Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. kompt auch auß Griechischer Sprache/ den sie nennen Episcopum, derheisset auff Lateinisch Speculator, auff Teutsch/ ein Wartmann oder Wächter auff der Wart: Gleichwie man nennet einen Thürner oder Haußmann auff dem Thurn/ der da wachen und über die Stadt sehen soll/ daß nicht Feur oder Feind Schaden thue. Hirten ist je befohlen die Schaafe auff die gesunde Weyde zu führen/ und zu träncken auß den Quellen Jsraelis. Hat die Christliche Kirche von Alters her einen er- laubten Unterscheid gemacht/ unter den Dienern der Kirch/ und dieselbe in gewisse gradus abgetheilt/ Ergo nemo pacisicus contra Ecclesiam, so soll sich auch keiner über den andern brüsten/ und ihme solche Ordnung mißfallen lassen; Außgesetzt/ was der Antichrist hernach für einen Unrath angerichtet mit seinen fieben Weyhen/ und deroselben unseligen Brute. Es muß ein jeder Priester durch seine sieben Weyhen gehen/ welche sie- ben ordines oder Weyhen sie in solcher Ordnung erzehlen/ daß einer müße (1.) ein Ostiarius, das ist ein Glöckner oder Meßner gleichsam seyn/ der die Kirche auff und zu sperren/ und der dem Prediger das Buch auffthun solle. (2.) Lector, der soll lesen und singen/ das Brod und die neue Früch- te segnen. (3.) Exorcista, der soll die Tenffel außtreiben. (4) Acoly- tus, der soll die Kertzen tragen (daher sie gemeiniglich ceroferarii ge- nennt werden) Liechter anzünden/ Wein und Wasser zur Messe bringen. (5.) Subdiaconus, der soll das Wasser zum Altar-Dienst zu richten/ dem Diacono auff den Dienst warten/ und ihme den Kelch und Paten zum Opffer her geben/ die Oblaten auff den Altar lüffern. (6.) Diaconus, der soll zum Altar dienen/ tauffen und predigen. (7.) Presbyter, der soll opffern/ segnen/ der Pfarr vorstehen/ predigen und tauffen. Es geben zwar etliche für und phantasiren/ wie Christus selbst durch alle diese sieben ordines seye auffgestiegen: dann am ersten sey er Ostiarius gewesen/ da er die Käuffer und Verkäuffer auß dem Tempel getrieben Luc. 19. Le- ctor, da er auß dem Propheten Esaia in der Schul zu Nazareth gelesen Luc. 4. Acolytus, da er gesagt/ Jch bin das Liecht der Welt/ Joh. 8. Subdiaconus, da er den Jüngrrn die Füsse gewaschen Joh. 13. Diaco- nus, da er das H. Abendmahl außgetheilt. Presbyter, da er das heilige Abendmahl consecrirt/ und sich selbsten auff dem Altar des Creutzes geopf- fert. Aber das hat keinen Grund/ und könte man auß den Worten und Wercken Christi unzehlig viel ordines und Orden machen/ wann man auß allem was Christus gethan/ einen besondern Orden machen wolte/ als/ daß er 40. Tag und 40. Nacht gefastet; Da er in Tempel gangen/ da er mit den Gelehrten disputirt/ da er die Todten auffgeweckt/ das gebe ja wun- derliche
Predigt. kompt auch auß Griechiſcher Sprache/ den ſie nennen Epiſcopum, derheiſſet auff Lateiniſch Speculator, auff Teutſch/ ein Wartmann oder Waͤchter auff der Wart: Gleichwie man nennet einen Thuͤrner oder Haußmann auff dem Thurn/ der da wachen und uͤber die Stadt ſehen ſoll/ daß nicht Feur oder Feind Schaden thue. Hirten iſt je befohlen die Schaafe auff die geſunde Weyde zu fuͤhren/ und zu traͤncken auß den Quellen Jſraelis. Hat die Chriſtliche Kirche von Alters her einen er- laubten Unterſcheid gemacht/ unter den Dienern der Kirch/ und dieſelbe in gewiſſe gradus abgetheilt/ Ergo nemo paciſicus contra Eccleſiam, ſo ſoll ſich auch keiner uͤber den andern bruͤſten/ und ihme ſolche Ordnung mißfallen laſſen; Außgeſetzt/ was der Antichriſt hernach fuͤr einen Unrath angerichtet mit ſeinen fieben Weyhen/ und deroſelben unſeligen Brute. Es muß ein jeder Prieſter durch ſeine ſieben Weyhen gehen/ welche ſie- ben ordines oder Weyhen ſie in ſolcher Ordnung erzehlen/ daß einer muͤße (1.) ein Oſtiarius, das iſt ein Gloͤckner oder Meßner gleichſam ſeyn/ der die Kirche auff und zu ſperren/ und der dem Prediger das Buch auffthun ſolle. (2.) Lector, der ſoll leſen und ſingen/ das Brod und die neue Fruͤch- te ſegnen. (3.) Exorciſta, der ſoll die Tenffel außtreiben. (4) Acoly- tus, der ſoll die Kertzen tragen (daher ſie gemeiniglich ceroferarii ge- nennt werden) Liechter anzuͤnden/ Wein und Waſſer zur Meſſe bringen. (5.) Subdiaconus, der ſoll das Waſſer zum Altar-Dienſt zu richten/ dem Diacono auff den Dienſt warten/ und ihme den Kelch und Paten zum Opffer her geben/ die Oblaten auff den Altar luͤffern. (6.) Diaconus, der ſoll zum Altar dienen/ tauffen und predigen. (7.) Presbyter, der ſoll opffern/ ſegnen/ der Pfarꝛ vorſtehen/ predigen und tauffen. Es geben zwar etliche fuͤr und phantaſiren/ wie Chriſtus ſelbſt durch alle dieſe ſieben ordines ſeye auffgeſtiegen: dann am erſten ſey er Oſtiarius geweſen/ da er die Kaͤuffer und Verkaͤuffer auß dem Tempel getrieben Luc. 19. Le- ctor, da er auß dem Propheten Eſaia in der Schul zu Nazareth geleſen Luc. 4. Acolytus, da er geſagt/ Jch bin das Liecht der Welt/ Joh. 8. Subdiaconus, da er den Juͤngrrn die Fuͤſſe gewaſchen Joh. 13. Diaco- nus, da er das H. Abendmahl außgetheilt. Presbyter, da er das heilige Abendmahl conſecrirt/ und ſich ſelbſten auff dem Altar des Creutzes geopf- fert. Aber das hat keinen Grund/ und koͤnte man auß den Worten und Wercken Chriſti unzehlig viel ordines und Orden machen/ wann man auß allem was Chriſtus gethan/ einen beſondern Orden machen wolte/ als/ daß er 40. Tag und 40. Nacht gefaſtet; Da er in Tempel gangen/ da er mit den Gelehrten diſputirt/ da er die Todten auffgeweckt/ das gebe ja wun- derliche
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Predigt.
kompt auch auß Griechiſcher Sprache/ den ſie nennen Epiſcopum, der
heiſſet auff Lateiniſch Speculator, auff Teutſch/ ein Wartmann oder
Waͤchter auff der Wart: Gleichwie man nennet einen Thuͤrner oder
Haußmann auff dem Thurn/ der da wachen und uͤber die Stadt ſehen
ſoll/ daß nicht Feur oder Feind Schaden thue. Hirten iſt je befohlen die
Schaafe auff die geſunde Weyde zu fuͤhren/ und zu traͤncken auß den
Quellen Jſraelis. Hat die Chriſtliche Kirche von Alters her einen er-
laubten Unterſcheid gemacht/ unter den Dienern der Kirch/ und dieſelbe
in gewiſſe gradus abgetheilt/ Ergo nemo paciſicus contra Eccleſiam, ſo
ſoll ſich auch keiner uͤber den andern bruͤſten/ und ihme ſolche Ordnung
mißfallen laſſen; Außgeſetzt/ was der Antichriſt hernach fuͤr einen Unrath
angerichtet mit ſeinen fieben Weyhen/ und deroſelben unſeligen Brute.
Es muß ein jeder Prieſter durch ſeine ſieben Weyhen gehen/ welche ſie-
ben ordines oder Weyhen ſie in ſolcher Ordnung erzehlen/ daß einer muͤße
(1.) ein Oſtiarius, das iſt ein Gloͤckner oder Meßner gleichſam ſeyn/ der
die Kirche auff und zu ſperren/ und der dem Prediger das Buch auffthun
ſolle. (2.) Lector, der ſoll leſen und ſingen/ das Brod und die neue Fruͤch-
te ſegnen. (3.) Exorciſta, der ſoll die Tenffel außtreiben. (4) Acoly-
tus, der ſoll die Kertzen tragen (daher ſie gemeiniglich ceroferarii ge-
nennt werden) Liechter anzuͤnden/ Wein und Waſſer zur Meſſe bringen.
(5.) Subdiaconus, der ſoll das Waſſer zum Altar-Dienſt zu richten/ dem
Diacono auff den Dienſt warten/ und ihme den Kelch und Paten zum
Opffer her geben/ die Oblaten auff den Altar luͤffern. (6.) Diaconus,
der ſoll zum Altar dienen/ tauffen und predigen. (7.) Presbyter, der
ſoll opffern/ ſegnen/ der Pfarꝛ vorſtehen/ predigen und tauffen. Es geben
zwar etliche fuͤr und phantaſiren/ wie Chriſtus ſelbſt durch alle dieſe ſieben
ordines ſeye auffgeſtiegen: dann am erſten ſey er Oſtiarius geweſen/ da
er die Kaͤuffer und Verkaͤuffer auß dem Tempel getrieben Luc. 19. Le-
ctor, da er auß dem Propheten Eſaia in der Schul zu Nazareth geleſen
Luc. 4. Acolytus, da er geſagt/ Jch bin das Liecht der Welt/ Joh. 8.
Subdiaconus, da er den Juͤngrrn die Fuͤſſe gewaſchen Joh. 13. Diaco-
nus, da er das H. Abendmahl außgetheilt. Presbyter, da er das heilige
Abendmahl conſecrirt/ und ſich ſelbſten auff dem Altar des Creutzes geopf-
fert. Aber das hat keinen Grund/ und koͤnte man auß den Worten und
Wercken Chriſti unzehlig viel ordines und Orden machen/ wann man
auß allem was Chriſtus gethan/ einen beſondern Orden machen wolte/ als/
daß er 40. Tag und 40. Nacht gefaſtet; Da er in Tempel gangen/ da er
mit den Gelehrten diſputirt/ da er die Todten auffgeweckt/ das gebe ja wun-
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/455>, abgerufen am 16.07.2024. |