Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Ander son ein Geist genennet/ nemlich so zu reden passive ad intra quia spiratus,dieweil er vom Vater und Sohn außgeblasen/ active ad extra, dieweil er sich Ioh. 3, 8.sonderlich in geistlichen unsichtbaren/ unempfindlichen trieben/ und Bewe- gungen in den Hertzen der Menschen erzeiget. Der Wind bläset wol/ spricht Christus zu Nicodemo/ wo er will/ du hörest sein sausen wol/ aber du weissest nicht von wannen er kommt und wohin er Luc. 17, 20.fähret. Regnum Dei non venit cum observatione, Das Reich Gottes kommt nicht mit eusserlichen Gebärden/ wie wir alle aus den eusserlichen Bewegungen der Seelen spüren daß eine Seele in uns wohne/ ob wir sie gleich mit Augen nicht sehen können: Wir hören den Schall/ aber wir fehen ihn nicht: Die Jünger Christi sahen wol die feurige Zungen/ sie hörten das sausen des gewaltigen Windes/ aber den Geist Gottes selbst konten sie nicht anschauen: Also wird ein Christlicher Mensch manchmal durch das Wort und Sacrament in Andacht entzün- det/ daß er fast nicht weiß wie ihm geschehen: Es entfahrt ihm manchmal ein Wort/ das im fleischlichen Garten des Hertzen nicht gewachsen. Er wird vom innerlichen Pfingst-Wind getriben etwas gutes zurathen/ zureden und zuwürcken/ die Augen schwimmen bißweilen in geistlichen Freu- den und Liebes-Thränen/ er kan aber mit allen seinen fünf Sinnen a priori nicht empfinden und fühlen woher/ was und wie. Der Geist Gottes muß 1. Ioh. 5, 6.von ihm selbst zeugen durch sein Wort/ daß der Geist Warheit sey. 2. Sanctitas, die Heiligkeit/ Er ist heilig/ kat' exokhen`, vor allen eine
Die Ander ſon ein Geiſt genennet/ nemlich ſo zu reden paſſivè ad intra quia ſpiratus,dieweil er vom Vater und Sohn außgeblaſen/ activè ad extra, dieweil er ſich Ioh. 3, 8.ſonderlich in geiſtlichen unſichtbaren/ unempfindlichen trieben/ und Bewe- gungen in den Hertzen der Menſchen erzeiget. Der Wind bläſet wol/ ſpricht Chriſtus zu Nicodemo/ wo er will/ du hoͤreſt ſein ſauſen wol/ aber du weiſſeſt nicht von wannen er kommt und wohin er Luc. 17, 20.fähret. Regnum Dei non venit cum obſervatione, Das Reich Gottes kommt nicht mit euſſerlichen Gebaͤrden/ wie wir alle aus den euſſerlichen Bewegungen der Seelen ſpuͤren daß eine Seele in uns wohne/ ob wir ſie gleich mit Augen nicht ſehen koͤnnen: Wir hoͤren den Schall/ aber wir fehen ihn nicht: Die Juͤnger Chriſti ſahen wol die feurige Zungen/ ſie hoͤrten das ſauſen des gewaltigen Windes/ aber den Geiſt Gottes ſelbſt konten ſie nicht anſchauen: Alſo wird ein Chriſtlicher Menſch manchmal durch das Wort und Sacrament in Andacht entzuͤn- det/ daß er faſt nicht weiß wie ihm geſchehen: Es entfahrt ihm manchmal ein Wort/ das im fleiſchlichen Garten des Hertzen nicht gewachſen. Er wird vom innerlichen Pfingſt-Wind getriben etwas gutes zurathen/ zureden und zuwuͤrcken/ die Augen ſchwim̃en bißweilen in geiſtlichen Freu- den und Liebes-Thraͤnen/ er kan aber mit allen ſeinen fuͤnf Sinnen à priori nicht empfinden und fuͤhlen woher/ was und wie. Der Geiſt Gottes muß 1. Ioh. 5, 6.von ihm ſelbſt zeugen durch ſein Wort/ daß der Geiſt Warheit ſey. 2. Sanctitas, die Heiligkeit/ Er iſt heilig/ κατ᾽ ἐξοχην`, vor allen eine
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Die Ander
ſon ein Geiſt genennet/ nemlich ſo zu reden paſſivè ad intra quia ſpiratus,
dieweil er vom Vater und Sohn außgeblaſen/ activè ad extra, dieweil er ſich
ſonderlich in geiſtlichen unſichtbaren/ unempfindlichen trieben/ und Bewe-
gungen in den Hertzen der Menſchen erzeiget. Der Wind bläſet wol/
ſpricht Chriſtus zu Nicodemo/ wo er will/ du hoͤreſt ſein ſauſen wol/
aber du weiſſeſt nicht von wannen er kommt und wohin er
fähret. Regnum Dei non venit cum obſervatione, Das Reich
Gottes kommt nicht mit euſſerlichen Gebaͤrden/ wie wir alle aus
den euſſerlichen Bewegungen der Seelen ſpuͤren daß eine Seele in uns
wohne/ ob wir ſie gleich mit Augen nicht ſehen koͤnnen: Wir hoͤren den
Schall/ aber wir fehen ihn nicht: Die Juͤnger Chriſti ſahen wol die feurige
Zungen/ ſie hoͤrten das ſauſen des gewaltigen Windes/ aber den Geiſt
Gottes ſelbſt konten ſie nicht anſchauen: Alſo wird ein Chriſtlicher
Menſch manchmal durch das Wort und Sacrament in Andacht entzuͤn-
det/ daß er faſt nicht weiß wie ihm geſchehen: Es entfahrt ihm manchmal
ein Wort/ das im fleiſchlichen Garten des Hertzen nicht gewachſen.
Er wird vom innerlichen Pfingſt-Wind getriben etwas gutes zurathen/
zureden und zuwuͤrcken/ die Augen ſchwim̃en bißweilen in geiſtlichen Freu-
den und Liebes-Thraͤnen/ er kan aber mit allen ſeinen fuͤnf Sinnen à priori
nicht empfinden und fuͤhlen woher/ was und wie. Der Geiſt Gottes muß
von ihm ſelbſt zeugen durch ſein Wort/ daß der Geiſt Warheit ſey.
Ioh. 3, 8.
Luc. 17, 20.
1. Ioh. 5, 6.
2. Sanctitas, die Heiligkeit/ Er iſt heilig/ κατ᾽ ἐξοχην`, vor allen
im hoͤchſten Grad/ niemand iſt heilig wie der Herr; Er iſt ein heiliger
Athem. Wie der Mund/ ſo iſt der Athem; ſtincket der Menſch im Munde/
ſo ſtincket auch der Athem/ riechet er wol/ ſo riechet auch der Athem: Alſo/
weil dieſer Geiſt des allerheiligſten Gottes Athem iſt/ ſo iſt Er der Aller-
heiligſte. Dannenhero ſchreibet Athanaſius: qui habet Spiritum San-
ctum, is dicat, bonus odor ſum, Wer den Heiligen Geiſt bey ſich hat/ der
kan und mag ſagen: Jch bin ein guter Geruch Gottes. 3. Ο῾μοουσία; daß
er iſt ὁμοούσιος, gleiches Goͤttliches Weſens mit dem Vater und
Sohn; dieweil er vom Vater und Sohn außgehet/ als wie der Strahl
von der Sonnen-Liecht; als wie der Strom von der Quell und Brun-
nen außfleuſſet/ und doch ein Waſſer/ eine ſubſtantz iſt mit dem Quell und
Brunnen-Waſſer/ aus welchen es herfleuſſet. Davon aber bey naͤchſtem
mit mehrerm; Spiritus Sanctus eſt ineffabilis quædam Patris Filiique
communio, & ideò fortaſſis ſic appellatur, quia Patri & Filio poteſt
eadem appellatio convenire, ſchreibet Auguſtinus, der Heilige Geiſt iſt
eine
1. Sam. 2, 2.
Athanaſ.
ep. ad Se-
rapion.
tom. 2.
p. 21.
1. Ioh. 5, 7.
Auguſtin.
l. 5. de Trin.
c. 11.
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