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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Angst-Schweiß/ auff grosse Sturm-Wetter folget der Blut-Regen.
Das waren höllische Schmertzen/ die Christus der Herr für uns auß-
gestanden: daraus man etlicher massen abnehmen könne/ wie starck der
unsterbliche ewige Höllen-Wurm in den Verdampten operiren werde.

Das ist ein Wurm/ der uns auffmuntern und treiben kan und
soll zur Wachsamkeit/ zur Schlangen-Klugheit/ zum Gebett/
gleich wie Christus seine Jünger warnet und vermahnet/ Matth. 26.Matth. 26,
41.

Wachet und betet. Wollen wir nun obgemeldtem Höllen-
Wurm
vorkommen/ so müssen wir zuvorderst 1. sentire, fühlen und
empfinden die Gewissens-Schmertzen/ der Höllischen Vor-
schmack sampt deroselben Vrsachen/
wie die Jsraeliten in der
Wüsten/ Num. 21. die sprechen: Wir haben gesündiget/ als woltenNum. 21, 7.
sie sagen: O wehe! O mordio! das haben wir mit dem murren verwir-
cket/ O es brennet wie das höllische Feuer! O wie unrecht haben wir ge-
than! Also sind auch wir von der höllischen Schlangen angesteckt/ unser
Hertz steckt voll Geschwärm und Gewürm/ wer dieses nicht erkennet/ nicht
fühlet und empfindet/ der hat den grösten Wurm; Also empfindet ihn
und erschricket Bernhardus dafür/ wann er spricht: Horreo vermemBernh. l. 5.
de Consi-
der. c.
12.

mortalem & mortem vivacem: horreo incidere in manus mortis vi-
ventis, & vitae morientis. Haec est secunda mors, quae nunquam prae-
occidit, sed semper occidit. Quis dat illis semel mori ut non morian-
tur in aeternum, qui dicunt montibus: cadite super nos, & collibus:
operite nos!
Jch erschröcke vor dem beissenden/ nagenden Wurm und
für dem lebendigen Tod: Jch erschröcke und fürchte mich in die Hände
des lebendigen Todes und toden Lebens zu fallen/ Dieses ist der andere
Tod/ welcher niemahls zuvor tödtet/ sondern allezeit tödtet; Wer will de-
nen geben einmahl zu sterben/ daß sie in Ewigkeit nicht sterben/ die da sagen
zu den Bergen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedecket uns!

2. Odisse non lactasse, Hassen und nicht stärcken/
demselben keine Milch zu trincken geben/
das ist/ die Sünde nicht
nehren und vermehren durch fleischliche Wollüste: sondern viel mehr würtzen
und saltzen/ Es muß alles (spricht Christus der himlische Artzt Marc. 9.)Marc. 9,
49. 50.

mit Feuer gesaltzen werden/ und alles Opffer wird mit Saltz
gesaltzen.
Jst ein bewährtes prophylacticum und wahre Artzney
wider den Hertz-Wurm hie zeitlich/ damit man dort des ewigen Höllen-
Wurms befreyet werde. Saltz bewahret das Fleisch/ daß es nicht madig

werde/
V u u u 3

Predigt.
Angſt-Schweiß/ auff groſſe Sturm-Wetter folget der Blut-Regen.
Das waren hoͤlliſche Schmertzen/ die Chriſtus der Herr fuͤr uns auß-
geſtanden: daraus man etlicher maſſen abnehmen koͤnne/ wie ſtarck der
unſterbliche ewige Hoͤllen-Wurm in den Verdampten operiren werde.

Das iſt ein Wurm/ der uns auffmuntern und treiben kan und
ſoll zur Wachſamkeit/ zur Schlangen-Klugheit/ zum Gebett/
gleich wie Chriſtus ſeine Juͤnger warnet und vermahnet/ Matth. 26.Matth. 26,
41.

Wachet und betet. Wollen wir nun obgemeldtem Höllen-
Wurm
vorkom̃en/ ſo muͤſſen wir zuvorderſt 1. ſentire, fuͤhlen und
empfinden die Gewiſſens-Schmertzen/ der Hoͤlliſchen Vor-
ſchmack ſampt deroſelben Vrſachen/
wie die Jſraeliten in der
Wuͤſten/ Num. 21. die ſprechen: Wir haben geſuͤndiget/ als woltenNum. 21, 7.
ſie ſagen: O wehe! O mordio! das haben wir mit dem murren verwir-
cket/ O es brennet wie das hoͤlliſche Feuer! O wie unrecht haben wir ge-
than! Alſo ſind auch wir von der hoͤlliſchen Schlangen angeſteckt/ unſer
Hertz ſteckt voll Geſchwaͤrm und Gewuͤrm/ wer dieſes nicht erkennet/ nicht
fuͤhlet und empfindet/ der hat den groͤſten Wurm; Alſo empfindet ihn
und erſchricket Bernhardus dafuͤr/ wann er ſpricht: Horreo vermemBernh. l. 5.
de Conſi-
der. c.
12.

mortalem & mortem vivacem: horreo incidere in manus mortis vi-
ventis, & vitæ morientis. Hæc eſt ſecunda mors, quæ nunquam præ-
occidit, ſed ſemper occidit. Quis dat illis ſemel mori ut non morian-
tur in æternum, qui dicunt montibus: cadite ſuper nos, & collibus:
operite nos!
Jch erſchroͤcke vor dem beiſſenden/ nagenden Wurm und
fuͤr dem lebendigen Tod: Jch erſchroͤcke und fuͤrchte mich in die Haͤnde
des lebendigen Todes und toden Lebens zu fallen/ Dieſes iſt der andere
Tod/ welcher niemahls zuvor toͤdtet/ ſondern allezeit toͤdtet; Wer will de-
nen geben einmahl zu ſterben/ daß ſie in Ewigkeit nicht ſterben/ die da ſagen
zu den Bergen: Fallet uͤber uns! und zu den Huͤgeln: Bedecket uns!

2. Odiſſe non lactaſſe, Haſſen und nicht ſtärcken/
demſelben keine Milch zu trincken geben/
das iſt/ die Suͤnde nicht
nehren und vermehrẽ durch fleiſchliche Wolluͤſte: ſondern viel mehr wuͤrtzẽ
und ſaltzen/ Es muß alles (ſpricht Chriſtus der himliſche Artzt Marc. 9.)Marc. 9,
49. 50.

mit Feuer geſaltzen werden/ und alles Opffer wird mit Saltz
geſaltzen.
Jſt ein bewaͤhrtes prophylacticum und wahre Artzney
wider den Hertz-Wurm hie zeitlich/ damit man dort des ewigen Hoͤllen-
Wurms befreyet werde. Saltz bewahret das Fleiſch/ daß es nicht madig

werde/
V u u u 3
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[709/0741] Predigt. Angſt-Schweiß/ auff groſſe Sturm-Wetter folget der Blut-Regen. Das waren hoͤlliſche Schmertzen/ die Chriſtus der Herr fuͤr uns auß- geſtanden: daraus man etlicher maſſen abnehmen koͤnne/ wie ſtarck der unſterbliche ewige Hoͤllen-Wurm in den Verdampten operiren werde. Das iſt ein Wurm/ der uns auffmuntern und treiben kan und ſoll zur Wachſamkeit/ zur Schlangen-Klugheit/ zum Gebett/ gleich wie Chriſtus ſeine Juͤnger warnet und vermahnet/ Matth. 26. Wachet und betet. Wollen wir nun obgemeldtem Höllen- Wurm vorkom̃en/ ſo muͤſſen wir zuvorderſt 1. ſentire, fuͤhlen und empfinden die Gewiſſens-Schmertzen/ der Hoͤlliſchen Vor- ſchmack ſampt deroſelben Vrſachen/ wie die Jſraeliten in der Wuͤſten/ Num. 21. die ſprechen: Wir haben geſuͤndiget/ als wolten ſie ſagen: O wehe! O mordio! das haben wir mit dem murren verwir- cket/ O es brennet wie das hoͤlliſche Feuer! O wie unrecht haben wir ge- than! Alſo ſind auch wir von der hoͤlliſchen Schlangen angeſteckt/ unſer Hertz ſteckt voll Geſchwaͤrm und Gewuͤrm/ wer dieſes nicht erkennet/ nicht fuͤhlet und empfindet/ der hat den groͤſten Wurm; Alſo empfindet ihn und erſchricket Bernhardus dafuͤr/ wann er ſpricht: Horreo vermem mortalem & mortem vivacem: horreo incidere in manus mortis vi- ventis, & vitæ morientis. Hæc eſt ſecunda mors, quæ nunquam præ- occidit, ſed ſemper occidit. Quis dat illis ſemel mori ut non morian- tur in æternum, qui dicunt montibus: cadite ſuper nos, & collibus: operite nos! Jch erſchroͤcke vor dem beiſſenden/ nagenden Wurm und fuͤr dem lebendigen Tod: Jch erſchroͤcke und fuͤrchte mich in die Haͤnde des lebendigen Todes und toden Lebens zu fallen/ Dieſes iſt der andere Tod/ welcher niemahls zuvor toͤdtet/ ſondern allezeit toͤdtet; Wer will de- nen geben einmahl zu ſterben/ daß ſie in Ewigkeit nicht ſterben/ die da ſagen zu den Bergen: Fallet uͤber uns! und zu den Huͤgeln: Bedecket uns! Matth. 26, 41. Num. 21, 7. Bernh. l. 5. de Conſi- der. c. 12. 2. Odiſſe non lactaſſe, Haſſen und nicht ſtärcken/ demſelben keine Milch zu trincken geben/ das iſt/ die Suͤnde nicht nehren und vermehrẽ durch fleiſchliche Wolluͤſte: ſondern viel mehr wuͤrtzẽ und ſaltzen/ Es muß alles (ſpricht Chriſtus der himliſche Artzt Marc. 9.) mit Feuer geſaltzen werden/ und alles Opffer wird mit Saltz geſaltzen. Jſt ein bewaͤhrtes prophylacticum und wahre Artzney wider den Hertz-Wurm hie zeitlich/ damit man dort des ewigen Hoͤllen- Wurms befreyet werde. Saltz bewahret das Fleiſch/ daß es nicht madig werde/ Marc. 9, 49. 50. V u u u 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/741>, abgerufen am 13.05.2024.