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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
chen/ als jene. Schleußt sich derowegen abermal hierauß/ daß die Sa-
cramenten Neuen Testaments seyen/ bezeichnende Zeugen/ und zeugende
Zeichen.

Es gibts auch (3.) Definitio signi, die Beschreibung was ei-
gentlich ein Zeichen sey.
Signum est, schreibt Augustinus (*),(*) Lib. 2.
de Doctr.
Christ.
c. 1. conf.

muserios.
p. 132. &
seq.

quod praeter speciem, quam sensibus ingerit, aliud aliquid ex se in
cogitationem venire facit,
das ist/ Ein Zeichen ist ein solches
Ding/ dadurch man als durch ein
perspectiv etwas anders
verborgenes sehen mag.
Zum Exempel/ den Rauch sihet man/
aber das Feur nicht/ dennoch ist der Rauch die Anleitung/ darauß man
das Feur conjecturiren und muthmassen kan: Also auch daß unter den
äusserlichen Elementen und sichtbaren Zeichen des Wassers und Bluts/
das hohe übernatürliche Sacramentliche Geheimnüß verborgen liege/
ist droben in der dritten und vierdten Predigt weitläufftig deducirt wor-
den.

Dazu kompt noch (4.) Symphonia Ecclesiae priscae & novae, die
Ubereinstimmung der so wol alten als neuen Kirch.
Dann
in dem general-Verstand sind wir allerseits eins/ daß die Sacramenta
Zeichen seyen/ mit allen denen die den Christlichen Nahmen führen. Pa-
pisten/ Calvinisten/ Widertäuffer/ Photinianer/ Arminianer machen hie
keinen Streit/ was sag ich den general-Verstand anlangt. Zeugnussen
dessen jetzo auß ihren Schrifften einzuführen/ ist nicht unser Vorhaben.
Und ist also unser Christliche Catechismus hierin wolgegründet/ wann
wir antworten auff die Frag: Warzu dienen die Sacramenta?
Sie dienen darzu/ daß sie den Glauben in uns erwecken und
stärcken sollen/ und uns der gnadenreichen Zusag GOttes in
Christo versichern/ als gewisse Sigel und Zeichen/ von
GOtt dem HErrn selbst eingesetzt etc.

Gleichwie es aber nicht genug ist in genere und nur ins gemein hin
bekennen/ ich glaub an einen Gott/ welches auch die Juden/ Heyden
und Türcken sagen: Einem Sohn ist nicht genug/ daß er weiß und sa-
gen kan/ Jch hab einen Vater/ sondern du must auch wissen wer dein
Vater sey/ ob er ein ehrlicher Biderman oder nicht? Wie heißt er? ist
er auch Väterlich gegen dir gesinnet? Also ist auch zum Seligma-
chenden Glauben nicht genug/ ins gemein hin bekennen und sagen: Jch
glaub an GOtt/ ich glaub an Christum/ daß er GOtt seye etc.

Dann solchem blossen Wortlaut nach/ glaubens und sagens auch alle
Schwärmer/ Photinianer/ Arianer und andere/ sondern man muß

auch
Y 3

Predigt.
chen/ als jene. Schleußt ſich derowegen abermal hierauß/ daß die Sa-
cramenten Neuen Teſtaments ſeyen/ bezeichnende Zeugen/ und zeugende
Zeichen.

Es gibts auch (3.) Definitio ſigni, die Beſchreibung was ei-
gentlich ein Zeichen ſey.
Signum eſt, ſchreibt Auguſtinus (*),(*) Lib. 2.
de Doctr.
Chriſt.
c. 1. conf.

μυςηριοσ.
p. 132. &
ſeq.

quod præter ſpeciem, quam ſenſibus ingerit, aliud aliquid ex ſe in
cogitationem venire facit,
das iſt/ Ein Zeichen iſt ein ſolches
Ding/ dadurch man als durch ein
perſpectiv etwas anders
verborgenes ſehen mag.
Zum Exempel/ den Rauch ſihet man/
aber das Feur nicht/ dennoch iſt der Rauch die Anleitung/ darauß man
das Feur conjecturiren und muthmaſſen kan: Alſo auch daß unter den
aͤuſſerlichen Elementen und ſichtbaren Zeichen des Waſſers und Bluts/
das hohe uͤbernatuͤrliche Sacramentliche Geheimnuͤß verborgen liege/
iſt droben in der dritten und vierdten Predigt weitlaͤufftig deducirt wor-
den.

Dazu kompt noch (4.) Symphonia Eccleſiæ priſcæ & novæ, die
Ubereinſtimmung der ſo wol alten als neuen Kirch.
Dann
in dem general-Verſtand ſind wir allerſeits eins/ daß die Sacramenta
Zeichen ſeyen/ mit allen denen die den Chriſtlichen Nahmen fuͤhren. Pa-
piſten/ Calviniſten/ Widertaͤuffer/ Photinianer/ Arminianer machen hie
keinen Streit/ was ſag ich den general-Verſtand anlangt. Zeugnuſſen
deſſen jetzo auß ihren Schrifften einzufuͤhren/ iſt nicht unſer Vorhaben.
Und iſt alſo unſer Chriſtliche Catechiſmus hierin wolgegruͤndet/ wann
wir antworten auff die Frag: Warzu dienen die Sacramenta?
Sie dienen darzu/ daß ſie den Glauben in uns erwecken und
ſtaͤrcken ſollen/ und uns der gnadenreichen Zuſag GOttes in
Chriſto verſichern/ als gewiſſe Sigel und Zeichen/ von
GOtt dem HErꝛn ſelbſt eingeſetzt ꝛc.

Gleichwie es aber nicht genug iſt in genere und nur ins gemein hin
bekennen/ ich glaub an einen Gott/ welches auch die Juden/ Heyden
und Tuͤrcken ſagen: Einem Sohn iſt nicht genug/ daß er weiß und ſa-
gen kan/ Jch hab einen Vater/ ſondern du muſt auch wiſſen wer dein
Vater ſey/ ob er ein ehrlicher Biderman oder nicht? Wie heißt er? iſt
er auch Vaͤterlich gegen dir geſinnet? Alſo iſt auch zum Seligma-
chenden Glauben nicht genug/ ins gemein hin bekennen und ſagen: Jch
glaub an GOtt/ ich glaub an Chriſtum/ daß er GOtt ſeye ꝛc.

Dann ſolchem bloſſen Wortlaut nach/ glaubens und ſagens auch alle
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auch
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[173/0195] Predigt. chen/ als jene. Schleußt ſich derowegen abermal hierauß/ daß die Sa- cramenten Neuen Teſtaments ſeyen/ bezeichnende Zeugen/ und zeugende Zeichen. Es gibts auch (3.) Definitio ſigni, die Beſchreibung was ei- gentlich ein Zeichen ſey. Signum eſt, ſchreibt Auguſtinus (*), quod præter ſpeciem, quam ſenſibus ingerit, aliud aliquid ex ſe in cogitationem venire facit, das iſt/ Ein Zeichen iſt ein ſolches Ding/ dadurch man als durch ein perſpectiv etwas anders verborgenes ſehen mag. Zum Exempel/ den Rauch ſihet man/ aber das Feur nicht/ dennoch iſt der Rauch die Anleitung/ darauß man das Feur conjecturiren und muthmaſſen kan: Alſo auch daß unter den aͤuſſerlichen Elementen und ſichtbaren Zeichen des Waſſers und Bluts/ das hohe uͤbernatuͤrliche Sacramentliche Geheimnuͤß verborgen liege/ iſt droben in der dritten und vierdten Predigt weitlaͤufftig deducirt wor- den. (*) Lib. 2. de Doctr. Chriſt. c. 1. conf. μυςηριοσ. p. 132. & ſeq. Dazu kompt noch (4.) Symphonia Eccleſiæ priſcæ & novæ, die Ubereinſtimmung der ſo wol alten als neuen Kirch. Dann in dem general-Verſtand ſind wir allerſeits eins/ daß die Sacramenta Zeichen ſeyen/ mit allen denen die den Chriſtlichen Nahmen fuͤhren. Pa- piſten/ Calviniſten/ Widertaͤuffer/ Photinianer/ Arminianer machen hie keinen Streit/ was ſag ich den general-Verſtand anlangt. Zeugnuſſen deſſen jetzo auß ihren Schrifften einzufuͤhren/ iſt nicht unſer Vorhaben. Und iſt alſo unſer Chriſtliche Catechiſmus hierin wolgegruͤndet/ wann wir antworten auff die Frag: Warzu dienen die Sacramenta? Sie dienen darzu/ daß ſie den Glauben in uns erwecken und ſtaͤrcken ſollen/ und uns der gnadenreichen Zuſag GOttes in Chriſto verſichern/ als gewiſſe Sigel und Zeichen/ von GOtt dem HErꝛn ſelbſt eingeſetzt ꝛc. Gleichwie es aber nicht genug iſt in genere und nur ins gemein hin bekennen/ ich glaub an einen Gott/ welches auch die Juden/ Heyden und Tuͤrcken ſagen: Einem Sohn iſt nicht genug/ daß er weiß und ſa- gen kan/ Jch hab einen Vater/ ſondern du muſt auch wiſſen wer dein Vater ſey/ ob er ein ehrlicher Biderman oder nicht? Wie heißt er? iſt er auch Vaͤterlich gegen dir geſinnet? Alſo iſt auch zum Seligma- chenden Glauben nicht genug/ ins gemein hin bekennen und ſagen: Jch glaub an GOtt/ ich glaub an Chriſtum/ daß er GOtt ſeye ꝛc. Dann ſolchem bloſſen Wortlaut nach/ glaubens und ſagens auch alle Schwaͤrmer/ Photinianer/ Arianer und andere/ ſondern man muß auch Y 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/195>, abgerufen am 07.05.2024.