dem scopo und Zweck des Herrr Christi/ wenn er saget: Jch will euch einen andern Tröster senden/ der vom Vater außgehet/ als wolte Er sagen: Jhr habet zu thun mit dem Fürsten dieser Welt/ euere Anfechtungen werden alle Vernunfft übertreffen/ euere Dürfftigkeit ist ein bathos miseriae, ein tieffes/ unergründliches Jammer-Meer: Dar- umb will ich euch keinen Engel senden/ der zwar auch tröstet/ wie Christo geschehen in seinem Leiden und Anfechtungen/ sondern einen solchen Geist/ der vom Vater außgehet/ der bey euch bleibet ewiglich. Ein Göttlicher Geist/consequenterein ewiger Geist/ der allen euren Feinden gewachsen/ und gewest ehe sie waren/ seyn wird/ wann sie nicht mehr seynd/ der nicht nur bathos Sathanae, die Tieffe des Sathans/ 1. Cor. 2, 10. 11.die Tieffe vnd den Abgrund des menschlichen Hertzen/ sondern auch die unergründliche Tieffe Gottes erforscher.
Es ist dieseoriginatiound Außgehungspiratio passiva, Gen. 1, 2.eine solche Handlung/ so durch ein blasen geschiehet/ dann Psal. 33, 6.darumb heisset er Spiritus,ein Geist/ nicht so wol ratione essentiae, Esa. 11, 4. 5.weil er ein wesentlicher Geist ist/ sintemal auch der Vater auff diese Iob. 33, 4. 2. Thess. 2, 8.Weise ein Geist heisst; auch nicht so wol ratione virtutis activae,we- gen der wurckenden Krafft/ sintemal auch der Sohn des Varers Krafft ist; sondern ratione virtutis passivae,weil er vom Vater und Sohn auff eine Göttliche unbegreiffliche Weise geblasen und gehauchet wird: welches Geheimnüß Christus uns selbst gleich- Ioh. 20, 22.sam abgemalet/ Joh. 20. da er seine Jünger angeblasen/ und mit diesem eusserlichen actu und anhauchen das ewige blasen des Heiligen Geistes bezeugen wollen. Es ist aber diesespiratiound blasen nicht ein zeit- liches/ erschaffenes/ endliches und theilbares/ sondern ewiges/ unmit- theilbares/ unendliches blasen und hauchen. Gleich wie aus dem Menschen zweyerley flatus und spiritus gehen/ einer gehet aus dem Hertzen und bleibet im Menschen/ das ist/ spiritus vitae, der Lebens-Geist/ welchen wir etlicher massen erkennen und abnehmen aus der l'eipothumia oder Ohn- macht eines Menschen/ wenn ein Mensch in Ohnmacht gerathet/ da sihet man was dem Menschen mangelt/ nemlich die innern dißmal aber verstopffte Lebens-Geisterlein/ welche man mit Balsam/ Rosen-Essig und dergleichen Geist- und Geruchreichen Artzneyen renoviren/ widerholen und erwecken muß: Der ander ist accidentarius, ein zu- und abgehender Athem/
die Lufft/
Die Dritte
dem ſcopo und Zweck des Herrr Chriſti/ wenn er ſaget: Jch will euch einen andern Tröſter ſenden/ der vom Vater außgehet/ als wolte Er ſagen: Jhr habet zu thun mit dem Fuͤrſten dieſer Welt/ euere Anfechtungen werden alle Vernunfft uͤbertreffen/ euere Duͤrfftigkeit iſt ein βάϑος miſeriæ, ein tieffes/ unergruͤndliches Jammer-Meer: Dar- umb will ich euch keinen Engel ſenden/ der zwar auch troͤſtet/ wie Chriſto geſchehen in ſeinem Leiden und Anfechtungen/ ſondern einen ſolchen Geiſt/ der vom Vater außgehet/ der bey euch bleibet ewiglich. Ein Göttlicher Geiſt/conſequenterein ewiger Geiſt/ der allen euren Feinden gewachſen/ und geweſt ehe ſie waren/ ſeyn wird/ wann ſie nicht mehr ſeynd/ der nicht nur βάϑος Sathanæ, die Tieffe des Sathans/ 1. Cor. 2, 10. 11.die Tieffe vnd den Abgrund des menſchlichen Hertzen/ ſondern auch die unergruͤndliche Tieffe Gottes erforſcher.
Es iſt dieſeoriginatiound Außgehungſpiratio paſſiva, Gen. 1, 2.eine ſolche Handlung/ ſo durch ein blaſen geſchiehet/ dann Pſal. 33, 6.darumb heiſſet er Spiritus,ein Geiſt/ nicht ſo wol ratione eſſentiæ, Eſa. 11, 4. 5.weil er ein weſentlicher Geiſt iſt/ ſintemal auch der Vater auff dieſe Iob. 33, 4. 2. Theſſ. 2, 8.Weiſe ein Geiſt heiſſt; auch nicht ſo wol ratione virtutis activæ,we- gen der wůrckenden Krafft/ ſintemal auch der Sohn des Varers Krafft iſt; ſondern ratione virtutis paſſivæ,weil er vom Vater und Sohn auff eine Göttliche unbegreiffliche Weiſe geblaſen und gehauchet wird: welches Geheimnuͤß Chriſtus uns ſelbſt gleich- Ioh. 20, 22.ſam abgemalet/ Joh. 20. da er ſeine Juͤnger angeblaſen/ und mit dieſem euſſerlichen actu und anhauchen das ewige blaſen des Heiligen Geiſtes bezeugen wollen. Es iſt aber dieſeſpiratiound blaſen nicht ein zeit- liches/ erſchaffenes/ endliches und theilbares/ ſondern ewiges/ unmit- theilbares/ unendliches blaſen und hauchen. Gleich wie aus dem Menſchen zweyerley flatus und ſpiritus gehen/ einer gehet aus dem Hertzen und bleibet im Menſchen/ das iſt/ ſpiritus vitæ, der Lebens-Geiſt/ welchen wir etlicher maſſen erkennen und abnehmen aus der λ᾽ειποϑυμίᾳ oder Ohn- macht eines Menſchen/ wenn ein Menſch in Ohnmacht gerathet/ da ſihet man was dem Menſchen mangelt/ nemlich die innern dißmal aber verſtopffte Lebens-Geiſterlein/ welche man mit Balſam/ Roſen-Eſſig und dergleichen Geiſt- und Geruchreichen Artzneyen renoviren/ widerholen und erweckẽ muß: Der ander iſt accidentarius, ein zu- und abgehender Athem/
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Die Dritte
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euere Anfechtungen werden alle Vernunfft uͤbertreffen/ euere Duͤrfftigkeit
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umb will ich euch keinen Engel ſenden/ der zwar auch troͤſtet/ wie Chriſto
geſchehen in ſeinem Leiden und Anfechtungen/ ſondern einen ſolchen
Geiſt/ der vom Vater außgehet/ der bey euch bleibet ewiglich.
Ein Göttlicher Geiſt/ conſequenter ein ewiger Geiſt/ der allen
euren Feinden gewachſen/ und geweſt ehe ſie waren/ ſeyn wird/ wann ſie
nicht mehr ſeynd/ der nicht nur βάϑος Sathanæ, die Tieffe des Sathans/
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1. Cor. 2,
10. 11.
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die Lufft/
Gen. 1, 2.
Pſal. 33, 6.
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Iob. 33, 4.
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Ioh. 20, 22.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/76>, abgerufen am 26.11.2024.
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