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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
glüenden Feuer-Ofen/ der über und über brennete/ hinein gehen/ als nur
einmahl den Teufel in seiner eigenen Gestalt sehen. Es bedencke ein ied-
weder nur/ wie einem zu Muthe seye/ der ein Gespenst sihet/ wie entsetzet er
sich darüber/ wie stehen ihm die Haar gen Berge! Viel schröcklicher wird
es seyn bey den Verdamten/ da wird es nicht heissen:
Solamen miseris socios habuisse malorum,
Sie werden keinen Trost davon haben/ daß sie Gesellen haben in der Ver-
damnüß; dannenhero auch der reiche Schlämmer wündschet/ daß seine
Brüder nicht auch kommen an den Ort der Qual/ als welche seine QualLuc. 16, 27.
28.

vermehren werden. Wer zu diesem Register etwas thut oder außstreichet/
der seye anathema und verflucht!

Schröcklich und zugleich freventlich ist im Papstumb das judicium
Rhadamanteum,
das allzuunbarmhertzige Höllen-Gerichte von den un-
getaufften Kindern/ die man zwar an einen gnädigen und kühlen Ort
verweiset/ aber ihnen den allerseeligsten Anblick Gottes abspricht; da doch
Gott nicht will/ daß iemand von diesen kleinen verlohrenMatth. 18,
14.

werde. Nicht gnädiger oder milder ist das absolutum decretum, der
grausame blosse Rath-Schluß in Calvini Hirn ersponnen und ersonnen/
Krafft welches Esau bloß verworffen und verdamt/ ohne Vor-Absehung
seines Glaubens oder Vnglaubens; Gleich wie man ausser Zeugnüß der
Schrifft nichts soll hinzu thun/ also soll man auch nichts daraus thun
aus diesem catalogo, nicht seelig preisen die offenbar notorie bekantliche
Heuchler und Gottlosen/ die in der Brunst ihrer Sünden/ mitten in den
Sünden dahin sterben; nicht preisen/ sag ich/ durch Klag-Gedichte/
Grab-Schrifften/ parentationes und Abdanckungen etc. auch uns selbst
nicht eximiren durch Selbst-Betrug/ sondern immer uns erinnern der
Wort unsers Herrn/ Die Pfort ist weit/ und der Weg istMatt. 7, 13.
breit/ der zur Verdamnüß abführet/ und ihrer sind viel die
darauff wandeln!
Ja freylich viel. Wenig sind die Außerwehlte!
Zwar im Papstumb wird der Höllen-Weg gar enge zusammen gezogen/
die Himmels-Straß über alle massen erweitert. () Cornelius a Lap.
ist in der Meynung/ es seyen deren die seelig werden viel mehr als der Ver-
damten/ unzählich viel seyn deren die seelig werden auch unter den Kätzern/
mehr als man meinen solt.

() in Apoc. 21. p. 333. Si mundus staret per sex millia annorum, quibuslibet
mille annis tot salvarentur, quot incolere possunt trecenta triginta millia urbium

Hispalin
R r r r 3

Predigt.
gluͤenden Feuer-Ofen/ der uͤber und uͤber brennete/ hinein gehen/ als nur
einmahl den Teufel in ſeiner eigenen Geſtalt ſehen. Es bedencke ein ied-
weder nur/ wie einem zu Muthe ſeye/ der ein Geſpenſt ſihet/ wie entſetzet er
ſich daruͤber/ wie ſtehen ihm die Haar gen Berge! Viel ſchroͤcklicher wird
es ſeyn bey den Verdamten/ da wird es nicht heiſſen:
Solamen miſeris ſocios habuiſſe malorum,
Sie werden keinen Troſt davon haben/ daß ſie Geſellen haben in der Ver-
damnuͤß; dannenhero auch der reiche Schlaͤmmer wuͤndſchet/ daß ſeine
Bruͤder nicht auch kommen an den Ort der Qual/ als welche ſeine QualLuc. 16, 27.
28.

vermehren werden. Wer zu dieſem Regiſter etwas thut oder außſtreichet/
der ſeye anathema und verflucht!

Schroͤcklich und zugleich freventlich iſt im Papſtumb das judicium
Rhadamanteum,
das allzuunbarmhertzige Hoͤllen-Gerichte von den un-
getaufften Kindern/ die man zwar an einen gnaͤdigen und kuͤhlen Ort
verweiſet/ aber ihnen den allerſeeligſten Anblick Gottes abſpricht; da doch
Gott nicht will/ daß iemand von dieſen kleinen verlohrenMatth. 18,
14.

werde. Nicht gnaͤdiger oder milder iſt das abſolutum decretum, der
grauſame bloſſe Rath-Schluß in Calvini Hirn erſponnen und erſonnen/
Krafft welches Eſau bloß verworffen und verdamt/ ohne Vor-Abſehung
ſeines Glaubens oder Vnglaubens; Gleich wie man auſſer Zeugnuͤß der
Schrifft nichts ſoll hinzu thun/ alſo ſoll man auch nichts daraus thun
aus dieſem catalogo, nicht ſeelig preiſen die offenbar notoriè bekantliche
Heuchler und Gottloſen/ die in der Brunſt ihrer Suͤnden/ mitten in den
Suͤnden dahin ſterben; nicht preiſen/ ſag ich/ durch Klag-Gedichte/
Grab-Schrifften/ parentationes und Abdanckungen ꝛc. auch uns ſelbſt
nicht eximiren durch Selbſt-Betrug/ ſondern immer uns erinnern der
Wort unſers Herrn/ Die Pfort iſt weit/ und der Weg iſtMatt. 7, 13.
breit/ der zur Verdamnuͤß abfuͤhret/ und ihrer ſind viel die
darauff wandeln!
Ja freylich viel. Wenig ſind die Außerwehlte!
Zwar im Papſtumb wird der Hoͤllen-Weg gar enge zuſammen gezogen/
die Himmels-Straß uͤber alle maſſen erweitert. () Cornelius à Lap.
iſt in der Meynung/ es ſeyen deren die ſeelig werden viel mehr als der Ver-
damten/ unzaͤhlich viel ſeyn deren die ſeelig werden auch unter den Kaͤtzern/
mehr als man meinen ſolt.

() in Apoc. 21. p. 333. Si mundus ſtaret per ſex millia annorum, quibuslibet
mille annis tot ſalvarentur, quot incolere poſſunt trecenta triginta millia urbium

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[685/0717] Predigt. gluͤenden Feuer-Ofen/ der uͤber und uͤber brennete/ hinein gehen/ als nur einmahl den Teufel in ſeiner eigenen Geſtalt ſehen. Es bedencke ein ied- weder nur/ wie einem zu Muthe ſeye/ der ein Geſpenſt ſihet/ wie entſetzet er ſich daruͤber/ wie ſtehen ihm die Haar gen Berge! Viel ſchroͤcklicher wird es ſeyn bey den Verdamten/ da wird es nicht heiſſen: Solamen miſeris ſocios habuiſſe malorum, Sie werden keinen Troſt davon haben/ daß ſie Geſellen haben in der Ver- damnuͤß; dannenhero auch der reiche Schlaͤmmer wuͤndſchet/ daß ſeine Bruͤder nicht auch kommen an den Ort der Qual/ als welche ſeine Qual vermehren werden. Wer zu dieſem Regiſter etwas thut oder außſtreichet/ der ſeye anathema und verflucht! Luc. 16, 27. 28. Schroͤcklich und zugleich freventlich iſt im Papſtumb das judicium Rhadamanteum, das allzuunbarmhertzige Hoͤllen-Gerichte von den un- getaufften Kindern/ die man zwar an einen gnaͤdigen und kuͤhlen Ort verweiſet/ aber ihnen den allerſeeligſten Anblick Gottes abſpricht; da doch Gott nicht will/ daß iemand von dieſen kleinen verlohren werde. Nicht gnaͤdiger oder milder iſt das abſolutum decretum, der grauſame bloſſe Rath-Schluß in Calvini Hirn erſponnen und erſonnen/ Krafft welches Eſau bloß verworffen und verdamt/ ohne Vor-Abſehung ſeines Glaubens oder Vnglaubens; Gleich wie man auſſer Zeugnuͤß der Schrifft nichts ſoll hinzu thun/ alſo ſoll man auch nichts daraus thun aus dieſem catalogo, nicht ſeelig preiſen die offenbar notoriè bekantliche Heuchler und Gottloſen/ die in der Brunſt ihrer Suͤnden/ mitten in den Suͤnden dahin ſterben; nicht preiſen/ ſag ich/ durch Klag-Gedichte/ Grab-Schrifften/ parentationes und Abdanckungen ꝛc. auch uns ſelbſt nicht eximiren durch Selbſt-Betrug/ ſondern immer uns erinnern der Wort unſers Herrn/ Die Pfort iſt weit/ und der Weg iſt breit/ der zur Verdamnuͤß abfuͤhret/ und ihrer ſind viel die darauff wandeln! Ja freylich viel. Wenig ſind die Außerwehlte! Zwar im Papſtumb wird der Hoͤllen-Weg gar enge zuſammen gezogen/ die Himmels-Straß uͤber alle maſſen erweitert. () Cornelius à Lap. iſt in der Meynung/ es ſeyen deren die ſeelig werden viel mehr als der Ver- damten/ unzaͤhlich viel ſeyn deren die ſeelig werden auch unter den Kaͤtzern/ mehr als man meinen ſolt. Matth. 18, 14. Matt. 7, 13. () in Apoc. 21. p. 333. Si mundus ſtaret per ſex millia annorum, quibuslibet mille annis tot ſalvarentur, quot incolere poſſunt trecenta triginta millia urbium Hiſpalin R r r r 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/717>, abgerufen am 12.05.2024.