicht von der Cantzel herab fuͤrgetragen werden. Aber Antwort. Jſts eine Salve. pag. 400.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/714>, abgerufen am 22.11.2024.