Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.
Solcher massen haben allhie unsere uhralte Straßburger/ nachdem Es ist dem Göttlichen Wort gemäß/ daß Moses des Aarons Gott Obrig- (*) AEdes cathedralis (ita Guilman. in Erasmo p. 451.) post decimum resti-
tutionis annum, magis deserta per paucorum Canonicorum, & Sacerdotum ina- nem & pudendam formidinem, quam vi aliqua amissa, aut rursus erepta.
Solcher maſſen haben allhie unſere uhralte Straßburger/ nachdem Es iſt dem Goͤttlichen Wort gemaͤß/ daß Moſes des Aarons Gott Obrig- (*) Ædes cathedralis (ita Guilman. in Eraſmo p. 451.) poſt decimum reſti-
tutionis annum, magis deſerta per paucorum Canonicorum, & Sacerdotum ina- nem & pudendam formidinem, quàm vi aliquâ amiſſa, aut rurſus erepta. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0416" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">APPENDIX.</hi></hi></hi></fw><lb/> die da ſchon glaubig waren. Alſo iſt auch ein jeglicher Chriſt ſchuldig zu thun/<lb/> ſo er ſiehet/ daß man Mangel am Wort hat/ und er tuͤglich iſt dazu/ ob ihn ſchon<lb/> die Gemein nicht erfordert. Vielmehr/ ſo er von den Bruͤdern/ die ihm in den<lb/> Rechten gleich ſind/ oder von einer gantzen Gemein/ gebeten und erfordert wird.<lb/> Ein ander Exempel haben wir an St. Stephan und St. Philippo/ die allein zu<lb/> dem Ampt des Tiſches verordnet waren. Nichts deſtoweniger that St. Stephan<lb/> Wunder und groſſe Zeichen im Volck/ und diſputirte mit den Synagogen/ und<lb/> uͤberwand die Concilia der Juden/ mit dem Wort des Geiſtes; Philippus auch<lb/> ſo bekehret die Samariter/ zohr hin und her durch Aſcalon und <hi rendition="#aq">Cæſarean,</hi> lieber<lb/> auß welchen Rechten? auß welchem Gewalt thaͤten ſie das? Sie waren je ge-<lb/> wißlich von niemand weder gebeten noch erfordert/ ſondern ſie haben das von<lb/> ihnen ſelbſt gethan/ und auß gemeinen Rechten/ dieweil ihnen eine Vrſache und<lb/> Zugang zu ſolchem fuͤrhanden kam/ und ſie ſahen/ daß das unwiſſende Volck<lb/> ihres Ampts nothduͤrfftig/ und des Worts beraubet war. Wie vielmehr wuͤr-<lb/> den ſie das gethan haben/ wann ſie gebeten/ es waͤrt von etlichen/ oder von einer<lb/> gantzen Gemeine/ dazu waͤren erfordert? Vnd der Verſchnitten/ der von Phi-<lb/> lippo bekehret ward/ iſt er ein rechter Chriſt blieben/ wie dann zu glauben iſt ohn<lb/> Zweiffel/ ſo hat er viel andere das Wort Gottes gelehret/ dieweil ihm gebotten<lb/> war zu verkuͤndigen die Tugend deß/ der ihn beruffen haͤtte von der Finſternuͤß<lb/> in ſein wunderbar Liecht: So er aber das gethan hat/ ſo iſt nach erfolgt/ auß ſel-<lb/> nem Wort oder Predigt/ der Glaube bey vielen/ dieweil das Wort Gottes nicht<lb/> leer wieder heim kommt. Auß dieſem Glauben iſt eine Kirche worden/ dieſelbi-<lb/> ge Kirch hat alsdann durch das Wort empfangen und erfuͤllet die Aempter zu<lb/> taͤuffen/ zu predigen/ und alle andere ſo oben erzehlet ſind. Vnd dieſes alles iſt<lb/> alſo durch denſelbigen einigen Verſchnittenen erfuͤllet worden/ durch kein anders/<lb/> dann durch das Tauff-Recht und ſeines Glaubens/ vorauß ſo andere nicht fuͤr-<lb/> handen waren/ die ſolches außrichten kunten. Bißh. Luth.</quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Solcher maſſen haben allhie unſere uhralte Straßburger/ nachdem<lb/> ſie der Roͤmiſchen Cleriſey/ Tyranney/ Schinderey/ Abgoͤtterey und Aber-<lb/> glauben muͤde worden/ und lang gnug Haber-Stroh fuͤr Ablaß freſſen<lb/> muͤſſen/ an den todten Beinen nagen/ truͤb/ ſtinckend ciſternen Waſſer<lb/> fuͤr die lebendige Quelle Jſraelis trincken; Nachdem die Cleriſey gar <hi rendition="#aq">pu-<lb/> dendo (ſed panico) timore,</hi> ihren Schaafſtall quittirt und da von gelauf-<lb/> fen/ <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">Ædes cathedralis (<hi rendition="#i">ita Guilman. in Eraſmo p. 451.</hi>) poſt decimum reſti-<lb/> tutionis annum, magis deſerta per paucorum Canonicorum, & Sacerdotum ina-<lb/> nem & pudendam formidinem, quàm vi aliquâ amiſſa, aut rurſus erepta.</hi></note> um getreue Lehrer und Seelſorger flehentlich angehalten.</p><lb/> <p>Es iſt dem Goͤttlichen Wort gemaͤß/ daß Moſes des Aarons Gott<lb/> ſey/ daß eine jede Chriſtliche Obrigkeit das Ober-Biſchoͤffliche Ampt/ und<lb/> alſo die Ober-Rund uͤber die Geiſtliche Waͤchter habe/ beſitze und uͤbe/ und<lb/> Krafft deſſen dieſelbe erwaͤhle/ beruffe und mit Chriſtlichen Ceremonien<lb/> ordiniren laſſe/ kan es ſeyn mit Zuziehung/ Rath/ Benennung/ <hi rendition="#aq">Exami-<lb/> nation</hi> eines reinen Predigampts/ wie es dann auch ſeyn ſoll/ damit die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Obrig-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [392/0416]
APPENDIX.
die da ſchon glaubig waren. Alſo iſt auch ein jeglicher Chriſt ſchuldig zu thun/
ſo er ſiehet/ daß man Mangel am Wort hat/ und er tuͤglich iſt dazu/ ob ihn ſchon
die Gemein nicht erfordert. Vielmehr/ ſo er von den Bruͤdern/ die ihm in den
Rechten gleich ſind/ oder von einer gantzen Gemein/ gebeten und erfordert wird.
Ein ander Exempel haben wir an St. Stephan und St. Philippo/ die allein zu
dem Ampt des Tiſches verordnet waren. Nichts deſtoweniger that St. Stephan
Wunder und groſſe Zeichen im Volck/ und diſputirte mit den Synagogen/ und
uͤberwand die Concilia der Juden/ mit dem Wort des Geiſtes; Philippus auch
ſo bekehret die Samariter/ zohr hin und her durch Aſcalon und Cæſarean, lieber
auß welchen Rechten? auß welchem Gewalt thaͤten ſie das? Sie waren je ge-
wißlich von niemand weder gebeten noch erfordert/ ſondern ſie haben das von
ihnen ſelbſt gethan/ und auß gemeinen Rechten/ dieweil ihnen eine Vrſache und
Zugang zu ſolchem fuͤrhanden kam/ und ſie ſahen/ daß das unwiſſende Volck
ihres Ampts nothduͤrfftig/ und des Worts beraubet war. Wie vielmehr wuͤr-
den ſie das gethan haben/ wann ſie gebeten/ es waͤrt von etlichen/ oder von einer
gantzen Gemeine/ dazu waͤren erfordert? Vnd der Verſchnitten/ der von Phi-
lippo bekehret ward/ iſt er ein rechter Chriſt blieben/ wie dann zu glauben iſt ohn
Zweiffel/ ſo hat er viel andere das Wort Gottes gelehret/ dieweil ihm gebotten
war zu verkuͤndigen die Tugend deß/ der ihn beruffen haͤtte von der Finſternuͤß
in ſein wunderbar Liecht: So er aber das gethan hat/ ſo iſt nach erfolgt/ auß ſel-
nem Wort oder Predigt/ der Glaube bey vielen/ dieweil das Wort Gottes nicht
leer wieder heim kommt. Auß dieſem Glauben iſt eine Kirche worden/ dieſelbi-
ge Kirch hat alsdann durch das Wort empfangen und erfuͤllet die Aempter zu
taͤuffen/ zu predigen/ und alle andere ſo oben erzehlet ſind. Vnd dieſes alles iſt
alſo durch denſelbigen einigen Verſchnittenen erfuͤllet worden/ durch kein anders/
dann durch das Tauff-Recht und ſeines Glaubens/ vorauß ſo andere nicht fuͤr-
handen waren/ die ſolches außrichten kunten. Bißh. Luth.
Solcher maſſen haben allhie unſere uhralte Straßburger/ nachdem
ſie der Roͤmiſchen Cleriſey/ Tyranney/ Schinderey/ Abgoͤtterey und Aber-
glauben muͤde worden/ und lang gnug Haber-Stroh fuͤr Ablaß freſſen
muͤſſen/ an den todten Beinen nagen/ truͤb/ ſtinckend ciſternen Waſſer
fuͤr die lebendige Quelle Jſraelis trincken; Nachdem die Cleriſey gar pu-
dendo (ſed panico) timore, ihren Schaafſtall quittirt und da von gelauf-
fen/ (*) um getreue Lehrer und Seelſorger flehentlich angehalten.
Es iſt dem Goͤttlichen Wort gemaͤß/ daß Moſes des Aarons Gott
ſey/ daß eine jede Chriſtliche Obrigkeit das Ober-Biſchoͤffliche Ampt/ und
alſo die Ober-Rund uͤber die Geiſtliche Waͤchter habe/ beſitze und uͤbe/ und
Krafft deſſen dieſelbe erwaͤhle/ beruffe und mit Chriſtlichen Ceremonien
ordiniren laſſe/ kan es ſeyn mit Zuziehung/ Rath/ Benennung/ Exami-
nation eines reinen Predigampts/ wie es dann auch ſeyn ſoll/ damit die
Obrig-
(*) Ædes cathedralis (ita Guilman. in Eraſmo p. 451.) poſt decimum reſti-
tutionis annum, magis deſerta per paucorum Canonicorum, & Sacerdotum ina-
nem & pudendam formidinem, quàm vi aliquâ amiſſa, aut rurſus erepta.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/416>, abgerufen am 16.07.2024. |