Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. nun ein treuer und kluger Knecht/ den der HErr gesetzt hatüber sein Gesinde/ daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe. Selig ist der Knecht/ wenn sein Herr kommt/ und findet ihn al- so thun. Et c. 25, 23. Sein Herr wird zu ihm sprechen: Ey du from- mer und getreuer Knecht/ du bist über wenig getreu gewesen/ ich wil dich über viel setzen/ gehe ein zu deines Herrn Freude. Wann dann nun die Speißmeister und Lehrer solchen grossen Fleiß Luth. Tom. 2. Isleb. p. 370. So spricht die Schrifft/ Johan. 6. mans P p p p 2
Predigt. nun ein treuer und kluger Knecht/ den der HErꝛ geſetzt hatuͤber ſein Geſinde/ daß er ihnen zu rechter Zeit Speiſe gebe. Selig iſt der Knecht/ wenn ſein Herꝛ kom̃t/ und findet ihn al- ſo thun. Et c. 25, 23. Sein Herꝛ wird zu ihm ſprechẽ: Ey du from- mer und getreuer Knecht/ du biſt uͤber wenig getreu geweſen/ ich wil dich uͤber viel ſetzen/ gehe ein zu deines Herꝛn Freude. Wann dann nun die Speißmeiſter und Lehrer ſolchen groſſen Fleiß Luth. Tom. 2. Isleb. p. 370. So ſpricht die Schrifft/ Johan. 6. mans P p p p 2
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Predigt.
nun ein treuer und kluger Knecht/ den der HErꝛ geſetzt hat
uͤber ſein Geſinde/ daß er ihnen zu rechter Zeit Speiſe gebe.
Selig iſt der Knecht/ wenn ſein Herꝛ kom̃t/ und findet ihn al-
ſo thun. Et c. 25, 23. Sein Herꝛ wird zu ihm ſprechẽ: Ey du from-
mer und getreuer Knecht/ du biſt uͤber wenig getreu geweſen/
ich wil dich uͤber viel ſetzen/ gehe ein zu deines Herꝛn Freude.
Wann dann nun die Speißmeiſter und Lehrer ſolchen groſſen Fleiß
angewendet/ und ihre Zuhoͤrer ſo wol und kraͤfftig geſpeiſet/ ſo ſind die
Gaͤſte und Zuhoͤrer ſchuldig/ nicht nur die zugerichte Speiſe mit heiß-hun-
gerigem Mund deß Glaubens zu eſſen (bloß Anſchauen ſaͤttiget nicht)
in Safft und Blut verwandeln/ friſche Lebensgeiſter gebaͤhren/ und voͤllig
zu genieſſen; ſondern auch ſolche Treu wie in genere zuerkennen/ alſo auch
die ſchaͤdliche ἀυτάϱκειαν Genuͤgſamkeit zu beurlauben. Jſt eine ſolche Un-
tugend/ da ein Menſch ihm ſelber ein gewiſſe menſur und Maß der ſchul-
digen und erklaͤcklichen Wiffenſchafft erdichtet/ laͤßt ſich beduͤncken/ wann
er etwas weiters erforſchen und erlernen ſolte/ er moͤchte der Sachen zuviel
thun/ und zu weit gruͤblen; unterdeſſen aber in Begierde zeitlicher Guͤter
weder Maß noch Ziel findet. Da doch Welt- und Geld-durſt verbotten/
Liecht- und Lehr-durſt/ gleichwie auch Liebe und Tugendbegierde (quantũ
ſcimus, tantum diligimus,) in dieſer Welt kein Ende nehmen ſollen.
Das Wachſen und Zunehmen von einer Klarheit zur andern/ die nim̃er-
muͤſſige Tag und Nacht-waͤhrende Luſt am Geſetz deß HErꝛn/ iſt glaubi-
gen Chriſten gelobet und anbefohlen. Jm Zeitlichen laßt uns genugſam
ſeyn/ in Himmliſchen Sachen laßt uns truncken und voll werden deß H.
Geiſtes/ dort iſt die Sagina eine Untugend/ hier eine Tugend. O haͤtten
ſolche uͤberdruͤſſige Leute jemals die Suͤſſigkeit deß Goͤttlichen Worts recht
geſchmeckt/ ſo wuͤrden ſie je laͤnger je begieriger werden nicht nur nach der
Milch/ ſondern auch nach der ſtarcken Speiſe/ Eſa. 55/1. 2. Wolan/
alle die ihr durſtig ſeyd/ kompt her zum Waſſer/ und die ihr
nicht Geld habt/ kommet her/ kauffet und eſſet/ und kauffet
ohne Geld/ und umſonſt/ beydes Wein und Milch. War-
um zehlet ihr Geld dar/ da kein Brod iſt/ und euer Arbeit/
da ihr nicht ſatt von werden koͤnt?
Luth. Tom. 2. Isleb. p. 370. So ſpricht die Schrifft/ Johan. 6.
wer mich iſſet/ den wird mehr hungern/ und wer mich trin-
cket/ den wird mehr duͤrſten/ denn Gottes Wort/ wo es recht
ein Hertze einnim̃et/ machet es den Menſchen nicht ſatt noch
uͤberdruͤſſig/ ſondern je laͤnger je begieriger/ darumb wo
mans
P p p p 2
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