Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
APPENDIX.
get/ daß wir uns solches nicht solten ärgern lassen/ und kei-
nen Wunderzeichen glauben/ noch annehmen/ wider diese
Lehre/ wann auch ein Engel vom Himmel solche Lehre und
Wunder sichtiglich brächte. Also hat GOtt auch im Alten
Testament ernstlich verbotten/ daß man keinen Propheten
solte hören noch annehmen/ wie die Lehre/ die Er ihnen durch
Mosen gegeben
Deuter. 12. Wann ein Prophet oder Träu-
mer (spricht Er) unter euch wird auffstehen/ und gibt dir ein
Zeichen oder Wunder etc.
Hactenus Lutherus.

Aber von dem mittelbaren Beruff zeuget die sehnliche Begierde der
äusserst-beschwerten Teutschen Nation/ (deren gravamina am Tag lie-
gen) darunter sie geruffen nach Hülffe/ nach Trost/ nach Gewissens-Ruhe/
und würcklich gesagt mit jenem Macedonischen Mann: Komm hier-
auff und hilff uns
Act. 16. Da konte nun die innerliche Liebes-Flamme
nicht feyren/ der Beruff der Christlichen Liebe hat Lutherum gezwungen/
die von GOtt verliehene Gaben zu brauchen/ und mitzutheilen/ für GOtt
und seine Ehre zu eyffern/ nicht zugeben/ nicht schweigen/ wann der Name
GOttes gelästert wird Rom. 2/ 24. 1. Tim. 5/ 22. sich fürzusehen und zu
warnen für den falschen Propheten. Wann in einer Stadt eine Brunst
außgehet/ lehret jederman die Christliche Liebe Wasser zu zutragen und zu
löschen. Nun stunde zu Lutheri Zeiten Europa in einer geistlichen
Brunst/ ja in Gefahr der ewigen höllischen Brunst: Lutherus hats mit
erleuchteten Augen gesehen/ Feurio geschryen/ und so viel an ihm Wasser
zugetragen zum löschen/ was hat er Unrechts hieran gethan? Als vor
Zeiten die canes Capitolini oder Wachthunde in dem Capitolio zu Rom/
da die feindseligen Frantzosen eingefallen/ geschlaffen/ haben die Gänse
(so zur Stadt- und Tempel-Wacht nicht bestellet gewesen) angefangen zu
schnadern/ und den Feind verrathen. Was hat dann Johann Huß die
Böhmische Ganß/ und Luther der Sächsische Schwan übels gethan/ daß
da Bischöffe und Seelen-Wächter schlaffende Hunde worden/ sie auß
Liebe und Treu den Feind angemeldet und zu erkennen geben? Wann in
einer Stadt alle geschworne und ordentlich beruffene Aertzte Zauberer wor-
den und Gifft-Mörder/ die an statt heilsamer Artzney den armen Leuten
Gifft beybrächten/ es käme aber überzwerchfelds daher ein getreuer/ gewis-
senhaffter/ wiewol von gemeldter Stadt unberuffener Artzt/ der des Jam-
mers und Betrugs gewahr worden/ würde ihn auch jemand verdencken/
wann er die unselige Leute warnete? Die Christliche Liebe würde ihn da-
zu dringen. Nun ist Lutherus auch gewahr worden des Seelen-Giffts/ da-

mit
APPENDIX.
get/ daß wir uns ſolches nicht ſolten aͤrgern laſſen/ und kei-
nen Wunderzeichen glauben/ noch annehmen/ wider dieſe
Lehre/ wann auch ein Engel vom Himmel ſolche Lehre und
Wunder ſichtiglich braͤchte. Alſo hat GOtt auch im Alten
Teſtament ernſtlich verbotten/ daß man keinen Propheten
ſolte hoͤren noch annehmen/ wie die Lehre/ die Er ihnen durch
Moſen gegeben
Deuter. 12. Wann ein Prophet oder Traͤu-
mer (ſpricht Er) unter euch wird auffſtehen/ und gibt dir ein
Zeichen oder Wunder ꝛc.
Hactenus Lutherus.

Aber von dem mittelbaren Beruff zeuget die ſehnliche Begierde der
aͤuſſerſt-beſchwerten Teutſchen Nation/ (deren gravamina am Tag lie-
gen) darunter ſie geruffen nach Huͤlffe/ nach Troſt/ nach Gewiſſens-Ruhe/
und wuͤrcklich geſagt mit jenem Macedoniſchen Mann: Komm hier-
auff und hilff uns
Act. 16. Da konte nun die innerliche Liebes-Flam̃e
nicht feyren/ der Beruff der Chriſtlichen Liebe hat Lutherum gezwungen/
die von GOtt verliehene Gaben zu brauchen/ und mitzutheilen/ fuͤr GOtt
und ſeine Ehre zu eyffern/ nicht zugeben/ nicht ſchweigen/ wann der Name
GOttes gelaͤſtert wird Rom. 2/ 24. 1. Tim. 5/ 22. ſich fuͤrzuſehen und zu
warnen fuͤr den falſchen Propheten. Wann in einer Stadt eine Brunſt
außgehet/ lehret jederman die Chriſtliche Liebe Waſſer zu zutragen und zu
loͤſchen. Nun ſtunde zu Lutheri Zeiten Europa in einer geiſtlichen
Brunſt/ ja in Gefahr der ewigen hoͤlliſchen Brunſt: Lutherus hats mit
erleuchteten Augen geſehen/ Feuriò geſchryen/ und ſo viel an ihm Waſſer
zugetragen zum loͤſchen/ was hat er Unrechts hieran gethan? Als vor
Zeiten die canes Capitolini oder Wachthunde in dem Capitolio zu Rom/
da die feindſeligen Frantzoſen eingefallen/ geſchlaffen/ haben die Gaͤnſe
(ſo zur Stadt- und Tempel-Wacht nicht beſtellet geweſen) angefangen zu
ſchnadern/ und den Feind verrathen. Was hat dann Johann Huß die
Boͤhmiſche Ganß/ und Luther der Saͤchſiſche Schwan uͤbels gethan/ daß
da Biſchoͤffe und Seelen-Waͤchter ſchlaffende Hunde worden/ ſie auß
Liebe und Treu den Feind angemeldet und zu erkennen geben? Wann in
einer Stadt alle geſchworne und ordentlich beruffene Aertzte Zauberer wor-
den und Gifft-Moͤrder/ die an ſtatt heilſamer Artzney den armen Leuten
Gifft beybraͤchten/ es kaͤme aber uͤberzwerchfelds daher ein getreuer/ gewiſ-
ſenhaffter/ wiewol von gemeldter Stadt unberuffener Artzt/ der des Jam-
mers und Betrugs gewahr worden/ wuͤrde ihn auch jemand verdencken/
wann er die unſelige Leute warnete? Die Chriſtliche Liebe wuͤrde ihn da-
zu dringen. Nun iſt Lutherus auch gewahr worden des Seelen-Giffts/ da-

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote><pb facs="#f0394" n="370"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">APPENDIX.</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">get/ daß wir uns &#x017F;olches nicht &#x017F;olten a&#x0364;rgern la&#x017F;&#x017F;en/ und kei-<lb/>
nen Wunderzeichen glauben/ noch annehmen/ wider die&#x017F;e<lb/>
Lehre/ wann auch ein Engel vom Himmel &#x017F;olche Lehre und<lb/>
Wunder &#x017F;ichtiglich bra&#x0364;chte. Al&#x017F;o hat GOtt auch im Alten<lb/>
Te&#x017F;tament ern&#x017F;tlich verbotten/ daß man keinen Propheten<lb/>
&#x017F;olte ho&#x0364;ren noch annehmen/ wie die Lehre/ die Er ihnen durch<lb/>
Mo&#x017F;en gegeben</hi><hi rendition="#aq">Deuter.</hi> 12. <hi rendition="#fr">Wann ein Prophet oder Tra&#x0364;u-<lb/>
mer (&#x017F;pricht Er) unter euch wird auff&#x017F;tehen/ und gibt dir ein<lb/>
Zeichen oder Wunder &#xA75B;c.</hi> <hi rendition="#aq">Hactenus Lutherus.</hi></quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>Aber von dem mittelbaren Beruff zeuget die &#x017F;ehnliche Begierde der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t-be&#x017F;chwerten Teut&#x017F;chen Nation/ (deren <hi rendition="#aq">gravamina</hi> am Tag lie-<lb/>
gen) darunter &#x017F;ie geruffen nach Hu&#x0364;lffe/ nach Tro&#x017F;t/ nach Gewi&#x017F;&#x017F;ens-Ruhe/<lb/>
und wu&#x0364;rcklich ge&#x017F;agt mit jenem Macedoni&#x017F;chen Mann: <hi rendition="#fr">Komm hier-<lb/>
auff und hilff uns</hi> <hi rendition="#aq">Act.</hi> 16. Da konte nun die innerliche Liebes-Flam&#x0303;e<lb/>
nicht feyren/ der Beruff der Chri&#x017F;tlichen Liebe hat Lutherum gezwungen/<lb/>
die von GOtt verliehene Gaben zu brauchen/ und mitzutheilen/ fu&#x0364;r GOtt<lb/>
und &#x017F;eine Ehre zu eyffern/ nicht zugeben/ nicht &#x017F;chweigen/ wann der Name<lb/>
GOttes gela&#x0364;&#x017F;tert wird Rom. 2/ 24. 1. Tim. 5/ 22. &#x017F;ich fu&#x0364;rzu&#x017F;ehen und zu<lb/>
warnen fu&#x0364;r den fal&#x017F;chen Propheten. Wann in einer Stadt eine Brun&#x017F;t<lb/>
außgehet/ lehret jederman die Chri&#x017F;tliche Liebe Wa&#x017F;&#x017F;er zu zutragen und zu<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chen. Nun &#x017F;tunde zu Lutheri Zeiten Europa in einer gei&#x017F;tlichen<lb/>
Brun&#x017F;t/ ja in Gefahr der ewigen ho&#x0364;lli&#x017F;chen Brun&#x017F;t: Lutherus hats mit<lb/>
erleuchteten Augen ge&#x017F;ehen/ Feuri<hi rendition="#aq">ò</hi> ge&#x017F;chryen/ und &#x017F;o viel an ihm Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zugetragen zum lo&#x0364;&#x017F;chen/ was hat er Unrechts hieran gethan? Als vor<lb/>
Zeiten die <hi rendition="#aq">canes Capitolini</hi> oder Wachthunde in dem <hi rendition="#aq">Capitolio</hi> zu Rom/<lb/>
da die feind&#x017F;eligen Frantzo&#x017F;en eingefallen/ ge&#x017F;chlaffen/ haben die Ga&#x0364;n&#x017F;e<lb/>
(&#x017F;o zur Stadt- und Tempel-Wacht nicht be&#x017F;tellet gewe&#x017F;en) angefangen zu<lb/>
&#x017F;chnadern/ und den Feind verrathen. Was hat dann Johann Huß die<lb/>
Bo&#x0364;hmi&#x017F;che Ganß/ und Luther der Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Schwan u&#x0364;bels gethan/ daß<lb/>
da Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe und Seelen-Wa&#x0364;chter &#x017F;chlaffende Hunde worden/ &#x017F;ie auß<lb/>
Liebe und Treu den Feind angemeldet und zu erkennen geben? Wann in<lb/>
einer Stadt alle ge&#x017F;chworne und ordentlich beruffene Aertzte Zauberer wor-<lb/>
den und Gifft-Mo&#x0364;rder/ die an &#x017F;tatt heil&#x017F;amer Artzney den armen Leuten<lb/>
Gifft beybra&#x0364;chten/ es ka&#x0364;me aber u&#x0364;berzwerchfelds daher ein getreuer/ gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enhaffter/ wiewol von gemeldter Stadt unberuffener Artzt/ der des Jam-<lb/>
mers und Betrugs gewahr worden/ wu&#x0364;rde ihn auch jemand verdencken/<lb/>
wann er die un&#x017F;elige Leute warnete? Die Chri&#x017F;tliche Liebe wu&#x0364;rde ihn da-<lb/>
zu dringen. Nun i&#x017F;t Lutherus auch gewahr worden des Seelen-Giffts/ da-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0394] APPENDIX. get/ daß wir uns ſolches nicht ſolten aͤrgern laſſen/ und kei- nen Wunderzeichen glauben/ noch annehmen/ wider dieſe Lehre/ wann auch ein Engel vom Himmel ſolche Lehre und Wunder ſichtiglich braͤchte. Alſo hat GOtt auch im Alten Teſtament ernſtlich verbotten/ daß man keinen Propheten ſolte hoͤren noch annehmen/ wie die Lehre/ die Er ihnen durch Moſen gegeben Deuter. 12. Wann ein Prophet oder Traͤu- mer (ſpricht Er) unter euch wird auffſtehen/ und gibt dir ein Zeichen oder Wunder ꝛc. Hactenus Lutherus. Aber von dem mittelbaren Beruff zeuget die ſehnliche Begierde der aͤuſſerſt-beſchwerten Teutſchen Nation/ (deren gravamina am Tag lie- gen) darunter ſie geruffen nach Huͤlffe/ nach Troſt/ nach Gewiſſens-Ruhe/ und wuͤrcklich geſagt mit jenem Macedoniſchen Mann: Komm hier- auff und hilff uns Act. 16. Da konte nun die innerliche Liebes-Flam̃e nicht feyren/ der Beruff der Chriſtlichen Liebe hat Lutherum gezwungen/ die von GOtt verliehene Gaben zu brauchen/ und mitzutheilen/ fuͤr GOtt und ſeine Ehre zu eyffern/ nicht zugeben/ nicht ſchweigen/ wann der Name GOttes gelaͤſtert wird Rom. 2/ 24. 1. Tim. 5/ 22. ſich fuͤrzuſehen und zu warnen fuͤr den falſchen Propheten. Wann in einer Stadt eine Brunſt außgehet/ lehret jederman die Chriſtliche Liebe Waſſer zu zutragen und zu loͤſchen. Nun ſtunde zu Lutheri Zeiten Europa in einer geiſtlichen Brunſt/ ja in Gefahr der ewigen hoͤlliſchen Brunſt: Lutherus hats mit erleuchteten Augen geſehen/ Feuriò geſchryen/ und ſo viel an ihm Waſſer zugetragen zum loͤſchen/ was hat er Unrechts hieran gethan? Als vor Zeiten die canes Capitolini oder Wachthunde in dem Capitolio zu Rom/ da die feindſeligen Frantzoſen eingefallen/ geſchlaffen/ haben die Gaͤnſe (ſo zur Stadt- und Tempel-Wacht nicht beſtellet geweſen) angefangen zu ſchnadern/ und den Feind verrathen. Was hat dann Johann Huß die Boͤhmiſche Ganß/ und Luther der Saͤchſiſche Schwan uͤbels gethan/ daß da Biſchoͤffe und Seelen-Waͤchter ſchlaffende Hunde worden/ ſie auß Liebe und Treu den Feind angemeldet und zu erkennen geben? Wann in einer Stadt alle geſchworne und ordentlich beruffene Aertzte Zauberer wor- den und Gifft-Moͤrder/ die an ſtatt heilſamer Artzney den armen Leuten Gifft beybraͤchten/ es kaͤme aber uͤberzwerchfelds daher ein getreuer/ gewiſ- ſenhaffter/ wiewol von gemeldter Stadt unberuffener Artzt/ der des Jam- mers und Betrugs gewahr worden/ wuͤrde ihn auch jemand verdencken/ wann er die unſelige Leute warnete? Die Chriſtliche Liebe wuͤrde ihn da- zu dringen. Nun iſt Lutherus auch gewahr worden des Seelen-Giffts/ da- mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/394
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/394>, abgerufen am 19.05.2024.