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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.

Wolte GOtt daß nicht auch die jenigen/ die nähere Jünger deß
HErrn Christi/ Lehrer und Prediger seyn sollen/ ehe und vielmehr ihnen
das Reich Christi/ als ihr eigen Hauß/ angelegen seyn liessen und beobach-
ten/ ehe und vielmehr der geistlichen Braut Christi/ als ihrer leiblichen
Braut pflegten! Aber die ex perientz und der Augenschein bezeugt/
was ihnen in ihren studiis am ersten und mehrsten angelegen gewesen/
daß junge Leuth/ wann sie kaum frühe Morgens die vocation zur Can-
tzel bekommen/ sie nachmittag um ein Hauß-Postill alsbald sich umsehen/
diese kost öffters gar viel zu binden/ das Pergament ist zu theur/ und muß
gleich jederman wissen/ daß ein solcher (o deina) das donum continen-
tiae
nicht hab. Jm Papstthum ist man diesem Zweck-Fehler zu begegnen/
auff das andere extremum, nemlich das Eheverbot hinauß geschlagen/
dadurch übel ärger gemacht worden. Ein fürtrefflich schönes Exempel
und Beyspiel solches Forschens nach dem Reich Gottes haben uns die
Weisen auß Morgenland hinderlassen/ als primitiae gentium, die
Erstlinge der Heyden/ die freylich ihnen nichts eher und mehr haben las-
sen angelegen seyn als das Reich deß neugebohrnen Königs der Juden
zu erforschen/ seine Reichs-Genossen zu werden. GOtt geb seinen Geist
und Krafft/ daß wir auch in derselben Fußstapffen tretten/ und endlich den
seligen Sprung thun auß dem Reich der Gnaden in das Reich der ewigen
und unwandelbahren Herrligkeit/ Amen.



Die dritte Predigt/
Von
Der Qualität/ Gestalt und Eigenschafft deß
Reichs Christi.

GEliebte in Christo. Es seynd ja herrliche und merck-
würdige elogia oder Lob-Sprüche/ damit der sonst Gott-
lose/ aber zu solchem Loben und Segnen von Gott dem
Herrn erweckte Prophet Bileam der Sohn Beor/Num. 23.
&
24.

(der Mann dem die Augen geöffnet sind/ der
Hörer Göttlicher Rede/ der deß Allmächtigen Offenbahrung
sihet/ dem die Augen geöffnet werden/ wenn er nieder kniet

Num.
F f 3
Predigt.

Wolte GOtt daß nicht auch die jenigen/ die naͤhere Juͤnger deß
HErꝛn Chriſti/ Lehrer und Prediger ſeyn ſollen/ ehe und vielmehr ihnen
das Reich Chriſti/ als ihr eigen Hauß/ angelegen ſeyn lieſſen und beobach-
ten/ ehe und vielmehr der geiſtlichen Braut Chriſti/ als ihrer leiblichen
Braut pflegten! Aber die ex perientz und der Augenſchein bezeugt/
was ihnen in ihren ſtudiis am erſten und mehrſten angelegen geweſen/
daß junge Leuth/ wann ſie kaum fruͤhe Morgens die vocation zur Can-
tzel bekommen/ ſie nachmittag um ein Hauß-Poſtill alsbald ſich umſehen/
dieſe koſt oͤffters gar viel zu binden/ das Pergament iſt zu theur/ und muß
gleich jederman wiſſen/ daß ein ſolcher (ὁ δεῖνα) das donum continen-
tiæ
nicht hab. Jm Papſtthum iſt man dieſem Zweck-Fehler zu begegnen/
auff das andere extremum, nemlich das Eheverbot hinauß geſchlagen/
dadurch uͤbel aͤrger gemacht worden. Ein fuͤrtrefflich ſchoͤnes Exempel
und Beyſpiel ſolches Forſchens nach dem Reich Gottes haben uns die
Weiſen auß Morgenland hinderlaſſen/ als primitiæ gentium, die
Erſtlinge der Heyden/ die freylich ihnen nichts eher und mehr haben laſ-
ſen angelegen ſeyn als das Reich deß neugebohrnen Koͤnigs der Juden
zu erforſchen/ ſeine Reichs-Genoſſen zu werden. GOtt geb ſeinen Geiſt
und Krafft/ daß wir auch in derſelben Fußſtapffen tretten/ und endlich den
ſeligen Sprung thun auß dem Reich der Gnaden in das Reich der ewigen
und unwandelbahren Herꝛligkeit/ Amen.



Die dritte Predigt/
Von
Der Qualitaͤt/ Geſtalt und Eigenſchafft deß
Reichs Chriſti.

GEliebte in Chriſto. Es ſeynd ja herꝛliche und merck-
wuͤrdige elogia oder Lob-Spruͤche/ damit der ſonſt Gott-
loſe/ aber zu ſolchem Loben und Segnen von Gott dem
Herꝛn erweckte Prophet Bileam der Sohn Beor/Num. 23.
&
24.

(der Mann dem die Augen geoͤffnet ſind/ der
Hoͤrer Goͤttlicher Rede/ der deß Allmaͤchtigen Offenbahrung
ſihet/ dem die Augen geoͤffnet werden/ wenn er nieder kniet

Num.
F f 3
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[229/0253] Predigt. Wolte GOtt daß nicht auch die jenigen/ die naͤhere Juͤnger deß HErꝛn Chriſti/ Lehrer und Prediger ſeyn ſollen/ ehe und vielmehr ihnen das Reich Chriſti/ als ihr eigen Hauß/ angelegen ſeyn lieſſen und beobach- ten/ ehe und vielmehr der geiſtlichen Braut Chriſti/ als ihrer leiblichen Braut pflegten! Aber die ex perientz und der Augenſchein bezeugt/ was ihnen in ihren ſtudiis am erſten und mehrſten angelegen geweſen/ daß junge Leuth/ wann ſie kaum fruͤhe Morgens die vocation zur Can- tzel bekommen/ ſie nachmittag um ein Hauß-Poſtill alsbald ſich umſehen/ dieſe koſt oͤffters gar viel zu binden/ das Pergament iſt zu theur/ und muß gleich jederman wiſſen/ daß ein ſolcher (ὁ δεῖνα) das donum continen- tiæ nicht hab. Jm Papſtthum iſt man dieſem Zweck-Fehler zu begegnen/ auff das andere extremum, nemlich das Eheverbot hinauß geſchlagen/ dadurch uͤbel aͤrger gemacht worden. Ein fuͤrtrefflich ſchoͤnes Exempel und Beyſpiel ſolches Forſchens nach dem Reich Gottes haben uns die Weiſen auß Morgenland hinderlaſſen/ als primitiæ gentium, die Erſtlinge der Heyden/ die freylich ihnen nichts eher und mehr haben laſ- ſen angelegen ſeyn als das Reich deß neugebohrnen Koͤnigs der Juden zu erforſchen/ ſeine Reichs-Genoſſen zu werden. GOtt geb ſeinen Geiſt und Krafft/ daß wir auch in derſelben Fußſtapffen tretten/ und endlich den ſeligen Sprung thun auß dem Reich der Gnaden in das Reich der ewigen und unwandelbahren Herꝛligkeit/ Amen. Die dritte Predigt/ Von Der Qualitaͤt/ Geſtalt und Eigenſchafft deß Reichs Chriſti. GEliebte in Chriſto. Es ſeynd ja herꝛliche und merck- wuͤrdige elogia oder Lob-Spruͤche/ damit der ſonſt Gott- loſe/ aber zu ſolchem Loben und Segnen von Gott dem Herꝛn erweckte Prophet Bileam der Sohn Beor/ (der Mann dem die Augen geoͤffnet ſind/ der Hoͤrer Goͤttlicher Rede/ der deß Allmaͤchtigen Offenbahrung ſihet/ dem die Augen geoͤffnet werden/ wenn er nieder kniet Num. Num. 23. & 24. F f 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/253>, abgerufen am 22.11.2024.