Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.APPENDIX. Stadthalter öffentlich. Er streitet in der Warheit wider Christi Wort/Gesetz und geistliche Gliedmassen/ und wil doch den Namen nicht haben/ ausser daß er im Constantiensi Concilio sich allzuhell verrathen/ mit sei- nem hoc non obstante, daß er geschlossen/ daß ob schon Christus das H. Sacrament in zweyerley Gestalt zu geniessen gestifftet/ dessen ungeacht/ setzt und ordnet er dasselb dem Läyen allein in einer Gestalt zu gebrauchen. Christi Stadthalter ist sein ordinari Titul/ gerad/ als wäre Christus ein solcher ohnmächtiger/ unwissender abwesender König/ wie irgend ein welt- licher Potentat/ der deßwegen eines Vice-Regis vonnöthen hätte. Er wil gar Christi Corrival und Mit-Bräutigam seyn/ inmassen dann allererst neulich (*) in Pabsts Innocentii Krönung der Cardinal Medicaeus ih-(*) apud Laurent. Bank. in Rom. Tri- umph. me mit lauter Stimm in St. Peters Kirch zugeruffen: Innocentio X. Universalis Matris Ecclesiae sponso a Deo unice electo feliciter! Zu Teutsch: Glück zu Innocentio X. dem von Gott einig erwählten Bräutigam der allgemeinen Mutter der Christlichen Kir- chen; dazu kompt die anomia, daß er als Exlex keinem Gesetz unter- worffen/ von niemand sich wil richten lassen. Er ist der verführi- sche Mensch der Sünden/ der (wie Jerobeam das Volck Jsrael) die Christenheit sündigen gemacht/ durch seinen letzen umgekehrten Decalo- gum (der in hodomoria entdeckt worden) nicht allein für sich selbst mit allerhand genial- und Stats-Sünden nothwendig behafft/ sondern auch wie Bellarminus contra Barclajum sich vernehmen lassen/ auß Sün- den Unsünden/ und auß Unsünden Sünden machen kan: Jch sag genial- und Stats-Sünden. Wir lassen sonst wol gelten/ daß auch etliche Rö- mische Bischöffe ihrer Personen halben/ feine Tugendliebende und Po- litisch fromme Leute gewesen/ wiewol dieselbe wenige von andern Laster- hafften und ärgerlichen Päbsten in der Zahl weit übertroffen werden: Sonderlich im neunten seculo, da Baronius nicht Wort genug finden kan/ der damaligen Unfläter und Stuhl-Erben Petri/ Boßheit/ Greuel und Ergernüssen außzusprechen. Genebrardus nennet sie apostaticos, apotacticos, abtrünnige unordentliche Leut: unterdessen hänget dem Rö- mischen Pabst ex ratione status, soll er anders fest stehen bleiben/ solche Boßheit an/ deren sich kein vermeynter Stuhl-Erb Petri/ wie gern er auch wolte/ entschlagen kan/ nemlich die Päbstische Tyranney/ List und Ge- walt/ seinen Geist und Stat zuerhalten. Wohin sonderlich auch gehöret die upertheotes, die über-Göttliche Hoheit/ indem er sich überhebt/ über alles was Gott und Gottesdienst heist/ über den Allerhöchsten Gott im Himmel/ in dessen Gesetz und Ordnungen/ in Eyden und verbottenen gra- dibus
APPENDIX. Stadthalter oͤffentlich. Er ſtreitet in der Warheit wider Chriſti Wort/Geſetz und geiſtliche Gliedmaſſen/ und wil doch den Namen nicht haben/ auſſer daß er im Conſtantienſi Concilio ſich allzuhell verrathen/ mit ſei- nem hoc non obſtante, daß er geſchloſſen/ daß ob ſchon Chriſtus das H. Sacrament in zweyerley Geſtalt zu genieſſen geſtifftet/ deſſen ungeacht/ ſetzt und ordnet er daſſelb dem Laͤyen allein in einer Geſtalt zu gebrauchen. Chriſti Stadthalter iſt ſein ordinari Titul/ gerad/ als waͤre Chriſtus ein ſolcher ohnmaͤchtiger/ unwiſſender abweſender Koͤnig/ wie irgend ein welt- licher Potentat/ der deßwegen eines Vice-Regis vonnoͤthen haͤtte. Er wil gar Chriſti Corrival und Mit-Braͤutigam ſeyn/ inmaſſen dann allererſt neulich (*) in Pabſts Innocentii Kroͤnung der Cardinal Medicæus ih-(*) apud Laurent. Bank. in Rom. Tri- umph. me mit lauter Stimm in St. Peters Kirch zugeruffen: Innocentio X. Univerſalis Matris Eccleſiæ ſponſo à Deo unicè electo feliciter! Zu Teutſch: Gluͤck zu Innocentio X. dem von Gott einig erwaͤhlten Braͤutigam der allgemeinen Mutter der Chriſtlichen Kir- chen; dazu kompt die ἀνομία, daß er als Exlex keinem Geſetz unter- worffen/ von niemand ſich wil richten laſſen. Er iſt der verfuͤhri- ſche Menſch der Suͤnden/ der (wie Jerobeam das Volck Jſrael) die Chriſtenheit ſuͤndigen gemacht/ durch ſeinen letzen umgekehrten Decalo- gum (der in hodomoriâ entdeckt worden) nicht allein fuͤr ſich ſelbſt mit allerhand genial- und Stats-Suͤnden nothwendig behafft/ ſondern auch wie Bellarminus contrà Barclajum ſich vernehmen laſſen/ auß Suͤn- den Unſuͤnden/ und auß Unſuͤnden Suͤnden machen kan: Jch ſag genial- und Stats-Suͤnden. Wir laſſen ſonſt wol gelten/ daß auch etliche Roͤ- miſche Biſchoͤffe ihrer Perſonen halben/ feine Tugendliebende und Po- litiſch fromme Leute geweſen/ wiewol dieſelbe wenige von andern Laſter- hafften und aͤrgerlichen Paͤbſten in der Zahl weit uͤbertroffen werden: Sonderlich im neunten ſeculo, da Baronius nicht Wort genug finden kan/ der damaligen Unflaͤter und Stuhl-Erben Petri/ Boßheit/ Greuel und Ergernuͤſſen außzuſprechen. Genebrardus nennet ſie apoſtaticos, apotacticos, abtruͤnnige unordentliche Leut: unterdeſſen haͤnget dem Roͤ- miſchen Pabſt ex ratione ſtatus, ſoll er anders feſt ſtehen bleiben/ ſolche Boßheit an/ deren ſich kein vermeynter Stuhl-Erb Petri/ wie gern er auch wolte/ entſchlagen kan/ nemlich die Paͤbſtiſche Tyranney/ Liſt und Ge- walt/ ſeinen Geiſt und Stat zuerhalten. Wohin ſonderlich auch gehoͤret die ὑϖερθεότης, die uͤber-Goͤttliche Hoheit/ indem er ſich uͤberhebt/ uͤber alles was Gott und Gottesdienſt heiſt/ uͤber den Allerhoͤchſten Gott im Himmel/ in deſſen Geſetz und Ordnungen/ in Eyden und verbottenen gra- dibus
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0487" n="463"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">APPENDIX</hi>.</hi></hi></fw><lb/> Stadthalter oͤffentlich. Er ſtreitet in der Warheit wider Chriſti Wort/<lb/> Geſetz und geiſtliche Gliedmaſſen/ und wil doch den Namen nicht haben/<lb/> auſſer daß er im <hi rendition="#aq">Conſtantienſi Concilio</hi> ſich allzuhell verrathen/ mit ſei-<lb/> nem <hi rendition="#aq">hoc non obſtante,</hi> daß er geſchloſſen/ daß ob ſchon Chriſtus das H.<lb/> Sacrament in zweyerley Geſtalt zu genieſſen geſtifftet/ deſſen ungeacht/<lb/> ſetzt und ordnet er daſſelb dem Laͤyen allein in einer Geſtalt zu gebrauchen.<lb/> Chriſti Stadthalter iſt ſein <hi rendition="#aq">ordinari</hi> Titul/ gerad/ als waͤre Chriſtus ein<lb/> ſolcher ohnmaͤchtiger/ unwiſſender abweſender Koͤnig/ wie irgend ein welt-<lb/> licher Potentat/ der deßwegen eines <hi rendition="#aq">Vice-Regis</hi> vonnoͤthen haͤtte. Er wil<lb/> gar Chriſti <hi rendition="#aq">Corrival</hi> und Mit-Braͤutigam ſeyn/ inmaſſen dann allererſt<lb/> neulich (*) in Pabſts <hi rendition="#aq">Innocentii</hi> Kroͤnung der Cardinal <hi rendition="#aq">Medicæus</hi> ih-<note place="right">(*) <hi rendition="#aq">apud<lb/> Laurent.<lb/> Bank. in<lb/> Rom. Tri-<lb/> umph.</hi></note><lb/> me mit lauter Stimm in St. Peters Kirch zugeruffen: <hi rendition="#aq">Innocentio X.<lb/> Univerſalis Matris Eccleſiæ ſponſo à Deo unicè electo feliciter!</hi> Zu<lb/> Teutſch: <hi rendition="#fr">Gluͤck zu</hi> <hi rendition="#aq">Innocentio X.</hi> <hi rendition="#fr">dem von Gott einig erwaͤhlten<lb/> Braͤutigam der allgemeinen Mutter der Chriſtlichen Kir-<lb/> chen;</hi> dazu kompt die ἀνομία, daß er als <hi rendition="#aq">Exlex</hi> <hi rendition="#fr">keinem Geſetz unter-<lb/> worffen/</hi> von niemand ſich wil richten laſſen. <hi rendition="#fr">Er iſt der verfuͤhri-<lb/> ſche Menſch der Suͤnden/</hi> der (wie Jerobeam das Volck Jſrael) die<lb/> Chriſtenheit ſuͤndigen gemacht/ durch ſeinen letzen umgekehrten <hi rendition="#aq">Decalo-<lb/> gum</hi> (der <hi rendition="#aq">in hodomoriâ</hi> entdeckt worden) nicht allein fuͤr ſich ſelbſt mit<lb/> allerhand <hi rendition="#aq">genial-</hi> und Stats-Suͤnden nothwendig behafft/ ſondern auch<lb/> wie <hi rendition="#aq">Bellarminus contrà Barclajum</hi> ſich vernehmen laſſen/ auß Suͤn-<lb/> den Unſuͤnden/ und auß Unſuͤnden Suͤnden machen kan: Jch ſag <hi rendition="#aq">genial-</hi><lb/> und Stats-Suͤnden. Wir laſſen ſonſt wol gelten/ daß auch etliche Roͤ-<lb/> miſche Biſchoͤffe ihrer Perſonen halben/ feine Tugendliebende und Po-<lb/> litiſch fromme Leute geweſen/ wiewol dieſelbe wenige von andern Laſter-<lb/> hafften und aͤrgerlichen Paͤbſten in der Zahl weit uͤbertroffen werden:<lb/> Sonderlich im neunten <hi rendition="#aq">ſeculo,</hi> da <hi rendition="#aq">Baronius</hi> nicht Wort genug finden<lb/> kan/ der damaligen Unflaͤter und Stuhl-Erben Petri/ Boßheit/ Greuel<lb/> und Ergernuͤſſen außzuſprechen. <hi rendition="#aq">Genebrardus</hi> nennet ſie <hi rendition="#aq">apoſtaticos,<lb/> apotacticos,</hi> abtruͤnnige unordentliche Leut: unterdeſſen haͤnget dem Roͤ-<lb/> miſchen Pabſt <hi rendition="#aq">ex ratione ſtatus,</hi> ſoll er anders feſt ſtehen bleiben/ ſolche<lb/> Boßheit an/ deren ſich kein vermeynter Stuhl-Erb Petri/ wie gern er<lb/> auch wolte/ entſchlagen kan/ nemlich die Paͤbſtiſche Tyranney/ Liſt und Ge-<lb/> walt/ ſeinen Geiſt und Stat zuerhalten. Wohin ſonderlich auch gehoͤret<lb/> die ὑϖερθεότης, die <hi rendition="#fr">uͤber-Goͤttliche Hoheit/</hi> indem er ſich uͤberhebt/ uͤber<lb/> alles was Gott und Gottesdienſt heiſt/ uͤber den Allerhoͤchſten <hi rendition="#k">Gott</hi> im<lb/> Himmel/ in deſſen Geſetz und Ordnungen/ in Eyden und verbottenen <hi rendition="#aq">gra-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">dibus</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [463/0487]
APPENDIX.
Stadthalter oͤffentlich. Er ſtreitet in der Warheit wider Chriſti Wort/
Geſetz und geiſtliche Gliedmaſſen/ und wil doch den Namen nicht haben/
auſſer daß er im Conſtantienſi Concilio ſich allzuhell verrathen/ mit ſei-
nem hoc non obſtante, daß er geſchloſſen/ daß ob ſchon Chriſtus das H.
Sacrament in zweyerley Geſtalt zu genieſſen geſtifftet/ deſſen ungeacht/
ſetzt und ordnet er daſſelb dem Laͤyen allein in einer Geſtalt zu gebrauchen.
Chriſti Stadthalter iſt ſein ordinari Titul/ gerad/ als waͤre Chriſtus ein
ſolcher ohnmaͤchtiger/ unwiſſender abweſender Koͤnig/ wie irgend ein welt-
licher Potentat/ der deßwegen eines Vice-Regis vonnoͤthen haͤtte. Er wil
gar Chriſti Corrival und Mit-Braͤutigam ſeyn/ inmaſſen dann allererſt
neulich (*) in Pabſts Innocentii Kroͤnung der Cardinal Medicæus ih-
me mit lauter Stimm in St. Peters Kirch zugeruffen: Innocentio X.
Univerſalis Matris Eccleſiæ ſponſo à Deo unicè electo feliciter! Zu
Teutſch: Gluͤck zu Innocentio X. dem von Gott einig erwaͤhlten
Braͤutigam der allgemeinen Mutter der Chriſtlichen Kir-
chen; dazu kompt die ἀνομία, daß er als Exlex keinem Geſetz unter-
worffen/ von niemand ſich wil richten laſſen. Er iſt der verfuͤhri-
ſche Menſch der Suͤnden/ der (wie Jerobeam das Volck Jſrael) die
Chriſtenheit ſuͤndigen gemacht/ durch ſeinen letzen umgekehrten Decalo-
gum (der in hodomoriâ entdeckt worden) nicht allein fuͤr ſich ſelbſt mit
allerhand genial- und Stats-Suͤnden nothwendig behafft/ ſondern auch
wie Bellarminus contrà Barclajum ſich vernehmen laſſen/ auß Suͤn-
den Unſuͤnden/ und auß Unſuͤnden Suͤnden machen kan: Jch ſag genial-
und Stats-Suͤnden. Wir laſſen ſonſt wol gelten/ daß auch etliche Roͤ-
miſche Biſchoͤffe ihrer Perſonen halben/ feine Tugendliebende und Po-
litiſch fromme Leute geweſen/ wiewol dieſelbe wenige von andern Laſter-
hafften und aͤrgerlichen Paͤbſten in der Zahl weit uͤbertroffen werden:
Sonderlich im neunten ſeculo, da Baronius nicht Wort genug finden
kan/ der damaligen Unflaͤter und Stuhl-Erben Petri/ Boßheit/ Greuel
und Ergernuͤſſen außzuſprechen. Genebrardus nennet ſie apoſtaticos,
apotacticos, abtruͤnnige unordentliche Leut: unterdeſſen haͤnget dem Roͤ-
miſchen Pabſt ex ratione ſtatus, ſoll er anders feſt ſtehen bleiben/ ſolche
Boßheit an/ deren ſich kein vermeynter Stuhl-Erb Petri/ wie gern er
auch wolte/ entſchlagen kan/ nemlich die Paͤbſtiſche Tyranney/ Liſt und Ge-
walt/ ſeinen Geiſt und Stat zuerhalten. Wohin ſonderlich auch gehoͤret
die ὑϖερθεότης, die uͤber-Goͤttliche Hoheit/ indem er ſich uͤberhebt/ uͤber
alles was Gott und Gottesdienſt heiſt/ uͤber den Allerhoͤchſten Gott im
Himmel/ in deſſen Geſetz und Ordnungen/ in Eyden und verbottenen gra-
dibus
(*) apud
Laurent.
Bank. in
Rom. Tri-
umph.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |