Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. Democratien Seniores oder Praesides geordnet/ als denselben den Vor-sitz und direction nach Maß einer jeden Kirchen-Ordnung gegönnet. Dabey man es aller Orten sollen bleiben lassen. Hätte man je sich wol- len eifern/ so hätte es sollen geschehen über die Laster durch Disciplin/ über und wider die falsche Lehr durch scharff disputiren/ und/ wo es Lutherus ge- lassen/ fortsetzen sollen. Aber bey solcher Arbeit war schlechte Reputation/ geringer Lohn zu hoffen/ vielmehr Spott und Hohn zu befahren/ viel Mühe/ wenig Danck/ wie dann heutiges Tags das allerschwerste/ doch heilsamste Werck des subtil disputirens in äusserste Verachtung gebracht worden/ unter dem Namen des verhassten Zanckens. Haut stulte sa- piunt! Das giebet gute faule Menschen-Tage. Contra ist die alte Mummschantz herfür kommen/ die majoritas, und ihre Frauenzimmer philoproteia, prosopothaumasia, primatus Ecclesiae, allotrioepiskopia, oligarkhia, dominatio indirecta & katakuriotes tou Klerou, S. tyrannis, Papo-Kaesaria und was des Unzieffers mehr ist. Dazu gekommen/ daß man bißweilen Narren über die Eyer gesetzt/ oder den Bock zum Garten- mann gemacht/ alles indirecte durch das brachium seculare, durch mo- no polia favorum, und insinuiren zuwegen gebracht/ durch Unordnung/ Alfäntzerey und Eingriff in ein fremdes Ampt/ da irgend einer die Weyd allein fressen/ durch ungleichen Bericht den andern auß dem Sattel heben wollen/ daß/ wie der Prediger das Geschoß geladen/ der Magistrat ab- schiessen müssen. Jst alles nicht recht und Unkraut des bösen Feindes/ so er in den Acker gesäet/ darum getten und außreuten/ steuren und wehren vonnöthen ist. Jst endlich die Ordnung der Aempter in der Kirchen eine liebliche Die Achter Theil. J i i
Predigt. Democratien Seniores oder Præſides geordnet/ als denſelben den Vor-ſitz und direction nach Maß einer jeden Kirchen-Ordnung gegoͤnnet. Dabey man es aller Orten ſollen bleiben laſſen. Haͤtte man je ſich wol- len eifern/ ſo haͤtte es ſollen geſchehen uͤber die Laſter durch Diſciplin/ uͤber und wider die falſche Lehr durch ſcharff diſputiren/ und/ wo es Lutherus ge- laſſen/ fortſetzen ſollen. Aber bey ſolcher Arbeit war ſchlechte Reputation/ geringer Lohn zu hoffen/ vielmehr Spott und Hohn zu befahren/ viel Muͤhe/ wenig Danck/ wie dann heutiges Tags das allerſchwerſte/ doch heilſamſte Werck des ſubtil diſputirens in aͤuſſerſte Verachtung gebracht worden/ unter dem Namen des verhaſſten Zanckens. Haut ſtultè ſa- piunt! Das giebet gute faule Menſchen-Tage. Contrà iſt die alte Mummſchantz herfuͤr kommen/ die majoritas, und ihre Frauenzimmer ϕιλοϖϱωτεία, πϱοσωϖοθαυμασία, primatus Eccleſiæ, ἀλλοτριοεϖισϰοϖία, ὀλιγαρχία, dominatio indirecta & ϰαταϰυριότης τοῦ Κλήρου, S. tyrannis, Papo-Kæſaria und was des Unzieffers mehr iſt. Dazu gekommen/ daß man bißweilen Narren uͤber die Eyer geſetzt/ oder den Bock zum Garten- mann gemacht/ alles indirectè durch das brachium ſeculare, durch mo- no polia favorum, und inſinuiren zuwegen gebracht/ durch Unordnung/ Alfaͤntzerey und Eingriff in ein fremdes Ampt/ da irgend einer die Weyd allein freſſen/ durch ungleichen Bericht den andern auß dem Sattel heben wollen/ daß/ wie der Prediger das Geſchoß geladen/ der Magiſtrat ab- ſchieſſen muͤſſen. Jſt alles nicht recht und Unkraut des boͤſen Feindes/ ſo er in den Acker geſaͤet/ darum getten und außreuten/ ſteuren und wehren vonnoͤthen iſt. Jſt endlich die Ordnung der Aempter in der Kirchen eine liebliche Die Achter Theil. J i i
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Predigt.
Democratien Seniores oder Præſides geordnet/ als denſelben den Vor-
ſitz und direction nach Maß einer jeden Kirchen-Ordnung gegoͤnnet.
Dabey man es aller Orten ſollen bleiben laſſen. Haͤtte man je ſich wol-
len eifern/ ſo haͤtte es ſollen geſchehen uͤber die Laſter durch Diſciplin/ uͤber
und wider die falſche Lehr durch ſcharff diſputiren/ und/ wo es Lutherus ge-
laſſen/ fortſetzen ſollen. Aber bey ſolcher Arbeit war ſchlechte Reputation/
geringer Lohn zu hoffen/ vielmehr Spott und Hohn zu befahren/ viel
Muͤhe/ wenig Danck/ wie dann heutiges Tags das allerſchwerſte/ doch
heilſamſte Werck des ſubtil diſputirens in aͤuſſerſte Verachtung gebracht
worden/ unter dem Namen des verhaſſten Zanckens. Haut ſtultè ſa-
piunt! Das giebet gute faule Menſchen-Tage. Contrà iſt die alte
Mummſchantz herfuͤr kommen/ die majoritas, und ihre Frauenzimmer
ϕιλοϖϱωτεία, πϱοσωϖοθαυμασία, primatus Eccleſiæ, ἀλλοτριοεϖισϰοϖία,
ὀλιγαρχία, dominatio indirecta & ϰαταϰυριότης τοῦ Κλήρου, S. tyrannis,
Papo-Kæſaria und was des Unzieffers mehr iſt. Dazu gekommen/ daß
man bißweilen Narren uͤber die Eyer geſetzt/ oder den Bock zum Garten-
mann gemacht/ alles indirectè durch das brachium ſeculare, durch mo-
no polia favorum, und inſinuiren zuwegen gebracht/ durch Unordnung/
Alfaͤntzerey und Eingriff in ein fremdes Ampt/ da irgend einer die Weyd
allein freſſen/ durch ungleichen Bericht den andern auß dem Sattel heben
wollen/ daß/ wie der Prediger das Geſchoß geladen/ der Magiſtrat ab-
ſchieſſen muͤſſen. Jſt alles nicht recht und Unkraut des boͤſen Feindes/
ſo er in den Acker geſaͤet/ darum getten und außreuten/ ſteuren und wehren
vonnoͤthen iſt.
Jſt endlich die Ordnung der Aempter in der Kirchen eine liebliche
ſymphonia, ſo hat man ſich derſelben inniglich zuerfreuen/ und zu bitten/
der Ertz-Hirt unſerer Seelen wolle dieſelbe erhalten/ und auff die poſteri-
taͤt fortpflantzen. Es iſt zwar ein jeder Chriſt auch ein geiſtlicher Prie-
ſter und Geſalbter GOttes/ wovon D. Lutherus (*) Lehrreichen Unter-
richt erſtattet; Aber der Gott der Ordnung wil auch Ordnung gehal-
ten haben unter denen/ die lehren und vorſtehen/ auff daß alles in der Ge-
mein ordentlich und zierlich verwaltet werde. Und dann endlich den Lohn
und Kron droben an jenem Tage erwarten/ hie keines andern ſich verſe-
hen/ als inwendig Angſt/ außwendig Furcht/ und wann man ſich an dem
Teuffel verſuͤndiget/ und der Welt die bittere Warheit ſagt/
nichts als Feindſchafft/ Verfolgung/ Undanck
in fine laborum.
(*) Tom. 7.
Wit. p. 289.
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