Versöhn-Opffers Jesu Christi sie außgesöhnet/ so tretten sie getrost herzu/ und geschicht ihnen kein Leid. Er ließ seine Hand nicht über sie sc. zu schädigen/ dann in solchem Verstande wird die phrasis und Art zu reden Gen. 37, 22.auch anderswo gelesen Gen. 37. Vergiesset nicht Blut/ sondern werffet ihn in die Gruben die in der Wusten ist/ und legt die Ps. 138, 7. 1. Sam. 24, 7.Hand nicht an ihn. Psal. 138. Du streckest deine Hand über den Zorn meiner Feinde. 1. Sam. 24. spricht David: Das lasse der HErr ferne von mir seyn/ daß ich das thun solte/ und mei- ne Hand legen an meinen HErren. Er schröcket sie nicht mit Donner und Blitz/ wie zuvor das Volck erschröckt wurde.
II. Majestas apparitionis,Die Majestätische Erschei- nung/ in welcher Er gesehen worden; die war nun gantz Majestätisch und darzu lieblich und holdseelig. Ob der Sohn Gottes/ wie sonst mehr- mahl geschehen/ in gantzer menschlicher Gestalt erschienen/ das meldet Mo- ses nicht; Allein gedencket er der Füsse; zeiget damit an/ daß sie ihn nicht a priori und von fornen/ sondern a posteriori und hinden her gesehen/ und zwar die jenige Person/ die mit der Zeit Füsse und andere menschliche Gliedmassen an sich nehmen werde. Darneben wird gedacht eines Ma- jestätischen Fuß-Schemel/ von Saphir/ so schön/ wie das ezem corpus coeleste, der Saphirne Himmel wanns klar ist. Saphir ist ein köstlicher Edelgestein Himmelblauer Farb/ zwitzert von güldenen Dipfflen/ von himmlischer Art und Adel/ damit sonderlich vorzeiten der Hohepriester ge- zieret gewest bey den Egyptiern; der trug am Halß ein Saphirnes Bild/ Ael. l. 14. hist. c. 34.welches Veritas genant war/ wie AElianus bezeuget. Daher noch heutigs Tages der Römische Papst seinen Creaturen den Cardinälen/ wann er sie creirt/ einen Saphir zusendet/ und damit sie unter andern investirt und einweyhet. Dadurch ist angedeutet Dei immensitas, die Vnmäßligkeit Gottes; dann Himmelblau ist nichts anders als die Hoheit und Tieffe des allerhöhesten Liechts/ an welchem dem Menschen das Gesicht verge- het: Wie nicht weniger divinae majestatis serenitas & pulchritudo, der Glantz/ Schön- und Klarheit der Göttlichen Majestät.
III. Fructus visionis,Die Frucht solcher Schauung; Ps. 27, 4.Jn dem Hebreischen stehet das Wort [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen], das heisset/ mit sonderbarer Freud und Wonne und Belustigung etwas anschauen/ Ps. 27. Solche Freude haben sie bezeuget mit dem Opffermahl/ so sie alßbald darauff ge- halten/ so gar hat ihnen der sonst schröckliche und unerträgliche Anblick Gottes nicht geschadet/ daß sie sich viel mehr darüber erfreuet/ gleichsam als
die
Die Neun und Viertzigſte (Fuͤnffte)
Verſoͤhn-Opffers Jeſu Chriſti ſie außgeſoͤhnet/ ſo tretten ſie getroſt herzu/ und geſchicht ihnen kein Leid. Er ließ ſeine Hand nicht uͤber ſie ſc. zu ſchaͤdigen/ dann in ſolchem Verſtande wird die phraſis und Art zu reden Gen. 37, 22.auch anderswo geleſen Gen. 37. Vergieſſet nicht Blut/ ſondern werffet ihn in die Gruben die in der Wůſten iſt/ und legt die Pſ. 138, 7. 1. Sam. 24, 7.Hand nicht an ihn. Pſal. 138. Du ſtreckeſt deine Hand uͤber den Zorn meiner Feinde. 1. Sam. 24. ſpricht David: Das laſſe der HErr ferne von mir ſeyn/ daß ich das thun ſolte/ und mei- ne Hand legen an meinen HErren. Er ſchroͤcket ſie nicht mit Donner und Blitz/ wie zuvor das Volck erſchroͤckt wurde.
II. Majeſtas apparitionis,Die Majeſtaͤtiſche Erſchei- nung/ in welcher Er geſehen worden; die war nun gantz Majeſtaͤtiſch und darzu lieblich und holdſeelig. Ob der Sohn Gottes/ wie ſonſt mehr- mahl geſchehen/ in gantzer menſchlicher Geſtalt erſchienen/ das meldet Mo- ſes nicht; Allein gedencket er der Fuͤſſe; zeiget damit an/ daß ſie ihn nicht à priori und von fornen/ ſondern à poſteriori und hinden her geſehen/ und zwar die jenige Perſon/ die mit der Zeit Fuͤſſe und andere menſchliche Gliedmaſſen an ſich nehmen werde. Darneben wird gedacht eines Ma- jeſtaͤtiſchen Fuß-Schemel/ von Saphir/ ſo ſchoͤn/ wie das ezem corpus cœleſte, der Saphirne Himmel wanns klar iſt. Saphir iſt ein koͤſtlicher Edelgeſtein Himmelblauer Farb/ zwitzert von guͤldenen Dipfflen/ von himmliſcher Art und Adel/ damit ſonderlich vorzeiten der Hoheprieſter ge- zieret geweſt bey den Egyptiern; der trug am Halß ein Saphirnes Bild/ Ael. l. 14. hiſt. c. 34.welches Veritas genant war/ wie Ælianus bezeuget. Daher noch heutigs Tages der Roͤmiſche Papſt ſeinen Creaturen den Cardinaͤlen/ wann er ſie creirt/ einen Saphir zuſendet/ und damit ſie unter andern inveſtirt und einweyhet. Dadurch iſt angedeutet Dei immenſitas, die Vnmaͤßligkeit Gottes; dann Himmelblau iſt nichts anders als die Hoheit und Tieffe des allerhoͤheſten Liechts/ an welchem dem Menſchen das Geſicht verge- het: Wie nicht weniger divinæ majeſtatis ſerenitas & pulchritudo, der Glantz/ Schoͤn- und Klarheit der Goͤttlichen Majeſtaͤt.
III. Fructus viſionis,Die Frucht ſolcher Schauung; Pſ. 27, 4.Jn dem Hebreiſchen ſtehet das Wort [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen], das heiſſet/ mit ſonderbarer Freud und Wonne und Beluſtigung etwas anſchauen/ Pſ. 27. Solche Freude haben ſie bezeuget mit dem Opffermahl/ ſo ſie alßbald darauff ge- halten/ ſo gar hat ihnen der ſonſt ſchroͤckliche und unertraͤgliche Anblick Gottes nicht geſchadet/ daß ſie ſich viel mehr daruͤber erfreuet/ gleichſam als
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Die Neun und Viertzigſte (Fuͤnffte)
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und geſchicht ihnen kein Leid. Er ließ ſeine Hand nicht uͤber ſie ſc. zu
ſchaͤdigen/ dann in ſolchem Verſtande wird die phraſis und Art zu reden
auch anderswo geleſen Gen. 37. Vergieſſet nicht Blut/ ſondern
werffet ihn in die Gruben die in der Wůſten iſt/ und legt die
Hand nicht an ihn. Pſal. 138. Du ſtreckeſt deine Hand uͤber
den Zorn meiner Feinde. 1. Sam. 24. ſpricht David: Das laſſe
der HErr ferne von mir ſeyn/ daß ich das thun ſolte/ und mei-
ne Hand legen an meinen HErren. Er ſchroͤcket ſie nicht mit
Donner und Blitz/ wie zuvor das Volck erſchroͤckt wurde.
Gen. 37, 22.
Pſ. 138, 7.
1. Sam. 24,
7.
II. Majeſtas apparitionis, Die Majeſtaͤtiſche Erſchei-
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und zwar die jenige Perſon/ die mit der Zeit Fuͤſſe und andere menſchliche
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jeſtaͤtiſchen Fuß-Schemel/ von Saphir/ ſo ſchoͤn/ wie das ezem corpus
cœleſte, der Saphirne Himmel wanns klar iſt. Saphir iſt ein koͤſtlicher
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welches Veritas genant war/ wie Ælianus bezeuget. Daher noch heutigs
Tages der Roͤmiſche Papſt ſeinen Creaturen den Cardinaͤlen/ wann er ſie
creirt/ einen Saphir zuſendet/ und damit ſie unter andern inveſtirt und
einweyhet. Dadurch iſt angedeutet Dei immenſitas, die Vnmaͤßligkeit
Gottes; dann Himmelblau iſt nichts anders als die Hoheit und Tieffe
des allerhoͤheſten Liechts/ an welchem dem Menſchen das Geſicht verge-
het: Wie nicht weniger divinæ majeſtatis ſerenitas & pulchritudo, der
Glantz/ Schoͤn- und Klarheit der Goͤttlichen Majeſtaͤt.
Ael. l. 14.
hiſt. c. 34.
III. Fructus viſionis, Die Frucht ſolcher Schauung;
Jn dem Hebreiſchen ſtehet das Wort ___, das heiſſet/ mit ſonderbarer
Freud und Wonne und Beluſtigung etwas anſchauen/ Pſ. 27. Solche
Freude haben ſie bezeuget mit dem Opffermahl/ ſo ſie alßbald darauff ge-
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Gottes nicht geſchadet/ daß ſie ſich viel mehr daruͤber erfreuet/ gleichſam als
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Pſ. 27, 4.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/632>, abgerufen am 29.11.2024.
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