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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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in der Epistel an die Galater rühmet/ daß er nicht von Menschen/ auch nicht
durch Menschen/ sondern durch JEsum Christ zum Apostel beruffen/ derhalben
auch keinem/ auch Petro und den andern Aposteln/ nicht hat wollen weichen.
Denn er hat den rechten Lehrer hie auff dem Wege/ da er gen Damascon reiset/
selbst gehöret und studiret/ was er predigen und lehren solte/ und daß er zu ei-
nem Prediger und Lehrer deß Evangelii/ nicht allein den Juden/ sondern und
fürnemlich den Heyden beruffen wäre. Darum so ist das ein sehr schöner und
herrlicher Beruff gewesen/ weit über der andern Apostel Beruff/ denn auch sein
Beruff sich ferner erstrecket hat/ und weiter gangen ist/ denn der andern Apostel/
daß er predigen solte unter den Heyden. Deß sollen wir uns nu freuen und trö-
sten/ auch GOtt dancken/ der uns Heyden als heute/ ein solchen herrlichen Apo-
stel Paulum beruffen und gesandt hat/ wie er selbst diß bezeuget zu Timotheo/ da
er sagt: Er sey gesetzt ein Prediger und Apostel/ ein Lehrer der Heyden/ im
Glauben und in der Warheit. Darum so ist der liebe Paulus unser Apostel/
wiewol auch andere Apostel alle unsere Apostel seyn/ denn sie alle zugleich eine
Lehre von Christo empfangen/ und gelehret haben: So ist doch Paulus unser
Apostel/ denn er ist gen Rom kommen/ hat da das Evangelium vom Glauben in
Christum JEsum reichlich gepredigt und gelehrt/ ist auch da enthaupt worden.
Ob aber St. Petrus hinkommen/ und zu Rom gewesen sey/ das weiß ich nicht.
Sie rühmen hoch und viel von ihren beyden Leiben/ die wollen sie haben zu Rom/
weisen zwey Häupter/ und sagen es seynd Petri und Pauli Häupter: Jch weiß
es nicht/ ich hab es nicht gesehen; Das weiß ich aber/ daß der heilige Paulus der
fürnemst unter allen Aposteln da gewesen/ geprediget und gelehret hat/ darnach
fragen sie aber wenig/ ja wol gar nichts. Wir aber/ die wir den rechten Leib
Pauli haben/ ja nicht allein Pauli/ sondern auch Petri/ und deß HErrn Christi
selber/ fragen nach den todten Leiben zu Rom nichts/ denn wir haben den rechten
Leib und Geist Pauli in seinen heiligen Episteln/ deß rühmen wir uns/ und dan-
cken GOtt/ daß wir ihn haben: Sie aber zu Rom fragen nichts darnach/ son-
dern rühmen und tragen sich mit den Häuptern Petri und Pauli/ weisen die/ und
halten sie für Heiligthum/ so es doch nicht ihre Häupter/ sondern höltzerne
Häupter seyn/ etwan von einem ungelehrten Schnitzer gemacht und zugericht/
die weisen sie für groß Heiligthum/ das doch eitel Narrenwerck ist; Vnd wenn
sie gleich die rechte beinerne Häupter hätten/ die sie nicht haben/ so sind sie ihnen
eben so viel nütze/ als dem Altar darauff sie stehen/ welcher darum nichts heili-
ger oder besser ist/ denn ein ander Altar. Aber das ist das rechte Heiligthum/
daß wir nicht allein Paulum und seine Episteln/ sondern auch die Propheten und
Apostel/ ja den HErrn Christum selbst haben in der Schrifft/ da lesen und studi-
ren wir inne/ die hören wir mit uns reden/ die haben Leib und Seel gehabt/ das
ist gewiß: So haben wir auch ihren Geist/ daß wir die Schrifft verstehen/
denn wenn ich in der Kirchen Predigt höre/ so höre ich Petrum und Paulum/ ja
wenn ich in meinem Stüblein oder Kämmerlein lese/ was sie geschrieben und ge-
lehret haben/ da höre ich sie noch alle Tag predigen und mit mir reden/ denn sie
nichts anders gelehret und geprediget/ denn eben das/ das sie auch geschrieben
haben. Das hören wir noch heutiges Tages mit unsern Ohren/ und verneh-
mens mit unsern Hertzen/ was sie für Weißheit und Geist gehabt haben/ das ist
uns nütz und gut; was hilfft michs ihren Leib und Häupter haben und sehen? Zu
Grund nichts. So weit Lutherus.

Belangend
Die ſechſte
in der Epiſtel an die Galater ruͤhmet/ daß er nicht von Menſchen/ auch nicht
durch Menſchen/ ſondern durch JEſum Chriſt zum Apoſtel beruffen/ derhalben
auch keinem/ auch Petro und den andern Apoſteln/ nicht hat wollen weichen.
Denn er hat den rechten Lehrer hie auff dem Wege/ da er gen Damaſcon reiſet/
ſelbſt gehoͤret und ſtudiret/ was er predigen und lehren ſolte/ und daß er zu ei-
nem Prediger und Lehrer deß Evangelii/ nicht allein den Juden/ ſondern und
fuͤrnemlich den Heyden beruffen waͤre. Darum ſo iſt das ein ſehr ſchoͤner und
herꝛlicher Beruff geweſen/ weit uͤber der andern Apoſtel Beruff/ denn auch ſein
Beruff ſich ferner erſtrecket hat/ und weiter gangen iſt/ denn der andern Apoſtel/
daß er predigen ſolte unter den Heyden. Deß ſollen wir uns nu freuen und troͤ-
ſten/ auch GOtt dancken/ der uns Heyden als heute/ ein ſolchen herꝛlichen Apo-
ſtel Paulum beruffen und geſandt hat/ wie er ſelbſt diß bezeuget zu Timotheo/ da
er ſagt: Er ſey geſetzt ein Prediger und Apoſtel/ ein Lehrer der Heyden/ im
Glauben und in der Warheit. Darum ſo iſt der liebe Paulus unſer Apoſtel/
wiewol auch andere Apoſtel alle unſere Apoſtel ſeyn/ denn ſie alle zugleich eine
Lehre von Chriſto empfangen/ und gelehret haben: So iſt doch Paulus unſer
Apoſtel/ denn er iſt gen Rom kommen/ hat da das Evangelium vom Glauben in
Chriſtum JEſum reichlich gepredigt und gelehrt/ iſt auch da enthaupt worden.
Ob aber St. Petrus hinkommen/ und zu Rom geweſen ſey/ das weiß ich nicht.
Sie ruͤhmen hoch und viel von ihren beyden Leiben/ die wollen ſie haben zu Rom/
weiſen zwey Haͤupter/ und ſagen es ſeynd Petri und Pauli Haͤupter: Jch weiß
es nicht/ ich hab es nicht geſehen; Das weiß ich aber/ daß der heilige Paulus der
fuͤrnemſt unter allen Apoſteln da geweſen/ geprediget und gelehret hat/ darnach
fragen ſie aber wenig/ ja wol gar nichts. Wir aber/ die wir den rechten Leib
Pauli haben/ ja nicht allein Pauli/ ſondern auch Petri/ und deß HErꝛn Chriſti
ſelber/ fragen nach den todten Leiben zu Rom nichts/ denn wir haben den rechten
Leib und Geiſt Pauli in ſeinen heiligen Epiſteln/ deß ruͤhmen wir uns/ und dan-
cken GOtt/ daß wir ihn haben: Sie aber zu Rom fragen nichts darnach/ ſon-
dern ruͤhmen und tragen ſich mit den Haͤuptern Petri und Pauli/ weiſen die/ und
halten ſie fuͤr Heiligthum/ ſo es doch nicht ihre Haͤupter/ ſondern hoͤltzerne
Haͤupter ſeyn/ etwan von einem ungelehrten Schnitzer gemacht und zugericht/
die weiſen ſie fuͤr groß Heiligthum/ das doch eitel Narrenwerck iſt; Vnd wenn
ſie gleich die rechte beinerne Haͤupter haͤtten/ die ſie nicht haben/ ſo ſind ſie ihnen
eben ſo viel nuͤtze/ als dem Altar darauff ſie ſtehen/ welcher darum nichts heili-
ger oder beſſer iſt/ denn ein ander Altar. Aber das iſt das rechte Heiligthum/
daß wir nicht allein Paulum und ſeine Epiſteln/ ſondern auch die Propheten und
Apoſtel/ ja den HErꝛn Chriſtum ſelbſt haben in der Schrifft/ da leſen und ſtudi-
ren wir inne/ die hoͤren wir mit uns reden/ die haben Leib und Seel gehabt/ das
iſt gewiß: So haben wir auch ihren Geiſt/ daß wir die Schrifft verſtehen/
denn wenn ich in der Kirchen Predigt hoͤre/ ſo hoͤre ich Petrum und Paulum/ ja
wenn ich in meinem Stuͤblein oder Kaͤmmerlein leſe/ was ſie geſchrieben und ge-
lehret haben/ da hoͤre ich ſie noch alle Tag predigen und mit mir reden/ denn ſie
nichts anders gelehret und geprediget/ denn eben das/ das ſie auch geſchrieben
haben. Das hoͤren wir noch heutiges Tages mit unſern Ohren/ und verneh-
mens mit unſern Hertzen/ was ſie fuͤr Weißheit und Geiſt gehabt haben/ das iſt
uns nuͤtz und gut; was hilfft michs ihren Leib und Haͤupter haben und ſehen? Zu
Grund nichts. So weit Lutherus.

Belangend
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[324/0348] Die ſechſte in der Epiſtel an die Galater ruͤhmet/ daß er nicht von Menſchen/ auch nicht durch Menſchen/ ſondern durch JEſum Chriſt zum Apoſtel beruffen/ derhalben auch keinem/ auch Petro und den andern Apoſteln/ nicht hat wollen weichen. Denn er hat den rechten Lehrer hie auff dem Wege/ da er gen Damaſcon reiſet/ ſelbſt gehoͤret und ſtudiret/ was er predigen und lehren ſolte/ und daß er zu ei- nem Prediger und Lehrer deß Evangelii/ nicht allein den Juden/ ſondern und fuͤrnemlich den Heyden beruffen waͤre. Darum ſo iſt das ein ſehr ſchoͤner und herꝛlicher Beruff geweſen/ weit uͤber der andern Apoſtel Beruff/ denn auch ſein Beruff ſich ferner erſtrecket hat/ und weiter gangen iſt/ denn der andern Apoſtel/ daß er predigen ſolte unter den Heyden. Deß ſollen wir uns nu freuen und troͤ- ſten/ auch GOtt dancken/ der uns Heyden als heute/ ein ſolchen herꝛlichen Apo- ſtel Paulum beruffen und geſandt hat/ wie er ſelbſt diß bezeuget zu Timotheo/ da er ſagt: Er ſey geſetzt ein Prediger und Apoſtel/ ein Lehrer der Heyden/ im Glauben und in der Warheit. Darum ſo iſt der liebe Paulus unſer Apoſtel/ wiewol auch andere Apoſtel alle unſere Apoſtel ſeyn/ denn ſie alle zugleich eine Lehre von Chriſto empfangen/ und gelehret haben: So iſt doch Paulus unſer Apoſtel/ denn er iſt gen Rom kommen/ hat da das Evangelium vom Glauben in Chriſtum JEſum reichlich gepredigt und gelehrt/ iſt auch da enthaupt worden. Ob aber St. Petrus hinkommen/ und zu Rom geweſen ſey/ das weiß ich nicht. Sie ruͤhmen hoch und viel von ihren beyden Leiben/ die wollen ſie haben zu Rom/ weiſen zwey Haͤupter/ und ſagen es ſeynd Petri und Pauli Haͤupter: Jch weiß es nicht/ ich hab es nicht geſehen; Das weiß ich aber/ daß der heilige Paulus der fuͤrnemſt unter allen Apoſteln da geweſen/ geprediget und gelehret hat/ darnach fragen ſie aber wenig/ ja wol gar nichts. Wir aber/ die wir den rechten Leib Pauli haben/ ja nicht allein Pauli/ ſondern auch Petri/ und deß HErꝛn Chriſti ſelber/ fragen nach den todten Leiben zu Rom nichts/ denn wir haben den rechten Leib und Geiſt Pauli in ſeinen heiligen Epiſteln/ deß ruͤhmen wir uns/ und dan- cken GOtt/ daß wir ihn haben: Sie aber zu Rom fragen nichts darnach/ ſon- dern ruͤhmen und tragen ſich mit den Haͤuptern Petri und Pauli/ weiſen die/ und halten ſie fuͤr Heiligthum/ ſo es doch nicht ihre Haͤupter/ ſondern hoͤltzerne Haͤupter ſeyn/ etwan von einem ungelehrten Schnitzer gemacht und zugericht/ die weiſen ſie fuͤr groß Heiligthum/ das doch eitel Narrenwerck iſt; Vnd wenn ſie gleich die rechte beinerne Haͤupter haͤtten/ die ſie nicht haben/ ſo ſind ſie ihnen eben ſo viel nuͤtze/ als dem Altar darauff ſie ſtehen/ welcher darum nichts heili- ger oder beſſer iſt/ denn ein ander Altar. Aber das iſt das rechte Heiligthum/ daß wir nicht allein Paulum und ſeine Epiſteln/ ſondern auch die Propheten und Apoſtel/ ja den HErꝛn Chriſtum ſelbſt haben in der Schrifft/ da leſen und ſtudi- ren wir inne/ die hoͤren wir mit uns reden/ die haben Leib und Seel gehabt/ das iſt gewiß: So haben wir auch ihren Geiſt/ daß wir die Schrifft verſtehen/ denn wenn ich in der Kirchen Predigt hoͤre/ ſo hoͤre ich Petrum und Paulum/ ja wenn ich in meinem Stuͤblein oder Kaͤmmerlein leſe/ was ſie geſchrieben und ge- lehret haben/ da hoͤre ich ſie noch alle Tag predigen und mit mir reden/ denn ſie nichts anders gelehret und geprediget/ denn eben das/ das ſie auch geſchrieben haben. Das hoͤren wir noch heutiges Tages mit unſern Ohren/ und verneh- mens mit unſern Hertzen/ was ſie fuͤr Weißheit und Geiſt gehabt haben/ das iſt uns nuͤtz und gut; was hilfft michs ihren Leib und Haͤupter haben und ſehen? Zu Grund nichts. So weit Lutherus. Belangend

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/348>, abgerufen am 22.11.2024.