zum Tod hingerichtet werden/ nicht passiren lassen) den Eissen recht zu rühren/ nicht allein für sich selbst Scheu tragen/ son- dern auch andern verleiden/ in Summa/ die Früchte erzwin- gen wollen/ ehe sie den Baum gnugsam gepflantzet/ gerüttelt und geschüttelt/ oder auch die gesunde Früchte recht abgebrochen und abgeschelet; da doch um so viel stärcker und eyfferiger ob dem Glauben/ der einmahl den Heiligen fürge- geben/ zu kämpfen wäre/ als grössern Schaden der Jrr- thum deß Glaubens der Christlichen Kirchen zu thun pflegt; Wovon abermahl Lutherus zuhören:
Tom. 1. lat. p. 396. Malum fidei in optimis moribus facit hae- reticos, su perbos, schismaticos, quos scriptura proprie im pios Hebr. Reschaim vocat. Mali mores, peccatores faciunt salva fi- de, saltem aliorum, h. e. non impugnant fidem, etsi etiam sciunt se non habere & debere, ideo sunt facile curabiles. Malum autem fidei, mox etiam criminatur & persequitur fidem aliorum, ut suam statuat. Das ist: Das böse deß Glaubens machet Ketzer/ hoffärtige Sectirer/ welche die Schrifft Gottlose/ auff Hebreisch Reschaim nennet. Böse Sitten machen Sünder ohn Verletzung deß Glaubens auffs wenigst der andern/ das ist/ sie fechten den Glauben nicht an/ ob sie schon wissen/ daß sie selbigen nicht haben oder haben sollen/ derohalben sind sie ja leicht zu recht zu bringen. Aber das böse deß Glaubens schändet und verfolget auch gleich anderer ihren Glauben/ damit er den seinen bestätige.(o)Haut
Uber-
(o) Es gehet hiermit zu (Tom. 4. Witt. p. 357.) Gleich wie ein Bür- ger in einer Stadt kan zweyerley Sünde an seiner Obrigkeit begehen/ als daß er seinem Bürgermeister ungehorsam ist/ und wider seinen Befehl thut und damit in seine Straffe fället/ aber doch bekennet daß er unrecht daran gethan habe. Damit ists also gethan/ daß man noch kan scheiden diese zwey Jus & factum, Recht und Gehorsam deß Rechten/ oder wie wir hie sagen/ Lehre und Leben/ dann solcher Ubertretter oder Ungehorsamer/ dennoch das Recht bekennet und lässet das Gebott stehen. Wann er aber wolte zufahren und sich wider das Gebott legen/ und solch Recht nicht leyden/ wolte nicht unrecht gethan haben/ sondern das selbst noch dazu ver- theidigen/ das wäre viel ein anders/ und hiesse nicht ein Ungehorsam oder
DEDICATIO.
zum Tod hingerichtet werden/ nicht paſſiren laſſen) den Eiſſen recht zu ruͤhren/ nicht allein fuͤr ſich ſelbſt Scheu tragen/ ſon- dern auch andern verleiden/ in Summa/ die Fruͤchte erzwin- gen wollen/ ehe ſie den Baum gnugſam gepflantzet/ geruͤttelt und geſchuͤttelt/ oder auch die geſunde Fruͤchte recht abgebrochen und abgeſchelet; da doch um ſo viel ſtaͤrcker und eyfferiger ob dem Glauben/ der einmahl den Heiligen fuͤrge- geben/ zu kaͤmpfen waͤre/ als groͤſſern Schaden der Jrꝛ- thum deß Glaubens der Chriſtlichen Kirchen zu thun pflegt; Wovon abermahl Lutherus zuhoͤren:
Tom. 1. lat. p. 396. Malum fidei in optimis moribus facit hæ- reticos, ſu perbos, ſchiſmaticos, quos ſcriptura proprie im pios Hebr. Reſchaim vocat. Mali mores, peccatores faciunt ſalva fi- de, ſaltem aliorum, h. e. non impugnant fidem, etſi etiam ſciunt ſe non habere & debere, ideo ſunt facilè curabiles. Malum autem fidei, mox etiam criminatur & perſequitur fidem aliorum, ut ſuam ſtatuat. Das iſt: Das boͤſe deß Glaubens machet Ketzer/ hoffaͤrtige Sectirer/ welche die Schrifft Gottloſe/ auff Hebreiſch Reſchaim neñet. Boͤſe Sitten machen Suͤnder ohn Verletzung deß Glaubens auffs wenigſt der andern/ das iſt/ ſie fechten den Glauben nicht an/ ob ſie ſchon wiſſen/ daß ſie ſelbigen nicht haben oder haben ſollen/ derohalben ſind ſie ja leicht zu recht zu bringen. Aber das boͤſe deß Glaubens ſchaͤndet und verfolget auch gleich anderer ihren Glauben/ damit er den ſeinen beſtaͤtige.(o)Haut
Uber-
(o) Es gehet hiermit zu (Tom. 4. Witt. p. 357.) Gleich wie ein Buͤr- ger in einer Stadt kan zweyerley Suͤnde an ſeiner Obrigkeit begehen/ als daß er ſeinem Buͤrgermeiſter ungehorſam iſt/ und wider ſeinen Befehl thut und damit in ſeine Straffe faͤllet/ aber doch bekennet daß er unrecht daran gethan habe. Damit iſts alſo gethan/ daß man noch kan ſcheiden dieſe zwey Jus & factum, Recht und Gehorſam deß Rechten/ oder wie wir hie ſagen/ Lehre und Leben/ dann ſolcher Ubertretter oder Ungehorſamer/ dennoch das Recht bekennet und laͤſſet das Gebott ſtehen. Wann er aber wolte zufahren und ſich wider das Gebott legen/ und ſolch Recht nicht leyden/ wolte nicht unrecht gethan haben/ ſondern das ſelbſt noch dazu ver- theidigen/ das waͤre viel ein anders/ und hieſſe nicht ein Ungehorſam oder
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DEDICATIO.
zum Tod hingerichtet werden/ nicht paſſiren laſſen) den Eiſſen
recht zu ruͤhren/ nicht allein fuͤr ſich ſelbſt Scheu tragen/ ſon-
dern auch andern verleiden/ in Summa/ die Fruͤchte erzwin-
gen wollen/ ehe ſie den Baum gnugſam gepflantzet/ geruͤttelt
und geſchuͤttelt/ oder auch die geſunde Fruͤchte recht abgebrochen
und abgeſchelet; da doch um ſo viel ſtaͤrcker und eyfferiger
ob dem Glauben/ der einmahl den Heiligen fuͤrge-
geben/ zu kaͤmpfen waͤre/ als groͤſſern Schaden der Jrꝛ-
thum deß Glaubens der Chriſtlichen Kirchen zu thun pflegt;
Wovon abermahl Lutherus zuhoͤren:
Tom. 1. lat. p. 396. Malum fidei in optimis moribus facit hæ-
reticos, ſu perbos, ſchiſmaticos, quos ſcriptura proprie im pios
Hebr. Reſchaim vocat. Mali mores, peccatores faciunt ſalva fi-
de, ſaltem aliorum, h. e. non impugnant fidem, etſi etiam ſciunt ſe
non habere & debere, ideo ſunt facilè curabiles. Malum autem
fidei, mox etiam criminatur & perſequitur fidem aliorum, ut ſuam
ſtatuat. Das iſt: Das boͤſe deß Glaubens machet Ketzer/
hoffaͤrtige Sectirer/ welche die Schrifft Gottloſe/ auff Hebreiſch
Reſchaim neñet. Boͤſe Sitten machen Suͤnder ohn Verletzung
deß Glaubens auffs wenigſt der andern/ das iſt/ ſie fechten den
Glauben nicht an/ ob ſie ſchon wiſſen/ daß ſie ſelbigen nicht haben
oder haben ſollen/ derohalben ſind ſie ja leicht zu recht zu bringen.
Aber das boͤſe deß Glaubens ſchaͤndet und verfolget auch gleich
anderer ihren Glauben/ damit er den ſeinen beſtaͤtige. (o) Haut
Uber-
(o) Es gehet hiermit zu (Tom. 4. Witt. p. 357.) Gleich wie ein Buͤr-
ger in einer Stadt kan zweyerley Suͤnde an ſeiner Obrigkeit begehen/ als
daß er ſeinem Buͤrgermeiſter ungehorſam iſt/ und wider ſeinen Befehl
thut und damit in ſeine Straffe faͤllet/ aber doch bekennet daß er unrecht
daran gethan habe. Damit iſts alſo gethan/ daß man noch kan ſcheiden
dieſe zwey Jus & factum, Recht und Gehorſam deß Rechten/ oder wie wir
hie ſagen/ Lehre und Leben/ dann ſolcher Ubertretter oder Ungehorſamer/
dennoch das Recht bekennet und laͤſſet das Gebott ſtehen. Wann er aber
wolte zufahren und ſich wider das Gebott legen/ und ſolch Recht nicht
leyden/ wolte nicht unrecht gethan haben/ ſondern das ſelbſt noch dazu ver-
theidigen/ das waͤre viel ein anders/ und hieſſe nicht ein Ungehorſam oder
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/16>, abgerufen am 23.11.2024.
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