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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die vierdte
also lantend: Liebe Rächer rathet was ist das? Lebendiges Was-
ser quillet aus der Wunden; Spritzendes Blut fleust aus ei-
nem todten Leib.
Was bedeut das?

Wollen wir nun wissen/ wie wir sollen solch Geheimnüß forschen/ so
gehört dazu melete, ereunesis, meditatio das pflügen/ forschen/ nach-
dencken/ der Gebrauch deß Simsonischen Kalbes Christi seiner Braut/
der glaubigen außerwehlten Kirch/ deß himmlischen Sonnen-Manns
JEsu Christi/ so durch die Propheten und Apostel geführt und regiret
wird. Wann wir dann neulich gewiesen/ was mysterium oder Ge-
heimnüß eigentlich sey in der generalität/ und daß ein sonderbares grosses
Geheimnüß in dem wunderbaren Wasser- und Blut-Fluß verborgen lige/
so folgt anjetzo in specie das Sacramentliche Geheimnüß der
beyden
Sacramenten Neuen Testaments. Hievon dißmahl frucht-
barlich zulehren und zu hören/ wolle GOtt der himmlische Vater seines
H. Geistes Gnad reichlich bescheren/ Amen.

DAß nun in dieser Wunder-Histori mysterium Sacramentale
ein Sacramentliches Geheimnüß/ als der süsse Kern in
der eusserlichen Schalen verborgen lige/ das lehret uns

I. Ecclesia Vet. Test. Prophetica typice, die glaubige Kirch
Altes Testaments/
durch deroselben von GOtt unmittelbar erleuch-
tete Propheten Mosen und Zachariam/ deren jener Exod. 12. Daß
das Osterlamb/ dessen fata und ceremonien, wie es damit solte gehalten
werden/ umständlich aus Gottes Mund beschrieben/ es habe dasselbe
müssen geschlachtet und erwürget/ und also auffgeopffert werden/ her-
nach das Fleisch gegessen/ mit dem Blut die Pfosten besprenget/ zu einer
salva guardi wider den Würg-Engel/ und also ein Opffermahl cele-
bri
ret werden müssen: Daß/ sag ich/ dieses Oster- und Opffermahl ein
typus und Vorbild auff ein ander Oster- und Opffermahl im N. Test.
gedeutet/ ist unleugbar. St. Paulus deutet mit Fingern drauff 1. Cor. 5/ 8.
da er spricht: Wir haben auch ein Osterlamb/ das ist Christus
für uns geopffert.
Und Hebr. 11/ 28. Durch den Glauben
hielt Moses die Osteren und das Blutgiessen/ auff daß/ der
die ersten Geburten würgete/ sie nicht treffe.
Wir singen davon:
Hie ist das rechte Ost erlamb etc.

Woraus diese Schluß- Red folgt: Das Osterlamb war nicht nur ein
Opffer/ sondern auch ein Opffermahl/ das Blut war nicht nur ein ranzi-
on-
Blut/ sondern auch ein salva-guardi-Blut/ ein Spreng-Blut/ damit

die

Die vierdte
alſo lantend: Liebe Raͤcher rathet was iſt das? Lebendiges Waſ-
ſer quillet aus der Wunden; Spritzendes Blut fleuſt aus ei-
nem todten Leib.
Was bedeut das?

Wollen wir nun wiſſen/ wie wir ſollen ſolch Geheimnuͤß forſchen/ ſo
gehoͤrt dazu μελέτη, ἐρέυνησις, meditatio das pfluͤgen/ forſchen/ nach-
dencken/ der Gebrauch deß Simſoniſchen Kalbes Chriſti ſeiner Braut/
der glaubigen außerwehlten Kirch/ deß himmliſchen Sonnen-Manns
JEſu Chriſti/ ſo durch die Propheten und Apoſtel gefuͤhrt und regiret
wird. Wann wir dann neulich gewieſen/ was myſterium oder Ge-
heimnuͤß eigentlich ſey in der generalitaͤt/ und daß ein ſonderbares groſſes
Geheimnuͤß in dem wunderbaren Waſſer- und Blut-Fluß verborgen lige/
ſo folgt anjetzo in ſpecie das Sacramentliche Geheimnuͤß der
beyden
Sacramenten Neuen Teſtaments. Hievon dißmahl frucht-
barlich zulehren und zu hoͤren/ wolle GOtt der himmliſche Vater ſeines
H. Geiſtes Gnad reichlich beſcheren/ Amen.

DAß nun in dieſer Wunder-Hiſtori myſterium Sacramentale
ein Sacramentliches Geheimnuͤß/ als der ſuͤſſe Kern in
der euſſerlichen Schalen verborgen lige/ das lehret uns

I. Eccleſia Vet. Teſt. Prophetica typicè, die glaubige Kirch
Altes Teſtaments/
durch deroſelben von GOtt unmittelbar erleuch-
tete Propheten Moſen und Zachariam/ deren jener Exod. 12. Daß
das Oſterlamb/ deſſen fata und ceremonien, wie es damit ſolte gehalten
werden/ umſtaͤndlich aus Gottes Mund beſchrieben/ es habe daſſelbe
muͤſſen geſchlachtet und erwuͤrget/ und alſo auffgeopffert werden/ her-
nach das Fleiſch gegeſſen/ mit dem Blut die Pfoſten beſprenget/ zu einer
ſalva guardi wider den Wuͤrg-Engel/ und alſo ein Opffermahl cele-
bri
ret werden muͤſſen: Daß/ ſag ich/ dieſes Oſter- und Opffermahl ein
typus und Vorbild auff ein ander Oſter- und Opffermahl im N. Teſt.
gedeutet/ iſt unleugbar. St. Paulus deutet mit Fingern drauff 1. Cor. 5/ 8.
da er ſpricht: Wir haben auch ein Oſterlamb/ das iſt Chriſtus
fuͤr uns geopffert.
Und Hebr. 11/ 28. Durch den Glauben
hielt Moſes die Oſteren und das Blutgieſſen/ auff daß/ der
die erſten Geburten wuͤrgete/ ſie nicht treffe.
Wir ſingen davon:
Hie iſt das rechte Oſt erlamb ꝛc.

Woraus dieſe Schluß- Red folgt: Das Oſterlamb war nicht nur ein
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on-
Blut/ ſondern auch ein ſalva-guardi-Blut/ ein Spreng-Blut/ damit

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[46/0068] Die vierdte alſo lantend: Liebe Raͤcher rathet was iſt das? Lebendiges Waſ- ſer quillet aus der Wunden; Spritzendes Blut fleuſt aus ei- nem todten Leib. Was bedeut das? Wollen wir nun wiſſen/ wie wir ſollen ſolch Geheimnuͤß forſchen/ ſo gehoͤrt dazu μελέτη, ἐρέυνησις, meditatio das pfluͤgen/ forſchen/ nach- dencken/ der Gebrauch deß Simſoniſchen Kalbes Chriſti ſeiner Braut/ der glaubigen außerwehlten Kirch/ deß himmliſchen Sonnen-Manns JEſu Chriſti/ ſo durch die Propheten und Apoſtel gefuͤhrt und regiret wird. Wann wir dann neulich gewieſen/ was myſterium oder Ge- heimnuͤß eigentlich ſey in der generalitaͤt/ und daß ein ſonderbares groſſes Geheimnuͤß in dem wunderbaren Waſſer- und Blut-Fluß verborgen lige/ ſo folgt anjetzo in ſpecie das Sacramentliche Geheimnuͤß der beyden Sacramenten Neuen Teſtaments. Hievon dißmahl frucht- barlich zulehren und zu hoͤren/ wolle GOtt der himmliſche Vater ſeines H. Geiſtes Gnad reichlich beſcheren/ Amen. DAß nun in dieſer Wunder-Hiſtori myſterium Sacramentale ein Sacramentliches Geheimnuͤß/ als der ſuͤſſe Kern in der euſſerlichen Schalen verborgen lige/ das lehret uns I. Eccleſia Vet. Teſt. Prophetica typicè, die glaubige Kirch Altes Teſtaments/ durch deroſelben von GOtt unmittelbar erleuch- tete Propheten Moſen und Zachariam/ deren jener Exod. 12. Daß das Oſterlamb/ deſſen fata und ceremonien, wie es damit ſolte gehalten werden/ umſtaͤndlich aus Gottes Mund beſchrieben/ es habe daſſelbe muͤſſen geſchlachtet und erwuͤrget/ und alſo auffgeopffert werden/ her- nach das Fleiſch gegeſſen/ mit dem Blut die Pfoſten beſprenget/ zu einer ſalva guardi wider den Wuͤrg-Engel/ und alſo ein Opffermahl cele- briret werden muͤſſen: Daß/ ſag ich/ dieſes Oſter- und Opffermahl ein typus und Vorbild auff ein ander Oſter- und Opffermahl im N. Teſt. gedeutet/ iſt unleugbar. St. Paulus deutet mit Fingern drauff 1. Cor. 5/ 8. da er ſpricht: Wir haben auch ein Oſterlamb/ das iſt Chriſtus fuͤr uns geopffert. Und Hebr. 11/ 28. Durch den Glauben hielt Moſes die Oſteren und das Blutgieſſen/ auff daß/ der die erſten Geburten wuͤrgete/ ſie nicht treffe. Wir ſingen davon: Hie iſt das rechte Oſt erlamb ꝛc. Woraus dieſe Schluß- Red folgt: Das Oſterlamb war nicht nur ein Opffer/ ſondern auch ein Opffermahl/ das Blut war nicht nur ein ranzi- on-Blut/ ſondern auch ein ſalva-guardi-Blut/ ein Spreng-Blut/ damit die

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/68>, abgerufen am 26.11.2024.